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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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vom Splitter-Gericht.
anzustellen und zu verrichten/ aber aller anderer Götter Werck/ Arbeit und
Geschäfft hab erfürwitzig beschauet/ verspöttelt/ getadelt und verächtlich durch
die Hechel gezogen/ und wo er gemeint/ daß etwas vergessen worden/ oder daß
etwas übel gemacht und gerathen/ hab er das alles frey und ohne Scheu geur-
theilt/ geandet und gestrafft. Solchen Momumagiren noch heut zu Tag ih-Wird noch
agirt.

rer viel/ die zwar selber nicht viel gutes thun/ aber alles was andere thun/ ei-
gensinniger Weisertadlen und berafflen. Dawider prediget der HErr Chri-
stus indenen E. L. vorgelesenen Worten/ da er sagt: Richtet nicht/ so
werdet ihr auch nicht gerichtet/ verdammet nicht/ so werdet ihr
nicht verdammt.
Weil wir dann zum nechsten gehört/ daß ein Christ sei-Vortrag.
nen Nächsten nicht verspotten und verachten soll/ so wollen wir dißmal von
dem Privat-Gericht etwas weiters reden und handlen/ erstlich die Wort deß
HErrn Christi mit wenigem erklären/ und darauf anzeigen was wir dabey
von dem Splitter Gericht/
zu unserer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns Gott GnadWunsch.
und Segen geben wolle. Amen.

Erklärung deß Texts.

JN unsern vorgenommenen Worten redet der HErr CHristus vomEs ist zwey-
erley Rich-
ten/

Richten und Verdammen. Es ist aber so wol das richten als das ver-
dammen zweyerley. Das Richten belangend/ geschicht solches eint-
weder vermög ordentlichen Beruffs/ wann die Lehrer und Prediger
die irrige Lehr der Falschgläubigen/ und das Gottlose Leben ihrer Zuho er auß
Gottes Wort ohne Ansehen der Person richten/ mächtig seyn zu ermahnen
durch die heilsame Lehr/ und zu straffen die Widersprecher. Tit. 1. Wann die
Regenten und Richter offentlich Gericht halten/ und nach Anweisung der
Göttlichen und Weltlichen Rechten/ richten zwischen einem jeglichen und sei-
nem Nächsten. 2. Mos. 18. Wann die Eltern und Herrschafften ihre Kinder
und Gesind in guter Zuchthalten/ ihnen ihren Ungehorsam/ Boßheit/ Untreu
und Halsstarrigkeit mit gebührendem Ernst verweisen: Oder es geschihet das
Richten ausser dem ordentlichen Beruff privatim, und absonderlich da einer
auß Neid und Haß oder auch auß Boßheit und Leichtfertigkeit seinem Näch-
sten aufpasset/ gifftige Basilißken-Augen auf seine Geberden/ Wort und
Werck/ Thun und Lassen wirfft/ alles was er sihet und höret/ carpirt, censirt,
syndicirt,
durchzeucht/ tadelt/ rechtfertiget und verwirfft: Oder da ihrer etliche
zusamen kommen und über den fürübergehenden/ oder dessen man im Gespräch
zu Red wird/ Standrecht halten/ ihn über die Klingen ihrer Zungen springen
lassen/ zu Banck hauen/ und wie wir sagen/ außrichten: Heisst sonsten ein
Splitter-Gericht/ von dem Gleichnus deß HErrn Christi/ da er von derglei-

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vom Splitter-Gericht.
anzuſtellen und zu verrichten/ aber aller anderer Goͤtter Werck/ Arbeit und
Geſchaͤfft hab erfuͤrwitzig beſchauet/ verſpoͤttelt/ getadelt und veraͤchtlich durch
die Hechel gezogen/ und wo er gemeint/ daß etwas vergeſſen worden/ oder daß
etwas uͤbel gemacht und gerathen/ hab er das alles frey und ohne Scheu geur-
theilt/ geandet und geſtrafft. Solchen Momumagiren noch heut zu Tag ih-Wird noch
agirt.

rer viel/ die zwar ſelber nicht viel gutes thun/ aber alles was andere thun/ ei-
genſinniger Weiſertadlen und berafflen. Dawider prediget der HErꝛ Chri-
ſtus indenen E. L. vorgeleſenen Worten/ da er ſagt: Richtet nicht/ ſo
werdet ihr auch nicht gerichtet/ verdammet nicht/ ſo werdet ihr
nicht verdammt.
Weil wir dann zum nechſten gehoͤrt/ daß ein Chriſt ſei-Vortrag.
nen Naͤchſten nicht verſpotten und verachten ſoll/ ſo wollen wir dißmal von
dem Privat-Gericht etwas weiters reden und handlen/ erſtlich die Wort deß
HErꝛn Chriſti mit wenigem erklaͤren/ und darauf anzeigen was wir dabey
von dem Splitter Gericht/
zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns Gott GnadWunſch.
und Segen geben wolle. Amen.

Erklaͤrung deß Texts.

JN unſern vorgenommenen Worten redet der HErꝛ CHriſtus vomEs iſt zwey-
erley Rich-
ten/

Richten und Verdammen. Es iſt aber ſo wol das richten als das ver-
dammen zweyerley. Das Richten belangend/ geſchicht ſolches eint-
weder vermoͤg ordentlichen Beruffs/ wann die Lehrer und Prediger
die irrige Lehr der Falſchglaͤubigen/ und das Gottloſe Leben ihrer Zuho er auß
Gottes Wort ohne Anſehen der Perſon richten/ maͤchtig ſeyn zu ermahnen
durch die heilſame Lehr/ und zu ſtraffen die Widerſprecher. Tit. 1. Wann die
Regenten und Richter offentlich Gericht halten/ und nach Anweiſung der
Goͤttlichen und Weltlichen Rechten/ richten zwiſchen einem jeglichen und ſei-
nem Naͤchſten. 2. Moſ. 18. Wann die Eltern und Herꝛſchafften ihre Kinder
und Geſind in guter Zuchthalten/ ihnen ihren Ungehorſam/ Boßheit/ Untreu
und Halsſtarꝛigkeit mit gebuͤhrendem Ernſt verweiſen: Oder es geſchihet das
Richten auſſer dem ordentlichen Beruff privatim, und abſonderlich da einer
auß Neid und Haß oder auch auß Boßheit und Leichtfertigkeit ſeinem Naͤch-
ſten aufpaſſet/ gifftige Baſilißken-Augen auf ſeine Geberden/ Wort und
Werck/ Thun und Laſſen wirfft/ alles was er ſihet und hoͤret/ carpirt, cenſirt,
ſyndicirt,
durchzeucht/ tadelt/ rechtfertiget und verwirfft: Oder da ihrer etliche
zuſamen kommen und uͤber den fuͤruͤbergehenden/ oder deſſen man im Geſpraͤch
zu Red wird/ Standrecht halten/ ihn uͤber die Klingen ihrer Zungen ſpringen
laſſen/ zu Banck hauen/ und wie wir ſagen/ außrichten: Heiſſt ſonſten ein
Splitter-Gericht/ von dem Gleichnus deß HErꝛn Chriſti/ da er von derglei-

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[963/1033] vom Splitter-Gericht. anzuſtellen und zu verrichten/ aber aller anderer Goͤtter Werck/ Arbeit und Geſchaͤfft hab erfuͤrwitzig beſchauet/ verſpoͤttelt/ getadelt und veraͤchtlich durch die Hechel gezogen/ und wo er gemeint/ daß etwas vergeſſen worden/ oder daß etwas uͤbel gemacht und gerathen/ hab er das alles frey und ohne Scheu geur- theilt/ geandet und geſtrafft. Solchen Momumagiren noch heut zu Tag ih- rer viel/ die zwar ſelber nicht viel gutes thun/ aber alles was andere thun/ ei- genſinniger Weiſertadlen und berafflen. Dawider prediget der HErꝛ Chri- ſtus indenen E. L. vorgeleſenen Worten/ da er ſagt: Richtet nicht/ ſo werdet ihr auch nicht gerichtet/ verdammet nicht/ ſo werdet ihr nicht verdammt. Weil wir dann zum nechſten gehoͤrt/ daß ein Chriſt ſei- nen Naͤchſten nicht verſpotten und verachten ſoll/ ſo wollen wir dißmal von dem Privat-Gericht etwas weiters reden und handlen/ erſtlich die Wort deß HErꝛn Chriſti mit wenigem erklaͤren/ und darauf anzeigen was wir dabey von dem Splitter Gericht/ zu unſerer Lehr und Nutzen werden zu behalten haben. Darzu uns Gott Gnad und Segen geben wolle. Amen. Wird noch agirt. Vortrag. Wunſch. Erklaͤrung deß Texts. JN unſern vorgenommenen Worten redet der HErꝛ CHriſtus vom Richten und Verdammen. Es iſt aber ſo wol das richten als das ver- dammen zweyerley. Das Richten belangend/ geſchicht ſolches eint- weder vermoͤg ordentlichen Beruffs/ wann die Lehrer und Prediger die irrige Lehr der Falſchglaͤubigen/ und das Gottloſe Leben ihrer Zuho er auß Gottes Wort ohne Anſehen der Perſon richten/ maͤchtig ſeyn zu ermahnen durch die heilſame Lehr/ und zu ſtraffen die Widerſprecher. Tit. 1. Wann die Regenten und Richter offentlich Gericht halten/ und nach Anweiſung der Goͤttlichen und Weltlichen Rechten/ richten zwiſchen einem jeglichen und ſei- nem Naͤchſten. 2. Moſ. 18. Wann die Eltern und Herꝛſchafften ihre Kinder und Geſind in guter Zuchthalten/ ihnen ihren Ungehorſam/ Boßheit/ Untreu und Halsſtarꝛigkeit mit gebuͤhrendem Ernſt verweiſen: Oder es geſchihet das Richten auſſer dem ordentlichen Beruff privatim, und abſonderlich da einer auß Neid und Haß oder auch auß Boßheit und Leichtfertigkeit ſeinem Naͤch- ſten aufpaſſet/ gifftige Baſilißken-Augen auf ſeine Geberden/ Wort und Werck/ Thun und Laſſen wirfft/ alles was er ſihet und hoͤret/ carpirt, cenſirt, ſyndicirt, durchzeucht/ tadelt/ rechtfertiget und verwirfft: Oder da ihrer etliche zuſamen kommen und uͤber den fuͤruͤbergehenden/ oder deſſen man im Geſpraͤch zu Red wird/ Standrecht halten/ ihn uͤber die Klingen ihrer Zungen ſpringen laſſen/ zu Banck hauen/ und wie wir ſagen/ außrichten: Heiſſt ſonſten ein Splitter-Gericht/ von dem Gleichnus deß HErꝛn Chriſti/ da er von derglei- chen Es iſt zwey- erley Rich- ten/ F f f f f f 2

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 963. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/1033>, abgerufen am 21.11.2024.