unter dem Vorwand, es sey Ehre genug vor Ihn, daß Er des grossen Schöpfers eigener und einiger Sohn sey? Wie er antworten könnte, so soll ihm hiemit geantwortet seyn.
§ 53.
Daß der Heiland, und nicht sein Vater, directe unser Vater sey, ist ein offenbarer Widerspruch gegen so viele Zeugnisse der Schrift, da wir, die Glaubigen, GOttes Kinder, GOttes Söhne, und Christi Brü- der und Miterben genennet werden. Kein Vater sagt zu seinen Kindern, Meine Brü- der: Christus aber redet oft von seinen Brü- dern, und das viel eigentlicher, als wann er sie bisweilen Kinder nennet. Man erwege Ebr. 2, 10-17. wo beederley Namen durch- einander vorkommen. Das muß ja eine aus- schweifende Lehre seyn, die den Ordinarium nöthiget, zu sagen, was niemand sagt, und zu laügnen, was niemand laügnet.
Der 11 Satz. Auch von dem Sohn ist bey der so genannten Brüdergemeine die Lehre nicht lauter.
§ 54.
Anfänglich scheinet es, der Ordinarius trei- be die Ehre des Heilandes aufs höchste, wie er sich denn auch rühmet, daß die Feinde
der
D 3
Von dem Vater.
unter dem Vorwand, es ſey Ehre genug vor Ihn, daß Er des groſſen Schoͤpfers eigener und einiger Sohn ſey? Wie er antworten koͤnnte, ſo ſoll ihm hiemit geantwortet ſeyn.
§ 53.
Daß der Heiland, und nicht ſein Vater, directe unſer Vater ſey, iſt ein offenbarer Widerſpruch gegen ſo viele Zeugniſſe der Schrift, da wir, die Glaubigen, GOttes Kinder, GOttes Soͤhne, und Chriſti Bruͤ- der und Miterben genennet werden. Kein Vater ſagt zu ſeinen Kindern, Meine Bruͤ- der: Chriſtus aber redet oft von ſeinen Bruͤ- dern, und das viel eigentlicher, als wann er ſie bisweilen Kinder nennet. Man erwege Ebr. 2, 10-17. wo beederley Namen durch- einander vorkommen. Das muß ja eine aus- ſchweifende Lehre ſeyn, die den Ordinarium noͤthiget, zu ſagen, was niemand ſagt, und zu lauͤgnen, was niemand lauͤgnet.
Der 11 Satz. Auch von dem Sohn iſt bey der ſo genannten Bruͤdergemeine die Lehre nicht lauter.
§ 54.
Anfaͤnglich ſcheinet es, der Ordinarius trei- be die Ehre des Heilandes aufs hoͤchſte, wie er ſich denn auch ruͤhmet, daß die Feinde
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Von dem Vater.
unter dem Vorwand, es ſey Ehre genug vor
Ihn, daß Er des groſſen Schoͤpfers eigener
und einiger Sohn ſey? Wie er antworten
koͤnnte, ſo ſoll ihm hiemit geantwortet ſeyn.
§ 53.
Daß der Heiland, und nicht ſein Vater,
directe unſer Vater ſey, iſt ein offenbarer
Widerſpruch gegen ſo viele Zeugniſſe der
Schrift, da wir, die Glaubigen, GOttes
Kinder, GOttes Soͤhne, und Chriſti Bruͤ-
der und Miterben genennet werden. Kein
Vater ſagt zu ſeinen Kindern, Meine Bruͤ-
der: Chriſtus aber redet oft von ſeinen Bruͤ-
dern, und das viel eigentlicher, als wann er
ſie bisweilen Kinder nennet. Man erwege
Ebr. 2, 10-17. wo beederley Namen durch-
einander vorkommen. Das muß ja eine aus-
ſchweifende Lehre ſeyn, die den Ordinarium
noͤthiget, zu ſagen, was niemand ſagt, und
zu lauͤgnen, was niemand lauͤgnet.
Der 11 Satz.
Auch von dem Sohn iſt bey der
ſo genannten Bruͤdergemeine die
Lehre nicht lauter.
§ 54.
Anfaͤnglich ſcheinet es, der Ordinarius trei-
be die Ehre des Heilandes aufs hoͤchſte,
wie er ſich denn auch ruͤhmet, daß die Feinde
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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/73>, abgerufen am 16.07.2024.
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