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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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von der Uneinigkeit.
Solche Uneinigkeit hindert ihn am Gebett/ 1. Petr. 3. Oder/ bettet er/ so ist3.
doch sein Gebett GOtt nicht angenehm/ dann man soll im Gebett aufheben
Heilige Hände/ ohne Zorn und Zweiffel/ 1. Tim. 2. Hindert ihn am Ge-4.
brauch deß H. Abendmals/ oder gehet er dahin/ so kan er solches nicht würdig
empfahen/ und demnach GOtt dem HErrn mit solchem Gottesdienst nicht
gefallen/ dann man soll zuvor hingehen/ sich mit seinem Bruder oder Schwe-
stor versöhnen/ und alsdann kommen und seinen Gottesdienst verrichten/
Matth. 5. Die Uneinigkeit schadet ihm an seinem Handel und Wandel/5.
darinnen alles mehr hinter sich/ als vor sich gehet. So lange die Babylonier
einerley Sprach führeten/ gienge ihr Bau auf/ da sich aber ihre Sprache ver-
kehrete und eine Verwirrung sich unter ihnen erhoben/ mußten sie ablassen/
und konten den Thurn/ den sie angefangen nicht vollenden/ 1. Mos. 11. So
gehet noch durch Uneinigkeit und Zwietracht alles nur den Krebsgang.
Uneinigkeit schadet beyden an ihrem Leib und Gut/ dann in dem sie sich also6.
zerbeissen und fressen/ so verzehren sie einander zuletzt/ Gal. 5. Ein jegli-
cher frisset das Fleisch seines Armes/ Manasse den Ephraim/ Ephraim den
Manasse/ und sie beyde mit einander wider Juda/ Es. 9. Sie schadet ihnen7.
an zeitlicher und ewiger Wolfahrt/ bekandt ist der Spruch Königes Micipsae
bey dem Salustio: Concordia res parvae crescunt, discordia magnae dila-
buntur,
das ist: Durch Einträchtigkeit nimmt ein geringes Gut täglich zu/
durch Zwietracht aber und Uneinigkeit/ nimmt ein grosses Gut täglich ab.
Syrach sagt/ die Uneinigkeit bringe den Tod und das Verderben/ c. 28. wie
auch S. Paulus Zwietracht unter die jenige Laster setzet/ von denen er sagt/
die solche thun/ und unbußfertig darinnen verharren/ die werden das Reich
GOttes nicht ererben/ Gal. 5. Weil dann die Uneinigkeit in allen Stän-
den und in allen Stücken so grossen Schaden bringet/ so sollen billich alle
Christen sich lernen darvor hüten.

Und das ist das achte Laster/ so eigentlich auf den Nächsten gehet/ nem-Summa.
lich Discordia, die Uneinigkeit/ da wir gehöret/ weil solch Laster sündlich/
schändlich und schädlich ist/ so soll sich ein jeder Christ hüten/ daß er mit seinem
Nächsten nicht in Uneinigkeit lebe/ nach den Worten deß HErrn Christi/ da
er Luc. 11. sagt: Ein jegliches Reich/ etc.

Gebrauch dieser Lehr.

WOllen wir nun das besagte recht gebrauchen/ so haben wir I. einenI.
Unter-
richt/
wie Einig-
keit und Un-
einigkeit zu

Unterricht zu mercken/ daß nemlich nicht alle Einigkeit zu loben/
und nicht alle Uneinigkeit zu schelten seye/ dann die Teufel seyn
auch einig/ ihr Reich zu vermehren/ unsere Wider sacher seyn auch
einig/ das Evangelium außzurotten/ die Gottlosen seyn auch einig in ihrer

