Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

obgleich er selbst in ähnlicher Lage oft seinen Freunden thätige Hülfe geleistet. Doch jetzt fand sich keiner dazu bereit; alle lehnten es, unter diesem oder jenem Vorwande ab. Seine Lage wurde wirklich verzweifelt, als auch noch ein englisches Haus, das für ihn Geschäfte in Baumwollgarn machte, ihm einen bereits acceptirten Wechsel von 10,000 Rthlr. zu augenblicklicher Zahlung präsentirt und über Oburn, im Fall einer Zögerung, als säumigen Wechselschuldner Personal-Arrest verhängte.

Dieser Schlag vernichtete Oburns letzte Hoffnung. Er verschloß sich 24 Stunden lang in sein Zimmer; man hörte ihn darin laut ächzen und stöhnen, Tag und Nacht mit heftigen Schritten auf und ab gehen. Nachdem der wildeste Sturm ausgetobt, trat er in das Zimmer seiner Frau. Er mußte fürchterlich gelitten haben, denn seine Züge waren tief eingefallen; und der hochrothe Bart an dem einen Tage grau geworden.

Madame Oburn hatte alle diese Schreckensnachrichten mit bewundrungswürdiger Ergebenheit aufgenommen. Der Gedanke, daß sie von jetzt ab in Armuth

obgleich er selbst in ähnlicher Lage oft seinen Freunden thätige Hülfe geleistet. Doch jetzt fand sich keiner dazu bereit; alle lehnten es, unter diesem oder jenem Vorwande ab. Seine Lage wurde wirklich verzweifelt, als auch noch ein englisches Haus, das für ihn Geschäfte in Baumwollgarn machte, ihm einen bereits acceptirten Wechsel von 10,000 Rthlr. zu augenblicklicher Zahlung präsentirt und über Oburn, im Fall einer Zögerung, als säumigen Wechselschuldner Personal-Arrest verhängte.

Dieser Schlag vernichtete Oburns letzte Hoffnung. Er verschloß sich 24 Stunden lang in sein Zimmer; man hörte ihn darin laut ächzen und stöhnen, Tag und Nacht mit heftigen Schritten auf und ab gehen. Nachdem der wildeste Sturm ausgetobt, trat er in das Zimmer seiner Frau. Er mußte fürchterlich gelitten haben, denn seine Züge waren tief eingefallen; und der hochrothe Bart an dem einen Tage grau geworden.

Madame Oburn hatte alle diese Schreckensnachrichten mit bewundrungswürdiger Ergebenheit aufgenommen. Der Gedanke, daß sie von jetzt ab in Armuth

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0157" n="145"/>
obgleich er                     selbst in ähnlicher Lage oft seinen Freunden thätige Hülfe geleistet. Doch jetzt                     fand sich keiner dazu bereit; alle lehnten es, unter diesem oder jenem Vorwande                     ab. Seine Lage wurde wirklich verzweifelt, als auch noch ein englisches Haus,                     das für ihn Geschäfte in Baumwollgarn machte, ihm einen bereits acceptirten                     Wechsel von 10,000 Rthlr. zu augenblicklicher Zahlung präsentirt und über Oburn,                     im Fall einer Zögerung, als säumigen Wechselschuldner Personal-Arrest                     verhängte.</p>
        <p> Dieser Schlag vernichtete Oburns letzte Hoffnung. Er verschloß sich 24 Stunden                     lang in sein Zimmer; man hörte ihn darin laut ächzen und stöhnen, Tag und Nacht                     mit heftigen Schritten auf und ab gehen. Nachdem der wildeste Sturm ausgetobt,                     trat er in das Zimmer seiner Frau. Er mußte fürchterlich gelitten haben, denn                     seine Züge waren tief eingefallen; und der hochrothe Bart an dem einen Tage grau                     geworden.</p>
        <p> Madame Oburn hatte alle diese Schreckensnachrichten mit bewundrungswürdiger                     Ergebenheit aufgenommen. Der Gedanke, daß sie von jetzt ab in Armuth
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0157] obgleich er selbst in ähnlicher Lage oft seinen Freunden thätige Hülfe geleistet. Doch jetzt fand sich keiner dazu bereit; alle lehnten es, unter diesem oder jenem Vorwande ab. Seine Lage wurde wirklich verzweifelt, als auch noch ein englisches Haus, das für ihn Geschäfte in Baumwollgarn machte, ihm einen bereits acceptirten Wechsel von 10,000 Rthlr. zu augenblicklicher Zahlung präsentirt und über Oburn, im Fall einer Zögerung, als säumigen Wechselschuldner Personal-Arrest verhängte. Dieser Schlag vernichtete Oburns letzte Hoffnung. Er verschloß sich 24 Stunden lang in sein Zimmer; man hörte ihn darin laut ächzen und stöhnen, Tag und Nacht mit heftigen Schritten auf und ab gehen. Nachdem der wildeste Sturm ausgetobt, trat er in das Zimmer seiner Frau. Er mußte fürchterlich gelitten haben, denn seine Züge waren tief eingefallen; und der hochrothe Bart an dem einen Tage grau geworden. Madame Oburn hatte alle diese Schreckensnachrichten mit bewundrungswürdiger Ergebenheit aufgenommen. Der Gedanke, daß sie von jetzt ab in Armuth

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-03-13T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Heinrich Heine Universität Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-13T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-13T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/157
Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/157>, abgerufen am 26.04.2024.