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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] kein diener Gottes sondern unterm gesetz ein
diener des fleisches und des todes. 9. Dann
wor über die lust und liebe des gerichts keine
herrschafft führt/ das ist kein dienst der zum le-
ben leitet. Gott ist in seiner natur und wesen
nichts dann lust/ liebe/ friede und eintracht. 10.
Wer die göttliche natur in der seelen empfun-
den/ wird bald entweder im leben oder im tode
befinden/ wessen diener er sey. 11. Dann durch
die belohnung des diensts/ erkennt man/ wes-
fen diener man unter den zweierley widrigen
geistern sey. 12. Der eine ist das leben und er-
niedert im geiste/ der ander der todt und erhebt
zum eigenthum im fleische. 13. Durch diese
niedrigkeit wird die wohnung Gottes im her-
tzen befestigt. An Jacobs dienste um Lea in
der arbeit/ und darnach um Rahel aus lust
und liebe. 14. Durch den dienst ist das gantze
hauß Jsrael im männlich-und weiblichen ge-
schlechte bis auf Mariam des HErrn magd/
aus welcher der Christus Gottes allein durch
den H. Geist gebohren wird. 15. Daher Chri-
stus von der sünde unbefleckt erkannt wird und
im menschen den H. Gottes dienst zum leben
bedient. 16. Und das leben ist ein licht/ zu erleuch-
ten und zu dienen allen die im lichte des lebens
zu wandeln begehren. 17. Und alle so drinnen
wandeln zeugen von diesem lichte. 18. Ein göt-
licher diener zeugt von Gott dessen diener er ist
nicht von sich selbsten. 19. Welches der grund
aller treuer diener Gottes/ die ihren dienst zur
einigkeit und vermehrung des hauses Gottes
bedienen/ und alle vertheilte völcker zur ge-
meinschafft des lebens Gottes ruffen: und be-
kennen/ daß sie diener Gottes nicht herren sind.
20. Gott ist HErr und meister deme sie dienen
bis sie den segen von ihm empfangen. 21. Der
sich zum diener Gottes ergibt mus auch der
seegen folgen. Wie autor wircklich erfahren
hat. 22. Darum er auch darvon zeugen müs-
sen/ nach dem sich Gott in ihm verklärt. etc.

Cap. 29.

Ermahnung/ Gottes gnaden beruffs und
stimme in sich war zu nehmen/ die eigenschafft
des fleisches zu verläugnen/ und zum dienste
des HErrn uns zu ergeben/ wie Abraham seine
freundschafft und land verlassen. 2. Dieser
weil er Gott mit luste gehorsam/ ward er ein
vatter der fruchtbarkeit in gottes gerechtigkeit/
war auch nicht unlustig und träge/ bekam auch
keinen lust/ wieder in sein eigen land zu kehren.
Gleich auch Paulus nicht wieder nach dem ir-
dieschen Jerusalem (da/ weil fleisch und bludt
drinnen regiret alle Gottes propheten getödt
werden) kehrte/ so veränderlich sind Gottes
diener nicht. 3. Dann sie können den Geist des
HErrn nicht verlassen/ noch in den sinn des
fleisches wieder eingehen. 4. Die süssigkeit des
Geists Gottes in der seelen ist ihnen viel zu lieb-
lich. 5. Daher sie allen ihren dienst Gott und den
menschen zu liebe wenden. 6. Nachdem ihr
dienst in der göttlichen und menschlichen natur
bevestigt/ folgen sie dem leit-sterne bis nach
Bethlehem nach. 7. Und so sie den seelichmacher
gesehen und empfunden/ verkündigen sie es in
Bettlehem/ so ein niedriger orth/ da die hohe
eigensinnigkeit nicht meynt/ daß der seeligma-
cher der seelen gebohren werden solle. 8. Da-
rum kan sie die geburth Christi zur seeligkeit
weder sehen noch empfinden. 9. Allein an der
[Spaltenumbruch] niedrigsten stätte ist die geburt Christi vom au-
tor gefunden. 10. Zu welcher niedrigen stätte/
als dem ausgange von sich selbsten und von
allem fleisch und blute/ er uns alle weist. Ver-
heisungen. etc.

Cap. 30.

