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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Verwendung des Eisens.
Die Verwendung des Eisens.

Die Verwendung des Eisens hat entsprechend der steigenden
Erzeugung in diesem Zeitabschnitt eine grosse Zunahme erfahren.
Hervorzuheben ist die vermehrte Anwendung im Eisenbahnbau, Schiffs-
bau, Brückenbau, Häuserbau, als Kriegsmaterial und im Maschinen-
bau, wobei besonders der Bau von Elektromotoren und elektrischen
Bahnen als etwas Neues zu nennen ist. Die Zunahme der Ver-
wendung des Eisens fällt fast ausschliesslich dem Flusseisen zu,
welches in dem Wettkampf mit dem Schweisseisen den Sieg errang,
ganz besonders seit Einführung des basischen Verfahrens, wodurch man
sowohl beim Thomasieren als beim basischen Martinieren ein weiches
Flusseisen erhielt, das dem Schweisseisen in vieler Hinsicht überlegen
war. Es fand aber nicht nur ein Wettkampf zwischen Schweisseisen
und Flusseisen, sondern auch ein solcher zwischen den Flusseisen-
sorten untereinander, besonders zwischen Bessemer-, Thomas- und
Martinstahl statt. Dabei hat im allgemeinen der Bessemerstahl
sich da siegreich behauptet, wo hartes Material verlangt wird, wie
namentlich für Eisenbahnschienen, Maschinenteile, die auf Reibung
in Anspruch genommen werden, wie Achsen, Gleitbacken u. s. w.
Thomaseisen hat sich mehr bewährt für weiches Material, für Draht,
Blech und Faconeisen. Martinflusseisen eignet sich in erster Linie
zum Vergiessen, für Stahlgussstücke, sodann für sehr grosse Gegen-
stände, wie besonders Panzerplatten, schwere Schiffskanonen, im
übrigen kann es aber, soweit es die Herstellungskosten gestatten, zu
allen Zwecken verwendet werden, da man es bei diesem Betrieb am
meisten in der Hand hat, nach Belieben ein härteres oder weicheres
Material zu erzeugen.

Diese allgemeinen Angaben werden eingeschränkt durch die lokalen
Verhältnisse, so ist z. B. in Deutschland, dessen Erze meist phosphor-
haltig sind, die Erzeugung und Verwendung von Bessemerstahl sehr
zurückgegangen.

Einige kurze Bemerkungen über die Fortschritte in der Ver-
wendung des Flusseisens dürften hier noch angebracht sein.

Im Civilbau war Flusseisen früh benutzt worden, wenn auch
anfangs nur in sehr beschränktem Masse. 1863 hatte man in
London angefangen, Bessemerstahl bei der Konstruktion von Brücken
für Strassenbahnen zu verwenden; bald darauf geschah dasselbe in
Holland in den Städten Limburg und Mastricht. 1864 erbaute

Die Verwendung des Eisens.
Die Verwendung des Eisens.

Die Verwendung des Eisens hat entsprechend der steigenden
Erzeugung in diesem Zeitabschnitt eine groſse Zunahme erfahren.
Hervorzuheben ist die vermehrte Anwendung im Eisenbahnbau, Schiffs-
bau, Brückenbau, Häuserbau, als Kriegsmaterial und im Maschinen-
bau, wobei besonders der Bau von Elektromotoren und elektrischen
Bahnen als etwas Neues zu nennen ist. Die Zunahme der Ver-
wendung des Eisens fällt fast ausschlieſslich dem Fluſseisen zu,
welches in dem Wettkampf mit dem Schweiſseisen den Sieg errang,
ganz besonders seit Einführung des basischen Verfahrens, wodurch man
sowohl beim Thomasieren als beim basischen Martinieren ein weiches
Fluſseisen erhielt, das dem Schweiſseisen in vieler Hinsicht überlegen
war. Es fand aber nicht nur ein Wettkampf zwischen Schweiſseisen
und Fluſseisen, sondern auch ein solcher zwischen den Fluſseisen-
sorten untereinander, besonders zwischen Bessemer-, Thomas- und
Martinstahl statt. Dabei hat im allgemeinen der Bessemerstahl
sich da siegreich behauptet, wo hartes Material verlangt wird, wie
namentlich für Eisenbahnschienen, Maschinenteile, die auf Reibung
in Anspruch genommen werden, wie Achsen, Gleitbacken u. s. w.
Thomaseisen hat sich mehr bewährt für weiches Material, für Draht,
Blech und Façoneisen. Martinfluſseisen eignet sich in erster Linie
zum Vergieſsen, für Stahlguſsstücke, sodann für sehr groſse Gegen-
stände, wie besonders Panzerplatten, schwere Schiffskanonen, im
übrigen kann es aber, soweit es die Herstellungskosten gestatten, zu
allen Zwecken verwendet werden, da man es bei diesem Betrieb am
meisten in der Hand hat, nach Belieben ein härteres oder weicheres
Material zu erzeugen.

