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Allgemeine Zeitung. Nr. 33. Augsburg, 2. Februar 1840.

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und dieß als Mitglied der zu diesem Zweck ernannten Deputation vor dem versammelten Magistrate auch ausführte. (H. C.)

Dänemark.

In einem meiner frühern Briefe habe ich darauf hingedeutet, daß die schwedischen Blätter sich ziemlich lebhaft mit den neuesten Begebenheiten in Dänemark beschäftigen. Eines derselben sagt: "Die Antecedentien des neuen Königs als Mitstifter des Grundgesetzes von Eidsvold (der norwegischen Constitution) und die starken constitutionellen Sympathien, die sich in den letzten Zeiten in Dänemark entwickelt haben, machen seine Besteigung des dänischen souveränen Throns bedeutungsvoller, als ein solcher Personenwechsel gemeiniglich zu seyn pflegt, denn alle Hoffnungen auf eine bessere und freiere Ordnung der Dinge scheinen sich um ihn und den Zeitpunkt gruppirt zu haben, wo die Macht in seine Hände übergehen sollte. Man wird bald erfahren, inwiefern diese Hoffnungen sich erfüllen oder nicht. Unter allen aufgeklärten und denkenden Dänen gibt es wohl nur Eine Stimme über die Wahrheit des bekannten Ausspruchs im Hamlet: "There is something rotten in the state of Denmark," und darüber, daß diese alte Monarchie sich unmöglich mit ihrer Staatsschuld von 130 Millionen Reichsbankthalern, mit ihrem enormen Aufwand für die Hofhaltungen, ihrem die Kräfte des Landes übersteigenden Militärbudget in ihrem jetzigen Stande halten könne, und daß der Zeitpunkt für eine Constitution nach dem Vorbilde ihrer ehemaligen Brüder, der Norweger, wenn je, jetzt vorhanden ist. - Es ist natürlich, daß wir Schweden mit um so größerer Aufmerksamkeit die bevorstehenden Begebenheiten in Dänemark betrachten, da dieses, wenn die constitutionelle Tendenz dort siegt, nicht ohne Einfluß auf die Verhältnisse und Stimmungen bei uns bleiben kann." - In einer spätern Nummer sagt das Aftonblad: "Unter allen Ereignissen dieses Jahrs muß der Tod Friedrich VI von einem gewissen Standpunkt aus als der merkwürdigste für den ganzen Norden betrachtet werden. Das dänische Volk hat sich seit einigen Jahrhunderten in einem Zustande fast gänzlicher politischer Unmündigkeit befunden; die Macht des Hofs nebst der Bureaukratie haben dort allein Geltung gehabt. Die Folgen zeigten sich in dem industriellen Stillstande während der gigantischen Entwickelung anderer Nationen, in dem Hinschwinden des Handels, in einer drückenden, fast unerträglichen Staatsschuld. Auf der andern Seite ist gleichwohl dieses Volk in der Entwickelung der individuellen Kräfte und in Wissenschaft und Kunst so weit fortgeschritten, daß es in dieser Beziehung hinter keinem andern zurücksteht, sondern sogar manche ausgezeichnete Männer ersten Ranges zu den seinigen zählt, und die Hauptstadt Kopenhagen besitzt eine Mittelclasse, die sich rücksichtlich der Bildung, der Kenntnisse und des Gemeingeistes sicher mit der Bevölkerung jeder andern Hauptstadt messen kann, es ist daher nicht zu verwundern, wenn ein solches Volk, obgleich bisher durch persönliche Hingebung an seinen alten Monarchen geknüpft, jetzt mit lauter Stimme und allgemein den Wunsch äußerte und die Hoffnung faßte, daß bei seinem Hintritt eine Veränderung in der Staatsverfassung geschehen würde, wodurch die veralteten politischen Formen andern Platz machten, die mit der im Lauf der Zeit errungenen Reise und Aufklärung des Volks im Verhältniß ständen. Die bisherigen Handlungen des jetzigen Königs veranlaßten auch in hohem Grade solche Hoffnungen. . ."

Oesterreich.

