Der Handel war im Mittelalter noch sehr eingeschränkt. Schlechte Strassen, unvollkommene Transportmittel und die allgemeine Un- sicherheit erschwerten denselben. Der Kleinhandel wurde zumeist als Hausierhandel betrieben, und auch die Waldschmiede pflegten, wie schon im alten Griechenland, ihre Waren und auch das unverarbeitete Luppeneisen selbst auf die Hofgüter, die Schmieden und die Märkte zu bringen. Da die Zahl der Produktionsstätten viel grösser war als heutzutage, indem überall Eisen aus den Erzen gerennt wurde, wo Erz und Kohlen vorhanden waren, so war es meist nicht nötig, Eisen aus grosser Entfernung zu beziehen. Die Rennhütten hatten ihr Absatzgebiet in der Nachbarschaft, welches entsprechend ihrer Produktion ein beschränktes war. Anders verhielt es sich schon mit Qualitätseisen, Stahl und fertigen Waren. Wurden die Klein- eisenwaren auch vielfach durch Hausierhandel vertrieben, so war doch für die Eisenwaren der Markthandel der wichtigere. Neben den Wochen- und Jahrmärkten entwickelten sich die Messen in den grossen Städten, welche besonders für den Handel der Industrie- erzeugnisse von hervorragender Bedeutung waren. Die wichtigsten Messen waren die zu Frankfurt a. M., Leipzig, Braunschweig und Frankfurt a. O. Auf diesen wurden auch Eisen und Eisenwaren gehandelt. War im allgemeinen der Eisenhandel ein lokal beschränkter, indem die überall vorhandenen Schmiede einerseits ihr Rohmaterial aus der Nähe bezogen, anderseits die Bedürfnisse der Nachbarschaft an den gebräuchlichsten Eisenwaren befriedigten, so entwickelte sich doch in den wichtigeren Eisenproduktionsgebieten neben der Gross- industrie auch der Grosshandel, durch welchen die Erzeugnisse in weite Ferne geführt wurden. Dies geschah entweder zur See, wie namentlich bei dem Eisen von Elba und Corsica, bei dem von Spanien und von Schweden, oder auf Flüssen, wie z. B. auf dem Rhein, der Donau und der Weichsel, oder zu Lande. Der Landhandel, welcher der gebräuchlichste war, bewegte sich auf bestimmten Strassen, an welchen Handelsstädte mit Stapelrecht lagen. Zu den ältesten Eisen- strassen gehörten die von Steiermark, Kärnten und Krain nach Italien. In Steiermark waren Judenburg (Bd. I, S. 782), in Kärnten St. Veith die wichtigsten Stapelplätze. Dorthin wurden die Eisen-
Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Der Handel war im Mittelalter noch sehr eingeschränkt. Schlechte Straſsen, unvollkommene Transportmittel und die allgemeine Un- sicherheit erschwerten denselben. Der Kleinhandel wurde zumeist als Hausierhandel betrieben, und auch die Waldschmiede pflegten, wie schon im alten Griechenland, ihre Waren und auch das unverarbeitete Luppeneisen selbst auf die Hofgüter, die Schmieden und die Märkte zu bringen. Da die Zahl der Produktionsstätten viel gröſser war als heutzutage, indem überall Eisen aus den Erzen gerennt wurde, wo Erz und Kohlen vorhanden waren, so war es meist nicht nötig, Eisen aus groſser Entfernung zu beziehen. Die Rennhütten hatten ihr Absatzgebiet in der Nachbarschaft, welches entsprechend ihrer Produktion ein beschränktes war. Anders verhielt es sich schon mit Qualitätseisen, Stahl und fertigen Waren. Wurden die Klein- eisenwaren auch vielfach durch Hausierhandel vertrieben, so war doch für die Eisenwaren der Markthandel der wichtigere. Neben den Wochen- und Jahrmärkten entwickelten sich die Messen in den groſsen Städten, welche besonders für den Handel der Industrie- erzeugnisse von hervorragender Bedeutung waren. Die wichtigsten Messen waren die zu Frankfurt a. M., Leipzig, Braunschweig und Frankfurt