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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] begriffen stehen/ anders mag man mit Gott zur
einigkeit nicht sammlen. 4. So wir aber/ mit
Gott keine gemeinschafft haben/ was für fun-
dament zur einigkeit mögen wir in unserm
dienste miteinander haben.

Cap. 25.

Daß wir acht auffdie magt haben sollen/ mit
welcher Abraham den Jsmael erzeigen muste ehe
der sohn der verheisung gebohren werden konte.
2. Welches die übung und dienstliche lehre ist/
die göttlich und menschlich vorgehen mus. 3.
Dienst geht der erlangung vor/ dann folgt die
bewahrung an der kindheit JEsu zu sehen.
4. Wo der dienst nicht wahr genommen wird
kan der sohn der verheisung (das wesen Gottes
darinnen die seele ruhet) nicht gebohren werden.
5. Die einigkeit mag im hertzen nicht gebohren
werden/ es sey dann die getheiltheit zwischen
Gott und den menschen/ und zwischen den ei-
nem menschen und den andern abgethan. 6.
Daß des geists Gottes lust den vertheilten/ ir-
dischen und zänckischen geist aus dem hertzen
auszutreiben. 7. Wie Gott in seinem wesen
einig/ also würckt er nichts dann einigkeit. 8.
Der verderbte mensch auff sich selbst gekehrt/
kann nichts dann getheiltheit und parthey-
schafft einführen. 9. Was er von der Gottheit
in seiner vernunfft begreiffen kan/ das zieht er
in getheiltheit und partheyschafft/ was er hört
oder liest/ sucht er andern/ um ruhm und profits
willen/ wieder beyzubringen. 10. Daß man
die gaben Gottes in demuth und mit danck-
barkeit zur gesundheit der seelen annehmen sol-
le/ nicht zum eignen ruhme. 11. Es ist keingrös-
ser greuel vor Gott als |seine geistliche innerli-
che gaben zur eignen Ehre und gewinn süchti-
gen sinnen des fleisches zugebrauchen/ eine boß-
heit wider den H. geist. 12. Dero straff an Ana-
nia/ Herode/ Simone erhellet ist. 13. Daß deren
Geist noch in vieler hertzen sey. 14. Daher
alle einfältige ihre zuflucht in die einwesige ge-
meinschafft des lebens Gottes nehmen/ und sich
allen darzu leitenden diensten unterwerffen sol-
len. 15. Welches ein beweiß ihres einkehrens
zur göttlichen gemeinschafft und ausgangs
aus aller eigensinnigkeit ist. 16. Dieser dienst
erst inwendig wahr zu nehmen. 17. Wo das
recht geschicht wird alle gute ordnung folgen.
18. Einigkeit der Gott ergebenen/ deren getheil-
te sinnen sich vom fleisch in geist umgewandt
haben/ und Gott und mensch gefällig sind. 19.
Daß dis die wahre disciplin/ wordurch die zer-
störte wohnung Gottes wieder gebaut wird.

Cap. 26.

Daß/ wer sich mit Abraham nicht in de-
muth zur magd verfügt/ ist eigenweiß und auf-
geblassen/ sucht mit sich zu streiten/ nicht die ge-
meinschafft Gottes auffzurichten. 2. Solcher
eigen suchender geist ist von aller göttlicher und
menschlicher Natur entfrembd und unver-
ständiger dann ein thier. 3. Thiere von einer
natur oder art/ halten sich zusammen/ und die-
nen einander. 4. Menschen in neid gantz ver-
theilt und so verdorben/ daß eines einigen in-
wendigkeit in tausenderley vertheilten sinnen
begriffen/ wie sollen viel im vertheilten geiste ei-
nig seyn können? 5. Ursach ist/ weil man den
einwesigen geist des HErrn in sich gantz aus-
gelöscht hat. 6. Darum muß die Gottheit im
verborgenen Himmel warten/ biß die boßheit
[Spaltenumbruch] sich in getheiltheit selbsten verzehre. 7. Wann
dann die zeit der gedult Gottes vollendet/ und
die menschheit der unruhe zu hülffe rufft/ dann
läst sich des HErrn geist aus gnaden im her-
tzen des demütigen und trostlosen menschen se-
hen und empfinden. 8. So die trostlose
menschheit von ihr selbst also frey dem geiste
Gottes/ zu ihrer seelen ruhe raum gibt/ muß
der einwesige dienst folgen. 9. Dann wann
Christus gebohren/ wird er bewahret und auf-
erzogen. 10. So auch wo er in einer seele em-
pfangen wird. 11. Wo das nicht geschicht
ist die einwesige Gemeinschafft des lebens aus
Gott unbekant und gebiert keine frucht zum
leben. 12. Darum die sich Gott zu dienste erge-
ben ihre hertzen dem eigensinnigen abgetheil-
ten Geiste nicht gemein machen noch ihre seele
zum guten vertrauen sollen. 13. Dann der ver-
deckte heuchlerische geist hat nichts guts im
sinne/ und ist ein feind des H. dienstes Gottes.

