Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Dreißigstes Capitel.
die Hauptstimme durch einen Schlußtriller, oder andere Figuren, die
Auflösung des erwehnten Accordes nothwendig machet, welche
alsdenn durch den Dreyklang, wozu man noch die Septime zur
fünften Stimme nimmt, auf dem Claviere vor sich gehet. Vom
Adagio molto an bis zum Andante wird der Sextquartenaccord
sowohl, als der darauf folgende Dreyklang langsam, oder etwas
hurtiger von unten hinauf gebrochen, nachdem es die Zeitmaasse,
oder der Affect erfordert.

§. 3.

Wenn bey einem mehr als zweystimmigen Stücke die
Grundstimme, bey dem Eingange in die verzierte Cadenz, Pausen
hat, so schläget der Accompagnist bey dem Schlusse der Cadenz, es
mag sich diese letztere durch einen langen Triller, oder ohne den-
selben durch eine andere Figur, oder durch ein Pianißimo endigen,
den Dreyklang, nebst der Dominante im Basse an, und pausiret
hernach weiter fort, wenn noch mehr Pausen nachfolgen.

§ 4.

Wenn nach einer verzierten, oder auch nur nach einer
mit einem blossen langen Triller aufgehaltenen Cadenz, der Baß
gleich darauf fortgehen soll: so muß dieses mit einer Festigkeit und
sichern Wiederergreifung des Tempo sogleich geschehen, als man
merket, daß der Triller von der Hauptstimme lange genug geschla-
gen worden ist, und daß er matt werden möchte. Die Noten,
womit der Baß gleich nach dem Triller fortgehet, müssen, auch
ohne Andeutung, kräftig und stark vorgetragen werden, damit die
übrigen Ausführer das wieder ordentlich fortgehende Tempo deut-
lich fühlen. Solten diese nach der Cadenz sich gleich weiter fort-
bewegenden Grundnoten mit einem Piano bezeichnet seyn, welches
aber selten vorkommt, so schläget man wenigstens die ersteren,
welche vor dem Eintritte des folgenden Tactes vorkommen, stark
an, oder giebet allenfalls den Mitmusicirenden durch eine Bewe-
gung des Cörpers die Tacteintheilung zu erkennen.

Z. E.

Dreißigſtes Capitel.
die Hauptſtimme durch einen Schlußtriller, oder andere Figuren, die
Auflöſung des erwehnten Accordes nothwendig machet, welche
alsdenn durch den Dreyklang, wozu man noch die Septime zur
fünften Stimme nimmt, auf dem Claviere vor ſich gehet. Vom
Adagio molto an bis zum Andante wird der Sextquartenaccord
ſowohl, als der darauf folgende Dreyklang langſam, oder etwas
hurtiger von unten hinauf gebrochen, nachdem es die Zeitmaaſſe,
oder der Affect erfordert.

§. 3.

Wenn bey einem mehr als zweyſtimmigen Stücke die
Grundſtimme, bey dem Eingange in die verzierte Cadenz, Pauſen
hat, ſo ſchläget der Accompagniſt bey dem Schluſſe der Cadenz, es
mag ſich dieſe letztere durch einen langen Triller, oder ohne den-
ſelben durch eine andere Figur, oder durch ein Pianißimo endigen,
den Dreyklang, nebſt der Dominante im Baſſe an, und pauſiret
hernach weiter fort, wenn noch mehr Pauſen nachfolgen.

§ 4.

Wenn nach einer verzierten, oder auch nur nach einer
mit einem bloſſen langen Triller aufgehaltenen Cadenz, der Baß
gleich darauf fortgehen ſoll: ſo muß dieſes mit einer Feſtigkeit und
ſichern Wiederergreifung des Tempo ſogleich geſchehen, als man
merket, daß der Triller von der Hauptſtimme lange genug geſchla-
gen worden iſt, und daß er matt werden möchte. Die Noten,
womit der Baß gleich nach dem Triller fortgehet, müſſen, auch
ohne Andeutung, kräftig und ſtark vorgetragen werden, damit die
übrigen Ausführer das wieder ordentlich fortgehende Tempo deut-
lich fühlen. Solten dieſe nach der Cadenz ſich gleich weiter fort-
bewegenden Grundnoten mit einem Piano bezeichnet ſeyn, welches
aber ſelten vorkommt, ſo ſchläget man wenigſtens die erſteren,
welche vor dem Eintritte des folgenden Tactes vorkommen, ſtark
an, oder giebet allenfalls den Mitmuſicirenden durch eine Bewe-
gung des Cörpers die Tacteintheilung zu erkennen.

