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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch] mögen außlassen. Wir armen buchstäbler
haben gelernet/ daß wir das Vater unser be-
ten. 1. Beichtweise/ lieber himmlischer
Vatter/ wir deine Kinder sind arme Kinder und
bettler/ ohne dich sind wir nichts und haben
nichts. 2. Danckweise/ wir dancken dir a-
ber von hertzen/ daß du auß väterlicher Göttli-
cher güte uns des leibes nothdurfft giebest
reichlich. 3. Das tägliche brod auß gnaden
geben um Christi willen/ der dich uns zum
Vatter/ und uns dir zu kindern gemacht hat.
Sonsten würde uns armen sundern nicht ein
Strohhälmlein auff der erden wachsen.
Drum bitten wir die grossen heiligen/ sie wol-
len uns das heut/ und das tägliche brod nicht
zu enge spannen/ das uns der liebe himmlische
Vater so mildiglich giebet; wenn 5. Rein-
hard eurer heiligkeit bruder uns speisen solte/
müsten wir auch wohl auff den heiligen Oster-
tag die fasten halten. Auch hat Christus
nicht gesaget/ betet nicht für den morgen/ son-
dern sorget nicht für den morgen; beten aber
und sorgen ist zweyerley. Mercke fleissig/
daß du ein grosser dieb bist/ und hast ihm seine
gaben abgestohlen/ wenn du ihn nicht erst
darum hast angesprochen/ und dein gebet mit
ernst gethan.

Quaestio IV. D. Waltheri.

Ob man mit gutem gewissen/ alle und jede
sprüche und exempel der heiligen schrifft in al-
legorias
verwandeln könne.

Sententia Past.

Jst denen abermal gnugsam bekant/ die ihn
predigen und sonsten reden hören. Es zeuget
auch davon gnugsam/ was er bißhero ge-
schmiret und übel publiciret de Monitro, und
vom geistlichen Hiob. Welches alles auff eitel
allegorien gegründet ist. Und ist mir unentfal-
len/ was er einmal in meiner praesentz über den
vorangezogenen spruch Agur: Armuth und
reichthum gib mir nicht etc. für eine wunderliche
brühe gemacht. Wie er denn auch nicht zu-
geben wil daß S. Paulus/ wenn er saget:
Wer die seinigen nicht versorget/ ist ärger
als ein heid/ und hat den glauben verläugnet/
von der leiblichen versorgung rede.

Consensus Weigelii ex omnibus prope locis.

Part. 2. post. p. 284. pervertiret der Archihae-
reticus
den spruch Psalm 110. v. 1. Setze dich zu
meiner rechten/ so: Steige hinab/ und werde
mensch/ erlöse das menschliche geschlecht in an-
genommener menschlicher natur an sitten und
geberden/ wie ein mensch aus Adam/ biß ich al-
le deine feinde unter deine gewalt bringe/ auch
den tod selber.

Responsio P.

Daß man alle Sprüche der heiligen
schrifft in allegorias wolte verwandeln/ achte ich
gottloß. daß man aber auß der heiligen
schrifft möge viel erklären allegorice, doch
also/ daß alles auff Christum und seine
kirche werde appliciret/ haben wir dessen
vieler gelehrten exempel. Gibt das auch
zu Herr D. Lutherus in praefat. V. T. also
schreibend: Wenn du wilt wohl und si-
[Spaltenumbruch] cher deuten so nimm Christum für dich/
denn das ist der Mann/ dem es alles
gantz und gar gilt. So mache nun auß
dem Hohenpriester Aaron niemand/ denn
Christum allein/ wie die epistel an die
Hebräer thut. etc.

Replica D. Waltheri.