Gebet das autoris/ daß Gott unser in gna-
den gedencken und uns mit seiner frucht be-
wahren wolle/ damit wir im durchbruche sei-
nes lichts von den vertheilten geistern nicht ge-
hindert und in der geburth seiner H. fruchte
die nun in der kindheit in uns von ihm ange-
hen/ nicht verschlungen werden/ sondern
durchbrechen/ wachsen und zu nehmen. 2 Daß
er in diesem seinem tage/ dem durchbruche sei-
nes H. wesens/ gedencken wolle/ wie viel der
feinde des lebens in unserm hertzen seyn/ und
wie listig sie es aus zu löschen trachten. 3. Es
ist genug/ daß sein H. leben bißher da man es
nicht erkandt/ untergetretten ist. 4. Daß
Gott der mutter und ihrer jungen frucht inge-
denck seyn wolle. 5. Weil die geburths noth
vieler gefahr unterworffen/ die durch den we-
sentlichen Christum allein abgewandt werden
kann. 6. Darum wir zu seufftzen/ daß die
frucht glücklich ans tages licht kommen möge.
7. Dann wo Gott die junge kinder in der ge-
burth und aufferziehung nicht beschirmt/ mö-
gen keine männer zur überwindung seiner fein-
de erwachsen. 8. Autoris ferners flehen/ daß
Gott sein H. wesen durch die männliche krafft
seines Christi/ in allen hertzen der menschen/ die
einen guten willen zu seiner gemeinschafft ha-
ben wolle ausführen aus der kindheit zur män-
lichen betagtheit seines Christi etc. 9. Damit
seine macht allen bildlichen geistern bekandt
werden/ und sie die kinder seines H. wesens
mit ihren bildlichen geiste nicht ewig zum tode
verurtheilen/ nachsagen: sie haben keinen Gott.
10. Autoris vertrauen zu Gott daß er das ange-
fangens werck aus dem dienste des gesetzes biß
auf Johannem/ den vorläuffer Christi/ und
dann zur verklärung des himmlischen wesens
in Christo JEsu ausführen werde.

Cap. 31.

Daß man im hertzen wesentlich mercken sol-
le wie das gesetz Mosis und das evangelium
Christi ihren anfang haben. 2. Der mensch in
seinem verwüsten angebornen irdischen wesen
gebrissen/ kennt weder Gott noch teuffel/ weder
sünde noch gerechtigkeit/ ungeacht ihm Gott
nahe ist. 3. So Gott sein wesen und natur im men-
schen zu einer gerechtigkeit wil bekandt machen/ offen-
hart er sich erstlich als einen gerechten Gott dem heyd-
nischen wesen im hertzen gantz contrat. 4. Aus diesem
knechtlichem dienste empfäht die menschheit nichts
dann furcht/ todt und verdamnuß weil sie einander so
gar contrar sind/ muß die gerechtigkeit den tod offen-
bahren/ und solchen der menschheit ins gesichte stellen.
5. Weil das irrdische verwüste leben aus der eigenfin-
nigen begierlichkeit des fleisches gebohren steht das ge-
setz solchem im hertzen entgegen und spricht: Du solt
nicht begehren 6. Hierdurch wird der todt verändert/
dem lamme Gottes abgenommen und dem irdischen
verwüsten leben zu gebracht. 7. Da dann das irrdische
leben als eine tödliche last im hertzen erkannt und em-
pfunden wird. 8. Darum das verwüste ungerechte
leben keinen grössern feind als das gesetz Gottes. 9.
diese feindschafft bört nicht auff so lang der mensch sei-
ne lust und begierde zu etwas hat das Gott in seinem
H. wesen nicht ist. Dieser lust zum irrdischen leben
kan der mensch nicht los werden/ oder er muß einen
solchen unlust in der sünde haben/ daß er lieber ster-
ben/ daun der sünde länger leben wolle. 10. Diese ren
uud unlust über die sünde kan er unterm dienste
des gesetzes nicht erlangen/ dann ihm die ge-

