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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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Die LXXXV Laster Predigt/


Jm Namen JEsu!
d. 10. Dec.
1660.
Die LXXXV. Laster-Predigt/
Jn der III. Abtheilung/ von den Lastern wider
den Nächsten/
Das VIII. Laster: Uneinigkeit.
Text.
Luc. c. 11. v. 17.
Ein jegliches Reich/ so es mit ihm selbst uneins wird/
das wird wüste/ und ein Hauß fället über das
andere.
Eingang.
Geliebte in Christo dem HErren!
Plinii
Wunder-
Stein/

ES gedencket Plinius lib. 2. Nat. Hist. cap. 106. eines son-
derbaren Wunder-Steines/ mit Namen Tyrrheus genannt/
der/ ob er gleich groß/ dannoch so lange er nur gantz bleibe/ so
schwimme er oben auf dem Wasser her/ wann er aber in Stü-
applicirt
auf die Un-
einigkeit.
cken zerbrochen werde/ so gehe er zu Grund. Diesem Wun-
der-Stein ist das Geistliche/ Weltliche und Hauß-Wesen gleich/ dann so
lang Einigkeit darinnen ist/ so lange bestehet es/ und gehet alles darinnen
glücklich und wol daher/ wo sich aber Zwietracht und Uneinigkeit darinnen
erhebet/ so muß es fallen/ unter- und zu Grund gehen. Welches der HErr
Christus selbsten bezeuget in denen E. L. vorgelesenen Worten/ da er sagt:
Ein jegliches Reich/ so es mit ihm selbst uneins wird/ das wird
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un-
sers Texts.
wüste/ und ein Hauß fället über das andere. Diesen Spruch hat
Käyser Carolus IV. hoch gehalten/ und demnach die Güldene Bull/ so von
ihm her/ Lex Carolina genennet wird/ eben mit diesen Worten Christi ange-
fangen/ da er auf dem Reichs-Tag zu Nürnberg/ Anno 1356. neben den
Ständen deß Reichs/ die Löbliche/ Hoch-nützliche Ordnung gemacht/ wie es
mit der Wahl eines Käysers solle gehalten werden/ was eines jeden Chur-
und Fürsten Amt und Gewalt seyn solle/ und durch was Mittel/ Friede und
Einigkeit/ samt der Gerechtigkeit im Römischen Reich könne erhalten wer-

den.
Die LXXXV Laſter Predigt/


Jm Namen JEſu!
d. 10. Dec.
1660.
Die LXXXV. Laſter-Predigt/
Jn der III. Abtheilung/ von den Laſtern wider
den Naͤchſten/
Das VIII. Laſter: Uneinigkeit.
Text.
Luc. c. 11. v. 17.
Ein jegliches Reich/ ſo es mit ihm ſelbſt uneins wird/
das wird wuͤſte/ und ein Hauß faͤllet uͤber das
andere.
Eingang.
Geliebte in Chriſto dem HErren!
Plinii
Wunder-
Stein/

ES gedencket Plinius lib. 2. Nat. Hiſt. cap. 106. eines ſon-
derbaren Wunder-Steines/ mit Namen Tyrrheus genannt/
der/ ob er gleich groß/ dannoch ſo lange er nur gantz bleibe/ ſo
ſchwimme er oben auf dem Waſſer her/ wann er aber in Stuͤ-
applicirt
auf die Un-
einigkeit.
cken zerbrochen werde/ ſo gehe er zu Grund. Dieſem Wun-
der-Stein iſt das Geiſtliche/ Weltliche und Hauß-Weſen gleich/ dann ſo
lang Einigkeit darinnen iſt/ ſo lange beſtehet es/ und gehet alles darinnen
gluͤcklich und wol daher/ wo ſich aber Zwietracht und Uneinigkeit darinnen
erhebet/ ſo muß es fallen/ unter- und zu Grund gehen. Welches der HErꝛ
Chriſtus ſelbſten bezeuget in denen E. L. vorgeleſenen Worten/ da er ſagt:
Ein jegliches Reich/ ſo es mit ihm ſelbſt uneins wird/ das wird
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ſers Texts.
wuͤſte/ und ein Hauß faͤllet uͤber das andere. Dieſen Spruch hat
Kaͤyſer Carolus IV. hoch gehalten/ und demnach die Guͤldene Bull/ ſo von
ihm her/ Lex Carolina genennet wird/ eben mit dieſen Worten Chriſti ange-
fangen/ da er auf dem Reichs-Tag zu Nuͤrnberg/ Anno 1356. neben den
Staͤnden deß Reichs/ die Loͤbliche/ Hoch-nuͤtzliche Ordnung gemacht/ wie es
mit der Wahl eines Kaͤyſers ſolle gehalten werden/ was eines jeden Chur-
und Fuͤrſten Amt und Gewalt ſeyn ſolle/ und durch was Mittel/ Friede und
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[814/0884] Die LXXXV Laſter Predigt/ Jm Namen JEſu! Die LXXXV. Laſter-Predigt/ Jn der III. Abtheilung/ von den Laſtern wider den Naͤchſten/ Das VIII. Laſter: Uneinigkeit. Text. Luc. c. 11. v. 17. Ein jegliches Reich/ ſo es mit ihm ſelbſt uneins wird/ das wird wuͤſte/ und ein Hauß faͤllet uͤber das andere. Eingang. Geliebte in Chriſto dem HErren! ES gedencket Plinius lib. 2. Nat. Hiſt. cap. 106. eines ſon- derbaren Wunder-Steines/ mit Namen Tyrrheus genannt/ der/ ob er gleich groß/ dannoch ſo lange er nur gantz bleibe/ ſo ſchwimme er oben auf dem Waſſer her/ wann er aber in Stuͤ- cken zerbrochen werde/ ſo gehe er zu Grund. Dieſem Wun- der-Stein iſt das Geiſtliche/ Weltliche und Hauß-Weſen gleich/ dann ſo lang Einigkeit darinnen iſt/ ſo lange beſtehet es/ und gehet alles darinnen gluͤcklich und wol daher/ wo ſich aber Zwietracht und Uneinigkeit darinnen erhebet/ ſo muß es fallen/ unter- und zu Grund gehen. Welches der HErꝛ Chriſtus ſelbſten bezeuget in denen E. L. vorgeleſenen Worten/ da er ſagt: Ein jegliches Reich/ ſo es mit ihm ſelbſt uneins wird/ das wird wuͤſte/ und ein Hauß faͤllet uͤber das andere. Dieſen Spruch hat Kaͤyſer Carolus IV. hoch gehalten/ und demnach die Guͤldene Bull/ ſo von ihm her/ Lex Carolina genennet wird/ eben mit dieſen Worten Chriſti ange- fangen/ da er auf dem Reichs-Tag zu Nuͤrnberg/ Anno 1356. neben den Staͤnden deß Reichs/ die Loͤbliche/ Hoch-nuͤtzliche Ordnung gemacht/ wie es mit der Wahl eines Kaͤyſers ſolle gehalten werden/ was eines jeden Chur- und Fuͤrſten Amt und Gewalt ſeyn ſolle/ und durch was Mittel/ Friede und Einigkeit/ ſamt der Gerechtigkeit im Roͤmiſchen Reich koͤnne erhalten wer- den. applicirt auf die Un- einigkeit. Commen- dation un- ſers Texts.

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/884>, abgerufen am 21.11.2024.