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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Walzwerke.
Druckkolben von mehr als 1 m Durchmesser und übt bei der Maximal-
pressung von 600 kg auf den Quadratcentimeter einen Druck von
5000 Tonnen aus. Die Presse macht etwa 12 Hübe in der Minute.
Das lautlose, stossfreie Arbeiten des riesigen Werkzeuges und die
Leichtigkeit der Steuerung durch Umstellen der Hähne sind über-
raschend. Die Presse ist mit einem Akkumulator, bei dem die Druck-
last auf drei Cylinder verteilt ist, verbunden. Durch eine sinnreiche
Steuerung kann der Druck entweder nur auf den Mittelkolben wirken,
oder auf die beiden Seitenkolben oder auf die drei Kolben zugleich
verteilt werden. Dadurch kann der erzeugte Druck 600, 300 oder
200 Atmosphären und die Kraft der Presse 5000, 2500 oder
1750 Tonnen betragen.

Pressen von ähnlicher Stärke gab es damals bereits in Amerika
in den Bethlehem- und Homestead-Werken. Bethlehem besass 1893
eine Schmiedepresse für 4570 Tonnen Druck und hatte eine für
14225 Tonnen Druck im Bau. Es war dies die grösste Schmiede-
presse der Welt; Homestead besitzt die zweitgrösste für 10160 Tonnen.
Auf dem Kontinent Europas waren 1899 die zwei grössten Pressen
die von der obenerwähnten Firma L. W. Breuer, Schumacher & Co.
in Kalk bei Köln für die Dillinger Hütte und die Obuchowski-Stahl-
werke zu St. Petersburg erbauten zu je 10000 Tonnen Druck 1). Nach
Sir Williams gab es 1899 bereits Pressen von 14000 Tonnen Druck.

Neben diesen Riesenpressen wurden für feinere Arbeiten Schnell-
schmiedepressen erfunden, z. B. von der Märkischen Maschinenbau-
anstalt in Wetter 1894 (D. R. P. Nr. 80945). Eine Schmiedepresse
mit mehreren auswechselbaren Werkzeugen liess sich H. Ehrhardt
in Düsseldorf 1894 patentieren (D. R. P. Nr. 83492). Pressen für hohe
Temperaturen konstruierte A. Dick (D. R. P. Nr. 83388, 83590).
Dampfhydraulische Luppenpressen kamen sogar in Puddelwerken zur
Anwendung, so z. B. die S. 611 abgebildete von Breuer & Schu-
macher
in dem Huldschinskyschen Hüttenwerk in Schlesien 2).

Die Walzwerke.

Wie bei den Hämmern so steigerten sich bei den Walzwerken
die Anforderungen besonders mit den Fortschritten der Flussstahl-
fabrikation. Das harte Metall setzte schon an und für sich der Be-
arbeitung einen grösseren Widerstand entgegen, ausserdem durfte es

1) Siehe Stahl und Eisen 1899, S. 606.
2) Daselbst 1897, S. 257.

Die Walzwerke.
Druckkolben von mehr als 1 m Durchmesser und übt bei der Maximal-
pressung von 600 kg auf den Quadratcentimeter einen Druck von
5000 Tonnen aus. Die Presse macht etwa 12 Hübe in der Minute.
Das lautlose, stoſsfreie Arbeiten des riesigen Werkzeuges und die
Leichtigkeit der Steuerung durch Umstellen der Hähne sind über-
raschend. Die Presse ist mit einem Akkumulator, bei dem die Druck-
last auf drei Cylinder verteilt ist, verbunden. Durch eine sinnreiche
Steuerung kann der Druck entweder nur auf den Mittelkolben wirken,
oder auf die beiden Seitenkolben oder auf die drei Kolben zugleich
verteilt werden. Dadurch kann der erzeugte Druck 600, 300 oder
200 Atmosphären und die Kraft der Presse 5000, 2500 oder
1750 Tonnen betragen.

Pressen von ähnlicher Stärke gab es damals bereits in Amerika
in den Bethlehem- und Homestead-Werken. Bethlehem besaſs 1893
eine Schmiedepresse für 4570 Tonnen Druck und hatte eine für
14225 Tonnen Druck im Bau. Es war dies die gröſste Schmiede-
presse der Welt; Homestead besitzt die zweitgröſste für 10160 Tonnen.
Auf dem Kontinent Europas waren 1899 die zwei gröſsten Pressen
die von der obenerwähnten Firma L. W. Breuer, Schumacher & Co.
in Kalk bei Köln für die Dillinger Hütte und die Obuchowski-Stahl-
werke zu St. Petersburg erbauten zu je 10000 Tonnen Druck 1). Nach
Sir Williams gab es 1899 bereits Pressen von 14000 Tonnen Druck.

