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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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S. 19.) meint, sondern er ist etwas weit Allgemeineres. Denn es gibt auch einen
Bedarf zum Luxus, so wie man auch von einem Bedarfe an inneren und immateri-
ellen äußern Gütern spricht. Schon der Bedarf im wirthschaftlichen Sinne erstreckt
sich weiter als auf sachliche Güter.
Zweites Hauptstück.
Von den wirthschaftlichen Erwerbsmitteln.
§. 50.
1. Produktion.

Da kein Erwerb ohne Aufopferung Statt findet (§. 46.), so
setzt der Erwerb sowohl durch Stoffarbeiten als durch persönliche
Dienste äußere und innere Güter voraus, durch deren Anwendung
man erwirbt. Vor jedem Erwerbe müssen also Güter von Ge-
brauchswerth oder von Tauschwerth gegeben sein, und da auch
diese wieder hervorgebracht sein müssen, so ist das lezte Mittel des
Erwerbs die Hervorbringung (Produktion)1). Ihr nächster
Zweck ist die Erlangung von Gütern, ihr Endzweck der Genuß,
und ihr Mittelzweck der Ersatz der durch die Produktion verwen-
deten alten Güter, weil ohne diesen sich der Hervorbringer wirth-
schaftlich entweder nicht verbesserte oder gar verschlimmerte. Die
Wirthschaft verlangt also von jeder hervorbringenden Thätigkeit:
1) daß sie uns der Materie oder der Veränderung nach neue Gü-
ter verschafft; 2) daß sie uns Güter verschafft, welche für uns
entweder Gebrauchs- oder Tauschwerth haben; 3) daß sie uns in
den neuen Gütern die zu ihrer Gewinnung verwendeten Güter
vergütet, und 4) daß sie uns über die Vergütung hinaus noch
einen Ueberschuß an werthvollen Gütern verschafft2). Es ist aber
also auch a) jede Beschäftigung wirthschaftlich produktiv, welcher
entweder mittelbar oder unmittelbar jene Kriterien zukommen3);
b) es setzt jede produktive Beschäftigung den Werth eines zu pro-
duzirenden Gutes als etwas bereits Erkanntes voraus4); c) die
bloße Entdeckung neuer Tauglichkeiten an Gütern ist noch nicht
produktiv, sondern es wird dies erst ihre Benutzung in hervorbrin-
genden Geschäften5).

1) Vorzügliche Literatur: A. smith, Inquiry. II. 93. 138. (Book II. Chap.
III. et V.) Malthus, Principles of Political Economy.
Französisch übersetzt von
Constancio. I. 30. Ganilh, Dictionnaire de l'economie politique. p. 415. Edin-
burgh Review. IV. 343. Quarterly Review. No. 87. p. 5.
Rau, Lehrbuch der
politischen Oekonomie. I. §. 69. 82. 103. Lotz, Handbuch der Staatswirthschafts-
lehre. I. §. 31 folg. storch, Cours d'economie politique, übersetzt von Rau.
I. 81. III. 249. 271. Mac-Culloch, Principles of Political Economy, übersetzt
von Weber. S. 1. 47. 112. Hermann, staatswirthsch. Untersuch. S. 20 folg.
S. 19.) meint, ſondern er iſt etwas weit Allgemeineres. Denn es gibt auch einen
Bedarf zum Luxus, ſo wie man auch von einem Bedarfe an inneren und immateri-
ellen äußern Gütern ſpricht. Schon der Bedarf im wirthſchaftlichen Sinne erſtreckt
ſich weiter als auf ſachliche Güter.
Zweites Hauptſtück.
Von den wirthſchaftlichen Erwerbsmitteln.
§. 50.
1. Produktion.

Da kein Erwerb ohne Aufopferung Statt findet (§. 46.), ſo
ſetzt der Erwerb ſowohl durch Stoffarbeiten als durch perſönliche
Dienſte äußere und innere Güter voraus, durch deren Anwendung
man erwirbt. Vor jedem Erwerbe müſſen alſo Güter von Ge-
brauchswerth oder von Tauſchwerth gegeben ſein, und da auch
dieſe wieder hervorgebracht ſein müſſen, ſo iſt das lezte Mittel des
Erwerbs die Hervorbringung (Produktion)1). Ihr nächſter
Zweck iſt die Erlangung von Gütern, ihr Endzweck der Genuß,
und ihr Mittelzweck der Erſatz der durch die Produktion verwen-
deten alten Güter, weil ohne dieſen ſich der Hervorbringer wirth-
ſchaftlich entweder nicht verbeſſerte oder gar verſchlimmerte. Die
Wirthſchaft verlangt alſo von jeder hervorbringenden Thätigkeit:
1) daß ſie uns der Materie oder der Veränderung nach neue Gü-
ter verſchafft; 2) daß ſie uns Güter verſchafft, welche für uns
entweder Gebrauchs- oder Tauſchwerth haben; 3) daß ſie uns in
den neuen Gütern die zu ihrer Gewinnung verwendeten Güter
vergütet, und 4) daß ſie uns über die Vergütung hinaus noch
einen Ueberſchuß an werthvollen Gütern verſchafft2). Es iſt aber
alſo auch a) jede Beſchäftigung wirthſchaftlich produktiv, welcher
entweder mittelbar oder unmittelbar jene Kriterien zukommen3);
b) es ſetzt jede produktive Beſchäftigung den Werth eines zu pro-
duzirenden Gutes als etwas bereits Erkanntes voraus4); c) die
bloße Entdeckung neuer Tauglichkeiten an Gütern iſt noch nicht
produktiv, ſondern es wird dies erſt ihre Benutzung in hervorbrin-
genden Geſchäften5).

