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Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682.

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daß mit grausamen Kosten das Holtz dar-
über zu der Saltzpfann hatt müssen ge-
führt werden: weil nun solches gar kostbar
und beschwerlich/ hat sich der Churfürst re-
folviret das Saltzwasser von dem Brun-
nen nach dem Wald zu führen: und das
zwar solcher gestalt/ er hat unterschiedliche
höltzerne Thürn gebauet/ und darinnen
Pumpen gestellt/ die das Wasser in Kü-
sten/ und von dannen durch Horizontale
Teichlen wiederumb in andere Thürn und
Pumpen führen: Und dieses wird bewegt
durch die Stangen-Kunst/ theils mit Was-
ser/ theils mit Pferden: Also laufft das
Wasser eine gantze Tagereise über Berg
und Thal/ biß zur Pfanne/ ist auch eines
von den vornehmsten Wasser weicken in
Europa. Bey Beschluß der Stangen-
Kunst erinnere ich mich einer Bewegung/
welche ich inventirt/ nemblich mit doppeln
Körben und doppeln Stangen/ da die Be-
wegung der Körben im Anfang und Ende
der Stangen cireular gehet/ und in der
mitte der Stangen/ irregular/ nemb-
lich motu retrogrado gehet. Diese Be-
wegung dienet darzu/ daß wo man keine
bewe gende Krafft hat/ als Wasser/ Wind?

oder

daß mit grauſamen Koſten das Holtz dar-
uͤber zu der Saltzpfann hatt muͤſſen ge-
fuͤhrt werden: weil nun ſolches gar koſtbar
und beſchwerlich/ hat ſich der Churfuͤrſt re-
folviret das Saltzwaſſer von dem Brun-
nen nach dem Wald zu fuͤhren: und das
zwar ſolcher geſtalt/ er hat unterſchiedliche
hoͤltzerne Thuͤrn gebauet/ und darinnen
Pumpen geſtellt/ die das Waſſer in Kuͤ-
ſten/ und von dannen durch Horizontale
Teichlen wiederumb in andere Thuͤrn und
Pumpen fuͤhren: Und dieſes wird bewegt
durch die Stangen-Kunſt/ theils mit Waſ-
ſer/ theils mit Pferden: Alſo laufft das
Waſſer eine gantze Tagereiſe über Berg
und Thal/ biß zur Pfanne/ iſt auch eines
von den vornehmſten Waſſer weicken in
Europa. Bey Beſchluß der Stangen-
Kunſt erinnere ich mich einer Bewegung/
welche ich inventirt/ nemblich mit doppeln
Koͤrben und doppeln Stangen/ da die Be-
wegung der Koͤrben im Anfang und Ende
der Stangen cireular gehet/ und in der
mitte der Stangen/ irregular/ nemb-
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wegung dienet darzu/ daß wo man keine
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[196[195]/0218] daß mit grauſamen Koſten das Holtz dar- uͤber zu der Saltzpfann hatt muͤſſen ge- fuͤhrt werden: weil nun ſolches gar koſtbar und beſchwerlich/ hat ſich der Churfuͤrſt re- folviret das Saltzwaſſer von dem Brun- nen nach dem Wald zu fuͤhren: und das zwar ſolcher geſtalt/ er hat unterſchiedliche hoͤltzerne Thuͤrn gebauet/ und darinnen Pumpen geſtellt/ die das Waſſer in Kuͤ- ſten/ und von dannen durch Horizontale Teichlen wiederumb in andere Thuͤrn und Pumpen fuͤhren: Und dieſes wird bewegt durch die Stangen-Kunſt/ theils mit Waſ- ſer/ theils mit Pferden: Alſo laufft das Waſſer eine gantze Tagereiſe über Berg und Thal/ biß zur Pfanne/ iſt auch eines von den vornehmſten Waſſer weicken in Europa. Bey Beſchluß der Stangen- Kunſt erinnere ich mich einer Bewegung/ welche ich inventirt/ nemblich mit doppeln Koͤrben und doppeln Stangen/ da die Be- wegung der Koͤrben im Anfang und Ende der Stangen cireular gehet/ und in der mitte der Stangen/ irregular/ nemb- lich motu retrogrado gehet. Dieſe Be- wegung dienet darzu/ daß wo man keine bewe gende Krafft hat/ als Waſſer/ Wind? oder

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682, S. 196[195]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_narrheit_1682/218>, abgerufen am 26.04.2024.