In dem Krankheitszustande Sr. Exc. des Grafen Clam-Martinitz, der gestern sehr beunruhigend gewesen, ist heute einige Besserung eingetreten. Schon beim Ausbruche dieser complicirten und daher schwer zu behandelnden Krankheit ließ er sich mit den Sterbesacramenten versehen; dem heutigen Befinden zufolge beleben sich die Hoffnungen seiner Herstellung neuerdings mit größerer Zuversicht.

Se. D. der Feldmarschall-Lieutenant Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg ist im Begriff, in Gesellschaft seiner schönen Tochter, der Prinzessin Victorie, deren Hand der Herzog von Nemours erhalten soll, Wien zu verlassen, um sich über Coburg und Brüssel nach London zu begeben, und der Vermählung der Königin Victoria mit seinem Neffen, dem Prinzen Albert, beizuwohnen. - Aus Preßburg wird berichtet, daß bereits die Mehrzahl der Landtagsabgeordneten von ihren Committenten Vollmacht erhalten haben, für Bewilligung der Recrutenstellung zum Betrage von 38,500 Mann zu stimmen. Die Nation will diese Bewilligung an keine Bedingung geknüpft wissen, sondern begnügt sich vertrauensvoll mit der allerhöchsten Zusage, daß allen wirklichen Beschwerden des Landes baldige Abhülfe werden solle.

Griechenland.

Die eben entdeckte Verschwörung ist eine schlechte Intrigue, von Schurken angelegt zu erbärmlichen Zwecken und von Fanatikern ausgebeutet zu nicht besseren. Was wahr daran ist, reicht kaum zur Ausrüstung einer Intrigue hin, und alle Theile, die schlechten wie die guten, haben eigentlich dabei gewonnen in ihrem Interesse. Die unversöhnlichen Feinde der Staatskirche sind dadurch, daß man sie einer Verschwörung beinzichtigte, zu Verschwörern vorbereitet. Der Körper der Hetärie in den türkischen Provinzen ist dadurch, daß man ihn an das Aushängeschild malte, zur sorgsamern Organisation aus Pflichten der Selbstvertheidigung gezwungen. Die Constitutionellen haben sich Glarakis vom Halse geschafft, und durch die Hymnen auf sich selbst wegen Rettung des Staats sich künstliche Titel und neue Energie geschaffen. Die russische Mission, durch die in den griechischen Blättern Athena, Volksfreund etc. erhobene unverschämte Anklage gegen sie, hat die vortheilhafte Stellung einer unschuldig gekränkten. Gewisse englische Agenten, als die eigentlichen Ankläger, haben dem Russenhasse und der Russenfurcht neue Nahrung zu geben Gelegenheit gehabt. Griechenland hat die Ueberzeugung gewonnen, daß die Umtriebe, die es seit einiger Zeit beunruhigten, ohne wirkliche Kraft waren. Der Lord-Obercommissär der jonischen Inseln ist durch diesen glücklichen Zwischenfall der Opposition im Parlament vor der Hand los geworden. König Otto endlich hat die Gelegenheit gehabt, seinen Charakter und persönlichen Muth zu bewähren, und sich von der anhänglichen Gesinnung des Volkes zu überzeugen. Sogar die Cabinette haben gewonnen, denn es ist ihnen eine Aufklärung über das geliefert worden, was ihre Missionen dort nicht thun sollen. Und nun sage man noch, daß Verschwörungen zu nichts taugen! Die Welt hat also ebenfalls gewonnen - an Erkenntniß.

Türkei.

Die neuesten Berichte des Siebenbürger Wochenblatts über die Pest diesseits des Balkans lauten mehr auf Verbreitung als auf Abnahme der Seuche. Zwar hatte bis zum 7 d. M. in Simila die Pest nachgelassen, allein in Turtukani dauerte sie noch so heftig an, daß vom 2 bis 9 December 12 Personen erkrankten und 6 davon starben. In Silistria erlagen ihr seit dem Ausbruche vom 21 Nov. bis 13 Dec. 137 Personen, und im Districte von Turtukani und Rosgrod 69 Personen aus 38 Häusern. Der District von Tsarakul, in welchem bereits 120 Personen daran gestorben seyn sollen, ist abgesperrt worden.


und dieß als Mitglied der zu diesem Zweck ernannten Deputation vor dem versammelten Magistrate auch ausführte. (H. C.)

