Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
sich im Arsenal von La Neuville, Kanton Bern, befindet 1). Sie hatte
ein sehr langes Rohr von 6 1/3 Pariser Fuss, dabei ein ganz kleines
Kaliber, so dass sie nur Eisenkugeln von 3 Pfund schoss. Eine
genauere Prüfung des Geschützes wäre sehr wünschenswert.

Häufig war nur die Büchse von Eisen, während der Lauf von
Bronze war. Eine solche Büchse vom Jahre 1500 ist in Fig. 89 ab-

[Abbildung] Fig. 89.
bildet. Eine alte gusseiserne Kanone mit der
Jahreszahl 1[5]11 (1511, nicht wie irrtümlich ver-
mutet wurde 1411) wurde zu Bois-le-Duc auf-
gefunden 2).

Im allgemeinen waren die gusseisernen Ka-
nonen im 15. Jahrhundert klein und dienten
meist zur Verteidigung der Thore von Städten
und Burgen. Eine grössere Bedeutung erhielten
dieselben erst unter Kaiser Maximilian, der ja
überhaupt so viel für die Entwickelung der Artillerie gethan hat.
Er liess bereits grössere Stücke von Eisen giessen.

Wie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Kaiser Fried-
rich III., die französischen Könige Ludwig XI. und Karl VIII. und
Herzog Karl der Kühne von Burgund sich besondere Verdienste um
das Geschützwesen erworben hatten, so thaten dies in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts besonders die deutschen Kaiser Maximilian I.
und Karl V.

Eine kurze Skizze der Entwickelung des Artillerie- und Waffen-
wesens in dieser Periode dürfte hier am Platze sein, weil dieselbe
auf das engste mit der Entwickelung der Eisentechnik verknüpft ist.



Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.

Über die Geschichte der Artillerie im Mittelalter haben wir
bereits im ersten Bande gehandelt.

Das Geschützwesen galt als eine freie Kunst. Die Büchsen-
meister waren zünftige Künstler, die nach eigener Wahl gegen Be-

1) Napoleon, Hist. de l'artillerie, fig. 2, pl. IX.
2) Siehe Description
de la fabrication des bouches a feu par le general Huguenin. Paris 1839, p. 5.
Beck, Geschichte des Eisens. 21

Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
sich im Arsenal von La Neuville, Kanton Bern, befindet 1). Sie hatte
ein sehr langes Rohr von 6⅓ Pariser Fuſs, dabei ein ganz kleines
Kaliber, so daſs sie nur Eisenkugeln von 3 Pfund schoſs. Eine
genauere Prüfung des Geschützes wäre sehr wünschenswert.

Häufig war nur die Büchse von Eisen, während der Lauf von
Bronze war. Eine solche Büchse vom Jahre 1500 ist in Fig. 89 ab-

[Abbildung] Fig. 89.
bildet. Eine alte guſseiserne Kanone mit der
Jahreszahl 1[5]11 (1511, nicht wie irrtümlich ver-
mutet wurde 1411) wurde zu Bois-le-Duc auf-
gefunden 2).

Im allgemeinen waren die guſseisernen Ka-
nonen im 15. Jahrhundert klein und dienten
meist zur Verteidigung der Thore von Städten
und Burgen. Eine gröſsere Bedeutung erhielten
dieselben erst unter Kaiser Maximilian, der ja
überhaupt so viel für die Entwickelung der Artillerie gethan hat.
Er lieſs bereits gröſsere Stücke von Eisen gieſsen.

Wie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Kaiser Fried-
rich III., die französischen Könige Ludwig XI. und Karl VIII. und
Herzog Karl der Kühne von Burgund sich besondere Verdienste um
das Geschützwesen erworben hatten, so thaten dies in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts besonders die deutschen Kaiser Maximilian I.
und Karl V.

Eine kurze Skizze der Entwickelung des Artillerie- und Waffen-
wesens in dieser Periode dürfte hier am Platze sein, weil dieselbe
auf das engste mit der Entwickelung der Eisentechnik verknüpft ist.



Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.

Über die Geschichte der Artillerie im Mittelalter haben wir
bereits im ersten Bande gehandelt.

Das Geschützwesen galt als eine freie Kunst. Die Büchsen-
meister waren zünftige Künstler, die nach eigener Wahl gegen Be-