rechtig-

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] kein diener Gottes ſondern unterm geſetz ein
diener des fleiſches und des todes. 9. Dann
wor uͤber die luſt und liebe des gerichts keine
herrſchafft fuͤhrt/ das iſt kein dienſt der zum le-
ben leitet. Gott iſt in ſeiner natur und weſen
nichts dann luſt/ liebe/ friede und eintracht. 10.
Wer die goͤttliche natur in der ſeelen empfun-
den/ wird bald entweder im leben oder im tode
befinden/ weſſen diener er ſey. 11. Dann durch
die belohnung des dienſts/ erkennt man/ weſ-
fen diener man unter den zweierley widrigen
geiſtern ſey. 12. Der eine iſt das leben und er-
niedert im geiſte/ der ander der todt und erhebt
zum eigenthum im fleiſche. 13. Durch dieſe
niedrigkeit wird die wohnung Gottes im her-
tzen befeſtigt. An Jacobs dienſte um Lea in
der arbeit/ und darnach um Rahel aus luſt
und liebe. 14. Durch den dienſt iſt das gantze
hauß Jſrael im maͤnnlich-und weiblichen ge-
ſchlechte bis auf Mariam des HErrn magd/
aus welcher der Chriſtus Gottes allein durch
den H. Geiſt gebohren wird. 15. Daher Chri-
ſtus von der ſuͤnde unbefleckt erkannt wird und
im menſchen den H. Gottes dienſt zum leben
bedient. 16. Und das lebẽ iſt ein licht/ zu erleuch-
ten und zu dienen allen die im lichte des lebens
zu wandeln begehren. 17. Und alle ſo drinnen
wandeln zeugen von dieſem lichte. 18. Ein goͤt-
licher diener zeugt von Gott deſſen diener er iſt
nicht von ſich ſelbſten. 19. Welches der grund
aller treuer diener Gottes/ die ihren dienſt zur
einigkeit und vermehrung des hauſes Gottes
bedienen/ und alle vertheilte voͤlcker zur ge-
meinſchafft des lebens Gottes ruffen: und be-
kennen/ daß ſie diener Gottes nicht herren ſind.
20. Gott iſt HErr und meiſter deme ſie dienen
bis ſie den ſegen von ihm empfangen. 21. Der
ſich zum diener Gottes ergibt mus auch der
ſeegen folgen. Wie autor wircklich erfahren
hat. 22. Darum er auch darvon zeugen muͤſ-
ſen/ nach dem ſich Gott in ihm verklaͤrt. ꝛc.

Cap. 29.

Ermahnung/ Gottes gnaden beruffs und
ſtimme in ſich war zu nehmen/ die eigenſchafft
des fleiſches zu verlaͤugnen/ und zum dienſte
des HErrn uns zu ergeben/ wie Abraham ſeine
freundſchafft und land verlaſſen. 2. Dieſer
weil er Gott mit luſte gehorſam/ ward er ein
vatter der fruchtbarkeit in gottes gerechtigkeit/
war auch nicht unluſtig und traͤge/ bekam auch
keinen luſt/ wieder in ſein eigen land zu kehren.
Gleich auch Paulus nicht wieder nach dem ir-
dieſchen Jeruſalem (da/ weil fleiſch und bludt
drinnen regiret alle Gottes propheten getoͤdt
werden) kehrte/ ſo veraͤnderlich ſind Gottes
diener nicht. 3. Dann ſie koͤnnen den Geiſt des
HErrn nicht verlaſſen/ noch in den ſinn des
fleiſches wieder eingehen. 4. Die ſuͤſſigkeit des
Geiſts Gottes in der ſeelen iſt ihnen viel zu lieb-
lich. 5. Daher ſie allen ihren dienſt Gott und den
menſchen zu liebe wenden. 6. Nachdem ihr
dienſt in der goͤttlichen und menſchlichen natur
beveſtigt/ folgen ſie dem leit-ſterne bis nach
Bethlehem nach. 7. Und ſo ſie den ſeelichmacher
geſehen und empfunden/ verkuͤndigen ſie es in
Bettlehem/ ſo ein niedriger orth/ da die hohe
eigenſinnigkeit nicht meynt/ daß der ſeeligma-
cher der ſeelen gebohren werden ſolle. 8. Da-
rum kan ſie die geburth Chriſti zur ſeeligkeit
weder ſehen noch empfinden. 9. Allein an der
[Spaltenumbruch] niedrigſten ſtaͤtte iſt die geburt Chriſti vom au-
tor gefunden. 10. Zu welcher niedrigen ſtaͤtte/
als dem ausgange von ſich ſelbſten und von
allem fleiſch und blute/ er uns alle weiſt. Ver-
heiſungen. ꝛc.

Cap. 30.

