fahrens gebildet, die im Thale von Camonica eine elektrische Schmelz- hütte erbaut hat. Einen Gewinn hat aber die Gesellschaft bis jetzt nicht erzielt, da die Herstellungskosten zu hoch sind.
Trotz des grossen Aufwandes von Geist und Arbeit auf die Ver- besserung des direkten Verfahrens der Eisengewinnung in den letzten 30 Jahren sind die Erfolge doch nur gering gewesen. Dennoch wird diese wichtige Frage, an deren praktische Lösung hervorragende Metallurgen, wie z. B. Jos. von Ehrenwerth, glauben 1), auch in der Zukunft zu immer neuen Versuchen anreizen.
Es scheint sich hierfür sogar bereits ein ganz bestimmter Weg zu zeigen. Es ist dieser die elektrische Eisen- und Stahlgewinnung. Länder, die an natürlichem Brennstoff arm, an Erzen und Wasser- kräften reich sind, haben in erster Linie den Beruf diesen Prozess zu entwickeln. Seit Stassanos2) Vorgehen ist dies kein Traum mehr. Vorläufig ist der Erfolg zwar gering, aber bei den raschen Fortschritten der Elektrotechnik einerseits und bei dem Bedürfnis gewisser erzreicher, brennstoffarmer Gebiete andererseits erscheint die Durchführung, die zunächst allerdings nur von lokaler Bedeutung sein wird, durchaus wahrscheinlich.
Die indirekte Eisenbereitung.
Vorarbeiten.
Das indirekte Verfahren, das Verschmelzen der Erze zu Roheisen und die Umwandlung des letzteren in Schmiedeeisen und Stahl, ist immer noch das unbedingt herrschende. Auf die Ent- wickelung desselben in den letzten 30 Jahren haben die Fortschritte der Flusseisengewinnung, besonders die Erfindung des Thomasprozesses Ende der siebziger Jahre den grössten Einfluss geübt. Die Frage der Entphosphorung des Roheisens stand für die immer wichtiger werdende Flusseisenbereitung im Mittelpunkt des Interesses. Da die meisten Eisenerze phosphorhaltig sind, so war das meiste Roheisen für die Flusseisenerzeugung nach dem damals allein bekannten sauren Verfahren unbrauchbar. Die Abscheidung des Phosphors war dem-
1) Siehe J. v. Ehrenwerth, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Welt- ausstellung in Chicago 1895, S. 83.
2) Siehe Stahl und Eisen 1899, S. 797.
Vorarbeiten zu den Frischprozessen.
fahrens gebildet, die im Thale von Camonica eine elektrische Schmelz- hütte erbaut hat. Einen Gewinn hat aber die Gesellschaft bis jetzt nicht erzielt, da die Herstellungskosten zu hoch sind.
Trotz des groſsen Aufwandes von Geist und Arbeit auf die Ver- besserung des direkten Verfahrens der Eisengewinnung in den letzten 30 Jahren sind die Erfolge doch nur gering gewesen. Dennoch wird diese wichtige Frage, an deren praktische Lösung hervorragende Metallurgen, wie z. B. Jos. von Ehrenwerth, glauben 1), auch in der Zukunft zu immer neuen Versuchen anreizen.
Es scheint sich hierfür sogar bereits ein ganz bestimmter Weg zu zeigen. Es ist dieser die elektrische Eisen- und Stahlgewinnung. Länder, die an natürlichem Brennstoff arm, an Erzen und Wasser- kräften reich sind, haben in erster Linie den Beruf diesen Prozeſs zu entwickeln. Seit Stassanos2) Vorgehen ist dies kein Traum mehr. Vorläufig ist der Erfolg zwar gering, aber bei den raschen Fortschritten der Elektrotechnik einerseits und bei dem Bedürfnis gewisser erzreicher, brennstoffarmer Gebiete andererseits erscheint die Durchführung, die zunächst allerdings nur von lokaler Bedeutung sein wird, durchaus wahrscheinlich.
Die indirekte Eisenbereitung.
Vorarbeiten.
Das indirekte Verfahren, das Verschmelzen der Erze zu Roheisen und die Umwandlung des letzteren in Schmiedeeisen und Stahl, ist immer noch das unbedingt herrschende. Auf die Ent- wickelung desselben in den letzten 30 Jahren haben die Fortschritte der Fluſseisengewinnung, besonders die Erfindung des Thomasprozesses Ende der siebziger Jahre den gröſsten Einfluſs geübt. Die Frage der Entphosphorung des Roheisens stand für die immer wichtiger werdende Fluſseisenbereitung im Mittelpunkt des Interesses. Da die meisten Eisenerze phosphorhaltig sind, so war das meiste Roheisen für die Fluſseisenerzeugung nach dem damals allein bekannten sauren Verfahren unbrauchbar. Die Abscheidung des Phosphors war dem-
1) Siehe J. v. Ehrenwerth, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Welt- ausstellung in Chicago 1895, S. 83.