1. Wird es gern angenommen/ daß es
gottloß sey/ alle sprüche der heiligen schrifft
in allegorias verwandeln. Wolte nur
Gott/ man enthielte sich solcher gottlosig-
keit. 2. Daß viel auß der heiligen schrifft
möge allegorice erkläret werden ist auch
recht. Und das zu thun/ schreibet Hy-
perius de Stud. Theol. rect. instit. persva-
d
iret durch die nutzbarkeit. Und das
gehet nicht allein an in etlichen historien/
in denen doch gleichwohl der sensus lite-
ralis ceu unice genuinus,
allzeit unverruckt
behalten werden muß/ sondern auch vor
andern in den Mosaischen Ceremonien, und
Levitischem Gottesdienst/ welche eitel schat-
ten und bilder waren der zukünfftigen gü-
ter. Jn denen gehet man am sichersten/
wenn der Heilige Geist im neuen testament
etwas selber weiset/ entweder manchesmal
nur mit einem einigen wörtlein/ oder zu zei-
ten mit einer vollkommenen weitläufftigen
erklärung. Und das lobet und liebet 3.
Lutherus billich/ (der sonsten ausser dem wenig
von den allegorien zu halten/ und sie pro
scripturae spuma
zu venditiren pfleget/) denn
er beruffet sich des Aaronischen Priester-
thums wegen auff die Epistel an die Hebrae-
er.
Wenn so nach dem anleiten der
schrifften etwas typice, oder allegorice er-
läutert/ und auff Christum/ oder seine
Christliche kirche apte und der ähnlichkeit
des glaubens gemäß appliciret wird/ das
auß der schrifft ein unbetrieglich fundament
genommen und dadurch das hertze vest ge-
macht werden kan/ welches mit allem recht
für ein köstlich ding gerühmet wird/ so
lässet man alles gerne passiren. 4. Jn
den praeceptis moralibus aber/ in den
promissionibus, comminationibus und tracta-
tionibus dogmatum
müsse keine allegoria ge-
sucht werden; Und ist derowegen unrecht/
wenn man Agurs droben angeführte bitte/
und andere dergleichen sprüche/ vergeblich
und ohne noth und nutzbarkeit in allego-
rias
verwandeln will. Wie es denn auch
5. Was vom geistlichen Hiob geschrieben
worden nun und nimmermehr wird kön-
nen bestättiget werden. 6. Recht lehret
hievon D. Gerhardus Tom. 1. Loc. de int.
Scr. 142. Qui intempestive et absque judicio
allegorias tractant, facile proferre possunt,
quod periti contemnunt, malevoli derident,
et quo infirmi offenduntur. Certe Orige-
nes hoc nomine a veteribus fuit reprehen-
sus.

Quaestio V. D. Waltheri.

Ob David mit seiner Psalmordnung
eine Chronologiam angestellet/ und darin-
nen von seiner zeit an/ den verlauff der kirchen

Gottes

Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch] moͤgen außlaſſen. Wir armen buchſtaͤbler
haben gelernet/ daß wir das Vater unſer be-
ten. 1. Beichtweiſe/ lieber himmliſcher
Vatter/ wir deine Kinder ſind arme Kinder und
bettler/ ohne dich ſind wir nichts und haben
nichts. 2. Danckweiſe/ wir dancken dir a-
ber von hertzen/ daß du auß vaͤterlicher Goͤttli-
cher guͤte uns des leibes nothdurfft giebeſt
reichlich. 3. Das taͤgliche brod auß gnaden
geben um Chriſti willen/ der dich uns zum
Vatter/ und uns dir zu kindern gemacht hat.
Sonſten wuͤrde uns armen ſundern nicht ein
Strohhaͤlmlein auff der erden wachſen.
Drum bitten wir die groſſen heiligen/ ſie wol-
len uns das heut/ und das taͤgliche brod nicht
zu enge ſpannen/ das uns der liebe him̃liſche
Vater ſo mildiglich giebet; wenn 5. Rein-
hard eurer heiligkeit bruder uns ſpeiſen ſolte/
muͤſten wir auch wohl auff den heiligen Oſter-
tag die faſten halten. Auch hat Chriſtus
nicht geſaget/ betet nicht fuͤr den morgen/ ſon-
dern ſorget nicht fuͤr den morgen; beten aber
und ſorgen iſt zweyerley. Mercke fleiſſig/
daß du ein groſſer dieb biſt/ und haſt ihm ſeine
gaben abgeſtohlen/ wenn du ihn nicht erſt
darum haſt angeſprochen/ und dein gebet mit
ernſt gethan.

Quæſtio IV. D. Waltheri.

Ob man mit gutem gewiſſen/ alle und jede
ſpruͤche und exempel der heiligen ſchrifft in al-
legorias
verwandeln koͤnne.

Sententia Paſt.