Cap. 27.

Daß wer eine erkäntnüs des Geists Gottes
in der seelen empfangen dieselbe beweisen sol-
le im leben. 3. So man erkennt/ daß man
Gott und seinen nächsten zu dienen schuldig/
aber keine lust in sich findt zu solchem dienste
muß man wissen daß zweyerley dienste im hau-
se des HErrn/ dem hertzen. Der 1. ist knech-
tisch/ und wird mit pein und schmertzen um
lohn bedient/ über den sinn des fleisches/ dem
er um lohn gehorsamt. 4. Fleisch und blut
meynt für seinen unwilligen dienst das leben
zu empfangen/ bekommt aber den todt. 5.
Dann alle eigenthum des fleisches ist nach dem
gesetzlichen dienste dem todte unterworffen:
auch der welchem von Gott der dienst über den
todt/ ihn zu überwinden aufgelegt wird: wie
an allen dienern Gottes zu sehen ist/ daß sie
doch nicht um ihrer sünden willen/ sondern
daß sie durch ihren unschuldigen todt dem ei-
genthum deß fleisches seinen erblichen todt zu-
brächten/ gestorben und begraben sind. Auff
daß die vom gesetz erforderte gerechtigkeit in
uns erfüllt würde/ und wir Gott mit luste
ungezwungen dienen möchten.

Cap. 28.

Daß der göttliche dienst den tod zu über-
winden sich dem tode unterwerffe/ den gefall-
nen menschen wieder mit Gott zu vereinigen.
2. Welches nicht geschehen kan/ sonderden tod
im fleische zu leyden. 3. So viel der dienst aus
der göttlichen natur kommt so viel kan er willig
leyden und dulten/ aus liebe. Dann die lust
und liebe der göttlichen natur zu der menschen
seeligkeit ist über die pein des todes. 4. So
viel der sinn des fleisches sich unter die gerech-
tigkeit Gottes beugen muß/ so viel ists ein dienst
des zwangs/ und die pein des tods geht
über die lust und liebe des gerichts. 5. Darum
ists ein dienst des zwangs und todes; der kei-
ne verheissungen noch erbe des lebens hat/ auch
kein leben gebähren kan. 6. Hieraus kan der
diener in seiner seelen empfinden/ ob er im dien-
ste des wesens Gottes und luste des lebens/
oder des gesetzlichen zwangs und todes sey. 7.
Jst die lust und liebe des gerichts ein HErr
über die pein und |eigen suchenheit des fleisches;
so ist man ein diener Gottes. 8. Jst aber die
pein und eigensuchenheit deß fleisches ein Herr
über die lust und liebe des gerichts/ so ist man

kein
A. K. H. Vierter Theil. D d d d 2

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] begriffen ſtehen/ anders mag man mit Gott zur
einigkeit nicht ſammlen. 4. So wir aber/ mit
Gott keine gemeinſchafft haben/ was fuͤr fun-
dament zur einigkeit moͤgen wir in unſerm
dienſte miteinander haben.

Cap. 25.