Gebet das autoris/ daß Gott unſer in gna-
den gedencken und uns mit ſeiner frucht be-
wahren wolle/ damit wir im durchbruche ſei-
nes lichts von den vertheilten geiſtern nicht ge-
hindert und in der geburth ſeiner H. fruchte
die nun in der kindheit in uns von ihm ange-
hen/ nicht verſchlungen werden/ ſondern
durchbrechen/ wachſen und zu nehmen. 2 Daß
er in dieſem ſeinem tage/ dem durchbruche ſei-
nes H. weſens/ gedencken wolle/ wie viel der
feinde des lebens in unſerm hertzen ſeyn/ und
wie liſtig ſie es aus zu loͤſchen trachten. 3. Es
iſt genug/ daß ſein H. leben bißher da man es
nicht erkandt/ untergetretten iſt. 4. Daß
Gott der mutter und ihrer jungen frucht inge-
denck ſeyn wolle. 5. Weil die geburths noth
vieler gefahr unterworffen/ die durch den we-
ſentlichen Chriſtum allein abgewandt werden
kann. 6. Darum wir zu ſeufftzen/ daß die
frucht gluͤcklich ans tages licht kommen moͤge.
7. Dann wo Gott die junge kinder in der ge-
burth und aufferziehung nicht beſchirmt/ moͤ-
gen keine maͤnner zur uͤberwindung ſeiner fein-
de erwachſen. 8. Autoris ferners flehen/ daß
Gott ſein H. weſen durch die maͤnnliche krafft
ſeines Chriſti/ in allen hertzen der menſchen/ die
einen guten willen zu ſeiner gemeinſchafft ha-
ben wolle ausfuͤhren aus der kindheit zur maͤn-
lichen betagtheit ſeines Chriſti ꝛc. 9. Damit
ſeine macht allen bildlichen geiſtern bekandt
werden/ und ſie die kinder ſeines H. weſens
mit ihren bildlichen geiſte nicht ewig zum tode
verurtheilen/ nachſagen: ſie haben keinen Gott.
10. Autoris vertrauẽ zu Gott daß er das ange-
fangens werck aus dem dienſte des geſetzes biß
auf Johannem/ den vorlaͤuffer Chriſti/ und
dann zur verklaͤrung des himmliſchen weſens
in Chriſto JEſu ausfuͤhren werde.

Cap. 31.

Daß man im hertzen weſentlich mercken ſol-
le wie das geſetz Moſis und das evangelium
Chriſti ihren anfang haben. 2. Der menſch in
ſeinem verwuͤſten angebornen irdiſchen weſen
gebriſſen/ kennt weder Gott noch teuffel/ weder
ſuͤnde noch gerechtigkeit/ ungeacht ihm Gott
nahe iſt. 3. So Gott ſein weſen und natur im men-
ſchen zu einer gerechtigkeit wil bekandt machen/ offen-
hart er ſich erſtlich als einen gerechten Gott dem heyd-
niſchen weſen im hertzen gantz contrat. 4. Aus dieſem
knechtlichem dienſte empfaͤht die menſchheit nichts
dann furcht/ todt und verdamnuß weil ſie einander ſo
gar contrar ſind/ muß die gerechtigkeit den tod offen-
bahren/ und ſolchen der menſchheit ins geſichte ſtellen.
5. Weil das irrdiſche verwuͤſte leben aus der eigenfin-
nigen begierlichkeit des fleiſches gebohren ſteht das ge-
ſetz ſolchem im hertzen entgegen und ſpricht: Du ſolt
nicht begehren 6. Hierdurch wird der todt veraͤndert/
dem lamme Gottes abgenommen und dem irdiſchen
verwuͤſten leben zu gebracht. 7. Da dann das irrdiſche
leben als eine toͤdliche laſt im hertzen erkannt und em-
pfunden wird. 8. Darum das verwuͤſte ungerechte
leben keinen groͤſſern feind als das geſetz Gottes. 9.
dieſe feindſchafft boͤrt nicht auff ſo lang der menſch ſei-
ne luſt und begierde zu etwas hat das Gott in ſeinem
H. weſen nicht iſt. Dieſer luſt zum irrdiſchen leben
kan der menſch nicht los werden/ oder er muß einen
ſolchen unluſt in der ſuͤnde haben/ daß er lieber ſter-
ben/ daun der ſuͤnde laͤnger leben wolle. 10. Dieſe ren
uud unluſt uͤber die ſuͤnde kan er unterm dienſte
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Chri&#x017F;ti ihren anfang haben. 2. Der men&#x017F;ch in<lb/>
&#x017F;einem verwu&#x0364;&#x017F;ten angebornen irdi&#x017F;chen we&#x017F;en<lb/>
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&#x017F;chen zu einer gerechtigkeit wil bekandt machen/ offen-<lb/>
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5. Weil das irrdi&#x017F;che verwu&#x0364;&#x017F;te leben aus der eigenfin-<lb/>
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[580/0888] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. kein diener Gottes ſondern unterm geſetz ein diener des fleiſches und des todes. 9. Dann wor uͤber die luſt und liebe des gerichts keine herrſchafft fuͤhrt/ das iſt kein dienſt der zum le- ben leitet. Gott iſt in ſeiner natur und weſen nichts dann luſt/ liebe/ friede und eintracht. 10. Wer die goͤttliche natur in der ſeelen empfun- den/ wird bald entweder im leben oder im tode befinden/ weſſen diener er ſey. 11. Dann durch die belohnung des dienſts/ erkennt man/ weſ- fen diener man unter den zweierley widrigen geiſtern ſey. 12. Der eine iſt das leben und er- niedert im geiſte/ der ander der todt und erhebt zum eigenthum im fleiſche. 13. Durch dieſe niedrigkeit wird die wohnung Gottes im her- tzen befeſtigt. An Jacobs dienſte um Lea in der arbeit/ und darnach um Rahel aus luſt und liebe. 14. Durch den dienſt iſt das gantze hauß Jſrael im maͤnnlich-und weiblichen ge- ſchlechte bis auf Mariam des HErrn magd/ aus welcher der Chriſtus Gottes allein durch den H. Geiſt gebohren wird. 15. Daher Chri- ſtus von der ſuͤnde unbefleckt erkannt wird und im menſchen den H. Gottes dienſt zum leben bedient. 16. Und das lebẽ iſt ein licht/ zu erleuch- ten und zu dienen allen die im lichte des lebens zu wandeln begehren. 17. Und alle ſo drinnen wandeln zeugen von dieſem lichte. 18. Ein goͤt- licher diener zeugt von Gott deſſen diener er iſt nicht von ſich ſelbſten. 19. Welches der grund aller treuer diener Gottes/ die ihren dienſt zur einigkeit und vermehrung des hauſes Gottes bedienen/ und alle vertheilte voͤlcker zur ge- meinſchafft des lebens Gottes ruffen: und be- kennen/ daß ſie diener Gottes nicht herren ſind. 20. Gott iſt HErr und meiſter deme ſie dienen bis ſie den ſegen von ihm empfangen. 21. Der ſich zum diener Gottes ergibt mus auch der ſeegen folgen. Wie autor wircklich erfahren hat. 22. Darum er auch darvon zeugen muͤſ- ſen/ nach dem ſich Gott in ihm verklaͤrt. ꝛc. Cap. 29. Ermahnung/ Gottes gnaden beruffs und ſtimme in ſich war zu nehmen/ die eigenſchafft des fleiſches zu verlaͤugnen/ und zum dienſte des HErrn uns zu ergeben/ wie Abraham ſeine freundſchafft und land verlaſſen. 2. Dieſer weil er Gott mit luſte gehorſam/ ward er ein vatter der fruchtbarkeit in gottes gerechtigkeit/ war auch nicht unluſtig und traͤge/ bekam auch keinen luſt/ wieder in ſein eigen land zu kehren. Gleich auch Paulus nicht wieder nach dem ir- dieſchen Jeruſalem (da/ weil fleiſch und bludt drinnen regiret alle Gottes propheten getoͤdt werden) kehrte/ ſo veraͤnderlich ſind Gottes diener nicht. 