Jſt denen abermal gnugſam bekant/ die ihn
predigen und ſonſten reden hoͤren. Es zeuget
auch davon gnugſam/ was er bißhero ge-
ſchmiret und uͤbel publiciret de Monitro, und
vom geiſtlichen Hiob. Welches alles auff eitel
allegorien gegruͤndet iſt. Und iſt mir unentfal-
len/ was er einmal in meiner præſentz uͤber den
vorangezogenen ſpruch Agur: Armuth und
reichthum gib mir nicht ꝛc. fuͤr eine wundeꝛliche
bruͤhe gemacht. Wie er denn auch nicht zu-
geben wil daß S. Paulus/ wenn er ſaget:
Wer die ſeinigen nicht verſorget/ iſt aͤrger
als ein heid/ und hat den glauben verlaͤugnet/
von der leiblichen verſorgung rede.

Conſenſus Weigelii ex omnibus propè locis.

Part. 2. poſt. p. 284. pervertiret der Archihæ-
reticus
den ſpruch Pſalm 110. v. 1. Setze dich zu
meiner rechten/ ſo: Steige hinab/ und werde
menſch/ erloͤſe das menſchliche geſchlecht in an-
genommener menſchlicher natur an ſitten und
geberden/ wie ein menſch aus Adam/ biß ich al-
le deine feinde unter deine gewalt bringe/ auch
den tod ſelber.

Reſponſio P.

Daß man alle Spruͤche der heiligen
ſchrifft in allegorias wolte verwandeln/ achte ich
gottloß. daß man aber auß der heiligen
ſchrifft moͤge viel erklaͤren allegoricè, doch
alſo/ daß alles auff Chriſtum und ſeine
kirche werde appliciret/ haben wir deſſen
vieler gelehrten exempel. Gibt das auch
zu Herr D. Lutherus in præfat. V. T. alſo
ſchreibend: Wenn du wilt wohl und ſi-
[Spaltenumbruch] cher deuten ſo nimm Chriſtum fuͤr dich/
denn das iſt der Mann/ dem es alles
gantz und gar gilt. So mache nun auß
dem Hohenprieſter Aaron niemand/ denn
Chriſtum allein/ wie die epiſtel an die
Hebraͤer thut. ꝛc.

Replica D. Waltheri.

1. Wird es gern angenommen/ daß es
gottloß ſey/ alle ſpruͤche der heiligen ſchrifft
in allegorias verwandeln. Wolte nur
Gott/ man enthielte ſich ſolcher gottloſig-
keit. 2. Daß viel auß der heiligen ſchrifft
moͤge allegoricè erklaͤret werden iſt auch
recht. Und das zu thun/ ſchreibet Hy-
perius de Stud. Theol. rect. inſtit. perſva-
d
iret durch die nutzbarkeit. Und das
gehet nicht allein an in etlichen hiſtorien/
in denen doch gleichwohl der ſenſus lite-
ralis ceu unicè genuinus,
allzeit unverruckt
behalten werden muß/ ſondern auch vor
andern in den Moſaiſchen Ceremonien, und
Levitiſchem Gottesdienſt/ welche eitel ſchat-
ten und bilder waren der zukuͤnfftigen guͤ-
ter. Jn denen gehet man am ſicherſten/
wenn der Heilige Geiſt im neuen teſtament
etwas ſelber weiſet/ entweder manchesmal
nur mit einem einigen woͤrtlein/ oder zu zei-
ten mit einer vollkommenen weitlaͤufftigen
erklaͤrung. Und das lobet und liebet 3.
Lutherus billich/ (der ſonſten auſſer dem wenig
von den allegorien zu halten/ und ſie pro
ſcripturæ ſpuma
zu venditiren pfleget/) denn
er beruffet ſich des Aaroniſchen Prieſter-
thums wegen auff die Epiſtel an die Hebræ-
er.
Wenn ſo nach dem anleiten der
ſchrifften etwas typicè, oder allegoricè er-
laͤutert/ und auff Chriſtum/ oder ſeine
Chriſtliche kirche aptè und der aͤhnlichkeit
des glaubens gemaͤß appliciret wird/ das
auß der ſchrifft ein unbetrieglich fundament
genommen und dadurch das hertze veſt ge-
macht werden kan/ welches mit allem recht
fuͤr ein koͤſtlich ding geruͤhmet wird/ ſo
laͤſſet man alles gerne paſſiren. 4. Jn
den præceptis moralibus aber/ in den
promiſſionibus, comminationibus und tracta-
tionibus dogmatum
muͤſſe keine allegoria ge-
ſucht werden; Und iſt derowegen unrecht/
wenn man Agurs droben angefuͤhrte bitte/
und andere dergleichen ſpruͤche/ vergeblich
und ohne noth und nutzbarkeit in allego-
rias
verwandeln will. Wie es denn auch
5. Was vom geiſtlichen Hiob geſchrieben
worden nun und nimmermehr wird koͤn-
nen beſtaͤttiget werden. 6. Recht lehret
hievon D. Gerhardus Tom. 1. Loc. de int.
Scr. 142. Qui intempeſtivè et abſque judicio
allegorias tractant, facilè proferre poſſunt,
quod periti contemnunt, malevoli derident,
et quo infirmi offenduntur. Certe Orige-
nes hoc nomine â veteribus fuit reprehen-
ſus.