Daß wir acht auffdie magt haben ſollen/ mit
welcher Abraham den Jſmael erzeigẽ muſte ehe
der ſohn der verheiſung gebohrẽ werden konte.
2. Welches die uͤbung und dienſtliche lehre iſt/
die goͤttlich und menſchlich vorgehen mus. 3.
Dienſt geht der erlangung vor/ dann folgt die
bewahrung an der kindheit JEſu zu ſehen.
4. Wo der dienſt nicht wahr genommen wird
kan der ſohn der verheiſung (das weſen Gottes
dariñen die ſeele ruhet) nicht gebohren werden.
5. Die einigkeit mag im hertzen nicht gebohren
werden/ es ſey dann die getheiltheit zwiſchen
Gott und den menſchen/ und zwiſchen den ei-
nem menſchen und den andern abgethan. 6.
Daß des geiſts Gottes luſt den vertheilten/ ir-
diſchen und zaͤnckiſchen geiſt aus dem hertzen
auszutreiben. 7. Wie Gott in ſeinem weſen
einig/ alſo wuͤrckt er nichts dann einigkeit. 8.
Der verderbte menſch auff ſich ſelbſt gekehrt/
kann nichts dann getheiltheit und parthey-
ſchafft einfuͤhren. 9. Was er von der Gottheit
in ſeiner vernunfft begreiffen kan/ das zieht er
in getheiltheit und partheyſchafft/ was er hoͤrt
oder lieſt/ ſucht er andern/ um ruhm und profits
willen/ wieder beyzubringen. 10. Daß man
die gaben Gottes in demuth und mit danck-
barkeit zur geſundheit der ſeelen annehmen ſol-
le/ nicht zum eignen ruhme. 11. Es iſt keingroͤſ-
ſer greuel vor Gott als |ſeine geiſtliche innerli-
che gaben zur eignen Ehre und gewinn ſuͤchti-
gen ſiñen des fleiſches zugebrauchen/ eine boß-
heit wider den H. geiſt. 12. Dero ſtraff an Ana-
nia/ Herode/ Simone erhellet iſt. 13. Daß derẽ
Geiſt noch in vieler hertzen ſey. 14. Daher
alle einfaͤltige ihre zuflucht in die einweſige ge-
meinſchafft des lebens Gottes nehmen/ und ſich
allen darzu leitenden dienſten unterwerffen ſol-
len. 15. Welches ein beweiß ihres einkehrens
zur goͤttlichen gemeinſchafft und ausgangs
aus aller eigenſinnigkeit iſt. 16. Dieſer dienſt
erſt inwendig wahr zu nehmen. 17. Wo das
recht geſchicht wird alle gute ordnung folgen.
18. Einigkeit der Gott ergebenen/ deren getheil-
te ſinnen ſich vom fleiſch in geiſt umgewandt
haben/ und Gott und menſch gefaͤllig ſind. 19.
Daß dis die wahre diſciplin/ wordurch die zer-
ſtoͤrte wohnung Gottes wieder gebaut wird.

Cap. 26.

Daß/ wer ſich mit Abraham nicht in de-
muth zur magd verfuͤgt/ iſt eigenweiß und auf-
geblaſſen/ ſucht mit ſich zu ſtreiten/ nicht die ge-
meinſchafft Gottes auffzurichten. 2. Solcher
eigen ſuchender geiſt iſt von aller goͤttlicher und
menſchlicher Natur entfrembd und unver-
ſtaͤndiger dann ein thier. 3. Thiere von einer
natur oder art/ halten ſich zuſammen/ und die-
nen einander. 4. Menſchen in neid gantz ver-
theilt und ſo verdorben/ daß eines einigen in-
wendigkeit in tauſenderley vertheilten ſinnen
begriffen/ wie ſollen viel im vertheilten geiſte ei-
nig ſeyn koͤnnen? 5. Urſach iſt/ weil man den
einweſigen geiſt des HErrn in ſich gantz aus-
geloͤſcht hat. 6. Darum muß die Gottheit im
verborgenen Himmel warten/ biß die boßheit
[Spaltenumbruch] ſich in getheiltheit ſelbſten verzehre. 7. Wann
dann die zeit der gedult Gottes vollendet/ und
die menſchheit der unruhe zu huͤlffe rufft/ dann
laͤſt ſich des HErrn geiſt aus gnaden im her-
tzen des demuͤtigen und troſtloſen menſchen ſe-
hen und empfinden. 8. So die troſtloſe
menſchheit von ihr ſelbſt alſo frey dem geiſte
Gottes/ zu ihrer ſeelen ruhe raum gibt/ muß
der einweſige dienſt folgen. 9. Dann wann
Chriſtus gebohren/ wird er bewahret und auf-
erzogen. 10. So auch wo er in einer ſeele em-
pfangen wird. 11. Wo das nicht geſchicht
iſt die einweſige Gemeinſchafft des lebens aus
Gott unbekant und gebiert keine frucht zum
leben. 12. Darum die ſich Gott zu dienſte erge-
ben ihre hertzen dem eigenſinnigen abgetheil-
ten Geiſte nicht gemein machen noch ihre ſeele
zum guten vertrauen ſollen. 13. Dann der ver-
deckte heuchleriſche geiſt hat nichts guts im
ſinne/ und iſt ein feind des H. dienſtes Gottes.