2) Siehe Stahl und Eisen 1899, S. 797.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0592"n="576"/><fwplace="top"type="header">Vorarbeiten zu den Frischprozessen.</fw><lb/>
fahrens gebildet, die im Thale von Camonica eine elektrische Schmelz-<lb/>
hütte erbaut hat. Einen Gewinn hat aber die Gesellschaft bis jetzt<lb/>
nicht erzielt, da die Herstellungskosten zu hoch sind.</p><lb/><p>Trotz des groſsen Aufwandes von Geist und Arbeit auf die Ver-<lb/>
besserung des direkten Verfahrens der Eisengewinnung in den letzten<lb/>
30 Jahren sind die Erfolge doch nur gering gewesen. Dennoch wird<lb/>
diese wichtige Frage, an deren praktische Lösung hervorragende<lb/>
Metallurgen, wie z. B. <hirendition="#g">Jos. von Ehrenwerth</hi>, glauben <noteplace="foot"n="1)">Siehe J. v. <hirendition="#g">Ehrenwerth</hi>, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Welt-<lb/>
ausstellung in Chicago 1895, S. 83.</note>, auch in der<lb/>
Zukunft zu immer neuen Versuchen anreizen.</p><lb/><p>Es scheint sich hierfür sogar bereits ein ganz bestimmter Weg<lb/>
zu zeigen. Es ist dieser die elektrische Eisen- und Stahlgewinnung.<lb/>
Länder, die an natürlichem Brennstoff arm, an Erzen und Wasser-<lb/>
kräften reich sind, haben in erster Linie den Beruf diesen Prozeſs<lb/>
zu entwickeln. Seit <hirendition="#g">Stassanos</hi><noteplace="foot"n="2)">Siehe Stahl und Eisen 1899, S. 797.</note> Vorgehen ist dies kein Traum<lb/>
mehr. Vorläufig ist der Erfolg zwar gering, aber bei den raschen<lb/>
Fortschritten der Elektrotechnik einerseits und bei dem Bedürfnis<lb/>
gewisser erzreicher, brennstoffarmer Gebiete andererseits erscheint<lb/>
die Durchführung, die zunächst allerdings nur von lokaler Bedeutung<lb/>
sein wird, durchaus wahrscheinlich.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Die indirekte Eisenbereitung.</hi></head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Vorarbeiten.</hi></head><lb/><p>Das <hirendition="#g">indirekte Verfahren</hi>, das Verschmelzen der Erze zu<lb/>
Roheisen und die Umwandlung des letzteren in Schmiedeeisen und<lb/>
Stahl, ist immer noch das unbedingt herrschende. Auf die Ent-<lb/>
wickelung desselben in den letzten 30 Jahren haben die Fortschritte<lb/>
der Fluſseisengewinnung, besonders die Erfindung des Thomasprozesses<lb/>
Ende der siebziger Jahre den gröſsten Einfluſs geübt. Die Frage der<lb/><hirendition="#g">Entphosphorung</hi> des Roheisens stand für die immer wichtiger<lb/>
werdende Fluſseisenbereitung im Mittelpunkt des Interesses. Da die<lb/>
meisten Eisenerze phosphorhaltig sind, so war das meiste Roheisen<lb/>
für die Fluſseisenerzeugung nach dem damals allein bekannten sauren<lb/>
Verfahren unbrauchbar. Die Abscheidung des Phosphors war dem-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[576/0592]
Vorarbeiten zu den Frischprozessen.
fahrens gebildet, die im Thale von Camonica eine elektrische Schmelz-
hütte erbaut hat. Einen Gewinn hat aber die Gesellschaft bis jetzt
nicht erzielt, da die Herstellungskosten zu hoch sind.
Trotz des groſsen Aufwandes von Geist und Arbeit auf die Ver-
besserung des direkten Verfahrens der Eisengewinnung in den letzten
30 Jahren sind die Erfolge doch nur gering gewesen. Dennoch wird
diese wichtige Frage, an deren praktische Lösung hervorragende
Metallurgen, wie z. B. Jos. von Ehrenwerth, glauben 1), auch in der
Zukunft zu immer neuen Versuchen anreizen.
Es scheint sich hierfür sogar bereits ein ganz bestimmter Weg
zu zeigen. Es ist dieser die elektrische Eisen- und Stahlgewinnung.
Länder, die an natürlichem Brennstoff arm, an Erzen und Wasser-
kräften reich sind, haben in erster Linie den Beruf diesen Prozeſs
zu entwickeln. Seit Stassanos 2) Vorgehen ist dies kein Traum
mehr. Vorläufig ist der Erfolg zwar gering, aber bei den raschen
Fortschritten der Elektrotechnik einerseits und bei dem Bedürfnis
gewisser erzreicher, brennstoffarmer Gebiete andererseits erscheint
die Durchführung, die zunächst allerdings nur von lokaler Bedeutung
sein wird, durchaus wahrscheinlich.
Die indirekte Eisenbereitung.
Vorarbeiten.
Das indirekte Verfahren, das Verschmelzen der Erze zu
Roheisen und die Umwandlung des letzteren in Schmiedeeisen und
Stahl, ist immer noch das unbedingt herrschende. Auf die Ent-
wickelung desselben in den letzten 30 Jahren haben die Fortschritte
der Fluſseisengewinnung, besonders die Erfindung des Thomasprozesses
Ende der siebziger Jahre den gröſsten Einfluſs geübt. Die Frage der
Entphosphorung des Roheisens stand für die immer wichtiger
werdende Fluſseisenbereitung im Mittelpunkt des Interesses. Da die
meisten Eisenerze phosphorhaltig sind, so war das meiste Roheisen
für die Fluſseisenerzeugung nach dem damals allein bekannten sauren
Verfahren unbrauchbar. Die Abscheidung des Phosphors war dem-
1) Siehe J. v. Ehrenwerth, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Welt-
ausstellung in Chicago 1895, S. 83.
2) Siehe Stahl und Eisen 1899, S. 797.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/592>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.