Diese allgemeinen Angaben werden eingeschränkt durch die lokalen
Verhältnisse, so ist z. B. in Deutschland, dessen Erze meist phosphor-
haltig sind, die Erzeugung und Verwendung von Bessemerstahl sehr
zurückgegangen.

Einige kurze Bemerkungen über die Fortschritte in der Ver-
wendung des Fluſseisens dürften hier noch angebracht sein.

Im Civilbau war Fluſseisen früh benutzt worden, wenn auch
anfangs nur in sehr beschränktem Maſse. 1863 hatte man in
London angefangen, Bessemerstahl bei der Konstruktion von Brücken
für Straſsenbahnen zu verwenden; bald darauf geschah dasselbe in
Holland in den Städten Limburg und Mastricht. 1864 erbaute

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[752/0768] Die Verwendung des Eisens. Die Verwendung des Eisens. Die Verwendung des Eisens hat entsprechend der steigenden Erzeugung in diesem Zeitabschnitt eine groſse Zunahme erfahren. Hervorzuheben ist die vermehrte Anwendung im Eisenbahnbau, Schiffs- bau, Brückenbau, Häuserbau, als Kriegsmaterial und im Maschinen- bau, wobei besonders der Bau von Elektromotoren und elektrischen Bahnen als etwas Neues zu nennen ist. Die Zunahme der Ver- wendung des Eisens fällt fast ausschlieſslich dem Fluſseisen zu, welches in dem Wettkampf mit dem Schweiſseisen den Sieg errang, ganz besonders seit Einführung des basischen Verfahrens, wodurch man sowohl beim Thomasieren als beim basischen Martinieren ein weiches Fluſseisen erhielt, das dem Schweiſseisen in vieler Hinsicht überlegen war. Es fand aber nicht nur ein Wettkampf zwischen Schweiſseisen und Fluſseisen, sondern auch ein solcher zwischen den Fluſseisen- sorten untereinander, besonders zwischen Bessemer-, Thomas- und Martinstahl statt. Dabei hat im allgemeinen der Bessemerstahl sich da siegreich behauptet, wo hartes Material verlangt wird, wie namentlich für Eisenbahnschienen, Maschinenteile, die auf Reibung in Anspruch genommen werden, wie Achsen, Gleitbacken u. s. w. Thomaseisen hat sich mehr bewährt für weiches Material, für Draht, Blech und Façoneisen. Martinfluſseisen eignet sich in erster Linie zum Vergieſsen, für Stahlguſsstücke, sodann für sehr groſse Gegen- stände, wie besonders Panzerplatten, schwere Schiffskanonen, im übrigen kann es aber, soweit es die Herstellungskosten gestatten, zu allen Zwecken verwendet werden, da man es bei diesem Betrieb am meisten in der Hand hat, nach Belieben ein härteres oder weicheres Material zu erzeugen. Diese allgemeinen Angaben werden eingeschränkt durch die lokalen Verhältnisse, so ist z. B. in Deutschland, dessen Erze meist phosphor- haltig sind, die Erzeugung und Verwendung von Bessemerstahl sehr zurückgegangen. Einige kurze Bemerkungen über die Fortschritte in der Ver- wendung des Fluſseisens dürften hier noch angebracht sein. Im Civilbau war Fluſseisen früh benutzt worden, wenn auch anfangs nur in sehr beschränktem Maſse. 1863 hatte man in London angefangen, Bessemerstahl bei der Konstruktion von Brücken für Straſsenbahnen zu verwenden; bald darauf geschah dasselbe in Holland in den Städten Limburg und Mastricht. 1864 erbaute

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/768>, abgerufen am 17.11.2024.