Neben diesen Riesenpressen wurden für feinere Arbeiten Schnell-
schmiedepressen erfunden, z. B. von der Märkischen Maschinenbau-
anstalt in Wetter 1894 (D. R. P. Nr. 80945). Eine Schmiedepresse
mit mehreren auswechselbaren Werkzeugen lieſs sich H. Ehrhardt
in Düsseldorf 1894 patentieren (D. R. P. Nr. 83492). Pressen für hohe
Temperaturen konstruierte A. Dick (D. R. P. Nr. 83388, 83590).
Dampfhydraulische Luppenpressen kamen sogar in Puddelwerken zur
Anwendung, so z. B. die S. 611 abgebildete von Breuer & Schu-
macher
in dem Huldschinskyschen Hüttenwerk in Schlesien 2).

Die Walzwerke.

Wie bei den Hämmern so steigerten sich bei den Walzwerken
die Anforderungen besonders mit den Fortschritten der Fluſsstahl-
fabrikation. Das harte Metall setzte schon an und für sich der Be-
arbeitung einen gröſseren Widerstand entgegen, auſserdem durfte es

1) Siehe Stahl und Eisen 1899, S. 606.
2) Daselbst 1897, S. 257.
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[789/0805] Die Walzwerke. Druckkolben von mehr als 1 m Durchmesser und übt bei der Maximal- pressung von 600 kg auf den Quadratcentimeter einen Druck von 5000 Tonnen aus. Die Presse macht etwa 12 Hübe in der Minute. Das lautlose, stoſsfreie Arbeiten des riesigen Werkzeuges und die Leichtigkeit der Steuerung durch Umstellen der Hähne sind über- raschend. Die Presse ist mit einem Akkumulator, bei dem die Druck- last auf drei Cylinder verteilt ist, verbunden. Durch eine sinnreiche Steuerung kann der Druck entweder nur auf den Mittelkolben wirken, oder auf die beiden Seitenkolben oder auf die drei Kolben zugleich verteilt werden. Dadurch kann der erzeugte Druck 600, 300 oder 200 Atmosphären und die Kraft der Presse 5000, 2500 oder 1750 Tonnen betragen. Pressen von ähnlicher Stärke gab es damals bereits in Amerika in den Bethlehem- und Homestead-Werken. Bethlehem besaſs 1893 eine Schmiedepresse für 4570 Tonnen Druck und hatte eine für 14225 Tonnen Druck im Bau. Es war dies die gröſste Schmiede- presse der Welt; Homestead besitzt die zweitgröſste für 10160 Tonnen. Auf dem Kontinent Europas waren 1899 die zwei gröſsten Pressen die von der obenerwähnten Firma L. W. Breuer, Schumacher & Co. in Kalk bei Köln für die Dillinger Hütte und die Obuchowski-Stahl- werke zu St. Petersburg erbauten zu je 10000 Tonnen Druck 1). Nach Sir Williams gab es 1899 bereits Pressen von 14000 Tonnen Druck. Neben diesen Riesenpressen wurden für feinere Arbeiten Schnell- schmiedepressen erfunden, z. B. von der Märkischen Maschinenbau- anstalt in Wetter 1894 (D. R. P. Nr. 80945). Eine Schmiedepresse mit mehreren auswechselbaren Werkzeugen lieſs sich H. Ehrhardt in Düsseldorf 1894 patentieren (D. R. P. Nr. 83492). Pressen für hohe Temperaturen konstruierte A. Dick (D. R. P. Nr. 83388, 83590). Dampfhydraulische Luppenpressen kamen sogar in Puddelwerken zur Anwendung, so z. B. die S. 611 abgebildete von Breuer & Schu- macher in dem Huldschinskyschen Hüttenwerk in Schlesien 2). Die Walzwerke. Wie bei den Hämmern so steigerten sich bei den Walzwerken die Anforderungen besonders mit den Fortschritten der Fluſsstahl- fabrikation. Das harte Metall setzte schon an und für sich der Be- arbeitung einen gröſseren Widerstand entgegen, auſserdem durfte es 1) Siehe Stahl und Eisen 1899, S. 606. 2) Daselbst 1897, S. 257.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/805>, abgerufen am 17.11.2024.