lagenweise schichtet, und es dann brennet; da diese Stoffe viel flüchtiges Salz, nämlich Alcali enthalten, welches die Säuren des Eisens, welche die Poren des Eisens besetzt halten, tötet, machen sie es dichter."
Hüttenkunde im 17. Jahrhundert.
So wenig wie in dem chemischen Verständnis, so wenig ist in der hüttenmännischen Behandlung der Eisenerze im 17. Jahrhundert ein Fortschritt nachzuweisen. Aufbereitung und Röstung wurden durchaus nicht besser betrieben als zu Agricolas Zeit. Als Brennmaterial blieb trotz des zunehmenden Holzmangels die Holz- kohle fast allein in Anwendung. Allerdings bemühte sich in Eng- land Dud Dudley bei dem Hochofenbetriebe die teure Holzkohle durch Kokes zu ersetzen. Er erkannte klar die Tragweite und die nationalökonomische Wichtigkeit seiner Erfindung und machte sie zu seiner Lebensaufgabe, aber er scheiterte an der Kurzsichtigkeit und dem Eigennutz der Industriellen, welche mit dem Fanatismus der Borniertheit an dem Erlernten und Überlieferten festhielten.
Dud Dudley ging zu Grunde wie Papin, weil er seiner Zeit vorausgeeilt war. Wohl wäre es in vieler Beziehung angezeigt, Dudleys Kampf für die Einführung der Kokes hier in dem all- gemeinen Teil zu behandeln, denn er ist vom Standpunkte unsrer heutigen Metallurgie aus das wichtigste hüttenmännische Ereignis des 17. Jahrhunderts, allein er spielte sich so ausschliesslich in England ab und hatte für den allgemeinen Fortschritt der Industrie so wenig unmittelbaren Erfolg, dass es besser sein wird, schon um Wieder- holungen zu vermeiden, diese ganze merkwürdige Episode bei der Geschichte des Eisens in England abzuhandeln. Allerdings machte man auch in Deutschland Versuche mit der Verkokung der mineralischen Kohlen, und zwar zuerst im Anhaltischen, wo 1640 Daniel Stump- feldt als Erfinder derselben genannt wird; von praktischem Erfolg waren diese Versuche aber nicht.
Auch der Torf fand als ein Ersatzmittel für Holz in diesem Jahr- hundert grössere Beachtung. In Holland war seine Verwendung schon in alter Zeit bekannt. 1627 erschien eine Schrift: "Parallele des boits et forets avec les terres a bruler; verbal de l'invention du vrai char- bon de terre par toute la France. Paris 8°". 1631 fing man in Frank-
Hüttenkunde im 17. Jahrhundert.
lagenweise schichtet, und es dann brennet; da diese Stoffe viel flüchtiges Salz, nämlich Alcali enthalten, welches die Säuren des Eisens, welche die Poren des Eisens besetzt halten, tötet, machen sie es dichter.“
Hüttenkunde im 17. Jahrhundert.
So wenig wie in dem chemischen Verständnis, so wenig ist in der hüttenmännischen Behandlung der Eisenerze im 17. Jahrhundert ein Fortschritt nachzuweisen. Aufbereitung und Röstung wurden durchaus nicht besser betrieben als zu Agricolas Zeit. Als Brennmaterial blieb trotz des zunehmenden Holzmangels die Holz- kohle fast allein in Anwendung. Allerdings bemühte sich in Eng- land Dud Dudley bei dem Hochofenbetriebe die teure Holzkohle durch Kokes zu ersetzen. Er erkannte klar die Tragweite und die nationalökonomische Wichtigkeit seiner Erfindung und machte sie zu seiner Lebensaufgabe, aber er scheiterte an der Kurzsichtigkeit und dem Eigennutz der Industriellen, welche mit dem Fanatismus der Borniertheit an dem Erlernten und Überlieferten festhielten.