Quæſtio V. D. Waltheri.

Ob David mit ſeiner Pſalmordnung
eine Chronologiam angeſtellet/ und darin-
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[607/0915] Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. moͤgen außlaſſen. Wir armen buchſtaͤbler haben gelernet/ daß wir das Vater unſer be- ten. 1. Beichtweiſe/ lieber himmliſcher Vatter/ wir deine Kinder ſind arme Kinder und bettler/ ohne dich ſind wir nichts und haben nichts. 2. Danckweiſe/ wir dancken dir a- ber von hertzen/ daß du auß vaͤterlicher Goͤttli- cher guͤte uns des leibes nothdurfft giebeſt reichlich. 3. Das taͤgliche brod auß gnaden geben um Chriſti willen/ der dich uns zum Vatter/ und uns dir zu kindern gemacht hat. Sonſten wuͤrde uns armen ſundern nicht ein Strohhaͤlmlein auff der erden wachſen. Drum bitten wir die groſſen heiligen/ ſie wol- len uns das heut/ und das taͤgliche brod nicht zu enge ſpannen/ das uns der liebe him̃liſche Vater ſo mildiglich giebet; wenn 5. Rein- hard eurer heiligkeit bruder uns ſpeiſen ſolte/ muͤſten wir auch wohl auff den heiligen Oſter- tag die faſten halten. Auch hat Chriſtus nicht geſaget/ betet nicht fuͤr den morgen/ ſon- dern ſorget nicht fuͤr den morgen; beten aber und ſorgen iſt zweyerley. Mercke fleiſſig/ daß du ein groſſer dieb biſt/ und haſt ihm ſeine gaben abgeſtohlen/ wenn du ihn nicht erſt darum haſt angeſprochen/ und dein gebet mit ernſt gethan. Quæſtio IV. D. Waltheri. Ob man mit gutem gewiſſen/ alle und jede ſpruͤche und exempel der heiligen ſchrifft in al- legorias verwandeln koͤnne. Sententia Paſt. Jſt denen abermal gnugſam bekant/ die ihn predigen und ſonſten reden hoͤren. Es zeuget auch davon gnugſam/ was er bißhero ge- ſchmiret und uͤbel publiciret de Monitro, und vom geiſtlichen Hiob. Welches alles auff eitel allegorien gegruͤndet iſt. Und iſt mir unentfal- len/ was er einmal in meiner præſentz uͤber den vorangezogenen ſpruch Agur: Armuth und reichthum gib mir nicht ꝛc. fuͤr eine wundeꝛliche bruͤhe gemacht. Wie er denn auch nicht zu- geben wil daß S. Paulus/ wenn er ſaget: Wer die ſeinigen nicht verſorget/ iſt aͤrger als ein heid/ und hat den glauben verlaͤugnet/ von der leiblichen verſorgung rede. Conſenſus Weigelii ex omnibus propè locis. Part. 2. poſt. p. 284. pervertiret der Archihæ- reticus den ſpruch Pſalm 110. v. 1. Setze dich zu meiner rechten/ ſo: Steige hinab/ und werde menſch/ erloͤſe das menſchliche geſchlecht in an- genommener menſchlicher natur an ſitten und geberden/ wie ein menſch aus Adam/ biß ich al- le deine feinde unter deine gewalt bringe/ auch den tod ſelber. Reſponſio P. Daß man alle Spruͤche der heiligen ſchrifft in allegorias wolte verwandeln/ achte ich gottloß. daß man aber auß der heiligen ſchrifft moͤge viel erklaͤren allegoricè, doch alſo/ daß alles auff Chriſtum und ſeine kirche werde appliciret/ haben wir deſſen vieler gelehrten exempel. Gibt das auch zu Herr D. Lutherus in præfat. V. T. alſo ſchreibend: Wenn du wilt wohl und ſi- cher deuten ſo nimm Chriſtum fuͤr dich/ denn das iſt der Mann/ dem es alles gantz und gar gilt. So mache nun auß dem Hohenprieſter Aaron niemand/ denn Chriſtum allein/ wie die epiſtel an die Hebraͤer thut. ꝛc. Replica D. Waltheri. 