Cap. 27.

Daß wer eine erkaͤntnuͤs des Geiſts Gottes
in der ſeelen empfangen dieſelbe beweiſen ſol-
le im leben. 3. So man erkennt/ daß man
Gott und ſeinen naͤchſten zu dienen ſchuldig/
aber keine luſt in ſich findt zu ſolchem dienſte
muß man wiſſen daß zweyerley dienſte im hau-
ſe des HErrn/ dem hertzen. Der 1. iſt knech-
tiſch/ und wird mit pein und ſchmertzen um
lohn bedient/ uͤber den ſinn des fleiſches/ dem
er um lohn gehorſamt. 4. Fleiſch und blut
meynt fuͤr ſeinen unwilligen dienſt das leben
zu empfangen/ bekommt aber den todt. 5.
Dann alle eigenthum des fleiſches iſt nach dem
geſetzlichen dienſte dem todte unterworffen:
auch der welchem von Gott der dienſt uͤber den
todt/ ihn zu uͤberwinden aufgelegt wird: wie
an allen dienern Gottes zu ſehen iſt/ daß ſie
doch nicht um ihrer ſuͤnden willen/ ſondern
daß ſie durch ihren unſchuldigen todt dem ei-
genthum deß fleiſches ſeinen erblichen todt zu-
braͤchten/ geſtorben und begraben ſind. Auff
daß die vom geſetz erforderte gerechtigkeit in
uns erfuͤllt wuͤrde/ und wir Gott mit luſte
ungezwungen dienen moͤchten.

Cap. 28.