3. Dann ſie koͤnnen den Geiſt des HErrn nicht verlaſſen/ noch in den ſinn des fleiſches wieder eingehen. 4. Die ſuͤſſigkeit des Geiſts Gottes in der ſeelen iſt ihnen viel zu lieb- lich. 5. Daher ſie allen ihren dienſt Gott und den menſchen zu liebe wenden. 6. Nachdem ihr dienſt in der goͤttlichen und menſchlichen natur beveſtigt/ folgen ſie dem leit-ſterne bis nach Bethlehem nach. 7. Und ſo ſie den ſeelichmacher geſehen und empfunden/ verkuͤndigen ſie es in Bettlehem/ ſo ein niedriger orth/ da die hohe eigenſinnigkeit nicht meynt/ daß der ſeeligma- cher der ſeelen gebohren werden ſolle. 8. Da- rum kan ſie die geburth Chriſti zur ſeeligkeit weder ſehen noch empfinden. 9. Allein an der niedrigſten ſtaͤtte iſt die geburt Chriſti vom au- tor gefunden. 10. Zu welcher niedrigen ſtaͤtte/ als dem ausgange von ſich ſelbſten und von allem fleiſch und blute/ er uns alle weiſt. Ver- heiſungen. ꝛc. Cap. 30. Gebet das autoris/ daß Gott unſer in gna- den gedencken und uns mit ſeiner frucht be- wahren wolle/ damit wir im durchbruche ſei- nes lichts von den vertheilten geiſtern nicht ge- hindert und in der geburth ſeiner H. fruchte die nun in der kindheit in uns von ihm ange- hen/ nicht verſchlungen werden/ ſondern durchbrechen/ wachſen und zu nehmen. 2 Daß er in dieſem ſeinem tage/ dem durchbruche ſei- nes H. weſens/ gedencken wolle/ wie viel der feinde des lebens in unſerm hertzen ſeyn/ und wie liſtig ſie es aus zu loͤſchen trachten. 3. Es iſt genug/ daß ſein H. leben bißher da man es nicht erkandt/ untergetretten iſt. 4. Daß Gott der mutter und ihrer jungen frucht inge- denck ſeyn wolle. 5. Weil die geburths noth vieler gefahr unterworffen/ die durch den we- ſentlichen Chriſtum allein abgewandt werden kann. 6. Darum wir zu ſeufftzen/ daß die frucht gluͤcklich ans tages licht kommen moͤge. 7. Dann wo Gott die junge kinder in der ge- burth und aufferziehung nicht beſchirmt/ moͤ- gen keine maͤnner zur uͤberwindung ſeiner fein- de erwachſen. 8. Autoris ferners flehen/ daß Gott ſein H. weſen durch die maͤnnliche krafft ſeines Chriſti/ in allen hertzen der menſchen/ die einen guten willen zu ſeiner gemeinſchafft ha- ben wolle ausfuͤhren aus der kindheit zur maͤn- lichen betagtheit ſeines Chriſti ꝛc. 9. Damit ſeine macht allen bildlichen geiſtern bekandt werden/ und ſie die kinder ſeines H. weſens mit ihren bildlichen geiſte nicht ewig zum tode verurtheilen/ nachſagen: ſie haben keinen Gott. 10. Autoris vertrauẽ zu Gott daß er das ange- fangens werck aus dem dienſte des geſetzes biß auf Johannem/ den vorlaͤuffer Chriſti/ und dann zur verklaͤrung des himmliſchen weſens in Chriſto JEſu ausfuͤhren werde. Cap. 31. Daß man im hertzen weſentlich mercken ſol- le wie das geſetz Moſis und das evangelium Chriſti ihren anfang haben. 2. Der menſch in ſeinem verwuͤſten angebornen irdiſchen weſen gebriſſen/ kennt weder Gott noch teuffel/ weder ſuͤnde noch gerechtigkeit/ ungeacht ihm Gott nahe iſt. 3. So Gott ſein weſen und natur im men- ſchen zu einer gerechtigkeit wil bekandt machen/ offen- hart er ſich erſtlich als einen gerechten Gott dem heyd- niſchen weſen im hertzen gantz contrat. 4. Aus dieſem knechtlichem dienſte empfaͤht die menſchheit nichts dann furcht/ todt und verdamnuß weil ſie einander ſo gar contrar ſind/ muß die gerechtigkeit den tod offen- bahren/ und ſolchen der menſchheit ins geſichte ſtellen. 5. Weil das irrdiſche verwuͤſte leben aus der eigenfin- nigen begierlichkeit des fleiſches gebohren ſteht das ge- ſetz ſolchem im hertzen entgegen und ſpricht: Du ſolt nicht begehren 6. Hierdurch wird der todt veraͤndert/ dem lamme Gottes abgenommen und dem irdiſchen verwuͤſten leben zu gebracht. 7. Da dann das irrdiſche leben als eine toͤdliche laſt im hertzen erkannt und em- pfunden wird. 8. Darum das verwuͤſte ungerechte leben keinen groͤſſern feind als das geſetz Gottes. 9. dieſe feindſchafft boͤrt nicht auff ſo lang der menſch ſei- ne luſt und begierde zu etwas hat das Gott in ſeinem H. weſen nicht iſt. Dieſer luſt zum irrdiſchen leben kan der menſch nicht los werden/ oder er muß einen ſolchen unluſt in der ſuͤnde haben/ daß er lieber ſter- ben/ daun der ſuͤnde laͤnger leben wolle. 10. Dieſe ren uud unluſt uͤber die ſuͤnde kan er unterm dienſte des geſetzes nicht erlangen/ dann ihm die ge- rechtig-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/888>, abgerufen am 20.11.2024.