Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Von der H. Schrift. dasselbe für gut und wahr anzunehmen undauszugeben, und sich nicht davon bringen läs- set, nur darum, und eben darum, weil ihm so ist, weil solches sein Plaisir ist, weil es nichts anders aufkommen lassen, sondern in seinem Beginnen ruhig und unbeschryen fortfahren will. Vergl. Jer. 44, 17. Solcher Herzens- Dünkel hat in Sachen den Gottesdienst be- treffend zu allen Zeiten unsäglich viel Unheil nach sich gezogen, und hat sich doch immer zu schmücken getrachtet. § 30. Nun wird bey der neumährischen Ge- Herz
Von der H. Schrift. daſſelbe fuͤr gut und wahr anzunehmen undauszugeben, und ſich nicht davon bringen laͤſ- ſet, nur darum, und eben darum, weil ihm ſo iſt, weil ſolches ſein Plaiſir iſt, weil es nichts anders aufkommen laſſen, ſondern in ſeinem Beginnen ruhig und unbeſchryen fortfahren will. Vergl. Jer. 44, 17. Solcher Herzens- Duͤnkel hat in Sachen den Gottesdienſt be- treffend zu allen Zeiten unſaͤglich viel Unheil nach ſich gezogen, und hat ſich doch immer zu ſchmuͤcken getrachtet. § 30. Nun wird bey der neumaͤhriſchen Ge- Herz
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0049" n="29"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Von der H. Schrift.</hi></fw><lb/> daſſelbe fuͤr gut und wahr anzunehmen und<lb/> auszugeben, und ſich nicht davon bringen laͤſ-<lb/> ſet, nur darum, und eben darum, <hi rendition="#fr">weil ihm<lb/> ſo iſt,</hi> weil ſolches ſein <hi rendition="#aq">Plaiſir</hi> iſt, weil es nichts<lb/> anders aufkommen laſſen, ſondern in ſeinem<lb/> Beginnen ruhig und unbeſchryen fortfahren<lb/> will. Vergl. Jer. 44, 17. Solcher <hi rendition="#fr">Herzens-<lb/> Duͤnkel</hi> hat in Sachen den Gottesdienſt be-<lb/> treffend zu allen Zeiten unſaͤglich viel Unheil<lb/> nach ſich gezogen, und hat ſich doch immer zu<lb/> ſchmuͤcken getrachtet.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>§ 30.</head><lb/> <p>Nun wird bey der neumaͤhriſchen Ge-<lb/> meine alles auf das Herz gefuͤhret, und zugleich<lb/> das noch ſo billige Mistrauen gegen das Herz<lb/> gedaͤmpfet, dahingegen auch im N. T. das<lb/> Herz fuͤr ſich kein gutes Lob hat. Matth. 15,<lb/> 19. 18, 35. Luc. 21, 34. 24, 38. Joh. 16, 6.<lb/> Roͤm. 16, 18. Jac. 1, 26. 3, 14. 4, 8. Das<lb/> natuͤrliche <hi rendition="#fr">Verderben</hi> des menſchlichen <hi rendition="#fr">Her-<lb/> zens</hi> iſt ihrem Meiſter nie recht offenbar wor-<lb/> den: und deswegen iſt ihm auch die gruͤndli-<lb/> che <hi rendition="#fr">Herzens-Cur</hi> etwas fremdes. Jenes ſu-<lb/> chet er nur in denen <hi rendition="#fr">Auſſenwerkern;</hi> und ſo<lb/> gar in der Rede uͤber die Worte, <hi rendition="#fr">O ihr tho-<lb/> ren und traͤges Herzens,</hi> Luc. 24, 25. gedenket<lb/> er oft der <hi rendition="#fr">Traͤgheit</hi> ſchlechthin, und kan es<lb/> nicht uͤber ſein Herz bringen, daß er dem<lb/> HErrn JEſu zu folge ſagte, <hi rendition="#fr">Traͤgheit des<lb/> Herzens.</hi> Wann er von der Beſſerung re-<lb/> det, ſo gehet bey ihm ſolches Werk nur <hi rendition="#fr">ums</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Herz</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0049]
Von der H. Schrift.
daſſelbe fuͤr gut und wahr anzunehmen und
auszugeben, und ſich nicht davon bringen laͤſ-
ſet, nur darum, und eben darum, weil ihm
ſo iſt, weil ſolches ſein Plaiſir iſt, weil es nichts
anders aufkommen laſſen, ſondern in ſeinem
Beginnen ruhig und unbeſchryen fortfahren
will. Vergl. Jer. 44, 17. Solcher Herzens-
Duͤnkel hat in Sachen den Gottesdienſt be-
treffend zu allen Zeiten unſaͤglich viel Unheil
nach ſich gezogen, und hat ſich doch immer zu
ſchmuͤcken getrachtet.
§ 30.
Nun wird bey der neumaͤhriſchen Ge-
meine alles auf das Herz gefuͤhret, und zugleich
das noch ſo billige Mistrauen gegen das Herz
gedaͤmpfet, dahingegen auch im N. T. das
Herz fuͤr ſich kein gutes Lob hat. Matth. 15,
19. 18, 35. Luc. 21, 34. 24, 38. Joh. 16, 6.
Roͤm. 16, 18. Jac. 1, 26. 3, 14. 4, 8. Das
natuͤrliche Verderben des menſchlichen Her-
zens iſt ihrem Meiſter nie recht offenbar wor-
den: und deswegen iſt ihm auch die gruͤndli-
che Herzens-Cur etwas fremdes. Jenes ſu-
chet er nur in denen Auſſenwerkern; und ſo
gar in der Rede uͤber die Worte, O ihr tho-
ren und traͤges Herzens, Luc. 24, 25. gedenket
er oft der Traͤgheit ſchlechthin, und kan es
nicht uͤber ſein Herz bringen, daß er dem
HErrn JEſu zu folge ſagte, Traͤgheit des
Herzens. Wann er von der Beſſerung re-
det, ſo gehet bey ihm ſolches Werk nur ums
Herz
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |