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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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I.
Die erste Gage.

Ich hatte das Glück, eine engelsmilde, vortreffliche
Mutter zu besitzen. Sie liebte mich und meine drei Ge¬
schwister zärtlichst und hätte ihr Leben freudig für uns
geopfert, -- aber sie konnte auch streng und energisch
verfahren.

Mit 23 Jahren Wittwe geworden -- mein Vater
blieb in der Schlacht bei Aspern, als ich noch nicht zwei
Jahre zählte -- schön, anmuthig, geistreich, wies sie
jeden Heirathsantrag zurück, um sich ganz ihren Kin¬
dern widmen zu können und das Andenken des Se¬
ligen treu zu bewahren. Es war keine leichte Aufgabe
für eine so junge Wittwe: ohne bedeutendes Vermögen
vier Kinder zu erziehen, fern vom heimatlichen freund¬
lichen Koburg und den Verwandten, -- ohne jede an¬
dere Stütze, als die allgemeine Achtung der Menschen
und ihr unerschütterliches Vertrauen zu Gott! -- So
steuerte sie muthig vorwärts und überwand das Schwerste.

Erinnerungen etc. 1
I.
Die erſte Gage.

Ich hatte das Glück, eine engelsmilde, vortreffliche
Mutter zu beſitzen. Sie liebte mich und meine drei Ge¬
ſchwiſter zärtlichſt und hätte ihr Leben freudig für uns
geopfert, — aber ſie konnte auch ſtreng und energiſch
verfahren.

Mit 23 Jahren Wittwe geworden — mein Vater
blieb in der Schlacht bei Aspern, als ich noch nicht zwei
Jahre zählte — ſchön, anmuthig, geiſtreich, wies ſie
jeden Heirathsantrag zurück, um ſich ganz ihren Kin¬
dern widmen zu können und das Andenken des Se¬
ligen treu zu bewahren. Es war keine leichte Aufgabe
für eine ſo junge Wittwe: ohne bedeutendes Vermögen
vier Kinder zu erziehen, fern vom heimatlichen freund¬
lichen Koburg und den Verwandten, — ohne jede an¬
dere Stütze, als die allgemeine Achtung der Menſchen
und ihr unerſchütterliches Vertrauen zu Gott! — So
ſteuerte ſie muthig vorwärts und überwand das Schwerſte.

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[[1]/0029] I. Die erſte Gage. Ich hatte das Glück, eine engelsmilde, vortreffliche Mutter zu beſitzen. Sie liebte mich und meine drei Ge¬ ſchwiſter zärtlichſt und hätte ihr Leben freudig für uns geopfert, — aber ſie konnte auch ſtreng und energiſch verfahren. Mit 23 Jahren Wittwe geworden — mein Vater blieb in der Schlacht bei Aspern, als ich noch nicht zwei Jahre zählte — ſchön, anmuthig, geiſtreich, wies ſie jeden Heirathsantrag zurück, um ſich ganz ihren Kin¬ dern widmen zu können und das Andenken des Se¬ ligen treu zu bewahren. Es war keine leichte Aufgabe für eine ſo junge Wittwe: ohne bedeutendes Vermögen vier Kinder zu erziehen, fern vom heimatlichen freund¬ lichen Koburg und den Verwandten, — ohne jede an¬ dere Stütze, als die allgemeine Achtung der Menſchen und ihr unerſchütterliches Vertrauen zu Gott! — So ſteuerte ſie muthig vorwärts und überwand das Schwerſte. Erinnerungen ꝛc. 1

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/29>, abgerufen am 21.11.2024.