1) Vorzügliche Literatur: A. smith, Inquiry. II. 93. 138. (Book II. Chap.
III. et V.) Malthus, Principles of Political Economy.
Franzöſiſch überſetzt von
Constancio. I. 30. Ganilh, Dictionnaire de l'économie politique. p. 415. Edin-
burgh Review. IV. 343. Quarterly Review. No. 87. p. 5.
Rau, Lehrbuch der
politiſchen Oekonomie. I. §. 69. 82. 103. Lotz, Handbuch der Staatswirthſchafts-
lehre. I. §. 31 folg. storch, Cours d'économie politique, überſetzt von Rau.
I. 81. III. 249. 271. Mac-Culloch, Principles of Political Economy, überſetzt
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[70/0092] ⁴⁾ S. 19.) meint, ſondern er iſt etwas weit Allgemeineres. Denn es gibt auch einen Bedarf zum Luxus, ſo wie man auch von einem Bedarfe an inneren und immateri- ellen äußern Gütern ſpricht. Schon der Bedarf im wirthſchaftlichen Sinne erſtreckt ſich weiter als auf ſachliche Güter. Zweites Hauptſtück. Von den wirthſchaftlichen Erwerbsmitteln. §. 50. 1. Produktion. Da kein Erwerb ohne Aufopferung Statt findet (§. 46.), ſo ſetzt der Erwerb ſowohl durch Stoffarbeiten als durch perſönliche Dienſte äußere und innere Güter voraus, durch deren Anwendung man erwirbt. Vor jedem Erwerbe müſſen alſo Güter von Ge- brauchswerth oder von Tauſchwerth gegeben ſein, und da auch dieſe wieder hervorgebracht ſein müſſen, ſo iſt das lezte Mittel des Erwerbs die Hervorbringung (Produktion)1). Ihr nächſter Zweck iſt die Erlangung von Gütern, ihr Endzweck der Genuß, und ihr Mittelzweck der Erſatz der durch die Produktion verwen- deten alten Güter, weil ohne dieſen ſich der Hervorbringer wirth- ſchaftlich entweder nicht verbeſſerte oder gar verſchlimmerte. Die Wirthſchaft verlangt alſo von jeder hervorbringenden Thätigkeit: 1) daß ſie uns der Materie oder der Veränderung nach neue Gü- ter verſchafft; 2) daß ſie uns Güter verſchafft, welche für uns entweder Gebrauchs- oder Tauſchwerth haben; 3) daß ſie uns in den neuen Gütern die zu ihrer Gewinnung verwendeten Güter vergütet, und 4) daß ſie uns über die Vergütung hinaus noch einen Ueberſchuß an werthvollen Gütern verſchafft2). Es iſt aber alſo auch a) jede Beſchäftigung wirthſchaftlich produktiv, welcher entweder mittelbar oder unmittelbar jene Kriterien zukommen3); b) es ſetzt jede produktive Beſchäftigung den Werth eines zu pro- duzirenden Gutes als etwas bereits Erkanntes voraus4); c) die bloße Entdeckung neuer Tauglichkeiten an Gütern iſt noch nicht produktiv, ſondern es wird dies erſt ihre Benutzung in hervorbrin- genden Geſchäften5). ¹⁾ Vorzügliche Literatur: A. smith, Inquiry. II. 93. 138. (Book II. Chap. III. et V.) Malthus, Principles of Political Economy. Franzöſiſch überſetzt von Constancio. I. 30. Ganilh, Dictionnaire de l'économie politique. p. 415. Edin- burgh Review. IV. 343. Quarterly Review. No. 87. p. 5. Rau, Lehrbuch der politiſchen Oekonomie. I. §. 69. 82. 103. Lotz, Handbuch der Staatswirthſchafts- lehre. I. §. 31 folg. storch, Cours d'économie politique, überſetzt von Rau. I. 81. III. 249. 271. Mac-Culloch, Principles of Political Economy, überſetzt von Weber. S. 1. 47. 112. Hermann, ſtaatswirthſch. Unterſuch. S. 20 folg.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/92>, abgerufen am 21.11.2024.