Dud Dudley ging zu Grunde wie Papin, weil er seiner Zeit vorausgeeilt war. Wohl wäre es in vieler Beziehung angezeigt, Dudleys Kampf für die Einführung der Kokes hier in dem all- gemeinen Teil zu behandeln, denn er ist vom Standpunkte unsrer heutigen Metallurgie aus das wichtigste hüttenmännische Ereignis des 17. Jahrhunderts, allein er spielte sich so ausschlieſslich in England ab und hatte für den allgemeinen Fortschritt der Industrie so wenig unmittelbaren Erfolg, daſs es besser sein wird, schon um Wieder- holungen zu vermeiden, diese ganze merkwürdige Episode bei der Geschichte des Eisens in England abzuhandeln. Allerdings machte man auch in Deutschland Versuche mit der Verkokung der mineralischen Kohlen, und zwar zuerst im Anhaltischen, wo 1640 Daniel Stump- feldt als Erfinder derselben genannt wird; von praktischem Erfolg waren diese Versuche aber nicht.
Auch der Torf fand als ein Ersatzmittel für Holz in diesem Jahr- hundert grössere Beachtung. In Holland war seine Verwendung schon in alter Zeit bekannt. 1627 erschien eine Schrift: „Parallèle des boits et forets avec les terres à bruler; verbal de l’invention du vrai char- bon de terre par toute la Françe. Paris 8°“. 1631 fing man in Frank-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0987"n="965"/><fwplace="top"type="header">Hüttenkunde im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
lagenweise schichtet, und es dann brennet; da diese Stoffe viel flüchtiges<lb/>
Salz, nämlich Alcali enthalten, welches die Säuren des Eisens, welche<lb/>
die Poren des Eisens besetzt halten, tötet, machen sie es dichter.“</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Hüttenkunde im 17. Jahrhundert</hi>.</hi></head><lb/><p>So wenig wie in dem chemischen Verständnis, so wenig ist in<lb/>
der hüttenmännischen Behandlung der Eisenerze im 17. Jahrhundert<lb/>
ein Fortschritt nachzuweisen. <hirendition="#g">Aufbereitung</hi> und <hirendition="#g">Röstung</hi> wurden<lb/>
durchaus nicht besser betrieben als zu <hirendition="#g">Agricolas</hi> Zeit. Als<lb/><hirendition="#g">Brennmaterial</hi> blieb trotz des zunehmenden Holzmangels die <hirendition="#g">Holz-<lb/>
kohle</hi> fast allein in Anwendung. Allerdings bemühte sich in Eng-<lb/>
land <hirendition="#g">Dud Dudley</hi> bei dem Hochofenbetriebe die teure Holzkohle<lb/>
durch <hirendition="#g">Kokes</hi> zu ersetzen. Er erkannte klar die Tragweite und die<lb/>
nationalökonomische Wichtigkeit seiner Erfindung und machte sie zu<lb/>
seiner Lebensaufgabe, aber er scheiterte an der Kurzsichtigkeit und<lb/>
dem Eigennutz der Industriellen, welche mit dem Fanatismus der<lb/>
Borniertheit an dem Erlernten und Überlieferten festhielten.</p><lb/><p><hirendition="#g">Dud Dudley</hi> ging zu Grunde wie <hirendition="#g">Papin</hi>, weil er seiner Zeit<lb/>
vorausgeeilt war. Wohl wäre es in vieler Beziehung angezeigt,<lb/><hirendition="#g">Dudleys</hi> Kampf für die Einführung der Kokes hier in dem all-<lb/>
gemeinen Teil zu behandeln, denn er ist vom Standpunkte unsrer<lb/>
heutigen Metallurgie aus das wichtigste hüttenmännische Ereignis des<lb/>
17. Jahrhunderts, allein er spielte sich so ausschlieſslich in England<lb/>
ab und hatte für den allgemeinen Fortschritt der Industrie so wenig<lb/>
unmittelbaren Erfolg, daſs es besser sein wird, schon um Wieder-<lb/>
holungen zu vermeiden, diese ganze merkwürdige Episode bei der<lb/>
Geschichte des Eisens in England abzuhandeln. Allerdings machte man<lb/>
auch in Deutschland Versuche mit der Verkokung der mineralischen<lb/>
Kohlen, und zwar zuerst im Anhaltischen, wo 1640 <hirendition="#g">Daniel Stump-<lb/>
feldt</hi> als Erfinder derselben genannt wird; von praktischem Erfolg<lb/>
waren diese Versuche aber nicht.</p><lb/><p>Auch der <hirendition="#g">Torf</hi> fand als ein Ersatzmittel für Holz in diesem Jahr-<lb/>
hundert grössere Beachtung. In Holland war seine Verwendung schon<lb/>
in alter Zeit bekannt. 1627 erschien eine Schrift: „Parallèle des boits<lb/>
et forets avec les terres à bruler; verbal de l’invention du vrai char-<lb/>
bon de terre par toute la Françe. Paris 8°“. 1631 fing man in Frank-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[965/0987]
Hüttenkunde im 17. Jahrhundert.
