kommen) liefern; was ich selbst versucht habe, ob die Sache gleich gewisser übeler Ursachen wegen keinen Fortgang nahm 1)."
Auch die Nagelfabrikation lässt sich vorteilhaft mit Wasser- hämmern betreiben. Hierzu muss man eine Anzahl kleinerer und grösserer Hämmer einrichten, denn es ist nicht vorteilhaft, leichte Nägel auf schweren Hämmern darzustellen.
Was Polhem ferner über Schweissung und Lötung des Eisens mitteilt, ist von grossem praktischen Interesse, doch können wir hier nur darauf verweisen.
In vielem ist Polhem seiner Zeit vorausgeeilt. Dies fühlte er selbst nicht ohne eine gewisse Bitterkeit, welche zum Ausdruck kommt, wenn er von dem bornierten Zunftverstand der Meister spricht, die aus Dünkel und Trägheit neuen Ideen unzugänglich seien. Des- halb ist sein patriotisches Testament der Jugend gewidmet, welche mit seinen neuen Ideen dem Reiche dereinst Nutzen stiften soll. Teilweise ist diese Hoffnung in Erfüllung gegangen, und besonders hat er in einem seiner Schüler, in Swen Rinman, einen Nach- folger gefunden, der ihm und seinem Vaterland Ehre gemacht hat.
Die Ankerschmieden.
Die grössten Schmiedestücke von Eisen, welche im früheren Jahrhundert gewerbsmässig dargestellt wurden, waren die Schiffsanker. Ein guter Anker war wohl das wichtigste Ausrüstungsstück eines Schiffes, und je grösser man die Schiffe baute, je schwerer mussten die Anker werden. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts galt es als Regel, dass man auf 20 Tonnen Schiffsgehalt einen Centner zu 110 Pfund Ankergewicht rechnete, so dass also ein Schiff von 1500 Tonnen Gehalt einen Anker von 8250 Pfund verlangte. Die Ankerschmiede bildeten ein zünftiges Gewerbe, das hauptsächlich in den grösseren Seeplätzen ansässig war. Bis gegen Ende des 17. Jahr- hunderts geschah das Schmieden der Anker ausschliesslich mit Hand- hämmern, wie wir früher bereits erwähnt haben.
Um diese Zeit begann man in Frankreich in den Eisenindustrie- bezirken Versuche zu machen, Anker mit Wasserhämmern zu schmieden.
1) Er verweist dabei auf seine Mitteilungen im zweiten Bande der Schriften der Königl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften, S. 206.
Die Ankerschmieden.
kommen) liefern; was ich selbst versucht habe, ob die Sache gleich gewisser übeler Ursachen wegen keinen Fortgang nahm 1).“
Auch die Nagelfabrikation läſst sich vorteilhaft mit Wasser- hämmern betreiben. Hierzu muſs man eine Anzahl kleinerer und gröſserer Hämmer einrichten, denn es ist nicht vorteilhaft, leichte Nägel auf schweren Hämmern darzustellen.
Was Polhem ferner über Schweiſsung und Lötung des Eisens mitteilt, ist von groſsem praktischen Interesse, doch können wir hier nur darauf verweisen.
In vielem ist Polhem seiner Zeit vorausgeeilt. Dies fühlte er selbst nicht ohne eine gewisse Bitterkeit, welche zum Ausdruck kommt, wenn er von dem bornierten Zunftverstand der Meister spricht, die aus Dünkel und Trägheit neuen Ideen unzugänglich seien. Des- halb ist sein patriotisches Testament der Jugend gewidmet, welche mit seinen neuen Ideen dem Reiche dereinst Nutzen stiften soll. Teilweise ist diese Hoffnung in Erfüllung gegangen, und besonders hat er in einem seiner Schüler, in Swen Rinman, einen Nach- folger gefunden, der ihm und seinem Vaterland Ehre gemacht hat.
Die Ankerschmieden.
Die gröſsten Schmiedestücke von Eisen, welche im früheren Jahrhundert gewerbsmäſsig dargestellt wurden, waren die Schiffsanker. Ein guter Anker war wohl das wichtigste Ausrüstungsstück eines Schiffes, und je gröſser man die Schiffe baute, je schwerer muſsten die Anker werden. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts galt es als Regel, daſs man auf 20 Tonnen Schiffsgehalt einen Centner zu 110 Pfund Ankergewicht rechnete, so daſs also ein Schiff von 1500 Tonnen Gehalt einen Anker von 8250 Pfund verlangte. Die Ankerschmiede bildeten ein zünftiges Gewerbe, das hauptsächlich in den gröſseren Seeplätzen ansässig war. Bis gegen Ende des 17. Jahr- hunderts geschah das Schmieden der Anker ausschlieſslich mit Hand- hämmern, wie wir früher bereits erwähnt haben.
Um diese Zeit begann man in Frankreich in den Eisenindustrie- bezirken Versuche zu machen, Anker mit Wasserhämmern zu schmieden.
1) Er verweist dabei auf seine Mitteilungen im zweiten Bande der Schriften der Königl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften, S. 206.
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Die Ankerschmieden.
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gewisser übeler Ursachen wegen keinen Fortgang nahm 1).“
Auch die Nagelfabrikation läſst sich vorteilhaft mit Wasser-
hämmern betreiben. Hierzu muſs man eine Anzahl kleinerer und
gröſserer Hämmer einrichten, denn es ist nicht vorteilhaft, leichte
Nägel auf schweren Hämmern darzustellen.
Was Polhem ferner über Schweiſsung und Lötung des Eisens
mitteilt, ist von groſsem praktischen Interesse, doch können wir hier
nur darauf verweisen.
In vielem ist Polhem seiner Zeit vorausgeeilt. Dies fühlte er
selbst nicht ohne eine gewisse Bitterkeit, welche zum Ausdruck
kommt, wenn er von dem bornierten Zunftverstand der Meister spricht,
die aus Dünkel und Trägheit neuen Ideen unzugänglich seien. Des-
halb ist sein patriotisches Testament der Jugend gewidmet, welche
mit seinen neuen Ideen dem Reiche dereinst Nutzen stiften soll.
Teilweise ist diese Hoffnung in Erfüllung gegangen, und besonders
hat er in einem seiner Schüler, in Swen Rinman, einen Nach-
folger gefunden, der ihm und seinem Vaterland Ehre gemacht hat.
Die Ankerschmieden.
Die gröſsten Schmiedestücke von Eisen, welche im früheren
Jahrhundert gewerbsmäſsig dargestellt wurden, waren die Schiffsanker.
Ein guter Anker war wohl das wichtigste Ausrüstungsstück eines
Schiffes, und je gröſser man die Schiffe baute, je schwerer muſsten
die Anker werden. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts galt es als
Regel, daſs man auf 20 Tonnen Schiffsgehalt einen Centner zu
110 Pfund Ankergewicht rechnete, so daſs also ein Schiff von
1500 Tonnen Gehalt einen Anker von 8250 Pfund verlangte. Die
Ankerschmiede bildeten ein zünftiges Gewerbe, das hauptsächlich in
den gröſseren Seeplätzen ansässig war. Bis gegen Ende des 17. Jahr-
hunderts geschah das Schmieden der Anker ausschlieſslich mit Hand-
hämmern, wie wir früher bereits erwähnt haben.
Um diese Zeit begann man in Frankreich in den Eisenindustrie-
bezirken Versuche zu machen, Anker mit Wasserhämmern zu schmieden.
1) Er verweist dabei auf seine Mitteilungen im zweiten Bande der Schriften
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/269>, abgerufen am 21.11.2024.
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