Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. Cap. III. Satz 28.
fenbarung wird viel gutes, und zwischen dem
guten viel böses gemeldet, welches man neu-
mährischer Seits nicht unterscheiden kan, da
man das Geheimniß GOttes und dessen Voll-
endung dahin gestellt seyn lässet, und sich gegen
die wahre Auslegung ausdrücklich mit aller
Macht setzet.
Wir aber wollen sothanen
Unterscheid, in Absicht auf die neumährische
Kirchensache, erforschen.

§ 192.

Das Weib, so den Nationen-Hirten ge-
bar, hat eine Nahrung in der Wüsten: und
an solcher Nahrung hat zu unsern Zeiten die
protestantische Kirche den grössten Theil, wie
bey andern Gelegenheiten dargethan worden
ist. Ich sage es ohne sectirischen Eifer: Die
Reformation ist und bleibt der Haupt-Perio-
dus
der Christlichen Kirche im Abendland,
von Lutheri Auftrit an, bis zum Ende der
vierthalb Zeiten des Weibes in der Wüsten.
Mittler Zeit sind alle Erweckungen besondere
Stücke, grösser oder kleiner, besser oder schlech-
ter, von mehr oder weniger Dauer. Für
Herrnhut findet sich kein besonderer Horosco-
pus:
es hätte froh seyn sollen, die Gemein-
schaft mit der Augspurgischen Confession gründ-
lich und lauterlich, redlich und bescheidentlich
zu behaupten, und sich nicht in die neuere Weit-
läuffigkeiten unter dem Vorwand eines eige-
nen Periodi zu vergeilen. Wir gehen weiter.


Der

Theil I. Cap. III. Satz 28.
fenbarung wird viel gutes, und zwiſchen dem
guten viel boͤſes gemeldet, welches man neu-
maͤhriſcher Seits nicht unterſcheiden kan, da
man das Geheimniß GOttes und deſſen Voll-
endung dahin geſtellt ſeyn laͤſſet, und ſich gegen
die wahre Auslegung ausdruͤcklich mit aller
Macht ſetzet.
Wir aber wollen ſothanen
Unterſcheid, in Abſicht auf die neumaͤhriſche
Kirchenſache, erforſchen.

§ 192.

Das Weib, ſo den Nationen-Hirten ge-
bar, hat eine Nahrung in der Wuͤſten: und
an ſolcher Nahrung hat zu unſern Zeiten die
proteſtantiſche Kirche den groͤſſten Theil, wie
bey andern Gelegenheiten dargethan worden
iſt. Ich ſage es ohne ſectiriſchen Eifer: Die
Reformation iſt und bleibt der Haupt-Perio-
dus
der Chriſtlichen Kirche im Abendland,
von Lutheri Auftrit an, bis zum Ende der
vierthalb Zeiten des Weibes in der Wuͤſten.
Mittler Zeit ſind alle Erweckungen beſondere
Stuͤcke, groͤſſer oder kleiner, beſſer oder ſchlech-
ter, von mehr oder weniger Dauer. Fuͤr
Herrnhut findet ſich kein beſonderer Horoſco-
pus:
es haͤtte froh ſeyn ſollen, die Gemein-
ſchaft mit der Augſpurgiſchen Confeſſion gruͤnd-
lich und lauterlich, redlich und beſcheidentlich
zu behaupten, und ſich nicht in die neuere Weit-
laͤuffigkeiten unter dem Vorwand eines eige-
nen Periodi zu vergeilen. Wir gehen weiter.


Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0250" n="230"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Satz</hi> 28.</fw><lb/>
fenbarung wird viel gutes, und zwi&#x017F;chen dem<lb/>
guten viel bo&#x0364;&#x017F;es gemeldet, welches man neu-<lb/>
ma&#x0364;hri&#x017F;cher Seits nicht unter&#x017F;cheiden kan, da<lb/>
man das Geheimniß GOttes und de&#x017F;&#x017F;en Voll-<lb/>
endung dahin ge&#x017F;tellt &#x017F;eyn la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, und &#x017F;ich gegen<lb/>
die wahre Auslegung ausdru&#x0364;cklich <hi rendition="#fr">mit aller<lb/>
Macht &#x017F;etzet.</hi> Wir aber wollen &#x017F;othanen<lb/>
Unter&#x017F;cheid, in Ab&#x017F;icht auf die neuma&#x0364;hri&#x017F;che<lb/>
Kirchen&#x017F;ache, erfor&#x017F;chen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§ 192.</head><lb/>
                <p>Das Weib, &#x017F;o den Nationen-Hirten ge-<lb/>
bar, hat eine Nahrung in der Wu&#x0364;&#x017F;ten: und<lb/>
an &#x017F;olcher Nahrung hat zu un&#x017F;ern Zeiten die<lb/>
prote&#x017F;tanti&#x017F;che Kirche den gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ten Theil, wie<lb/>
bey andern Gelegenheiten dargethan worden<lb/>
i&#x017F;t. Ich &#x017F;age es ohne &#x017F;ectiri&#x017F;chen Eifer: Die<lb/>
Reformation i&#x017F;t und bleibt der Haupt-<hi rendition="#aq">Perio-<lb/>
dus</hi> der Chri&#x017F;tlichen Kirche im Abendland,<lb/>
von Lutheri Auftrit an, bis zum Ende <hi rendition="#fr">der</hi><lb/>
vierthalb Zeiten des Weibes in der Wu&#x0364;&#x017F;ten.<lb/>
Mittler Zeit &#x017F;ind alle Erweckungen be&#x017F;ondere<lb/>
Stu&#x0364;cke, gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er oder kleiner, be&#x017F;&#x017F;er oder &#x017F;chlech-<lb/>
ter, von mehr oder weniger Dauer. Fu&#x0364;r<lb/>
Herrnhut findet &#x017F;ich kein be&#x017F;onderer <hi rendition="#aq">Horo&#x017F;co-<lb/>
pus:</hi> es ha&#x0364;tte froh &#x017F;eyn &#x017F;ollen, die Gemein-<lb/>
&#x017F;chaft mit der Aug&#x017F;purgi&#x017F;chen Confe&#x017F;&#x017F;ion gru&#x0364;nd-<lb/>
lich und lauterlich, redlich und be&#x017F;cheidentlich<lb/>
zu behaupten, und &#x017F;ich nicht in die neuere Weit-<lb/>
la&#x0364;uffigkeiten unter dem Vorwand eines eige-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Periodi</hi> zu vergeilen. Wir gehen weiter.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#in">D</hi>er</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0250] Theil I. Cap. III. Satz 28. fenbarung wird viel gutes, und zwiſchen dem guten viel boͤſes gemeldet, welches man neu- maͤhriſcher Seits nicht unterſcheiden kan, da man das Geheimniß GOttes und deſſen Voll- endung dahin geſtellt ſeyn laͤſſet, und ſich gegen die wahre Auslegung ausdruͤcklich mit aller Macht ſetzet. Wir aber wollen ſothanen Unterſcheid, in Abſicht auf die neumaͤhriſche Kirchenſache, erforſchen. § 192. Das Weib, ſo den Nationen-Hirten ge- bar, hat eine Nahrung in der Wuͤſten: und an ſolcher Nahrung hat zu unſern Zeiten die proteſtantiſche Kirche den groͤſſten Theil, wie bey andern Gelegenheiten dargethan worden iſt. Ich ſage es ohne ſectiriſchen Eifer: Die Reformation iſt und bleibt der Haupt-Perio- dus der Chriſtlichen Kirche im Abendland, von Lutheri Auftrit an, bis zum Ende der vierthalb Zeiten des Weibes in der Wuͤſten. Mittler Zeit ſind alle Erweckungen beſondere Stuͤcke, groͤſſer oder kleiner, beſſer oder ſchlech- ter, von mehr oder weniger Dauer. Fuͤr Herrnhut findet ſich kein beſonderer Horoſco- pus: es haͤtte froh ſeyn ſollen, die Gemein- ſchaft mit der Augſpurgiſchen Confeſſion gruͤnd- lich und lauterlich, redlich und beſcheidentlich zu behaupten, und ſich nicht in die neuere Weit- laͤuffigkeiten unter dem Vorwand eines eige- nen Periodi zu vergeilen. Wir gehen weiter. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/250
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/250>, abgerufen am 21.12.2024.