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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Fünffte Buch.
jhr dörfft nicht zweiffeln. Wöllet jhr zu jhm gehen/
Allergnädigster König; oder soll ich jhn euch hieher
bringen? Poliarchus ließ sich nichts jrren/ sondern
gieng stracks wo Crestor hin zeigte. Aneroest aber
vermeinte sich indessen auff einen engen Weg/ wo
der Pusch am dickesten war/ zu machen; damit er
hernach/ wann er nur denselbigen Tag verborgen
bliebe/ durch wüste vnd vnbekandte Völcker sich zu
andern Tempeln vnd Göttern begeben köndte. Er
bath den Soldaten gleichfals/ wann er jhm als sei-
nem König gehorchte/ als solte er jhn entweder in der
Flucht begleiten/ oder ja seinen Abschiedt gantz vnd
gar verschweigen. Der Soldat war zwar darwi-
der/ vnd sie stritten gleich noch miteinander/ als Po-
liarchus darzu kam/ nicht zweiffelndt/ daß dieses A-
neroest vnfehlbar were. Gleichwol wie er jhn erreich-
te/ weil eine grosse Menge Volcks vmbher stundt/
vnd der bestürtzte Alte solchen Tumult nicht ertra-
gen kundte/ wandte er ein andere Vrsach seiner Ge-
genwart ein. Ich frewe mich/ sagte er/ daß der Gal-
lier Frommigkeit auch bey Außländischen Völckern
in Anschen ist. Lieber Priester/ mich belangendt/ so
bitte ich von euch/ die Götter für mich zu bitten/ daß
sie meinem Fürsatze guten Anschlag geben wöllen.
Kompt doch zu diesem Tempel/ da jhr mir dann mit
besserer Gelegenheit zeigen könnet/ was für Opffer
vnd heilige Gebräuche zu meinem Wesen am nütze-
sten sindt. Aneroest folgte gantz erbleicht jhm der jhn
zohe/ nach. Dann Poliarchus hielt jhn bey der lin-

cken
P p p iij

Das Fuͤnffte Buch.
jhr doͤrfft nicht zweiffeln. Woͤllet jhr zu jhm gehen/
Allergnaͤdigſter Koͤnig; oder ſoll ich jhn euch hieher
bringen? Poliarchus ließ ſich nichts jrꝛen/ ſondern
gieng ſtracks wo Creſtor hin zeigte. Aneroeſt aber
vermeinte ſich indeſſen auff einen engen Weg/ wo
der Puſch am dickeſten war/ zu machen; damit er
hernach/ wann er nur denſelbigen Tag verborgen
bliebe/ durch wuͤſte vnd vnbekandte Voͤlcker ſich zu
andern Tempeln vnd Goͤttern begeben koͤndte. Er
bath den Soldaten gleichfals/ wann er jhm als ſei-
nem Koͤnig gehorchte/ als ſolte er jhn entweder in der
Flucht begleiten/ oder ja ſeinen Abſchiedt gantz vnd
gar verſchweigen. Der Soldat war zwar darwi-
der/ vnd ſie ſtritten gleich noch miteinander/ als Po-
liarchus darzu kam/ nicht zweiffelndt/ daß dieſes A-
neroeſt vnfehlbar were. Gleichwol wie er jhn erꝛeich-
te/ weil eine groſſe Menge Volcks vmbher ſtundt/
vnd der beſtuͤrtzte Alte ſolchen Tumult nicht ertra-
gen kundte/ wandte er ein andere Vrſach ſeiner Ge-
genwart ein. Ich frewe mich/ ſagte er/ daß der Gal-
lier Frommigkeit auch bey Außlaͤndiſchẽ Voͤlckern
in Anſchen iſt. Lieber Prieſter/ mich belangendt/ ſo
bitte ich von euch/ die Goͤtter fuͤr mich zu bitten/ daß
ſie meinem Fuͤrſatze guten Anſchlag geben woͤllen.
Kompt doch zu dieſem Tempel/ da jhr mir dann mit
beſſerer Gelegenheit zeigen koͤnnet/ was fuͤr Opffer
vnd heilige Gebraͤuche zu meinem Weſen am nuͤtze-
ſten ſindt. Aneroeſt folgte gantz erbleicht jhm der jhn
zohe/ nach. Dann Poliarchus hielt jhn bey der lin-

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[965/1009] Das Fuͤnffte Buch. jhr doͤrfft nicht zweiffeln. Woͤllet jhr zu jhm gehen/ Allergnaͤdigſter Koͤnig; oder ſoll ich jhn euch hieher bringen? Poliarchus ließ ſich nichts jrꝛen/ ſondern gieng ſtracks wo Creſtor hin zeigte. Aneroeſt aber vermeinte ſich indeſſen auff einen engen Weg/ wo der Puſch am dickeſten war/ zu machen; damit er hernach/ wann er nur denſelbigen Tag verborgen bliebe/ durch wuͤſte vnd vnbekandte Voͤlcker ſich zu andern Tempeln vnd Goͤttern begeben koͤndte. Er bath den Soldaten gleichfals/ wann er jhm als ſei- nem Koͤnig gehorchte/ als ſolte er jhn entweder in der Flucht begleiten/ oder ja ſeinen Abſchiedt gantz vnd gar verſchweigen. Der Soldat war zwar darwi- der/ vnd ſie ſtritten gleich noch miteinander/ als Po- liarchus darzu kam/ nicht zweiffelndt/ daß dieſes A- neroeſt vnfehlbar were. Gleichwol wie er jhn erꝛeich- te/ weil eine groſſe Menge Volcks vmbher ſtundt/ vnd der beſtuͤrtzte Alte ſolchen Tumult nicht ertra- gen kundte/ wandte er ein andere Vrſach ſeiner Ge- genwart ein. Ich frewe mich/ ſagte er/ daß der Gal- lier Frommigkeit auch bey Außlaͤndiſchẽ Voͤlckern in Anſchen iſt. Lieber Prieſter/ mich belangendt/ ſo bitte ich von euch/ die Goͤtter fuͤr mich zu bitten/ daß ſie meinem Fuͤrſatze guten Anſchlag geben woͤllen. Kompt doch zu dieſem Tempel/ da jhr mir dann mit beſſerer Gelegenheit zeigen koͤnnet/ was fuͤr Opffer vnd heilige Gebraͤuche zu meinem Weſen am nuͤtze- ſten ſindt. Aneroeſt folgte gantz erbleicht jhm der jhn zohe/ nach. Dann Poliarchus hielt jhn bey der lin- cken P p p iij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 965. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1009>, abgerufen am 26.04.2024.