Dänemark.

In einem meiner frühern Briefe habe ich darauf hingedeutet, daß die schwedischen Blätter sich ziemlich lebhaft mit den neuesten Begebenheiten in Dänemark beschäftigen. Eines derselben sagt: „Die Antecedentien des neuen Königs als Mitstifter des Grundgesetzes von Eidsvold (der norwegischen Constitution) und die starken constitutionellen Sympathien, die sich in den letzten Zeiten in Dänemark entwickelt haben, machen seine Besteigung des dänischen souveränen Throns bedeutungsvoller, als ein solcher Personenwechsel gemeiniglich zu seyn pflegt, denn alle Hoffnungen auf eine bessere und freiere Ordnung der Dinge scheinen sich um ihn und den Zeitpunkt gruppirt zu haben, wo die Macht in seine Hände übergehen sollte. Man wird bald erfahren, inwiefern diese Hoffnungen sich erfüllen oder nicht. Unter allen aufgeklärten und denkenden Dänen gibt es wohl nur Eine Stimme über die Wahrheit des bekannten Ausspruchs im Hamlet: „There is something rotten in the state of Denmark,“ und darüber, daß diese alte Monarchie sich unmöglich mit ihrer Staatsschuld von 130 Millionen Reichsbankthalern, mit ihrem enormen Aufwand für die Hofhaltungen, ihrem die Kräfte des Landes übersteigenden Militärbudget in ihrem jetzigen Stande halten könne, und daß der Zeitpunkt für eine Constitution nach dem Vorbilde ihrer ehemaligen Brüder, der Norweger, wenn je, jetzt vorhanden ist. – Es ist natürlich, daß wir Schweden mit um so größerer Aufmerksamkeit die bevorstehenden Begebenheiten in Dänemark betrachten, da dieses, wenn die constitutionelle Tendenz dort siegt, nicht ohne Einfluß auf die Verhältnisse und Stimmungen bei uns bleiben kann.“ – In einer spätern Nummer sagt das Aftonblad: „Unter allen Ereignissen dieses Jahrs muß der Tod Friedrich VI von einem gewissen Standpunkt aus als der merkwürdigste für den ganzen Norden betrachtet werden. Das dänische Volk hat sich seit einigen Jahrhunderten in einem Zustande fast gänzlicher politischer Unmündigkeit befunden; die Macht des Hofs nebst der Bureaukratie haben dort allein Geltung gehabt. Die Folgen zeigten sich in dem industriellen Stillstande während der gigantischen Entwickelung anderer Nationen, in dem Hinschwinden des Handels, in einer drückenden, fast unerträglichen Staatsschuld. Auf der andern Seite ist gleichwohl dieses Volk in der Entwickelung der individuellen Kräfte und in Wissenschaft und Kunst so weit fortgeschritten, daß es in dieser Beziehung hinter keinem andern zurücksteht, sondern sogar manche ausgezeichnete Männer ersten Ranges zu den seinigen zählt, und die Hauptstadt Kopenhagen besitzt eine Mittelclasse, die sich rücksichtlich der Bildung, der Kenntnisse und des Gemeingeistes sicher mit der Bevölkerung jeder andern Hauptstadt messen kann, es ist daher nicht zu verwundern, wenn ein solches Volk, obgleich bisher durch persönliche Hingebung an seinen alten Monarchen geknüpft, jetzt mit lauter Stimme und allgemein den Wunsch äußerte und die Hoffnung faßte, daß bei seinem Hintritt eine Veränderung in der Staatsverfassung geschehen würde, wodurch die veralteten politischen Formen andern Platz machten, die mit der im Lauf der Zeit errungenen Reise und Aufklärung des Volks im Verhältniß ständen. Die bisherigen Handlungen des jetzigen Königs veranlaßten auch in hohem Grade solche Hoffnungen. . .“

Oesterreich.

