In Deutschland wurde der englische Puddelprozess 1825 auf der Hütte Rasselstein bei Neuwied mit Erfolg eingeführt.
Das Puddeln mit Holz statt mit Steinkohlen wurde in dieser Periode in verschiedenen Gegenden des Kontinents versucht. Sehr interessante Proben hierüber wurden von af Uhr in Schweden ge- macht. Ebenso versuchte man 1826 auf den gräflich Einsiedelschen Werken zu Lauchhammer mit Torf zu puddeln. Man gab dem Rost des Flammofens eine entsprechend grössere Fläche. Das Eisen, welches man verarbeitete, war aus Raseneisensteinen mit Holzkohlen erblasen. Die Einsätze von 200 Pfd. Roheisen gaben 170 Pfd. gutes Puddeleisen. Man verbrauchte 30 Kbfss. Torf auf 100 Pfd. Eisen.
Die ersten Versuche mit dem Flammofenfrischen in Schweden hatte Herr Rosenberg auf seinem Hüttenwerk Closter durch seinen Direktor Stenfeld 1816 anstellen lassen. So unvollkommen dieselben waren, so veranlassten sie doch die Hütten-Societät im Jahre 1817, den Beschluss zu fassen, gründliche und umfassende Versuche über das Puddlingsfrischen zum Vergleiche mit dem Herdfrischen anstellen zu lassen. Die Eisenhütte von Skebo wurde dafür bestimmt und af Uhr damit beauftragt. 1818 wurden die ersten Versuche ange- stellt, die aber wenig befriedigend ausfielen, weil die Ziegel, aus denen der Ofen erbaut war, die Hitze nicht aushielten. Zur weiteren In- formation reiste af Uhr 1820 mit Broling nach England. Nach ihrer Rückkehr wurden die Versuche von af Uhr ganz nach eng- lischer Weise wieder aufgenommen, nur verwendete man statt Stein- kohlen gedörrtes Holz.
Der Zeitaufwand für die drei Stadien des Puddelprozesses war folgender:
[Tabelle]
Das Brennmaterial bestand aus Tannenholz, welches gespalten, in einem Ofen getrocknet und gedörrt wurde. Der Holzverbrauch war sehr abhängig von dem Verhältnis der Rostfläche zum Querschnitte des
Der Puddelprozeſs 1816 bis 1830.
Der Puddelprozeſs 1816 bis 1830. (Fortsetzung.)
In Deutschland wurde der englische Puddelprozeſs 1825 auf der Hütte Rasselstein bei Neuwied mit Erfolg eingeführt.
Das Puddeln mit Holz statt mit Steinkohlen wurde in dieser Periode in verschiedenen Gegenden des Kontinents versucht. Sehr interessante Proben hierüber wurden von af Uhr in Schweden ge- macht. Ebenso versuchte man 1826 auf den gräflich Einsiedelschen Werken zu Lauchhammer mit Torf zu puddeln. Man gab dem Rost des Flammofens eine entsprechend gröſsere Fläche. Das Eisen, welches man verarbeitete, war aus Raseneisensteinen mit Holzkohlen erblasen. Die Einsätze von 200 Pfd. Roheisen gaben 170 Pfd. gutes Puddeleisen. Man verbrauchte 30 Kbfſs. Torf auf 100 Pfd. Eisen.
Die ersten Versuche mit dem Flammofenfrischen in Schweden hatte Herr Rosenberg auf seinem Hüttenwerk Closter durch seinen Direktor Stenfeld 1816 anstellen lassen. So unvollkommen dieselben waren, so veranlaſsten sie doch die Hütten-Societät im Jahre 1817, den Beschluſs zu fassen, gründliche und umfassende Versuche über das Puddlingsfrischen zum Vergleiche mit dem Herdfrischen anstellen zu lassen. Die Eisenhütte von Skebo wurde dafür bestimmt und af Uhr damit beauftragt. 1818 wurden die ersten Versuche ange- stellt, die aber wenig befriedigend ausfielen, weil die Ziegel, aus denen der Ofen erbaut war, die Hitze nicht aushielten. Zur weiteren In- formation reiste af Uhr 1820 mit Broling nach England. Nach ihrer Rückkehr wurden die Versuche von af Uhr ganz nach eng- lischer Weise wieder aufgenommen, nur verwendete man statt Stein- kohlen gedörrtes Holz.
Der Zeitaufwand für die drei Stadien des Puddelprozesses war folgender:
[Tabelle]
Das Brennmaterial bestand aus Tannenholz, welches gespalten, in einem Ofen getrocknet und gedörrt wurde. Der Holzverbrauch war sehr abhängig von dem Verhältnis der Rostfläche zum Querschnitte des
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Der Puddelprozeſs 1816 bis 1830.
Der Puddelprozeſs 1816 bis 1830.
(Fortsetzung.)
In Deutschland wurde der englische Puddelprozeſs 1825 auf
der Hütte Rasselstein bei Neuwied mit Erfolg eingeführt.
Das Puddeln mit Holz statt mit Steinkohlen wurde in dieser
Periode in verschiedenen Gegenden des Kontinents versucht. Sehr
interessante Proben hierüber wurden von af Uhr in Schweden ge-
macht. Ebenso versuchte man 1826 auf den gräflich Einsiedelschen
Werken zu Lauchhammer mit Torf zu puddeln. Man gab dem Rost
des Flammofens eine entsprechend gröſsere Fläche. Das Eisen, welches
man verarbeitete, war aus Raseneisensteinen mit Holzkohlen erblasen.
Die Einsätze von 200 Pfd. Roheisen gaben 170 Pfd. gutes Puddeleisen.
Man verbrauchte 30 Kbfſs. Torf auf 100 Pfd. Eisen.
Die ersten Versuche mit dem Flammofenfrischen in Schweden
hatte Herr Rosenberg auf seinem Hüttenwerk Closter durch seinen
Direktor Stenfeld 1816 anstellen lassen. So unvollkommen dieselben
waren, so veranlaſsten sie doch die Hütten-Societät im Jahre 1817,
den Beschluſs zu fassen, gründliche und umfassende Versuche über
das Puddlingsfrischen zum Vergleiche mit dem Herdfrischen anstellen
zu lassen. Die Eisenhütte von Skebo wurde dafür bestimmt und
af Uhr damit beauftragt. 1818 wurden die ersten Versuche ange-
stellt, die aber wenig befriedigend ausfielen, weil die Ziegel, aus denen
der Ofen erbaut war, die Hitze nicht aushielten. Zur weiteren In-
formation reiste af Uhr 1820 mit Broling nach England. Nach
ihrer Rückkehr wurden die Versuche von af Uhr ganz nach eng-
lischer Weise wieder aufgenommen, nur verwendete man statt Stein-
kohlen gedörrtes Holz.
Der Zeitaufwand für die drei Stadien des Puddelprozesses war
folgender:
Das Brennmaterial bestand aus Tannenholz, welches gespalten, in
einem Ofen getrocknet und gedörrt wurde. Der Holzverbrauch war
sehr abhängig von dem Verhältnis der Rostfläche zum Querschnitte des
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/287>, abgerufen am 17.11.2024.
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