1) Napoleon, Hist. de l’artillerie, fig. 2, pl. IX.
2) Siehe Description
de la fabrication des bouches à feu par le général Huguenin. Paris 1839, p. 5.
Beck, Geschichte des Eisens. 21
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0341" n="321"/><fw place="top" type="header">Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.</fw><lb/>
sich im Arsenal von La Neuville, Kanton Bern, befindet <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Napoleon</hi>, Hist. de l&#x2019;artillerie, fig. 2, pl. IX.</note>. Sie hatte<lb/>
ein sehr langes Rohr von 6&#x2153; Pariser Fu&#x017F;s, dabei ein ganz kleines<lb/>
Kaliber, so da&#x017F;s sie nur Eisenkugeln von 3 Pfund scho&#x017F;s. Eine<lb/>
genauere Prüfung des Geschützes wäre sehr wünschenswert.</p><lb/>
              <p>Häufig war nur die Büchse von Eisen, während der Lauf von<lb/>
Bronze war. Eine solche Büchse vom Jahre 1500 ist in Fig. 89 ab-<lb/><figure><head>Fig. 89.</head></figure><lb/>
bildet. Eine alte gu&#x017F;seiserne Kanone mit der<lb/>
Jahreszahl 1<supplied>5</supplied>11 (1511, nicht wie irrtümlich ver-<lb/>
mutet wurde 1411) wurde zu Bois-le-Duc auf-<lb/>
gefunden <note place="foot" n="2)">Siehe Description<lb/>
de la fabrication des bouches à feu par le général Huguenin. Paris 1839, p. 5.</note>.</p><lb/>
              <p>Im allgemeinen waren die gu&#x017F;seisernen Ka-<lb/>
nonen im 15. Jahrhundert klein und dienten<lb/>
meist zur Verteidigung der Thore von Städten<lb/>
und Burgen. Eine grö&#x017F;sere Bedeutung erhielten<lb/>
dieselben erst unter Kaiser Maximilian, der ja<lb/>
überhaupt so viel für die Entwickelung der Artillerie gethan hat.<lb/>
Er lie&#x017F;s bereits grö&#x017F;sere Stücke von Eisen gie&#x017F;sen.</p><lb/>
              <p>Wie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Kaiser Fried-<lb/>
rich III., die französischen Könige Ludwig XI. und Karl VIII. und<lb/>
Herzog Karl der Kühne von Burgund sich besondere Verdienste um<lb/>
das Geschützwesen erworben hatten, so thaten dies in der ersten Hälfte<lb/>
des 16. Jahrhunderts besonders die deutschen Kaiser Maximilian I.<lb/>
und Karl V.</p><lb/>
              <p>Eine kurze Skizze der Entwickelung des Artillerie- und Waffen-<lb/>
wesens in dieser Periode dürfte hier am Platze sein, weil dieselbe<lb/>
auf das engste mit der Entwickelung der Eisentechnik verknüpft ist.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.</hi> </head><lb/>
            <p>Über die Geschichte der Artillerie im Mittelalter haben wir<lb/>
bereits im ersten Bande gehandelt.</p><lb/>
            <p>Das Geschützwesen galt als eine freie Kunst. Die Büchsen-<lb/>
meister waren zünftige Künstler, die nach eigener Wahl gegen Be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 21</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0341] Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert. sich im Arsenal von La Neuville, Kanton Bern, befindet 1). Sie hatte ein sehr langes Rohr von 6⅓ Pariser Fuſs, dabei ein ganz kleines Kaliber, so daſs sie nur Eisenkugeln von 3 Pfund schoſs. Eine genauere Prüfung des Geschützes wäre sehr wünschenswert. Häufig war nur die Büchse von Eisen, während der Lauf von Bronze war. Eine solche Büchse vom Jahre 1500 ist in Fig. 89 ab- [Abbildung Fig. 89.] bildet. Eine alte guſseiserne Kanone mit der Jahreszahl 1511 (1511, nicht wie irrtümlich ver- mutet wurde 1411) wurde zu Bois-le-Duc auf- gefunden 2). Im allgemeinen waren die guſseisernen Ka- nonen im 15. Jahrhundert klein und dienten meist zur Verteidigung der Thore von Städten und Burgen. Eine gröſsere Bedeutung erhielten dieselben erst unter Kaiser Maximilian, der ja überhaupt so viel für die Entwickelung der Artillerie gethan hat. Er lieſs bereits gröſsere Stücke von Eisen gieſsen. Wie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Kaiser Fried- rich III., die französischen Könige Ludwig XI. und Karl VIII. und Herzog Karl der Kühne von Burgund sich besondere Verdienste um das Geschützwesen erworben hatten, so thaten dies in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts besonders die deutschen Kaiser Maximilian I. und Karl V. Eine kurze Skizze der Entwickelung des Artillerie- und Waffen- wesens in dieser Periode dürfte hier am Platze sein, weil dieselbe auf das engste mit der Entwickelung der Eisentechnik verknüpft ist. Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert. Über die Geschichte der Artillerie im Mittelalter haben wir bereits im ersten Bande gehandelt. Das Geschützwesen galt als eine freie Kunst. Die Büchsen- meister waren zünftige Künstler, die nach eigener Wahl gegen Be- 1) Napoleon, Hist. de l’artillerie, fig. 2, pl. IX. 2) Siehe Description de la fabrication des bouches à feu par le général Huguenin. Paris 1839, p. 5. Beck, Geschichte des Eisens. 21

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/341
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/341>, abgerufen am 17.11.2024.