a. O. Auf diesen wurden auch Eisen und Eisenwaren gehandelt. War im allgemeinen der Eisenhandel ein lokal beschränkter, indem die überall vorhandenen Schmiede einerseits ihr Rohmaterial aus der Nähe bezogen, anderseits die Bedürfnisse der Nachbarschaft an den gebräuchlichsten Eisenwaren befriedigten, so entwickelte sich doch in den wichtigeren Eisenproduktionsgebieten neben der Groſs- industrie auch der Groſshandel, durch welchen die Erzeugnisse in weite Ferne geführt wurden. Dies geschah entweder zur See, wie namentlich bei dem Eisen von Elba und Corsica, bei dem von Spanien und von Schweden, oder auf Flüssen, wie z. B. auf dem Rhein, der Donau und der Weichsel, oder zu Lande. Der Landhandel, welcher der gebräuchlichste war, bewegte sich auf bestimmten Straſsen, an welchen Handelsstädte mit Stapelrecht lagen. Zu den ältesten Eisen- straſsen gehörten die von Steiermark, Kärnten und Krain nach Italien. In Steiermark waren Judenburg (Bd. I, S. 782), in Kärnten St. Veith die wichtigsten Stapelplätze. Dorthin wurden die Eisen-
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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Der Handel war im Mittelalter noch sehr eingeschränkt. Schlechte
Straſsen, unvollkommene Transportmittel und die allgemeine Un-
sicherheit erschwerten denselben. Der Kleinhandel wurde zumeist als
Hausierhandel betrieben, und auch die Waldschmiede pflegten,
wie schon im alten Griechenland, ihre Waren und auch das
unverarbeitete Luppeneisen selbst auf die Hofgüter, die Schmieden
und die Märkte zu bringen. Da die Zahl der Produktionsstätten viel
gröſser war als heutzutage, indem überall Eisen aus den Erzen gerennt
wurde, wo Erz und Kohlen vorhanden waren, so war es meist nicht
nötig, Eisen aus groſser Entfernung zu beziehen. Die Rennhütten
hatten ihr Absatzgebiet in der Nachbarschaft, welches entsprechend
ihrer Produktion ein beschränktes war. Anders verhielt es sich schon
mit Qualitätseisen, Stahl und fertigen Waren. Wurden die Klein-
eisenwaren auch vielfach durch Hausierhandel vertrieben, so war
doch für die Eisenwaren der Markthandel der wichtigere. Neben
den Wochen- und Jahrmärkten entwickelten sich die Messen in
den groſsen Städten, welche besonders für den Handel der Industrie-
erzeugnisse von hervorragender Bedeutung waren. Die wichtigsten
Messen waren die zu Frankfurt a. M., Leipzig, Braunschweig und
Frankfurt a. O. Auf diesen wurden auch Eisen und Eisenwaren
gehandelt. War im allgemeinen der Eisenhandel ein lokal beschränkter,
indem die überall vorhandenen Schmiede einerseits ihr Rohmaterial
aus der Nähe bezogen, anderseits die Bedürfnisse der Nachbarschaft
an den gebräuchlichsten Eisenwaren befriedigten, so entwickelte sich
doch in den wichtigeren Eisenproduktionsgebieten neben der Groſs-
industrie auch der Groſshandel, durch welchen die Erzeugnisse in
weite Ferne geführt wurden. Dies geschah entweder zur See, wie
namentlich bei dem Eisen von Elba und Corsica, bei dem von Spanien
und von Schweden, oder auf Flüssen, wie z. B. auf dem Rhein, der
Donau und der Weichsel, oder zu Lande. Der Landhandel, welcher
der gebräuchlichste war, bewegte sich auf bestimmten Straſsen, an
welchen Handelsstädte mit Stapelrecht lagen. Zu den ältesten Eisen-
straſsen gehörten die von Steiermark, Kärnten und Krain nach
Italien. In Steiermark waren Judenburg (Bd. I, S. 782), in Kärnten
St. Veith die wichtigsten Stapelplätze. Dorthin wurden die Eisen-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/588>, abgerufen am 17.11.2024.
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