Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.Von der Glaubwürdigkeit des Fürs. §. 7. Noch Etwas von der Glaubwürdigkeit des Fürsorgers. Jch habe also, eben sowohl ohne unzeitige Blödig- des Sind denn gar keine Christen und anfangs Zweifler, denen mein Buch angenehm und heilsam ist? Habe ich Einziger persönliche Jrrthümer, werden sie etwas gegen die Wahrheit vermögen, für welche von Stimmen und Federn bey Tausenden täglich gestrit- ten wird, und in so viel hundert Jahren gestritten ist? Würden die Jntoleranten auch aus böser Ab- sicht mich nicht meines Versprechens erinnert, und mir die vor sieben Jahren geschriebne Dogmatik vorgeworfen haben? Man sage mir Nichts von Ge- fahr der äusserlichen Wohlfahrt durch die Gesetze die- ses und jenes Landes. Denn für Gewissensfrey- heit bin ich ja schon gewohnt, Alles zu wagen; und Gott hat mich bisher bewahrt, zur Bewunde- rung der Freunde und Feinde. Kurz, als Erfin- der, Fürsorger und Mitarbeiter an dem Philan- thropinum für die Jugend verschiedener Kirchen, bin ich nicht ihr Priester und Lehrer in Kirchen- sachen. Das überlasse ich Andern, die dazu einen äusserlichen Beruf haben, und lege keinem Uner- wachsenen ein Hinderniß in den Weg, griechisch- eatholisch- lutherisch- reformirt- menonitisch- armini- anisch-rechtgläubig zu werden. Wer, wie ich, sehr offenherzig ist, der pflegt mehr Wort zu halten, und und ist auch fähiger dazu, als ein jeder Andrer, der nicht, wie ich, mit Wahrheit sagen kann, daß er in der Religionssache kein Wort im Herzen habe, das man nicht gedruckt lieset. Diese Antwort war ich den Verständigsten und Edelsten meiner Freunde schuldig. C 4
Von der Glaubwuͤrdigkeit des Fuͤrſ. §. 7. Noch Etwas von der Glaubwuͤrdigkeit des Fuͤrſorgers. Jch habe alſo, eben ſowohl ohne unzeitige Bloͤdig- des Sind denn gar keine Chriſten und anfangs Zweifler, denen mein Buch angenehm und heilſam iſt? Habe ich Einziger perſoͤnliche Jrrthuͤmer, werden ſie etwas gegen die Wahrheit vermoͤgen, fuͤr welche von Stimmen und Federn bey Tauſenden taͤglich geſtrit- ten wird, und in ſo viel hundert Jahren geſtritten iſt? Wuͤrden die Jntoleranten auch aus boͤſer Ab- ſicht mich nicht meines Verſprechens erinnert, und mir die vor ſieben Jahren geſchriebne Dogmatik vorgeworfen haben? Man ſage mir Nichts von Ge- fahr der aͤuſſerlichen Wohlfahrt durch die Geſetze die- ſes und jenes Landes. Denn fuͤr Gewiſſensfrey- heit bin ich ja ſchon gewohnt, Alles zu wagen; und Gott hat mich bisher bewahrt, zur Bewunde- rung der Freunde und Feinde. Kurz, als Erfin- der, Fuͤrſorger und Mitarbeiter an dem Philan- thropinum fuͤr die Jugend verſchiedener Kirchen, bin ich nicht ihr Prieſter und Lehrer in Kirchen- ſachen. Das uͤberlaſſe ich Andern, die dazu einen aͤuſſerlichen Beruf haben, und lege keinem Uner- wachſenen ein Hinderniß in den Weg, griechiſch- eatholiſch- lutheriſch- reformirt- menonitiſch- armini- aniſch-rechtglaͤubig zu werden. Wer, wie ich, ſehr offenherzig iſt, der pflegt mehr Wort zu halten, und und iſt auch faͤhiger dazu, als ein jeder Andrer, der nicht, wie ich, mit Wahrheit ſagen kann, daß er in der Religionsſache kein Wort im Herzen habe, das man nicht gedruckt lieſet. Dieſe Antwort war ich den Verſtaͤndigſten und Edelſten meiner Freunde ſchuldig. C 4
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Von der Glaubwuͤrdigkeit des Fuͤrſ.
§. 7.
Noch Etwas von der Glaubwuͤrdigkeit
des Fuͤrſorgers.
Jch habe alſo, eben ſowohl ohne unzeitige Bloͤdig-
keit, als ohne mißfaͤllige Ruhmrede, hier ſo viel
von mir ſelbſt, dem Erfinder und erſten Fuͤrſorger
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(*) Sind denn gar keine Chriſten und anfangs Zweifler,
denen mein Buch angenehm und heilſam iſt? Habe
ich Einziger perſoͤnliche Jrrthuͤmer, werden ſie etwas
gegen die Wahrheit vermoͤgen, fuͤr welche von
Stimmen und Federn bey Tauſenden taͤglich geſtrit-
ten wird, und in ſo viel hundert Jahren geſtritten
iſt? Wuͤrden die Jntoleranten auch aus boͤſer Ab-
ſicht mich nicht meines Verſprechens erinnert, und
mir die vor ſieben Jahren geſchriebne Dogmatik
vorgeworfen haben? Man ſage mir Nichts von Ge-
fahr der aͤuſſerlichen Wohlfahrt durch die Geſetze die-
ſes und jenes Landes. Denn fuͤr Gewiſſensfrey-
heit bin ich ja ſchon gewohnt, Alles zu wagen;
und Gott hat mich bisher bewahrt, zur Bewunde-
rung der Freunde und Feinde. Kurz, als Erfin-
der, Fuͤrſorger und Mitarbeiter an dem Philan-
thropinum fuͤr die Jugend verſchiedener Kirchen,
bin ich nicht ihr Prieſter und Lehrer in Kirchen-
ſachen. Das uͤberlaſſe ich Andern, die dazu einen
aͤuſſerlichen Beruf haben, und lege keinem Uner-
wachſenen ein Hinderniß in den Weg, griechiſch-
eatholiſch- lutheriſch- reformirt- menonitiſch- armini-
aniſch-rechtglaͤubig zu werden. Wer, wie ich, ſehr
offenherzig iſt, der pflegt mehr Wort zu halten, und
und iſt auch faͤhiger dazu, als ein jeder Andrer, der
nicht, wie ich, mit Wahrheit ſagen kann, daß er in
der Religionsſache kein Wort im Herzen habe, das
man nicht gedruckt lieſet. Dieſe Antwort war ich den
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