Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. I. Satz 13. " Im Neuen Testament, da der Sohn vom" Himmel redet, und uns die heilige Schrift " exegesirt, nennet Er den GOtt Abraham, " Isaac und Jacob den Vater, den Sohn, " und den heiligen Geist. Der Name des " allwaltenden GOttes, (unausgelegt,) " bringt nichts, als Furcht und Respect, wo " er nach dem Gesetz (welches noch darzu Zorn " und Bitterkeit anrichtet) betrachtet wird. " Wenn wir Ihn aber in dem Evangelio nen- " nen hören, da haben wir Ihn, als einen " lieben Vater, und Bruder, und Mutter, " und vergessen das Ens entium, das uns, " als Staüblein vor der Sonne, daher zit- " tern machte; aber nichts fassliches, liebrei- " ches oder inniges in sich hielte." Hernach ist diese Lehre erst ganz in ihre neue Form ge- kommen, wie wir im 6, 10, 11, und 12ten Satze gesehen haben, und weiter in der drit- ten und vierten Rede vom Jahr 1747, am ei- gentlichsten aber im zweyten Discours über die A. C. zu sehen ist. § 71. Oft rühmet der Ordinarius, daß er da und
Theil I. Cap. I. Satz 13. ” Im Neuen Teſtament, da der Sohn vom” Himmel redet, und uns die heilige Schrift ” exegeſirt, nennet Er den GOtt Abraham, ” Iſaac und Jacob den Vater, den Sohn, ” und den heiligen Geiſt. Der Name des ” allwaltenden GOttes, (unausgelegt,) ” bringt nichts, als Furcht und Reſpect, wo ” er nach dem Geſetz (welches noch darzu Zorn ” und Bitterkeit anrichtet) betrachtet wird. ” Wenn wir Ihn aber in dem Evangelio nen- ” nen hoͤren, da haben wir Ihn, als einen ” lieben Vater, und Bruder, und Mutter, ” und vergeſſen das Ens entium, das uns, ” als Stauͤblein vor der Sonne, daher zit- ” tern machte; aber nichts faſſliches, liebrei- ” ches oder inniges in ſich hielte.” Hernach iſt dieſe Lehre erſt ganz in ihre neue Form ge- kommen, wie wir im 6, 10, 11, und 12ten Satze geſehen haben, und weiter in der drit- ten und vierten Rede vom Jahr 1747, am ei- gentlichſten aber im zweyten Diſcours uͤber die A. C. zu ſehen iſt. § 71. Oft ruͤhmet der Ordinarius, daß er da und
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Theil I. Cap. I. Satz 13.
” Im Neuen Teſtament, da der Sohn vom
” Himmel redet, und uns die heilige Schrift
” exegeſirt, nennet Er den GOtt Abraham,
” Iſaac und Jacob den Vater, den Sohn,
” und den heiligen Geiſt. Der Name des
” allwaltenden GOttes, (unausgelegt,)
” bringt nichts, als Furcht und Reſpect, wo
” er nach dem Geſetz (welches noch darzu Zorn
” und Bitterkeit anrichtet) betrachtet wird.
” Wenn wir Ihn aber in dem Evangelio nen-
” nen hoͤren, da haben wir Ihn, als einen
” lieben Vater, und Bruder, und Mutter,
” und vergeſſen das Ens entium, das uns,
” als Stauͤblein vor der Sonne, daher zit-
” tern machte; aber nichts faſſliches, liebrei-
” ches oder inniges in ſich hielte.” Hernach
iſt dieſe Lehre erſt ganz in ihre neue Form ge-
kommen, wie wir im 6, 10, 11, und 12ten
Satze geſehen haben, und weiter in der drit-
ten und vierten Rede vom Jahr 1747, am ei-
gentlichſten aber im zweyten Diſcours uͤber die
A. C. zu ſehen iſt.
§ 71.
Oft ruͤhmet der Ordinarius, daß er da
und dort in der Lehre fuͤr richtig erkannt wor-
den ſey: oft klagt er, daß er doch keine genug-
ſame Unterſuchung erhalten koͤnne. Hat man
es ihm aber an irgend einem Orte gut geheiſ-
ſen, oder wird man es ihm jemals irgendwo
gut heiſſen, daß er dem Vater das Werk der
Schoͤpfung abſpricht, als welcher miniſtrirt
und
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