durch einen platten Anschlag derselben einfältig klinget. In der linken Hand können die meisten Dissonanzen ebenfalls verdoppelt werden. Die dadurch entstehende Octaven verträget das Ohr bey dieser starken Harmonie: die Quinten hingegen sind zu ver- meiden. Die Quarte, wenn sie bey der Quinte und None ist, und die Nonen überhaupt verdoppelt man nicht.
[Abbildung]
§. 13.
Alle Accorde können auf vielerley Art gebrochen, und in geschwinden und langsamen Figuren ausgedrucket werden. Die Brechungen eines Accordes, wobey sowohl dessen Haupt- als auch gewisse Nebenintervallen wiederholet werden (a), sind be- sonders angenehm, weil sie mehr Veränderungen hervor bringen, als ein simples Harpeggio, wobey man blos die Stimmen so, wie sie in den Händen liegen, nach und nach anschläget. Bey allen gebrochenen Dreyklängen und Aufgaben, welche sich auf einen Dreyklang zurück führen lassen, kann man aus Zierlichkeit vor jedem Intervalle die grosse (b) oder kleine Untersecunde (c) mit berühren, ohne sie nachher liegen zu lassen. Dieses nennet man: mit Acciaccaturen brechen. Bey den Läufern werden die ledigen Intervallen der Accorde ausgefüllet; mit dieser Aus- füllung kann man eine, und mehrere Octaven, in der gehörigen Modulation herauf und hinunter gehen. Wenn bey solchen Läu- fern Wiederholungen vorkommen (d), und zugleich fremde Inter- vallen eingeschaltet werden (e): so entstehen hieraus angenehme Veränderungen. Die Läufer, wobey viele Progreßionen durch halbe Töne vorkommen, erfordern eine mäßige Geschwindigkeit.
Es
Bachs Versuch 2. Theil. U u
Von der freyen Fantaſie.
durch einen platten Anſchlag derſelben einfältig klinget. In der linken Hand können die meiſten Diſſonanzen ebenfalls verdoppelt werden. Die dadurch entſtehende Octaven verträget das Ohr bey dieſer ſtarken Harmonie: die Quinten hingegen ſind zu ver- meiden. Die Quarte, wenn ſie bey der Quinte und None iſt, und die Nonen überhaupt verdoppelt man nicht.
[Abbildung]
§. 13.
Alle Accorde können auf vielerley Art gebrochen, und in geſchwinden und langſamen Figuren ausgedrucket werden. Die Brechungen eines Accordes, wobey ſowohl deſſen Haupt- als auch gewiſſe Nebenintervallen wiederholet werden (a), ſind be- ſonders angenehm, weil ſie mehr Veränderungen hervor bringen, als ein ſimples Harpeggio, wobey man blos die Stimmen ſo, wie ſie in den Händen liegen, nach und nach anſchläget. Bey allen gebrochenen Dreyklängen und Aufgaben, welche ſich auf einen Dreyklang zurück führen laſſen, kann man aus Zierlichkeit vor jedem Intervalle die groſſe (b) oder kleine Unterſecunde (c) mit berühren, ohne ſie nachher liegen zu laſſen. Dieſes nennet man: mit Acciaccaturen brechen. Bey den Läufern werden die ledigen Intervallen der Accorde ausgefüllet; mit dieſer Aus- füllung kann man eine, und mehrere Octaven, in der gehörigen Modulation herauf und hinunter gehen. Wenn bey ſolchen Läu- fern Wiederholungen vorkommen (d), und zugleich fremde Inter- vallen eingeſchaltet werden (e): ſo entſtehen hieraus angenehme Veränderungen. Die Läufer, wobey viele Progreßionen durch halbe Töne vorkommen, erfordern eine mäßige Geſchwindigkeit.
Es
Bachs Verſuch 2. Theil. U u
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Von der freyen Fantaſie.
durch einen platten Anſchlag derſelben einfältig klinget. In der
linken Hand können die meiſten Diſſonanzen ebenfalls verdoppelt
werden. Die dadurch entſtehende Octaven verträget das Ohr
bey dieſer ſtarken Harmonie: die Quinten hingegen ſind zu ver-
meiden. Die Quarte, wenn ſie bey der Quinte und None iſt,
und die Nonen überhaupt verdoppelt man nicht.
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§. 13. Alle Accorde können auf vielerley Art gebrochen, und
in geſchwinden und langſamen Figuren ausgedrucket werden. Die
Brechungen eines Accordes, wobey ſowohl deſſen Haupt- als
auch gewiſſe Nebenintervallen wiederholet werden (a), ſind be-
ſonders angenehm, weil ſie mehr Veränderungen hervor bringen,
als ein ſimples Harpeggio, wobey man blos die Stimmen ſo,
wie ſie in den Händen liegen, nach und nach anſchläget. Bey
allen gebrochenen Dreyklängen und Aufgaben, welche ſich auf
einen Dreyklang zurück führen laſſen, kann man aus Zierlichkeit
vor jedem Intervalle die groſſe (b) oder kleine Unterſecunde (c)
mit berühren, ohne ſie nachher liegen zu laſſen. Dieſes nennet
man: mit Acciaccaturen brechen. Bey den Läufern werden
die ledigen Intervallen der Accorde ausgefüllet; mit dieſer Aus-
füllung kann man eine, und mehrere Octaven, in der gehörigen
Modulation herauf und hinunter gehen. Wenn bey ſolchen Läu-
fern Wiederholungen vorkommen (d), und zugleich fremde Inter-
vallen eingeſchaltet werden (e): ſo entſtehen hieraus angenehme
Veränderungen. Die Läufer, wobey viele Progreßionen durch
halbe Töne vorkommen, erfordern eine mäßige Geſchwindigkeit.
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Bachs Verſuch 2. Theil. U u
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/347>, abgerufen am 22.02.2025.
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