In dem Krankheitszustande Sr. Exc. des Grafen Clam-Martinitz, der gestern sehr beunruhigend gewesen, ist heute einige Besserung eingetreten. Schon beim Ausbruche dieser complicirten und daher schwer zu behandelnden Krankheit ließ er sich mit den Sterbesacramenten versehen; dem heutigen Befinden zufolge beleben sich die Hoffnungen seiner Herstellung neuerdings mit größerer Zuversicht.

Se. D. der Feldmarschall-Lieutenant Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg ist im Begriff, in Gesellschaft seiner schönen Tochter, der Prinzessin Victorie, deren Hand der Herzog von Nemours erhalten soll, Wien zu verlassen, um sich über Coburg und Brüssel nach London zu begeben, und der Vermählung der Königin Victoria mit seinem Neffen, dem Prinzen Albert, beizuwohnen. – Aus Preßburg wird berichtet, daß bereits die Mehrzahl der Landtagsabgeordneten von ihren Committenten Vollmacht erhalten haben, für Bewilligung der Recrutenstellung zum Betrage von 38,500 Mann zu stimmen. Die Nation will diese Bewilligung an keine Bedingung geknüpft wissen, sondern begnügt sich vertrauensvoll mit der allerhöchsten Zusage, daß allen wirklichen Beschwerden des Landes baldige Abhülfe werden solle.

Griechenland.

Die eben entdeckte Verschwörung ist eine schlechte Intrigue, von Schurken angelegt zu erbärmlichen Zwecken und von Fanatikern ausgebeutet zu nicht besseren. Was wahr daran ist, reicht kaum zur Ausrüstung einer Intrigue hin, und alle Theile, die schlechten wie die guten, haben eigentlich dabei gewonnen in ihrem Interesse. Die unversöhnlichen Feinde der Staatskirche sind dadurch, daß man sie einer Verschwörung beinzichtigte, zu Verschwörern vorbereitet. Der Körper der Hetärie in den türkischen Provinzen ist dadurch, daß man ihn an das Aushängeschild malte, zur sorgsamern Organisation aus Pflichten der Selbstvertheidigung gezwungen. Die Constitutionellen haben sich Glarakis vom Halse geschafft, und durch die Hymnen auf sich selbst wegen Rettung des Staats sich künstliche Titel und neue Energie geschaffen. Die russische Mission, durch die in den griechischen Blättern Athena, Volksfreund etc. erhobene unverschämte Anklage gegen sie, hat die vortheilhafte Stellung einer unschuldig gekränkten. Gewisse englische Agenten, als die eigentlichen Ankläger, haben dem Russenhasse und der Russenfurcht neue Nahrung zu geben Gelegenheit gehabt. Griechenland hat die Ueberzeugung gewonnen, daß die Umtriebe, die es seit einiger Zeit beunruhigten, ohne wirkliche Kraft waren. Der Lord-Obercommissär der jonischen Inseln ist durch diesen glücklichen Zwischenfall der Opposition im Parlament vor der Hand los geworden. König Otto endlich hat die Gelegenheit gehabt, seinen Charakter und persönlichen Muth zu bewähren, und sich von der anhänglichen Gesinnung des Volkes zu überzeugen. Sogar die Cabinette haben gewonnen, denn es ist ihnen eine Aufklärung über das geliefert worden, was ihre Missionen dort nicht thun sollen. Und nun sage man noch, daß Verschwörungen zu nichts taugen! Die Welt hat also ebenfalls gewonnen – an Erkenntniß.

Türkei.

Die neuesten Berichte des Siebenbürger Wochenblatts über die Pest diesseits des Balkans lauten mehr auf Verbreitung als auf Abnahme der Seuche. Zwar hatte bis zum 7 d. M. in Simila die Pest nachgelassen, allein in Turtukani dauerte sie noch so heftig an, daß vom 2 bis 9 December 12 Personen erkrankten und 6 davon starben. In Silistria erlagen ihr seit dem Ausbruche vom 21 Nov. bis 13 Dec. 137 Personen, und im Districte von Turtukani und Rosgrod 69 Personen aus 38 Häusern. Der District von Tsarakul, in welchem bereits 120 Personen daran gestorben seyn sollen, ist abgesperrt worden.