Z. E.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0270" n="260"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dreißig&#x017F;tes Capitel.</hi></fw><lb/>
die Haupt&#x017F;timme durch einen Schlußtriller, oder andere Figuren, die<lb/>
Auflö&#x017F;ung des erwehnten Accordes nothwendig machet, welche<lb/>
alsdenn durch den Dreyklang, wozu man noch die Septime zur<lb/>
fünften Stimme nimmt, auf dem Claviere vor &#x017F;ich gehet. Vom<lb/>
Adagio molto an bis zum Andante wird der Sextquartenaccord<lb/>
&#x017F;owohl, als der darauf folgende Dreyklang lang&#x017F;am, oder etwas<lb/>
hurtiger von unten hinauf gebrochen, nachdem es die Zeitmaa&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
oder der Affect erfordert.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 3.</head>
          <p>Wenn bey einem mehr als zwey&#x017F;timmigen Stücke die<lb/>
Grund&#x017F;timme, bey dem Eingange in die verzierte Cadenz, Pau&#x017F;en<lb/>
hat, &#x017F;o &#x017F;chläget der Accompagni&#x017F;t bey dem Schlu&#x017F;&#x017F;e der Cadenz, es<lb/>
mag &#x017F;ich die&#x017F;e letztere durch einen langen Triller, oder ohne den-<lb/>
&#x017F;elben durch eine andere Figur, oder durch ein Pianißimo endigen,<lb/>
den Dreyklang, neb&#x017F;t der Dominante im Ba&#x017F;&#x017F;e an, und pau&#x017F;iret<lb/>
hernach weiter fort, wenn noch mehr Pau&#x017F;en nachfolgen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4.</head>
          <p>Wenn nach einer verzierten, oder auch nur nach einer<lb/>
mit einem blo&#x017F;&#x017F;en langen Triller aufgehaltenen Cadenz, der Baß<lb/>
gleich darauf fortgehen &#x017F;oll: &#x017F;o muß die&#x017F;es mit einer Fe&#x017F;tigkeit und<lb/>
&#x017F;ichern Wiederergreifung des Tempo &#x017F;ogleich ge&#x017F;chehen, als man<lb/>
merket, daß der Triller von der Haupt&#x017F;timme lange genug ge&#x017F;chla-<lb/>
gen worden i&#x017F;t, und daß er matt werden möchte. Die Noten,<lb/>
womit der Baß gleich nach dem Triller fortgehet, mü&#x017F;&#x017F;en, auch<lb/>
ohne Andeutung, kräftig und &#x017F;tark vorgetragen werden, damit die<lb/>
übrigen Ausführer das wieder ordentlich fortgehende Tempo deut-<lb/>
lich fühlen. Solten die&#x017F;e nach der Cadenz &#x017F;ich gleich weiter fort-<lb/>
bewegenden Grundnoten mit einem Piano bezeichnet &#x017F;eyn, welches<lb/>
aber &#x017F;elten vorkommt, &#x017F;o &#x017F;chläget man wenig&#x017F;tens die er&#x017F;teren,<lb/>
welche vor dem Eintritte des folgenden Tactes vorkommen, &#x017F;tark<lb/>
an, oder giebet allenfalls den Mitmu&#x017F;icirenden durch eine Bewe-<lb/>
gung des Cörpers die Tacteintheilung zu erkennen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Z. E.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0270] Dreißigſtes Capitel. die Hauptſtimme durch einen Schlußtriller, oder andere Figuren, die Auflöſung des erwehnten Accordes nothwendig machet, welche alsdenn durch den Dreyklang, wozu man noch die Septime zur fünften Stimme nimmt, auf dem Claviere vor ſich gehet. Vom Adagio molto an bis zum Andante wird der Sextquartenaccord ſowohl, als der darauf folgende Dreyklang langſam, oder etwas hurtiger von unten hinauf gebrochen, nachdem es die Zeitmaaſſe, oder der Affect erfordert. §. 3. Wenn bey einem mehr als zweyſtimmigen Stücke die Grundſtimme, bey dem Eingange in die verzierte Cadenz, Pauſen hat, ſo ſchläget der Accompagniſt bey dem Schluſſe der Cadenz, es mag ſich dieſe letztere durch einen langen Triller, oder ohne den- ſelben durch eine andere Figur, oder durch ein Pianißimo endigen, den Dreyklang, nebſt der Dominante im Baſſe an, und pauſiret hernach weiter fort, wenn noch mehr Pauſen nachfolgen. § 4. Wenn nach einer verzierten, oder auch nur nach einer mit einem bloſſen langen Triller aufgehaltenen Cadenz, der Baß gleich darauf fortgehen ſoll: ſo muß dieſes mit einer Feſtigkeit und ſichern Wiederergreifung des Tempo ſogleich geſchehen, als man merket, daß der Triller von der Hauptſtimme lange genug geſchla- gen worden iſt, und daß er matt werden möchte. Die Noten, womit der Baß gleich nach dem Triller fortgehet, müſſen, auch ohne Andeutung, kräftig und ſtark vorgetragen werden, damit die übrigen Ausführer das wieder ordentlich fortgehende Tempo deut- lich fühlen. Solten dieſe nach der Cadenz ſich gleich weiter fort- bewegenden Grundnoten mit einem Piano bezeichnet ſeyn, welches aber ſelten vorkommt, ſo ſchläget man wenigſtens die erſteren, welche vor dem Eintritte des folgenden Tactes vorkommen, ſtark an, oder giebet allenfalls den Mitmuſicirenden durch eine Bewe- gung des Cörpers die Tacteintheilung zu erkennen. Z. E.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/270
Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/270>, abgerufen am 23.11.2024.