Boß-
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von der Uneinigkeit.
Solche Uneinigkeit hindert ihn am Gebett/ 1. Petr. 3. Oder/ bettet er/ ſo iſt3.
doch ſein Gebett GOtt nicht angenehm/ dann man ſoll im Gebett aufheben
Heilige Haͤnde/ ohne Zorn und Zweiffel/ 1. Tim. 2. Hindert ihn am Ge-4.
brauch deß H. Abendmals/ oder gehet er dahin/ ſo kan er ſolches nicht wuͤrdig
empfahen/ und demnach GOtt dem HErꝛn mit ſolchem Gottesdienſt nicht
gefallen/ dann man ſoll zuvor hingehen/ ſich mit ſeinem Bruder oder Schwe-
ſtor verſoͤhnen/ und alsdann kommen und ſeinen Gottesdienſt verrichten/
Matth. 5. Die Uneinigkeit ſchadet ihm an ſeinem Handel und Wandel/5.
darinnen alles mehr hinter ſich/ als vor ſich gehet. So lange die Babylonier
einerley Sprach fuͤhreten/ gienge ihr Bau auf/ da ſich aber ihre Sprache ver-
kehrete und eine Verwirꝛung ſich unter ihnen erhoben/ mußten ſie ablaſſen/
und konten den Thurn/ den ſie angefangen nicht vollenden/ 1. Moſ. 11. So
gehet noch durch Uneinigkeit und Zwietracht alles nur den Krebsgang.
Uneinigkeit ſchadet beyden an ihrem Leib und Gut/ dann in dem ſie ſich alſo6.
zerbeiſſen und freſſen/ ſo verzehren ſie einander zuletzt/ Gal. 5. Ein jegli-
cher friſſet das Fleiſch ſeines Armes/ Manaſſe den Ephraim/ Ephraim den
Manaſſe/ und ſie beyde mit einander wider Juda/ Eſ. 9. Sie ſchadet ihnen7.
an zeitlicher und ewiger Wolfahrt/ bekandt iſt der Spruch Koͤniges Micipſæ
bey dem Saluſtio: Concordia res parvæ creſcunt, diſcordia magnæ dila-
buntur,
das iſt: Durch Eintraͤchtigkeit nimmt ein geringes Gut taͤglich zu/
durch Zwietracht aber und Uneinigkeit/ nimmt ein groſſes Gut taͤglich ab.
Syrach ſagt/ die Uneinigkeit bringe den Tod und das Verderben/ c. 28. wie
auch S. Paulus Zwietracht unter die jenige Laſter ſetzet/ von denen er ſagt/
die ſolche thun/ und unbußfertig darinnen verharren/ die werden das Reich
GOttes nicht ererben/ Gal. 5. Weil dann die Uneinigkeit in allen Staͤn-
den und in allen Stuͤcken ſo groſſen Schaden bringet/ ſo ſollen billich alle
Chriſten ſich lernen darvor huͤten.

Und das iſt das achte Laſter/ ſo eigentlich auf den Naͤchſten gehet/ nem-Summa.
lich Diſcordia, die Uneinigkeit/ da wir gehoͤret/ weil ſolch Laſter ſuͤndlich/
ſchaͤndlich und ſchaͤdlich iſt/ ſo ſoll ſich ein jeder Chriſt huͤten/ daß er mit ſeinem
Naͤchſten nicht in Uneinigkeit lebe/ nach den Worten deß HErꝛn Chriſti/ da
er Luc. 11. ſagt: Ein jegliches Reich/ ꝛc.

Gebrauch dieſer Lehr.

WOllen wir nun das beſagte recht gebrauchen/ ſo haben wir I. einenI.
Unter-
richt/
wie Einig-
keit und Un-
einigkeit zu

Unterricht zu mercken/ daß nemlich nicht alle Einigkeit zu loben/
und nicht alle Uneinigkeit zu ſchelten ſeye/ dann die Teufel ſeyn
auch einig/ ihr Reich zu vermehren/ unſere Wider ſacher ſeyn auch
einig/ das Evangelium außzurotten/ die Gottloſen ſeyn auch einig in ihrer

