mit eingetriebenen starken Nägeln leicht herzustellen. Zu dieser Kategorie von Waffen gehörten auch die Kriegsflegel. Eine sehr vornehme und zugleich altdeutsche Waffe war der Streithammer, aus der alten Barte entstanden, die Waffe der Heerführer. Er war oft ganz aus ciseliertem und verziertem Eisen gefertigt (siehe Fig. 140). An die Barte reiht sich die Streitaxt, die von dem Reiter mit kurzem, von dem Fusssoldaten mit langem Schaft getragen wurde, mit schmaler oder breiter Schneide und mannigfaltiger Gestalt. Alle diese Waffen wurden, soweit sie nicht von gewöhnlichen Schmieden gemacht wurden, von den Klingenschmieden oder den Blankschmieden her- gestellt. Zu ausführlicherer Beschreibung ihrer Bereitungsweise geben sie uns indessen keine Veranlassung.
Die Büchsenschmiederei.
Die Büchsenschmiederei war ein zünftiges Gewerbe, welches von einzelnen selbständigen Meistern betrieben wurde, doch ent- wickelte sich im Laufe des 16. Jahrhunderts die Herstellung der Hand- feuerwaffen, die in Konstruktion und Zubereitung verbessert, nach und nach zur wichtigsten Waffe im ernsten Kampfe wurden, bereits teilweise zu fabrikmässigem Betriebe. Über die Erfindung des Pulvers, die Verwendung desselben zu Schusswaffen und die Wichtigkeit dieser Neuerung haben wir im ersten Bande bereits ausführlich (Bd. I, S. 892 etc.) gehandelt.
Die Handfeuerwaffen entwickelten sich aus sehr unvollkom- menen Anfängen. Aus der Feuerlanze entstand die arabische Madfaa, das älteste Handgeschütz (siehe Bd. I, S. 895, 899) und dieses gab wieder das Muster ab für die flandrischen "Knallbüchsen", die trag- baren, gestielten Handkanonen (canons a main), welche besonders in Lüttich angefertigt wurden 1). Diese Knallbüchsen bestanden aus einem kurzen, engen eisernen Cylinder, welcher hinten in einen schwachen, bis auf gewisse Länge ebenfalls hohlen eisernen Stab endigte, dessen Hohlraum als Kammer zur Aufnahme des Pulvers diente, Fig. 141 (a. f. S.). Zuweilen wurde auch der Stiel in eine Tülle am
1) Siehe M. Jähns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens 1880, S. 780.
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
mit eingetriebenen starken Nägeln leicht herzustellen. Zu dieser Kategorie von Waffen gehörten auch die Kriegsflegel. Eine sehr vornehme und zugleich altdeutsche Waffe war der Streithammer, aus der alten Barte entstanden, die Waffe der Heerführer. Er war oft ganz aus ciseliertem und verziertem Eisen gefertigt (siehe Fig. 140). An die Barte reiht sich die Streitaxt, die von dem Reiter mit kurzem, von dem Fuſssoldaten mit langem Schaft getragen wurde, mit schmaler oder breiter Schneide und mannigfaltiger Gestalt. Alle diese Waffen wurden, soweit sie nicht von gewöhnlichen Schmieden gemacht wurden, von den Klingenschmieden oder den Blankschmieden her- gestellt. Zu ausführlicherer Beschreibung ihrer Bereitungsweise geben sie uns indessen keine Veranlassung.
Die Büchsenschmiederei.
Die Büchsenschmiederei war ein zünftiges Gewerbe, welches von einzelnen selbständigen Meistern betrieben wurde, doch ent- wickelte sich im Laufe des 16. Jahrhunderts die Herstellung der Hand- feuerwaffen, die in Konstruktion und Zubereitung verbessert, nach und nach zur wichtigsten Waffe im ernsten Kampfe wurden, bereits teilweise zu fabrikmäſsigem Betriebe. Über die Erfindung des Pulvers, die Verwendung desſelben zu Schuſswaffen und die Wichtigkeit dieser Neuerung haben wir im ersten Bande bereits ausführlich (Bd. I, S. 892 etc.) gehandelt.
Die Handfeuerwaffen entwickelten sich aus sehr unvollkom- menen Anfängen. Aus der Feuerlanze entstand die arabische Madfaa, das älteste Handgeschütz (siehe Bd. I, S. 895, 899) und dieses gab wieder das Muster ab für die flandrischen „Knallbüchsen“, die trag- baren, gestielten Handkanonen (canons à main), welche besonders in Lüttich angefertigt wurden 1). Diese Knallbüchsen bestanden aus einem kurzen, engen eisernen Cylinder, welcher hinten in einen schwachen, bis auf gewisse Länge ebenfalls hohlen eisernen Stab endigte, dessen Hohlraum als Kammer zur Aufnahme des Pulvers diente, Fig. 141 (a. f. S.). Zuweilen wurde auch der Stiel in eine Tülle am
1) Siehe M. Jähns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens 1880, S. 780.
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
mit eingetriebenen starken Nägeln leicht herzustellen. Zu dieser
Kategorie von Waffen gehörten auch die Kriegsflegel. Eine sehr
vornehme und zugleich altdeutsche Waffe war der Streithammer,
aus der alten Barte entstanden, die Waffe der Heerführer. Er war
oft ganz aus ciseliertem und verziertem Eisen gefertigt (siehe Fig. 140).
An die Barte reiht sich die Streitaxt, die von dem Reiter mit kurzem,
von dem Fuſssoldaten mit langem Schaft getragen wurde, mit schmaler
oder breiter Schneide und mannigfaltiger Gestalt. Alle diese Waffen
wurden, soweit sie nicht von gewöhnlichen Schmieden gemacht
wurden, von den Klingenschmieden oder den Blankschmieden her-
gestellt. Zu ausführlicherer Beschreibung ihrer Bereitungsweise geben
sie uns indessen keine Veranlassung.
Die Büchsenschmiederei.
Die Büchsenschmiederei war ein zünftiges Gewerbe, welches
von einzelnen selbständigen Meistern betrieben wurde, doch ent-
wickelte sich im Laufe des 16. Jahrhunderts die Herstellung der Hand-
feuerwaffen, die in Konstruktion und Zubereitung verbessert, nach
und nach zur wichtigsten Waffe im ernsten Kampfe wurden, bereits
teilweise zu fabrikmäſsigem Betriebe. Über die Erfindung des Pulvers,
die Verwendung desſelben zu Schuſswaffen und die Wichtigkeit
dieser Neuerung haben wir im ersten Bande bereits ausführlich (Bd. I,
S. 892 etc.) gehandelt.
Die Handfeuerwaffen entwickelten sich aus sehr unvollkom-
menen Anfängen. Aus der Feuerlanze entstand die arabische Madfaa,
das älteste Handgeschütz (siehe Bd. I, S. 895, 899) und dieses gab
wieder das Muster ab für die flandrischen „Knallbüchsen“, die trag-
baren, gestielten Handkanonen (canons à main), welche besonders
in Lüttich angefertigt wurden 1). Diese Knallbüchsen bestanden aus
einem kurzen, engen eisernen Cylinder, welcher hinten in einen
schwachen, bis auf gewisse Länge ebenfalls hohlen eisernen Stab
endigte, dessen Hohlraum als Kammer zur Aufnahme des Pulvers
diente, Fig. 141 (a. f. S.). Zuweilen wurde auch der Stiel in eine Tülle am
1) Siehe M. Jähns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens 1880, S. 780.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/447>, abgerufen am 17.11.2024.
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