trag von 1868 die Grundlagen des wichtigen Erzstahlprozesses von Siemens.
In Frankreich brachten 1868 Ponsard und Boyneval in Paris, angeregt durch die Erfolge Martins, ein direktes Verfahren in Vor- schlag, das mit dem Siemensschen grosse Ähnlichkeit hatte. Auch hierbei geschah die Feuerung mit Regeneratoren; der Schmelzraum war eine Kammer, in der, statt der Füllcylinder, eine Anzahl Tiegel ohne Böden standen, welche beschickt wurden. Je nach der Be- schickung sollte man Roheisen, Stahl oder weiches Eisen erzeugen können. Die ausgeschmolzene Masse sammelte sich auf einem Herd. Die Versuche wurden mit elbanischen Erzen gemacht. Fast dasselbe Verfahren wurde von Johnson in den Vereinigten Staaten am 22. Januar 1868 patentiert 1).
Alle angeführten direkten Prozesse verlangen sehr reine, reiche Eisenerze und haben dadurch nur eine beschränkte Anwendbarkeit.
Reinigen und Verfrischen des Roheisens.
Ein neues, ähnliches Verfahren, welches aber kein fertiges Produkt, sondern nur eine Vorbereitung oder Feinen des Roheisens bezweckte, war der in Amerika von Ellershausen um 1868 erfundene Misch- prozess2). Zu seiner Ausführung diente ein grosser eiserner Ring- kasten von ca. 6 m Durchmesser, der in viele Abteilungen geteilt war und sich durch ein Triebwerk um seine vertikale Achse drehte.
Von dem Schmelzofen aus gelangt das flüssige Roheisen durch eine Rinne zu dem Apparat und fliesst in einem flachen Strahl in die sich darunter fortbewegenden Abteilungen. Gleichzeitig rieselt aus einem Troge ein Strahl von gepulvertem Erz derart zu, dass er von dem flüssigen Eisen getroffen wird und sich mit diesem mischt. Bei dieser Mischung soll das Eisenoxyd eine reinigende Wirkung auf das Roheisen ausüben. Die chemische Einwirkung kann aber, da das Eisen in Berührung mit dem kalten Erz sofort erstarrt, nur gering sein und sich höchstens auf eine teilweise Abscheidung des in dem Roheisen enthaltenen Siliciums beschränken. Dass das erstarrte Roh- eisen im Bruche weiss erscheint, dürfte mehr von der Abschreckung als von der chemischen Veränderung herrühren.
1) Siehe Osborn, The Metallurgy of Iron and Steel 1869, p. 868.
2) Siehe Berg- und Hüttenm. Ztg. 1869, S. 451; Percy-Wedding, III, S. 45; Osborn, Metallurgy of Iron and Steel 1869, p. 860; Ztschr. des Ver- eins deutsch. Ing. 1869, S. 494.
Beck, Geschichte des Eisens. 7
Reinigen und Verfrischen des Roheisens.
trag von 1868 die Grundlagen des wichtigen Erzstahlprozesses von Siemens.
In Frankreich brachten 1868 Ponsard und Boyneval in Paris, angeregt durch die Erfolge Martins, ein direktes Verfahren in Vor- schlag, das mit dem Siemensschen groſse Ähnlichkeit hatte. Auch hierbei geschah die Feuerung mit Regeneratoren; der Schmelzraum war eine Kammer, in der, statt der Füllcylinder, eine Anzahl Tiegel ohne Böden standen, welche beschickt wurden. Je nach der Be- schickung sollte man Roheisen, Stahl oder weiches Eisen erzeugen können. Die ausgeschmolzene Masse sammelte sich auf einem Herd. Die Versuche wurden mit elbanischen Erzen gemacht. Fast dasselbe Verfahren wurde von Johnson in den Vereinigten Staaten am 22. Januar 1868 patentiert 1).
Alle angeführten direkten Prozesse verlangen sehr reine, reiche Eisenerze und haben dadurch nur eine beschränkte Anwendbarkeit.
Reinigen und Verfrischen des Roheisens.
Ein neues, ähnliches Verfahren, welches aber kein fertiges Produkt, sondern nur eine Vorbereitung oder Feinen des Roheisens bezweckte, war der in Amerika von Ellershausen um 1868 erfundene Misch- prozeſs2). Zu seiner Ausführung diente ein groſser eiserner Ring- kasten von ca. 6 m Durchmesser, der in viele Abteilungen geteilt war und sich durch ein Triebwerk um seine vertikale Achse drehte.
