Die Allweisheit Gottes, das ist, seine mit All- wissenheit wirkende Allgüte, wird alsdann Ge- rechtigkeit genennt, wenn wir uns vorstellen, daß er auf eine Art, welche der Welt am gemein- nützigsten ist, die Tugend belohne und das Laster bestrafe.
Ein andrer gebräuchlicher Name dieser Gerech- tigkeit ist das Wort Heiligkeit. Doch zuweilen wird Gott auch in einer weitläuftigern Bedeutung heilig genennt, wenn nehmlich durch dieses Wort die allgemeine Unvergleichbarkeit oder Vortreflich- keit seines Wesens und seiner Eigenschaften an- gezeigt wird.
§ 15.
Wer sich Gott als einzig, als vollkommen ewig, als allmächtig, als allwissend, als allgütig, als allweise, als ein Wesen, welches seine Vor- sehung über alles insgemein, und über jedes ins- besondre ausübt, als einen ewigen Vater unsterb- licher Seelen, und als vollkommen gerecht vorstellt, der hat denjenigen Begriff von Gott, dessen Wahr- heit wir bisher, so gut es möglich war, durch eigne Betrachtungen erkannt haben. Diese Vor- stellung von Gott, wollen wir die natürliche Erkenntniß Gottes nennen.
III. Die
C 3
uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften.
Die Allweisheit Gottes, das iſt, ſeine mit All- wiſſenheit wirkende Allguͤte, wird alsdann Ge- rechtigkeit genennt, wenn wir uns vorſtellen, daß er auf eine Art, welche der Welt am gemein- nuͤtzigſten iſt, die Tugend belohne und das Laſter beſtrafe.
Ein andrer gebraͤuchlicher Name dieſer Gerech- tigkeit iſt das Wort Heiligkeit. Doch zuweilen wird Gott auch in einer weitlaͤuftigern Bedeutung heilig genennt, wenn nehmlich durch dieſes Wort die allgemeine Unvergleichbarkeit oder Vortreflich- keit ſeines Weſens und ſeiner Eigenſchaften an- gezeigt wird.
§ 15.
Wer ſich Gott als einzig, als vollkommen ewig, als allmaͤchtig, als allwiſſend, als allguͤtig, als allweiſe, als ein Weſen, welches ſeine Vor- ſehung uͤber alles insgemein, und uͤber jedes ins- beſondre ausuͤbt, als einen ewigen Vater unſterb- licher Seelen, und als vollkommen gerecht vorſtellt, der hat denjenigen Begriff von Gott, deſſen Wahr- heit wir bisher, ſo gut es moͤglich war, durch eigne Betrachtungen erkannt haben. Dieſe Vor- ſtellung von Gott, wollen wir die natürliche Erkenntniß Gottes nennen.
III. Die
C 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0045"n="21"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften.</hi></fw><lb/><p>Die Allweisheit Gottes, das iſt, ſeine mit All-<lb/>
wiſſenheit wirkende Allguͤte, wird alsdann <hirendition="#fr">Ge-<lb/>
rechtigkeit</hi> genennt, wenn wir uns vorſtellen,<lb/>
daß er auf eine Art, welche der Welt am gemein-<lb/>
nuͤtzigſten iſt, die Tugend belohne und das Laſter<lb/>
beſtrafe.</p><lb/><p>Ein andrer gebraͤuchlicher Name dieſer Gerech-<lb/>
tigkeit iſt das Wort <hirendition="#fr">Heiligkeit.</hi> Doch zuweilen<lb/>
wird Gott auch in einer weitlaͤuftigern Bedeutung<lb/><hirendition="#fr">heilig</hi> genennt, wenn nehmlich durch dieſes Wort<lb/>
die allgemeine Unvergleichbarkeit oder Vortreflich-<lb/>
keit ſeines Weſens und ſeiner Eigenſchaften an-<lb/>
gezeigt wird.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 15.</head><lb/><p>Wer ſich Gott als einzig, als vollkommen<lb/>
ewig, als allmaͤchtig, als allwiſſend, als allguͤtig,<lb/>
als allweiſe, als ein Weſen, welches ſeine Vor-<lb/>ſehung uͤber alles insgemein, und uͤber jedes ins-<lb/>
beſondre ausuͤbt, als einen ewigen Vater unſterb-<lb/>
licher Seelen, und als vollkommen gerecht vorſtellt,<lb/>
der hat denjenigen Begriff von Gott, deſſen Wahr-<lb/>
heit wir bisher, ſo gut es moͤglich war, durch<lb/>
eigne Betrachtungen erkannt haben. Dieſe Vor-<lb/>ſtellung von Gott, wollen wir die <hirendition="#fr">natürliche<lb/>
Erkenntniß Gottes</hi> nennen.</p></div></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">III.</hi> Die</fw><lb/></body></text></TEI>
[21/0045]
uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften.
Die Allweisheit Gottes, das iſt, ſeine mit All-
wiſſenheit wirkende Allguͤte, wird alsdann Ge-
rechtigkeit genennt, wenn wir uns vorſtellen,
daß er auf eine Art, welche der Welt am gemein-
nuͤtzigſten iſt, die Tugend belohne und das Laſter
beſtrafe.
Ein andrer gebraͤuchlicher Name dieſer Gerech-
tigkeit iſt das Wort Heiligkeit. Doch zuweilen
wird Gott auch in einer weitlaͤuftigern Bedeutung
heilig genennt, wenn nehmlich durch dieſes Wort
die allgemeine Unvergleichbarkeit oder Vortreflich-
keit ſeines Weſens und ſeiner Eigenſchaften an-
gezeigt wird.
§ 15.
Wer ſich Gott als einzig, als vollkommen
ewig, als allmaͤchtig, als allwiſſend, als allguͤtig,
als allweiſe, als ein Weſen, welches ſeine Vor-
ſehung uͤber alles insgemein, und uͤber jedes ins-
beſondre ausuͤbt, als einen ewigen Vater unſterb-
licher Seelen, und als vollkommen gerecht vorſtellt,
der hat denjenigen Begriff von Gott, deſſen Wahr-
heit wir bisher, ſo gut es moͤglich war, durch
eigne Betrachtungen erkannt haben. Dieſe Vor-
ſtellung von Gott, wollen wir die natürliche
Erkenntniß Gottes nennen.
III. Die
C 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/45>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.