1. Wird es gern angenommen/ daß es gottloß ſey/ alle ſpruͤche der heiligen ſchrifft in allegorias verwandeln. Wolte nur Gott/ man enthielte ſich ſolcher gottloſig- keit. 2. Daß viel auß der heiligen ſchrifft moͤge allegoricè erklaͤret werden iſt auch recht. Und das zu thun/ ſchreibet Hy- perius de Stud. Theol. rect. inſtit. perſva- diret durch die nutzbarkeit. Und das gehet nicht allein an in etlichen hiſtorien/ in denen doch gleichwohl der ſenſus lite- ralis ceu unicè genuinus, allzeit unverruckt behalten werden muß/ ſondern auch vor andern in den Moſaiſchen Ceremonien, und Levitiſchem Gottesdienſt/ welche eitel ſchat- ten und bilder waren der zukuͤnfftigen guͤ- ter. Jn denen gehet man am ſicherſten/ wenn der Heilige Geiſt im neuen teſtament etwas ſelber weiſet/ entweder manchesmal nur mit einem einigen woͤrtlein/ oder zu zei- ten mit einer vollkommenen weitlaͤufftigen erklaͤrung. Und das lobet und liebet 3. Lutherus billich/ (der ſonſten auſſer dem wenig von den allegorien zu halten/ und ſie pro ſcripturæ ſpuma zu venditiren pfleget/) denn er beruffet ſich des Aaroniſchen Prieſter- thums wegen auff die Epiſtel an die Hebræ- er. Wenn ſo nach dem anleiten der ſchrifften etwas typicè, oder allegoricè er- laͤutert/ und auff Chriſtum/ oder ſeine Chriſtliche kirche aptè und der aͤhnlichkeit des glaubens gemaͤß appliciret wird/ das auß der ſchrifft ein unbetrieglich fundament genommen und dadurch das hertze veſt ge- macht werden kan/ welches mit allem recht fuͤr ein koͤſtlich ding geruͤhmet wird/ ſo laͤſſet man alles gerne paſſiren. 4. Jn den præceptis moralibus aber/ in den promiſſionibus, comminationibus und tracta- tionibus dogmatum muͤſſe keine allegoria ge- ſucht werden; Und iſt derowegen unrecht/ wenn man Agurs droben angefuͤhrte bitte/ und andere dergleichen ſpruͤche/ vergeblich und ohne noth und nutzbarkeit in allego- rias verwandeln will. Wie es denn auch 5. Was vom geiſtlichen Hiob geſchrieben worden nun und nimmermehr wird koͤn- nen beſtaͤttiget werden. 6. Recht lehret hievon D. Gerhardus Tom. 1. Loc. de int. Scr. 142. Qui intempeſtivè et abſque judicio allegorias tractant, facilè proferre poſſunt, quod periti contemnunt, malevoli derident, et quo infirmi offenduntur. Certe Orige- nes hoc nomine â veteribus fuit reprehen- ſus. Quæſtio V. D. Waltheri. Ob David mit ſeiner Pſalmordnung eine Chronologiam angeſtellet/ und darin- nen von ſeiner zeit an/ den verlauff der kirchen Gottes

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/915>, abgerufen am 20.11.2024.