Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.vom Neid und Mißgunst. Nach Anleitunge der neidischen Arbeiter in der Parabel vom Weinberg/Matth. 20. Gebrauch dieser Lehr. I. STraf und Warnung/ der Neid und Mißgunst ist in der WeltI. das P p p p p 2
vom Neid und Mißgunſt. Nach Anleitunge der neidiſchen Arbeiter in der Parabel vom Weinberg/Matth. 20. Gebrauch dieſer Lehr. I. STraf und Warnung/ der Neid und Mißgunſt iſt in der WeltI. das P p p p p 2
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vom Neid und Mißgunſt.
Nach Anleitunge der neidiſchen Arbeiter in der Parabel vom Weinberg/
Matth. 20.
Gebrauch dieſer Lehr.
I. STraf und Warnung/ der Neid und Mißgunſt iſt in der Welt
ein gemeines Laſter/ da iſt immer Zorn/ Eifer/ Unfriede/ Neid
und Zanck/ Syr. 40. Neid findet ſich in Geiſtlichen Haͤndlen/
werden arme/ bußfertige Suͤnder zu Gnaden angenommen/ ſo
ſeyn bald die neidiſche Phariſeer vorhanden/ die ſtuͤmpffen daruͤber/ Luc. 19.
Neid findet ſich in Weltlichen Haͤndeln/ hat einer etwas gelernet/ wird her-
vor gezogen/ hat eine gute Nahrung/ trifft eine gute Heinath/ und derglei-
chen/ ſo iſt der Neidhart allenthalben vornen darbey/ und ſiehet ſcheel drein/
Matth. 20. Neid iſt in allen Staͤnden/ geraͤth es einem Lehrer im Geiſt-
lichen Stand einmal/ daß ihm ein koͤſtliches Narden-Waſſer uͤber ſein Haupt
abgegoſſen wird/ ſo darff bald unter ſeinen Juͤngern und Zuhoͤrern ein Judas
darbey ſitzen/ und ſagen: Worzu dienet dieſer Unrath/ man haͤtte es wol beſ-
ſer anwenden koͤnnen/ Joh. 2. Unter den Zuhoͤrern/ wann einer in der
Kirchen nur einen bequemern Sitz oder Stul hat/ ſo goͤnnet man ihm den-
ſelben nicht. Wann im Weltlichen Stand unter den Regenten einer uͤber
den andern geſetzet wird/ ſo iſt er den Untern ein Dorn in den Augen/ wie Da-
niel den Fuͤrſten Darii/ c. 6. Wann ein Soldat beſſer Gluͤck und groͤſſern
Ruhm hat als der andere/ ſo gehet es wie zwiſchen Saul und David/ da die
Weiber geſungen: Saul hat Tauſend geſchlagen/ David aber zehen Tau-
ſend. Da ergrimmete Saul/ und gefiel ihm das Wort uͤbel/ ſahe auch den
David ſauer an von dem Tag und fortan/ 1. Sam. 18. Jm Hauß-Stand
iſt der Neid nicht nur zwiſchen Stieff-Eltern und Stieff-Kindern/ das kei-
nes das andere leichtlich leiden kan/ ſondern auch unter leiblichen Geſchwiſtri-
gen/ das ſiehet man an den Kindern/ wann man ihnen nicht alles abwieget
und abmiſſet/ daß keines mehr bekomme/ als das andere/ ſo koͤnnen ſie ſich nicht
mit einander vertragen. Es neiden einander die Bruͤder/ wie die Soͤhne
Jacobs ihren Bruder Joſeph/ 1. Moſ. 37. Es neiden einander die Schwe-
ſtern/ wie Rahel die Leam/ 1. Moſ. 30. Es neiden einander die Nachbarn/
wo einer kan den andern das Liecht verbauen/ einen Unrath vor die Thuͤr rau-
men/ oder ſonſt einen Stein in den Garten werffen/ ſparet er keinen Fleiß/
wie die Philiſter dem Jſaac ſeine Brunnen verſtopfften/ 1. Moſ. 26. Es
neiden einander die Handwercker und Kraͤmer/ da wird einer ſelten hoͤren/ daß
unter ihnen einer dem andern ſeine Arbeit/ ſein Kunſt-Stuͤck/ ſeine Waaren
lobe/ aber deß Tadlens iſt kein Ende/ daher das Spruͤchwort entſtanden: Fi-
gulus figulo invidet, faber fabro, das iſt/ ein Handwerck haſſet und neidet
das
I.
Warnung
Der Neid
iſt gemein
in allen
Staͤnden
und Haͤnd-
len/
Geiſtlichen/
Weltlichen/
und Hauß-
Stand/
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