Neuerungen zu kämpfen hatte. Es hat die Einführung des weit vorteilhafteren Flammofenfrischens in Schweden und auch in anderen Ländern verzögern helfen.
Erwähnenswert sind die Versuche, welche der Hütteninspektor Graf Vandenbrock zu Geislautern auf Karstens Veranlassung an- stellte, um Eisenfrischschlacke und geröstetes Eisenerz sowohl für sich als gemengt im Flammofen zu verschmelzen. Es geschah dies unter Zuschlag von rohem oder gebranntem Kalk und Holzkohlenpulver. Das Produkt war schmiedbares Eisen. Weit besser verlief aber dieser Schmelzprozess, wenn man Brucheisen vorgab und mit diesem den Herdboden bedeckte. Eine Beschickung der Art bestand z. B. aus 300 Pfd. geröstetem Eisenerz, 100 Pfd. rohem Kalkstein, 4 Kbfss. Holzkohlenstaub und 600 Pfd. Brucheisen von halbiertem Eisen (Ver- such Nr. 12), oder von 300 Pfd. Eisenerz, 100 Pfd. Frischschlacken, 140 Pfd. Kalkstein, 11/2 Kbfss. Holzkohlenstaub und 800 Pfd. Bruch- eisen. Man erhielt hierbei Feinmetall. Vandenbrock teilt die Re- sultate von 17 verschiedenen Versuchsschmelzen, jedes mit anderer Gattierung, mit.
Als ökonomisch vorteilhaft erwies sich das Verfahren nicht, da es zu lange dauerte und der Kohlenverbrauch zu gross war. Vanden- brock ist der Meinung, dass sehr geräumige Flammöfen, in welchen man täglich etwa 6000 Pfd. Roheisen schmelzen könnte, bessere Re- sultate geben würden.
Die Drahtfabrikation 1816 bis 1830.
Die Verbesserung der Feinwalzwerke hatte eine völlige Umwäl- zung in der Drahtfabrikation herbeigeführt, indem es jetzt mög- lich wurde, den Draht bis zu 41/2 Linien (ca. 10 mm) Dicke zu walzen und diesen Walzdraht direkt auf Rollen oder Bobinen zu ziehen. Hier- durch kam das unvollkommene Ziehen des groben Drahtes mit Zangen gänzlich in Wegfall. Man bediente sich der kleinen Walzengerüste mit drei Walzen, Fig. 96 (a. f. S.). Diese erhielten eine Umdrehungs- geschwindigkeit von 225 bis 250 Umdrehungen in der Minute, wodurch man einen Stab von 1 Quadratzoll Stärke in etwa 3/4 Minuten zu Draht von 41/2 Linien Dicke ausstrecken konnte.
Die 1 Zoll (26 mm) starken Eisenstäbe, welche zu Draht gezogen werden sollten, wurden erst zu 2 Fuss langen Stücken unter der Schere zerschnitten. Hierauf kamen sie in einen Glühofen, welcher ein Flammofen mit 4 Fuss langem und bei der Feuerbrücke 31/2 Fuss breitem
Beck, Geschichte des Eisens. 18
Die Drahtfabrikation 1816 bis 1830.
Neuerungen zu kämpfen hatte. Es hat die Einführung des weit vorteilhafteren Flammofenfrischens in Schweden und auch in anderen Ländern verzögern helfen.
Erwähnenswert sind die Versuche, welche der Hütteninspektor Graf Vandenbrock zu Geislautern auf Karstens Veranlassung an- stellte, um Eisenfrischschlacke und geröstetes Eisenerz sowohl für sich als gemengt im Flammofen zu verschmelzen. Es geschah dies unter Zuschlag von rohem oder gebranntem Kalk und Holzkohlenpulver. Das Produkt war schmiedbares Eisen. Weit besser verlief aber dieser Schmelzprozeſs, wenn man Brucheisen vorgab und mit diesem den Herdboden bedeckte. Eine Beschickung der Art bestand z. B. aus 300 Pfd. geröstetem Eisenerz, 100 Pfd. rohem Kalkstein, 4 Kbfſs. Holzkohlenstaub und 600 Pfd. Brucheisen von halbiertem Eisen (Ver- such Nr. 12), oder von 300 Pfd. Eisenerz, 100 Pfd. Frischschlacken, 140 Pfd. Kalkstein, 1½ Kbfſs. Holzkohlenstaub und 800 Pfd. Bruch- eisen. Man erhielt hierbei Feinmetall. Vandenbrock teilt die Re- sultate von 17 verschiedenen Versuchsschmelzen, jedes mit anderer Gattierung, mit.
