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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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aus natürlicher Erkenntniß etc.
§. 43.

Die äusserlichen Zeichen der Ehrerbietung
(als Titel, Verbeugungen) gieb andern nach ihren
Wünschen reichlicher, als ihnen nach der Strenge
zukömmt, wo du nicht Beruf und Gelegenheit hast,
sie von ihrem Hochmuthe und Stolze zu heilen.

Gehe mit den geringen Ständen so um,
daß du zeigest, wie sehr du ihren Werth und die-
ses erkennest, daß der Vorrang nur von Zufällen
abhange.

Jn unbekannter Gesellschaft glaube nicht leicht,
daß du vornehm seyst, oder von den andern dafür
gehalten werdest. Erniedrige dich selbst, da-
mit man dich gern erhöhe.

Richte dich mehr nach andern, als es
scheinet, daß sie sich nach dir richten. Denn sie
thun es oftmals mehr, als du weißt. Und du bist
nur ein einziger.

Jm Gange, in der Miene, in der Stimme,
in der Stellung, in der Kleidertracht und in Ge-
bräuchen, ahme ohne Affectation denen Belieb-
testen deines Standes nach,
aber nicht in
Sünden und Thorheiten.

Jn gesellschaftlichen Gesprächen verweile
bey demjenigen, was andern gefällt; verhüte den
Anlaß zum Zanke, und zum Andenken ihrer trau-
rigen Zufälle und ihrer begangnen Fehler. Doch

meide
aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
§. 43.

Die aͤuſſerlichen Zeichen der Ehrerbietung
(als Titel, Verbeugungen) gieb andern nach ihren
Wuͤnſchen reichlicher, als ihnen nach der Strenge
zukoͤmmt, wo du nicht Beruf und Gelegenheit haſt,
ſie von ihrem Hochmuthe und Stolze zu heilen.

Gehe mit den geringen Ständen ſo um,
daß du zeigeſt, wie ſehr du ihren Werth und die-
ſes erkenneſt, daß der Vorrang nur von Zufaͤllen
abhange.

Jn unbekannter Geſellſchaft glaube nicht leicht,
daß du vornehm ſeyſt, oder von den andern dafuͤr
gehalten werdeſt. Erniedrige dich ſelbſt, da-
mit man dich gern erhoͤhe.

Richte dich mehr nach andern, als es
ſcheinet, daß ſie ſich nach dir richten. Denn ſie
thun es oftmals mehr, als du weißt. Und du biſt
nur ein einziger.

Jm Gange, in der Miene, in der Stimme,
in der Stellung, in der Kleidertracht und in Ge-
braͤuchen, ahme ohne Affectation denen Belieb-
teſten deines Standes nach,
aber nicht in
Suͤnden und Thorheiten.

Jn geſellſchaftlichen Geſprächen verweile
bey demjenigen, was andern gefaͤllt; verhuͤte den
Anlaß zum Zanke, und zum Andenken ihrer trau-
rigen Zufaͤlle und ihrer begangnen Fehler. Doch

meide
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[93/0117] aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. §. 43. Die aͤuſſerlichen Zeichen der Ehrerbietung (als Titel, Verbeugungen) gieb andern nach ihren Wuͤnſchen reichlicher, als ihnen nach der Strenge zukoͤmmt, wo du nicht Beruf und Gelegenheit haſt, ſie von ihrem Hochmuthe und Stolze zu heilen. Gehe mit den geringen Ständen ſo um, daß du zeigeſt, wie ſehr du ihren Werth und die- ſes erkenneſt, daß der Vorrang nur von Zufaͤllen abhange. Jn unbekannter Geſellſchaft glaube nicht leicht, daß du vornehm ſeyſt, oder von den andern dafuͤr gehalten werdeſt. Erniedrige dich ſelbſt, da- mit man dich gern erhoͤhe. Richte dich mehr nach andern, als es ſcheinet, daß ſie ſich nach dir richten. Denn ſie thun es oftmals mehr, als du weißt. Und du biſt nur ein einziger. Jm Gange, in der Miene, in der Stimme, in der Stellung, in der Kleidertracht und in Ge- braͤuchen, ahme ohne Affectation denen Belieb- teſten deines Standes nach, aber nicht in Suͤnden und Thorheiten. Jn geſellſchaftlichen Geſprächen verweile bey demjenigen, was andern gefaͤllt; verhuͤte den Anlaß zum Zanke, und zum Andenken ihrer trau- rigen Zufaͤlle und ihrer begangnen Fehler. Doch meide

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/117>, abgerufen am 20.11.2024.