Daß der goͤttliche dienſt den tod zu uͤber-
winden ſich dem tode unterwerffe/ den gefall-
nen menſchen wieder mit Gott zu vereinigen.
2. Welches nicht geſchehen kan/ ſonderden tod
im fleiſche zu leyden. 3. So viel der dienſt aus
der goͤttlichen natur kommt ſo viel kan er willig
leyden und dulten/ aus liebe. Dann die luſt
und liebe der goͤttlichen natur zu der menſchen
ſeeligkeit iſt uͤber die pein des todes. 4. So
viel der ſinn des fleiſches ſich unter die gerech-
tigkeit Gottes beugẽ muß/ ſo viel iſts ein dienſt
des zwangs/ und die pein des tods geht
uͤber die luſt und liebe des gerichts. 5. Darum
iſts ein dienſt des zwangs und todes; der kei-
ne verheiſſungen noch erbe des lebens hat/ auch
kein leben gebaͤhren kan. 6. Hieraus kan der
diener in ſeiner ſeelen empfinden/ ob er im dien-
ſte des weſens Gottes und luſte des lebens/
oder des geſetzlichen zwangs und todes ſey. 7.
Jſt die luſt und liebe des gerichts ein HErr
uͤber die pein und |eigen ſuchenheit des fleiſches;
ſo iſt man ein diener Gottes. 8. Jſt aber die
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kein
A. K. H. Vierter Theil. D d d d 2
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[579/0887] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. begriffen ſtehen/ anders mag man mit Gott zur einigkeit nicht ſammlen. 4. So wir aber/ mit Gott keine gemeinſchafft haben/ was fuͤr fun- dament zur einigkeit moͤgen wir in unſerm dienſte miteinander haben. Cap. 25. Daß wir acht auffdie magt haben ſollen/ mit welcher Abraham den Jſmael erzeigẽ muſte ehe der ſohn der verheiſung gebohrẽ werden konte. 2. Welches die uͤbung und dienſtliche lehre iſt/ die goͤttlich und menſchlich vorgehen mus. 3. Dienſt geht der erlangung vor/ dann folgt die bewahrung an der kindheit JEſu zu ſehen. 4. Wo der dienſt nicht wahr genommen wird kan der ſohn der verheiſung (das weſen Gottes dariñen die ſeele ruhet) nicht gebohren werden. 5. Die einigkeit mag im hertzen nicht gebohren werden/ es ſey dann die getheiltheit zwiſchen Gott und den menſchen/ und zwiſchen den ei- nem menſchen und den andern abgethan. 6. Daß des geiſts Gottes luſt den vertheilten/ ir- diſchen und zaͤnckiſchen geiſt aus dem hertzen auszutreiben. 7. Wie Gott in ſeinem weſen einig/ alſo wuͤrckt er nichts dann einigkeit. 8. Der verderbte menſch auff ſich ſelbſt gekehrt/ kann nichts dann getheiltheit und parthey- ſchafft einfuͤhren. 9. Was er von der Gottheit in ſeiner vernunfft begreiffen kan/ das zieht er in getheiltheit und partheyſchafft/ was er hoͤrt oder lieſt/ ſucht er andern/ um ruhm und profits willen/ wieder beyzubringen. 10. Daß man die gaben Gottes in demuth und mit danck- barkeit zur geſundheit der ſeelen annehmen ſol- le/ nicht zum eignen ruhme. 11. Es iſt keingroͤſ- ſer greuel vor Gott als |ſeine geiſtliche innerli- che gaben zur eignen Ehre und gewinn ſuͤchti- gen ſiñen des fleiſches zugebrauchen/ eine boß- heit wider den H. geiſt. 12. Dero ſtraff an Ana- nia/ Herode/ Simone erhellet iſt. 13. Daß derẽ Geiſt noch in vieler hertzen ſey. 14. Daher alle einfaͤltige ihre zuflucht in die einweſige ge- meinſchafft des lebens Gottes nehmen/ und ſich allen darzu leitenden dienſten unterwerffen ſol- len. 15. Welches ein beweiß ihres einkehrens zur goͤttlichen gemeinſchafft und ausgangs aus aller eigenſinnigkeit iſt. 16. Dieſer dienſt erſt inwendig wahr zu nehmen. 17. Wo das recht geſchicht wird alle gute ordnung folgen. 18. Einigkeit der Gott ergebenen/ deren getheil- te ſinnen ſich vom fleiſch in geiſt umgewandt haben/ und Gott und menſch gefaͤllig ſind. 19. Daß dis die wahre diſciplin/ wordurch die zer- ſtoͤrte wohnung Gottes wieder gebaut wird. Cap. 26. Daß/ wer ſich mit Abraham nicht in de- muth zur magd verfuͤgt/ iſt eigenweiß und auf- geblaſſen/ ſucht mit ſich zu ſtreiten/ nicht die ge- meinſchafft Gottes auffzurichten. 