Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite


Vorrede.
eingesehen werden: so ist der dadurch veran-
laßte Wunsch meinen Absichten gar nicht zu-
wider.

Warum aber habe ich dieses moralische
Buch nur auf die Pflichten der gesitteten
Bürger im Privatstande eingeschränkt?

Darum, weil ein jeder Hauptstand unter den
Menschen besondere Pflichten hat, welche er
öfter und lebhafter überdenken muß, als die
Pflichten andrer Stände. Deswegen werde
ich auch die oft verlangte zweyte Ausgabe der
practischen Philosophie für alle Stände
unterlassen, und an deren Statt in einzelnen
kleinen Büchern für die Lehre und Erinnerung
der Pflichten eines jeden Hauptstandes der
Menschen sorgen. Ueberdies ist der gesittete
Bürgerstand wegen des sehr grossen Einflusses
in die niedrigern und höhern, und wegen der
Allgemeinheit seiner meisten Pflichten derje-
nige, für dessen Moralität oder innerlichen
Werth ein nachdenkender Menschenfreund
seine ersten Bemühungen anwenden muß.

Die Regeln der Erziehung fehlen in diesen
Bogen. Denn sie verdienen eine besondere

Abhand-


Vorrede.
eingeſehen werden: ſo iſt der dadurch veran-
laßte Wunſch meinen Abſichten gar nicht zu-
wider.

Warum aber habe ich dieſes moraliſche
Buch nur auf die Pflichten der geſitteten
Buͤrger im Privatſtande eingeſchraͤnkt?

Darum, weil ein jeder Hauptſtand unter den
Menſchen beſondere Pflichten hat, welche er
oͤfter und lebhafter uͤberdenken muß, als die
Pflichten andrer Staͤnde. Deswegen werde
ich auch die oft verlangte zweyte Ausgabe der
practiſchen Philoſophie fuͤr alle Staͤnde
unterlaſſen, und an deren Statt in einzelnen
kleinen Buͤchern fuͤr die Lehre und Erinnerung
der Pflichten eines jeden Hauptſtandes der
Menſchen ſorgen. Ueberdies iſt der geſittete
Buͤrgerſtand wegen des ſehr groſſen Einfluſſes
in die niedrigern und hoͤhern, und wegen der
Allgemeinheit ſeiner meiſten Pflichten derje-
nige, fuͤr deſſen Moralitaͤt oder innerlichen
Werth ein nachdenkender Menſchenfreund
ſeine erſten Bemuͤhungen anwenden muß.

Die Regeln der Erziehung fehlen in dieſen
Bogen. Denn ſie verdienen eine beſondere

Abhand-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0012" n="XII"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
einge&#x017F;ehen werden: &#x017F;o i&#x017F;t der dadurch veran-<lb/>
laßte Wun&#x017F;ch meinen Ab&#x017F;ichten gar nicht zu-<lb/>
wider.</p><lb/>
        <p>Warum aber habe ich die&#x017F;es morali&#x017F;che<lb/>
Buch nur auf die Pflichten der <hi rendition="#fr">ge&#x017F;itteten<lb/>
Bu&#x0364;rger im Privat&#x017F;tande einge&#x017F;chra&#x0364;nkt?</hi><lb/>
Darum, weil ein jeder Haupt&#x017F;tand unter den<lb/>
Men&#x017F;chen be&#x017F;ondere Pflichten hat, welche er<lb/>
o&#x0364;fter und lebhafter u&#x0364;berdenken muß, als die<lb/>
Pflichten andrer Sta&#x0364;nde. Deswegen werde<lb/>
ich auch die oft verlangte zweyte Ausgabe der<lb/><hi rendition="#fr">practi&#x017F;chen Philo&#x017F;ophie fu&#x0364;r alle Sta&#x0364;nde</hi><lb/>
unterla&#x017F;&#x017F;en, und an deren Statt in einzelnen<lb/>
kleinen Bu&#x0364;chern fu&#x0364;r die Lehre und Erinnerung<lb/>
der Pflichten eines jeden Haupt&#x017F;tandes der<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;orgen. Ueberdies i&#x017F;t der ge&#x017F;ittete<lb/>
Bu&#x0364;rger&#x017F;tand wegen des &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Einflu&#x017F;&#x017F;es<lb/>
in die niedrigern und ho&#x0364;hern, und wegen der<lb/>
Allgemeinheit &#x017F;einer mei&#x017F;ten Pflichten derje-<lb/>
nige, fu&#x0364;r de&#x017F;&#x017F;en Moralita&#x0364;t oder innerlichen<lb/>
Werth ein nachdenkender Men&#x017F;chenfreund<lb/>
&#x017F;eine er&#x017F;ten Bemu&#x0364;hungen anwenden muß.</p><lb/>
        <p>Die Regeln der Erziehung fehlen in die&#x017F;en<lb/>
Bogen. Denn &#x017F;ie verdienen eine be&#x017F;ondere<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Abhand-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XII/0012] Vorrede. eingeſehen werden: ſo iſt der dadurch veran- laßte Wunſch meinen Abſichten gar nicht zu- wider. Warum aber habe ich dieſes moraliſche Buch nur auf die Pflichten der geſitteten Buͤrger im Privatſtande eingeſchraͤnkt? Darum, weil ein jeder Hauptſtand unter den Menſchen beſondere Pflichten hat, welche er oͤfter und lebhafter uͤberdenken muß, als die Pflichten andrer Staͤnde. Deswegen werde ich auch die oft verlangte zweyte Ausgabe der practiſchen Philoſophie fuͤr alle Staͤnde unterlaſſen, und an deren Statt in einzelnen kleinen Buͤchern fuͤr die Lehre und Erinnerung der Pflichten eines jeden Hauptſtandes der Menſchen ſorgen. Ueberdies iſt der geſittete Buͤrgerſtand wegen des ſehr groſſen Einfluſſes in die niedrigern und hoͤhern, und wegen der Allgemeinheit ſeiner meiſten Pflichten derje- nige, fuͤr deſſen Moralitaͤt oder innerlichen Werth ein nachdenkender Menſchenfreund ſeine erſten Bemuͤhungen anwenden muß. Die Regeln der Erziehung fehlen in dieſen Bogen. Denn ſie verdienen eine beſondere Abhand-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/12
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/12>, abgerufen am 26.04.2024.