Von dem Schmelzofen aus gelangt das flüssige Roheisen durch eine Rinne zu dem Apparat und flieſst in einem flachen Strahl in die sich darunter fortbewegenden Abteilungen. Gleichzeitig rieselt aus einem Troge ein Strahl von gepulvertem Erz derart zu, daſs er von dem flüssigen Eisen getroffen wird und sich mit diesem mischt. Bei dieser Mischung soll das Eisenoxyd eine reinigende Wirkung auf das Roheisen ausüben. Die chemische Einwirkung kann aber, da das Eisen in Berührung mit dem kalten Erz sofort erstarrt, nur gering sein und sich höchstens auf eine teilweise Abscheidung des in dem Roheisen enthaltenen Siliciums beschränken. Daſs das erstarrte Roh- eisen im Bruche weiſs erscheint, dürfte mehr von der Abschreckung als von der chemischen Veränderung herrühren.
1) Siehe Osborn, The Metallurgy of Iron and Steel 1869, p. 868.
2) Siehe Berg- und Hüttenm. Ztg. 1869, S. 451; Percy-Wedding, III, S. 45; Osborn, Metallurgy of Iron and Steel 1869, p. 860; Ztschr. des Ver- eins deutsch. Ing. 1869, S. 494.
Beck, Geschichte des Eisens. 7
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Reinigen und Verfrischen des Roheisens.
trag von 1868 die Grundlagen des wichtigen Erzstahlprozesses von
Siemens.
In Frankreich brachten 1868 Ponsard und Boyneval in Paris,
angeregt durch die Erfolge Martins, ein direktes Verfahren in Vor-
schlag, das mit dem Siemensschen groſse Ähnlichkeit hatte. Auch
hierbei geschah die Feuerung mit Regeneratoren; der Schmelzraum
war eine Kammer, in der, statt der Füllcylinder, eine Anzahl Tiegel
ohne Böden standen, welche beschickt wurden. Je nach der Be-
schickung sollte man Roheisen, Stahl oder weiches Eisen erzeugen
können. Die ausgeschmolzene Masse sammelte sich auf einem Herd.
Die Versuche wurden mit elbanischen Erzen gemacht. Fast dasselbe
Verfahren wurde von Johnson in den Vereinigten Staaten am
22. Januar 1868 patentiert 1).
Alle angeführten direkten Prozesse verlangen sehr reine, reiche
Eisenerze und haben dadurch nur eine beschränkte Anwendbarkeit.
Reinigen und Verfrischen des Roheisens.
Ein neues, ähnliches Verfahren, welches aber kein fertiges Produkt,
sondern nur eine Vorbereitung oder Feinen des Roheisens bezweckte,
war der in Amerika von Ellershausen um 1868 erfundene Misch-
prozeſs 2). Zu seiner Ausführung diente ein groſser eiserner Ring-
kasten von ca. 6 m Durchmesser, der in viele Abteilungen geteilt war
und sich durch ein Triebwerk um seine vertikale Achse drehte.
Von dem Schmelzofen aus gelangt das flüssige Roheisen durch
eine Rinne zu dem Apparat und flieſst in einem flachen Strahl in die
sich darunter fortbewegenden Abteilungen. Gleichzeitig rieselt aus
einem Troge ein Strahl von gepulvertem Erz derart zu, daſs er von
dem flüssigen Eisen getroffen wird und sich mit diesem mischt. Bei
dieser Mischung soll das Eisenoxyd eine reinigende Wirkung auf das
Roheisen ausüben. Die chemische Einwirkung kann aber, da das
Eisen in Berührung mit dem kalten Erz sofort erstarrt, nur gering
sein und sich höchstens auf eine teilweise Abscheidung des in dem
Roheisen enthaltenen Siliciums beschränken. Daſs das erstarrte Roh-
eisen im Bruche weiſs erscheint, dürfte mehr von der Abschreckung
als von der chemischen Veränderung herrühren.
1) Siehe Osborn, The Metallurgy of Iron and Steel 1869, p. 868.
2) Siehe Berg- und Hüttenm. Ztg. 1869, S. 451; Percy-Wedding,
III, S. 45; Osborn, Metallurgy of Iron and Steel 1869, p. 860; Ztschr. des Ver-
eins deutsch. Ing. 1869, S. 494.
Beck, Geschichte des Eisens. 7
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/113>, abgerufen am 17.11.2024.
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