lagenweise schichtet, und es dann brennet; da diese Stoffe viel flüchtiges
Salz, nämlich Alcali enthalten, welches die Säuren des Eisens, welche
die Poren des Eisens besetzt halten, tötet, machen sie es dichter.“
Hüttenkunde im 17. Jahrhundert.
So wenig wie in dem chemischen Verständnis, so wenig ist in
der hüttenmännischen Behandlung der Eisenerze im 17. Jahrhundert
ein Fortschritt nachzuweisen. Aufbereitung und Röstung wurden
durchaus nicht besser betrieben als zu Agricolas Zeit. Als
Brennmaterial blieb trotz des zunehmenden Holzmangels die Holz-
kohle fast allein in Anwendung. Allerdings bemühte sich in Eng-
land Dud Dudley bei dem Hochofenbetriebe die teure Holzkohle
durch Kokes zu ersetzen. Er erkannte klar die Tragweite und die
nationalökonomische Wichtigkeit seiner Erfindung und machte sie zu
seiner Lebensaufgabe, aber er scheiterte an der Kurzsichtigkeit und
dem Eigennutz der Industriellen, welche mit dem Fanatismus der
Borniertheit an dem Erlernten und Überlieferten festhielten.
Dud Dudley ging zu Grunde wie Papin, weil er seiner Zeit
vorausgeeilt war. Wohl wäre es in vieler Beziehung angezeigt,
Dudleys Kampf für die Einführung der Kokes hier in dem all-
gemeinen Teil zu behandeln, denn er ist vom Standpunkte unsrer
heutigen Metallurgie aus das wichtigste hüttenmännische Ereignis des
17. Jahrhunderts, allein er spielte sich so ausschlieſslich in England
ab und hatte für den allgemeinen Fortschritt der Industrie so wenig
unmittelbaren Erfolg, daſs es besser sein wird, schon um Wieder-
holungen zu vermeiden, diese ganze merkwürdige Episode bei der
Geschichte des Eisens in England abzuhandeln. Allerdings machte man
auch in Deutschland Versuche mit der Verkokung der mineralischen
Kohlen, und zwar zuerst im Anhaltischen, wo 1640 Daniel Stump-
feldt als Erfinder derselben genannt wird; von praktischem Erfolg
waren diese Versuche aber nicht.
Auch der Torf fand als ein Ersatzmittel für Holz in diesem Jahr-
hundert grössere Beachtung. In Holland war seine Verwendung schon
in alter Zeit bekannt. 1627 erschien eine Schrift: „Parallèle des boits
et forets avec les terres à bruler; verbal de l’invention du vrai char-
bon de terre par toute la Françe. Paris 8°“. 1631 fing man in Frank-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 965. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/987>, abgerufen am 17.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.