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Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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nach Geld und fand in der That keinen Heller; mit einem selbstverachtenden Lachen schritt er weiter und legte sich draußen vor dem Dorfe unter einen blühenden Birnbaum am Wegrain. Beim Niederlegen gedachte er der schönen Kleider, die er anhatte, und er schämte sich derselben, sie waren von Diethelm's Geld, und Fränz hatte sie ihm gegeben. Er wollte nur noch heim, den Brandstiftern die Kleider mitsammt der Trau*) schicken und dann fort, weit fort.

Die Bienen summten und schwirrten im Baume, und Munde spielte mit dem Brautringe, den er vom Finger gezogen, und ein abgerissener Klang aus dem alten Liede vom Teufel, der die untreue Braut holt, zog Munde durch den Sinn:

So komm nur her, du schöne Braut, Du hast deinen Himmel in die Hölle gebaut.
Er nahm sie bei der linken Hand Und führte sie in den feurigen Tanz.

Bald aber hörte Munde weder eine Stimme im Innern noch etwas um sich her.

Fünfundzwanzigstes Kapitel.

Die beiden Rappen waren zu großer Verwirrung los und ledig auf dem Markt umhergelaufen, der Schmied von Buchenberg, der ein Pferd eingekauft hatte und eben davon reiten wollte, fing sie ein und brachte sie dem Diethelm, der darob ganz verwundert schien; er übergab dem Reppenberger

*) Verlobungsgeschenk.

nach Geld und fand in der That keinen Heller; mit einem selbstverachtenden Lachen schritt er weiter und legte sich draußen vor dem Dorfe unter einen blühenden Birnbaum am Wegrain. Beim Niederlegen gedachte er der schönen Kleider, die er anhatte, und er schämte sich derselben, sie waren von Diethelm's Geld, und Fränz hatte sie ihm gegeben. Er wollte nur noch heim, den Brandstiftern die Kleider mitsammt der Trau*) schicken und dann fort, weit fort.

Die Bienen summten und schwirrten im Baume, und Munde spielte mit dem Brautringe, den er vom Finger gezogen, und ein abgerissener Klang aus dem alten Liede vom Teufel, der die untreue Braut holt, zog Munde durch den Sinn:

So komm nur her, du schöne Braut, Du hast deinen Himmel in die Hölle gebaut.
Er nahm sie bei der linken Hand Und führte sie in den feurigen Tanz.

Bald aber hörte Munde weder eine Stimme im Innern noch etwas um sich her.

Fünfundzwanzigstes Kapitel.

Die beiden Rappen waren zu großer Verwirrung los und ledig auf dem Markt umhergelaufen, der Schmied von Buchenberg, der ein Pferd eingekauft hatte und eben davon reiten wollte, fing sie ein und brachte sie dem Diethelm, der darob ganz verwundert schien; er übergab dem Reppenberger

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[0183] nach Geld und fand in der That keinen Heller; mit einem selbstverachtenden Lachen schritt er weiter und legte sich draußen vor dem Dorfe unter einen blühenden Birnbaum am Wegrain. Beim Niederlegen gedachte er der schönen Kleider, die er anhatte, und er schämte sich derselben, sie waren von Diethelm's Geld, und Fränz hatte sie ihm gegeben. Er wollte nur noch heim, den Brandstiftern die Kleider mitsammt der Trau *) schicken und dann fort, weit fort. Die Bienen summten und schwirrten im Baume, und Munde spielte mit dem Brautringe, den er vom Finger gezogen, und ein abgerissener Klang aus dem alten Liede vom Teufel, der die untreue Braut holt, zog Munde durch den Sinn: So komm nur her, du schöne Braut, Du hast deinen Himmel in die Hölle gebaut. Er nahm sie bei der linken Hand Und führte sie in den feurigen Tanz. Bald aber hörte Munde weder eine Stimme im Innern noch etwas um sich her. Fünfundzwanzigstes Kapitel. Die beiden Rappen waren zu großer Verwirrung los und ledig auf dem Markt umhergelaufen, der Schmied von Buchenberg, der ein Pferd eingekauft hatte und eben davon reiten wollte, fing sie ein und brachte sie dem Diethelm, der darob ganz verwundert schien; er übergab dem Reppenberger *) Verlobungsgeschenk.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Auerbach, Berthold: Die Geschichte des Diethelm von Buchenberg. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 45–268. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/auerbach_diethelm_1910/183>, abgerufen am 15.11.2024.