Als ökonomisch vorteilhaft erwies sich das Verfahren nicht, da es zu lange dauerte und der Kohlenverbrauch zu groſs war. Vanden- brock ist der Meinung, daſs sehr geräumige Flammöfen, in welchen man täglich etwa 6000 Pfd. Roheisen schmelzen könnte, bessere Re- sultate geben würden.
Die Drahtfabrikation 1816 bis 1830.
Die Verbesserung der Feinwalzwerke hatte eine völlige Umwäl- zung in der Drahtfabrikation herbeigeführt, indem es jetzt mög- lich wurde, den Draht bis zu 4½ Linien (ca. 10 mm) Dicke zu walzen und diesen Walzdraht direkt auf Rollen oder Bobinen zu ziehen. Hier- durch kam das unvollkommene Ziehen des groben Drahtes mit Zangen gänzlich in Wegfall. Man bediente sich der kleinen Walzengerüste mit drei Walzen, Fig. 96 (a. f. S.). Diese erhielten eine Umdrehungs- geschwindigkeit von 225 bis 250 Umdrehungen in der Minute, wodurch man einen Stab von 1 Quadratzoll Stärke in etwa ¾ Minuten zu Draht von 4½ Linien Dicke ausstrecken konnte.
Die 1 Zoll (26 mm) starken Eisenstäbe, welche zu Draht gezogen werden sollten, wurden erst zu 2 Fuſs langen Stücken unter der Schere zerschnitten. Hierauf kamen sie in einen Glühofen, welcher ein Flammofen mit 4 Fuſs langem und bei der Feuerbrücke 3½ Fuſs breitem
Beck, Geschichte des Eisens. 18
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Die Drahtfabrikation 1816 bis 1830.
Neuerungen zu kämpfen hatte. Es hat die Einführung des weit
vorteilhafteren Flammofenfrischens in Schweden und auch in anderen
Ländern verzögern helfen.
Erwähnenswert sind die Versuche, welche der Hütteninspektor
Graf Vandenbrock zu Geislautern auf Karstens Veranlassung an-
stellte, um Eisenfrischschlacke und geröstetes Eisenerz sowohl für sich
als gemengt im Flammofen zu verschmelzen. Es geschah dies unter
Zuschlag von rohem oder gebranntem Kalk und Holzkohlenpulver.
Das Produkt war schmiedbares Eisen. Weit besser verlief aber dieser
Schmelzprozeſs, wenn man Brucheisen vorgab und mit diesem den
Herdboden bedeckte. Eine Beschickung der Art bestand z. B. aus
300 Pfd. geröstetem Eisenerz, 100 Pfd. rohem Kalkstein, 4 Kbfſs.
Holzkohlenstaub und 600 Pfd. Brucheisen von halbiertem Eisen (Ver-
such Nr. 12), oder von 300 Pfd. Eisenerz, 100 Pfd. Frischschlacken,
140 Pfd. Kalkstein, 1½ Kbfſs. Holzkohlenstaub und 800 Pfd. Bruch-
eisen. Man erhielt hierbei Feinmetall. Vandenbrock teilt die Re-
sultate von 17 verschiedenen Versuchsschmelzen, jedes mit anderer
Gattierung, mit.
Als ökonomisch vorteilhaft erwies sich das Verfahren nicht, da es
zu lange dauerte und der Kohlenverbrauch zu groſs war. Vanden-
brock ist der Meinung, daſs sehr geräumige Flammöfen, in welchen
man täglich etwa 6000 Pfd. Roheisen schmelzen könnte, bessere Re-
sultate geben würden.
Die Drahtfabrikation 1816 bis 1830.
Die Verbesserung der Feinwalzwerke hatte eine völlige Umwäl-
zung in der Drahtfabrikation herbeigeführt, indem es jetzt mög-
lich wurde, den Draht bis zu 4½ Linien (ca. 10 mm) Dicke zu walzen
und diesen Walzdraht direkt auf Rollen oder Bobinen zu ziehen. Hier-
durch kam das unvollkommene Ziehen des groben Drahtes mit Zangen
gänzlich in Wegfall. Man bediente sich der kleinen Walzengerüste
mit drei Walzen, Fig. 96 (a. f. S.). Diese erhielten eine Umdrehungs-
geschwindigkeit von 225 bis 250 Umdrehungen in der Minute, wodurch
man einen Stab von 1 Quadratzoll Stärke in etwa ¾ Minuten zu Draht
von 4½ Linien Dicke ausstrecken konnte.
Die 1 Zoll (26 mm) starken Eisenstäbe, welche zu Draht gezogen
werden sollten, wurden erst zu 2 Fuſs langen Stücken unter der
Schere zerschnitten. Hierauf kamen sie in einen Glühofen, welcher ein
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/289>, abgerufen am 17.11.2024.
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