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[819/0889] von der Uneinigkeit. Solche Uneinigkeit hindert ihn am Gebett/ 1. Petr. 3. Oder/ bettet er/ ſo iſt doch ſein Gebett GOtt nicht angenehm/ dann man ſoll im Gebett aufheben Heilige Haͤnde/ ohne Zorn und Zweiffel/ 1. Tim. 2. Hindert ihn am Ge- brauch deß H. Abendmals/ oder gehet er dahin/ ſo kan er ſolches nicht wuͤrdig empfahen/ und demnach GOtt dem HErꝛn mit ſolchem Gottesdienſt nicht gefallen/ dann man ſoll zuvor hingehen/ ſich mit ſeinem Bruder oder Schwe- ſtor verſoͤhnen/ und alsdann kommen und ſeinen Gottesdienſt verrichten/ Matth. 5. Die Uneinigkeit ſchadet ihm an ſeinem Handel und Wandel/ darinnen alles mehr hinter ſich/ als vor ſich gehet. So lange die Babylonier einerley Sprach fuͤhreten/ gienge ihr Bau auf/ da ſich aber ihre Sprache ver- kehrete und eine Verwirꝛung ſich unter ihnen erhoben/ mußten ſie ablaſſen/ und konten den Thurn/ den ſie angefangen nicht vollenden/ 1. Moſ. 11. So gehet noch durch Uneinigkeit und Zwietracht alles nur den Krebsgang. Uneinigkeit ſchadet beyden an ihrem Leib und Gut/ dann in dem ſie ſich alſo zerbeiſſen und freſſen/ ſo verzehren ſie einander zuletzt/ Gal. 5. Ein jegli- cher friſſet das Fleiſch ſeines Armes/ Manaſſe den Ephraim/ Ephraim den Manaſſe/ und ſie beyde mit einander wider Juda/ Eſ. 9. Sie ſchadet ihnen an zeitlicher und ewiger Wolfahrt/ bekandt iſt der Spruch Koͤniges Micipſæ bey dem Saluſtio: Concordia res parvæ creſcunt, diſcordia magnæ dila- buntur, das iſt: Durch Eintraͤchtigkeit nimmt ein geringes Gut taͤglich zu/ durch Zwietracht aber und Uneinigkeit/ nimmt ein groſſes Gut taͤglich ab. Syrach ſagt/ die Uneinigkeit bringe den Tod und das Verderben/ c. 28. wie auch S. Paulus Zwietracht unter die jenige Laſter ſetzet/ von denen er ſagt/ die ſolche thun/ und unbußfertig darinnen verharren/ die werden das Reich GOttes nicht ererben/ Gal. 5. Weil dann die Uneinigkeit in allen Staͤn- den und in allen Stuͤcken ſo groſſen Schaden bringet/ ſo ſollen billich alle Chriſten ſich lernen darvor huͤten. 3. 4. 5. 6. 7. Und das iſt das achte Laſter/ ſo eigentlich auf den Naͤchſten gehet/ nem- lich Diſcordia, die Uneinigkeit/ da wir gehoͤret/ weil ſolch Laſter ſuͤndlich/ ſchaͤndlich und ſchaͤdlich iſt/ ſo ſoll ſich ein jeder Chriſt huͤten/ daß er mit ſeinem Naͤchſten nicht in Uneinigkeit lebe/ nach den Worten deß HErꝛn Chriſti/ da er Luc. 11. ſagt: Ein jegliches Reich/ ꝛc. Summa. Gebrauch dieſer Lehr. WOllen wir nun das beſagte recht gebrauchen/ ſo haben wir I. einen Unterricht zu mercken/ daß nemlich nicht alle Einigkeit zu loben/ und nicht alle Uneinigkeit zu ſchelten ſeye/ dann die Teufel ſeyn auch einig/ ihr Reich zu vermehren/ unſere Wider ſacher ſeyn auch einig/ das Evangelium außzurotten/ die Gottloſen ſeyn auch einig in ihrer Boß- I. Unter- richt/ wie Einig- keit und Un- einigkeit zu L l l l l 2

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/889>, abgerufen am 21.12.2024.