nicht abgewechselt, wohl aber bey dergleichen geschwinden Noten. Man gebraucht hierzu nur zwey Finger auf einmal. Der kleine ist hierzu der ungeschickteste, weil ihm wegen seiner Schwäche das Schnellen, welches hierzu erfordert wird, schwer fällt. Die- ses Schnellen entsteht dadurch, indem jeder Finger so hurtig als möglich von der Taste abgleiten muß, damit jedes Einsetzen deutlich gehört werden könne. Auf dem Clavicorde bringt man am leichtesten diese Art von Passagien heraus.
§. 91.
Bey etwas langsamen mehr als einmal hinter ein- ander vorkommenden einerley Tönen kan man diesen besondern Vortheil sich zu Nutzen machen, daß man das letzte mahl den- jenigen Finger einsetzt, den die Folge haben muß. Ein Exem- pel hiervon findet man bey Fig. LXII. Dieser Umstand ereignet sich besonders bey der lincken Hand oft.
§. 92.
Wenn in denen Ton-Arten mit vielen halben Tönen Passagien vorkommen, welche nicht von der Weite seyn, daß nach untersetztem Daumen, der gewöhnliche Finger, wegen der sonst ordentlich darauf folgenden Töne, muß gesetzt werden, so nimmt man nach dem Daumen den Finger, welcher vor dem Daumen da war. Die Ursache hiervon ist diese, weil man hierdurch die Hand in einer Lage behält, anstatt daß es unbequem fallen würde, wegen eines geschwinde vorbey gehenden Tones die gantze Hand zu rücken. Diese Regel gilt nur so lange, als blos ein Ton nach Einsetzung des Daumens darauf folgt; folgen aber zwey, so braucht man die Finger in ihrer gehörigen Ordnung. Von beyderley Art finden wir Exempel unter Fig. LXIII. Einige brauchen diese Art von Applicatur bey Passagien, wo noch zwey Töne nach dem Daumen folgen, welche gantz oben über die bey- den letzten Exempel stehet; sie ist nicht eben unrecht, ich glaube
aber,
F
Von der Finger-Setzung
nicht abgewechſelt, wohl aber bey dergleichen geſchwinden Noten. Man gebraucht hierzu nur zwey Finger auf einmal. Der kleine iſt hierzu der ungeſchickteſte, weil ihm wegen ſeiner Schwaͤche das Schnellen, welches hierzu erfordert wird, ſchwer faͤllt. Die- ſes Schnellen entſteht dadurch, indem jeder Finger ſo hurtig als moͤglich von der Taſte abgleiten muß, damit jedes Einſetzen deutlich gehoͤrt werden koͤnne. Auf dem Clavicorde bringt man am leichteſten dieſe Art von Paſſagien heraus.
§. 91.
Bey etwas langſamen mehr als einmal hinter ein- ander vorkommenden einerley Toͤnen kan man dieſen beſondern Vortheil ſich zu Nutzen machen, daß man das letzte mahl den- jenigen Finger einſetzt, den die Folge haben muß. Ein Exem- pel hiervon findet man bey Fig. LXII. Dieſer Umſtand ereignet ſich beſonders bey der lincken Hand oft.
§. 92.
Wenn in denen Ton-Arten mit vielen halben Toͤnen Paſſagien vorkommen, welche nicht von der Weite ſeyn, daß nach unterſetztem Daumen, der gewoͤhnliche Finger, wegen der ſonſt ordentlich darauf folgenden Toͤne, muß geſetzt werden, ſo nimmt man nach dem Daumen den Finger, welcher vor dem Daumen da war. Die Urſache hiervon iſt dieſe, weil man hierdurch die Hand in einer Lage behaͤlt, anſtatt daß es unbequem fallen wuͤrde, wegen eines geſchwinde vorbey gehenden Tones die gantze Hand zu ruͤcken. Dieſe Regel gilt nur ſo lange, als blos ein Ton nach Einſetzung des Daumens darauf folgt; folgen aber zwey, ſo braucht man die Finger in ihrer gehoͤrigen Ordnung. Von beyderley Art finden wir Exempel unter Fig. LXIII. Einige brauchen dieſe Art von Applicatur bey Paſſagien, wo noch zwey Toͤne nach dem Daumen folgen, welche gantz oben uͤber die bey- den letzten Exempel ſtehet; ſie iſt nicht eben unrecht, ich glaube
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[41/0049]
Von der Finger-Setzung
nicht abgewechſelt, wohl aber bey dergleichen geſchwinden Noten.
Man gebraucht hierzu nur zwey Finger auf einmal. Der kleine
iſt hierzu der ungeſchickteſte, weil ihm wegen ſeiner Schwaͤche
das Schnellen, welches hierzu erfordert wird, ſchwer faͤllt. Die-
ſes Schnellen entſteht dadurch, indem jeder Finger ſo hurtig
als moͤglich von der Taſte abgleiten muß, damit jedes Einſetzen
deutlich gehoͤrt werden koͤnne. Auf dem Clavicorde bringt man
am leichteſten dieſe Art von Paſſagien heraus.
Tab. III.
§. 91. Bey etwas langſamen mehr als einmal hinter ein-
ander vorkommenden einerley Toͤnen kan man dieſen beſondern
Vortheil ſich zu Nutzen machen, daß man das letzte mahl den-
jenigen Finger einſetzt, den die Folge haben muß. Ein Exem-
pel hiervon findet man bey Fig. LXII. Dieſer Umſtand ereignet
ſich beſonders bey der lincken Hand oft.
§. 92. Wenn in denen Ton-Arten mit vielen halben Toͤnen
Paſſagien vorkommen, welche nicht von der Weite ſeyn, daß nach
unterſetztem Daumen, der gewoͤhnliche Finger, wegen der ſonſt
ordentlich darauf folgenden Toͤne, muß geſetzt werden, ſo nimmt
man nach dem Daumen den Finger, welcher vor dem Daumen
da war. Die Urſache hiervon iſt dieſe, weil man hierdurch die
Hand in einer Lage behaͤlt, anſtatt daß es unbequem fallen wuͤrde,
wegen eines geſchwinde vorbey gehenden Tones die gantze Hand
zu ruͤcken. Dieſe Regel gilt nur ſo lange, als blos ein Ton
nach Einſetzung des Daumens darauf folgt; folgen aber zwey,
ſo braucht man die Finger in ihrer gehoͤrigen Ordnung. Von
beyderley Art finden wir Exempel unter Fig. LXIII. Einige
brauchen dieſe Art von Applicatur bey Paſſagien, wo noch zwey
Toͤne nach dem Daumen folgen, welche gantz oben uͤber die bey-
den letzten Exempel ſtehet; ſie iſt nicht eben unrecht, ich glaube
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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/49>, abgerufen am 07.01.2025.
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