2. Solcher eigen ſuchender geiſt iſt von aller goͤttlicher und menſchlicher Natur entfrembd und unver- ſtaͤndiger dann ein thier. 3. Thiere von einer natur oder art/ halten ſich zuſammen/ und die- nen einander. 4. Menſchen in neid gantz ver- theilt und ſo verdorben/ daß eines einigen in- wendigkeit in tauſenderley vertheilten ſinnen begriffen/ wie ſollen viel im vertheilten geiſte ei- nig ſeyn koͤnnen? 5. Urſach iſt/ weil man den einweſigen geiſt des HErrn in ſich gantz aus- geloͤſcht hat. 6. Darum muß die Gottheit im verborgenen Himmel warten/ biß die boßheit ſich in getheiltheit ſelbſten verzehre. 7. Wann dann die zeit der gedult Gottes vollendet/ und die menſchheit der unruhe zu huͤlffe rufft/ dann laͤſt ſich des HErrn geiſt aus gnaden im her- tzen des demuͤtigen und troſtloſen menſchen ſe- hen und empfinden. 8. So die troſtloſe menſchheit von ihr ſelbſt alſo frey dem geiſte Gottes/ zu ihrer ſeelen ruhe raum gibt/ muß der einweſige dienſt folgen. 9. Dann wann Chriſtus gebohren/ wird er bewahret und auf- erzogen. 10. So auch wo er in einer ſeele em- pfangen wird. 11. Wo das nicht geſchicht iſt die einweſige Gemeinſchafft des lebens aus Gott unbekant und gebiert keine frucht zum leben. 12. Darum die ſich Gott zu dienſte erge- ben ihre hertzen dem eigenſinnigen abgetheil- ten Geiſte nicht gemein machen noch ihre ſeele zum guten vertrauen ſollen. 13. Dann der ver- deckte heuchleriſche geiſt hat nichts guts im ſinne/ und iſt ein feind des H. dienſtes Gottes. Cap. 27. Daß wer eine erkaͤntnuͤs des Geiſts Gottes in der ſeelen empfangen dieſelbe beweiſen ſol- le im leben. 3. So man erkennt/ daß man Gott und ſeinen naͤchſten zu dienen ſchuldig/ aber keine luſt in ſich findt zu ſolchem dienſte muß man wiſſen daß zweyerley dienſte im hau- ſe des HErrn/ dem hertzen. Der 1. iſt knech- tiſch/ und wird mit pein und ſchmertzen um lohn bedient/ uͤber den ſinn des fleiſches/ dem er um lohn gehorſamt. 4. Fleiſch und blut meynt fuͤr ſeinen unwilligen dienſt das leben zu empfangen/ bekommt aber den todt. 5. Dann alle eigenthum des fleiſches iſt nach dem geſetzlichen dienſte dem todte unterworffen: auch der welchem von Gott der dienſt uͤber den todt/ ihn zu uͤberwinden aufgelegt wird: wie an allen dienern Gottes zu ſehen iſt/ daß ſie doch nicht um ihrer ſuͤnden willen/ ſondern daß ſie durch ihren unſchuldigen todt dem ei- genthum deß fleiſches ſeinen erblichen todt zu- braͤchten/ geſtorben und begraben ſind. Auff daß die vom geſetz erforderte gerechtigkeit in uns erfuͤllt wuͤrde/ und wir Gott mit luſte ungezwungen dienen moͤchten. Cap. 28. Daß der goͤttliche dienſt den tod zu uͤber- winden ſich dem tode unterwerffe/ den gefall- nen menſchen wieder mit Gott zu vereinigen. 2. Welches nicht geſchehen kan/ ſonderden tod im fleiſche zu leyden. 3. So viel der dienſt aus der goͤttlichen natur kommt ſo viel kan er willig leyden und dulten/ aus liebe. Dann die luſt und liebe der goͤttlichen natur zu der menſchen ſeeligkeit iſt uͤber die pein des todes. 4. So viel der ſinn des fleiſches ſich unter die gerech- tigkeit Gottes beugẽ muß/ ſo viel iſts ein dienſt des zwangs/ und die pein des tods geht uͤber die luſt und liebe des gerichts. 5. Darum iſts ein dienſt des zwangs und todes; der kei- ne verheiſſungen noch erbe des lebens hat/ auch kein leben gebaͤhren kan. 6. Hieraus kan der diener in ſeiner ſeelen empfinden/ ob er im dien- ſte des weſens Gottes und luſte des lebens/ oder des geſetzlichen zwangs und todes ſey. 7. Jſt die luſt und liebe des gerichts ein HErr uͤber die pein und |eigen ſuchenheit des fleiſches; ſo iſt man ein diener Gottes. 8. Jſt aber die pein und eigenſuchenheit deß fleiſches ein Herr uͤber die luſt und liebe des gerichts/ ſo iſt man kein A. K. H. Vierter Theil. D d d d 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/887>, abgerufen am 20.11.2024.