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[0263/0007] und dieß als Mitglied der zu diesem Zweck ernannten Deputation vor dem versammelten Magistrate auch ausführte. (H. C.) Dänemark. *Kopenhagen, 11 Jan. In einem meiner frühern Briefe habe ich darauf hingedeutet, daß die schwedischen Blätter sich ziemlich lebhaft mit den neuesten Begebenheiten in Dänemark beschäftigen. Eines derselben sagt: „Die Antecedentien des neuen Königs als Mitstifter des Grundgesetzes von Eidsvold (der norwegischen Constitution) und die starken constitutionellen Sympathien, die sich in den letzten Zeiten in Dänemark entwickelt haben, machen seine Besteigung des dänischen souveränen Throns bedeutungsvoller, als ein solcher Personenwechsel gemeiniglich zu seyn pflegt, denn alle Hoffnungen auf eine bessere und freiere Ordnung der Dinge scheinen sich um ihn und den Zeitpunkt gruppirt zu haben, wo die Macht in seine Hände übergehen sollte. Man wird bald erfahren, inwiefern diese Hoffnungen sich erfüllen oder nicht. Unter allen aufgeklärten und denkenden Dänen gibt es wohl nur Eine Stimme über die Wahrheit des bekannten Ausspruchs im Hamlet: „There is something rotten in the state of Denmark,“ und darüber, daß diese alte Monarchie sich unmöglich mit ihrer Staatsschuld von 130 Millionen Reichsbankthalern, mit ihrem enormen Aufwand für die Hofhaltungen, ihrem die Kräfte des Landes übersteigenden Militärbudget in ihrem jetzigen Stande halten könne, und daß der Zeitpunkt für eine Constitution nach dem Vorbilde ihrer ehemaligen Brüder, der Norweger, wenn je, jetzt vorhanden ist. – Es ist natürlich, daß wir Schweden mit um so größerer Aufmerksamkeit die bevorstehenden Begebenheiten in Dänemark betrachten, da dieses, wenn die constitutionelle Tendenz dort siegt, nicht ohne Einfluß auf die Verhältnisse und Stimmungen bei uns bleiben kann.“ – In einer spätern Nummer sagt das Aftonblad: „Unter allen Ereignissen dieses Jahrs muß der Tod Friedrich VI von einem gewissen Standpunkt aus als der merkwürdigste für den ganzen Norden betrachtet werden. Das dänische Volk hat sich seit einigen Jahrhunderten in einem Zustande fast gänzlicher politischer Unmündigkeit befunden; die Macht des Hofs nebst der Bureaukratie haben dort allein Geltung gehabt. Die Folgen zeigten sich in dem industriellen Stillstande während der gigantischen Entwickelung anderer Nationen, in dem Hinschwinden des Handels, in einer drückenden, fast unerträglichen Staatsschuld. Auf der andern Seite ist gleichwohl dieses Volk in der Entwickelung der individuellen Kräfte und in Wissenschaft und Kunst so weit fortgeschritten, daß es in dieser Beziehung hinter keinem andern zurücksteht, sondern sogar manche ausgezeichnete Männer ersten Ranges zu den seinigen zählt, und die Hauptstadt Kopenhagen besitzt eine Mittelclasse, die sich rücksichtlich der Bildung, der Kenntnisse und des Gemeingeistes sicher mit der Bevölkerung jeder andern Hauptstadt messen kann, es ist daher nicht zu verwundern, wenn ein solches Volk, obgleich bisher durch persönliche Hingebung an seinen alten Monarchen geknüpft, jetzt mit lauter Stimme und allgemein den Wunsch äußerte und die Hoffnung faßte, daß bei seinem Hintritt eine Veränderung in der Staatsverfassung geschehen würde, wodurch die veralteten politischen Formen andern Platz machten, die mit der im Lauf der Zeit errungenen Reise und Aufklärung des Volks im Verhältniß ständen. Die bisherigen Handlungen des jetzigen Königs veranlaßten auch in hohem Grade solche Hoffnungen. . .“ Oesterreich. ✝*Wien, 28 Jan. In dem Krankheitszustande Sr. Exc. des Grafen Clam-Martinitz, der gestern sehr beunruhigend gewesen, ist heute einige Besserung eingetreten. Schon beim Ausbruche dieser complicirten und daher schwer zu behandelnden Krankheit ließ er sich mit den Sterbesacramenten versehen; dem heutigen Befinden zufolge beleben sich die Hoffnungen seiner Herstellung neuerdings mit größerer Zuversicht. * Wien, 28 Jan. Se. D. der Feldmarschall-Lieutenant Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg ist im Begriff, in Gesellschaft seiner schönen Tochter, der Prinzessin Victorie, deren Hand der Herzog von Nemours erhalten soll, Wien zu verlassen, um sich über Coburg und Brüssel nach London zu begeben, und der Vermählung der Königin Victoria mit seinem Neffen, dem Prinzen Albert, beizuwohnen. – Aus Preßburg wird berichtet, daß bereits die Mehrzahl der Landtagsabgeordneten von ihren Committenten Vollmacht erhalten haben, für Bewilligung der Recrutenstellung zum Betrage von 38,500 Mann zu stimmen. Die Nation will diese Bewilligung an keine Bedingung geknüpft wissen, sondern begnügt sich vertrauensvoll mit der allerhöchsten Zusage, daß allen wirklichen Beschwerden des Landes baldige Abhülfe werden solle. Griechenland. ♱Athen, 13 Jan. Die eben entdeckte Verschwörung ist eine schlechte Intrigue, von Schurken angelegt zu erbärmlichen Zwecken und von Fanatikern ausgebeutet zu nicht besseren. Was wahr daran ist, reicht kaum zur Ausrüstung einer Intrigue hin, und alle Theile, die schlechten wie die guten, haben eigentlich dabei gewonnen in ihrem Interesse. Die unversöhnlichen Feinde der Staatskirche sind dadurch, daß man sie einer Verschwörung beinzichtigte, zu Verschwörern vorbereitet. Der Körper der Hetärie in den türkischen Provinzen ist dadurch, daß man ihn an das Aushängeschild malte, zur sorgsamern Organisation aus Pflichten der Selbstvertheidigung gezwungen. Die Constitutionellen haben sich Glarakis vom Halse geschafft, und durch die Hymnen auf sich selbst wegen Rettung des Staats sich künstliche Titel und neue Energie geschaffen. Die russische Mission, durch die in den griechischen Blättern Athena, Volksfreund etc. erhobene unverschämte Anklage gegen sie, hat die vortheilhafte Stellung einer unschuldig gekränkten. Gewisse englische Agenten, als die eigentlichen Ankläger, haben dem Russenhasse und der Russenfurcht neue Nahrung zu geben Gelegenheit gehabt. Griechenland hat die Ueberzeugung gewonnen, daß die Umtriebe, die es seit einiger Zeit beunruhigten, ohne wirkliche Kraft waren. Der Lord-Obercommissär der jonischen Inseln ist durch diesen glücklichen Zwischenfall der Opposition im Parlament vor der Hand los geworden. König Otto endlich hat die Gelegenheit gehabt, seinen Charakter und persönlichen Muth zu bewähren, und sich von der anhänglichen Gesinnung des Volkes zu überzeugen. Sogar die Cabinette haben gewonnen, denn es ist ihnen eine Aufklärung über das geliefert worden, was ihre Missionen dort nicht thun sollen. Und nun sage man noch, daß Verschwörungen zu nichts taugen! Die Welt hat also ebenfalls gewonnen – an Erkenntniß. Türkei. Die neuesten Berichte des Siebenbürger Wochenblatts über die Pest diesseits des Balkans lauten mehr auf Verbreitung als auf Abnahme der Seuche. Zwar hatte bis zum 7 d. M. in Simila die Pest nachgelassen, allein in Turtukani dauerte sie noch so heftig an, daß vom 2 bis 9 December 12 Personen erkrankten und 6 davon starben. In Silistria erlagen ihr seit dem Ausbruche vom 21 Nov. bis 13 Dec. 137 Personen, und im Districte von Turtukani und Rosgrod 69 Personen aus 38 Häusern. Der District von Tsarakul, in welchem bereits 120 Personen daran gestorben seyn sollen, ist abgesperrt worden.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 33. Augsburg, 2. Februar 1840, S. 0263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_033_18400202/7>, abgerufen am 26.04.2024.