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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] weckt er sich einen eyfer/ den er Gottes eyfer zu
seyn acht. 15. Ein ruhm wird von andern be-
neid. 16. Also wird die seligkeit auf einen bildli-
chen ruhm im fleische gegründet. 17. Weil aber
dieser ruhm Gott contrar/ ist er ihm ein greuel
18. Fleischlicher ruhm kan Gott nicht nahen/
sucht sich nur auszubreiten/ und einen anhang
vom fleisch und blut zu machen. 19. Viel ein-
fältige sinne meynen im anfange nichts dann
ihre seligkeit/ im ende aber lehrt sie die erfah-
rung anders. 20. Worauf einer säet/ auf Geist
oder fleisch/ das wird er erndten. 21. Die selig-
keit ist allein aus gnaden. 22. Darum ist unter
den gottseligen kein ruhm/ sondern nur lob
und danck in der demuth Christi.

Cap. 4.

Daß alle im wahn verstrickte sinne arbeiten
einen anhang vom fleisch und blute zu machen
und das zu ihrem eignen ruhm alles zur trenn-
und verwirrung der menschlichen Gemüther.
2. Jhr anhang soll die gemeinde Gottes seyn/
worinn doch der einfältige mehr als zuvor vom
geiste Gottes entfremd wird. 3. Die in solchem
anhange verblendte achten sich in der gemeinde
Gottes/ die nicht mit ihnen darinnen begriffne/
verdammt zu seyn. 4. Diß thun alle anhänge wi-
der andere. 5. Darum kan das leben zur verei-
nigung mit der göttlichen natur nicht erkannt
werden. 6. Und ist nichts dann jammer und
elend über leib und seele daraus zu erwarten.

Cap. 5.

Der mensch in solche verwirrung verfallen/
sieht äus blindheit alles äusserliche fürs inner-
liche/ den buchstaben für den Geist an. 2. Eigner
ruhm verblendt den menschen gäntzlich. 3. Daß
er auch meynt wunder zu thun. 4. Daß hier-
durch in den irrdischen menschen ein bildlicher
fliegender eyfer im geblüte gegen einander er-
weckt werde/ der aber nicht mit GOtt vereini-
ge/ sondern vielmehr die göttliche wesentliche
würckungen im geiste/ und alle menschliche
ordnungen/ zerstöre. 5. Dieser bildliche eyfer
erregt wider andere einen schweren neid. 6.
Welcher neid/ nach dem er sein alter erreicht/
zerstörung ursacht/ auch leib und seele in tod
bringt. 7. Was das für ein greulicher fluch/
daß ein mensch dem andern unterm schein der
heiligkeit den tod anthut. 8. Verglichen mit
einem unsinnigen menschen der sich selbsten die
glieder abhiebe. 9. 10. Das bejammern über
solchen neid. 11. Autoris seufftzen/ daß doch
Gott in uns den wahren eyfer erwecken wolle.

Cap. 6.

Daß Gott dem Autor das mittel zu frieden
zu gelangen auf sein flehen sehen lassen. 2. Daß
GOtt nun unsere seligkeit im Geiste zum frie-
den und einigkeit wesentlich verklären wil/ so
wir ihn wesentlich im hertzen suchen: den ei-
gensinnigen aber zum gerichte. 3. Da dann an
statt des neids die liebe herrschen wird in denen
so es begehren. 4. Der ruhm-geist aber muß
zuvor krafftloß werden im menschen. 5. Daß
die einfältig und mit ernste suchende nun in al-
len secten Gott finden und von allen meynun-
gen befreyt werden mögen. 6. Dann werden
die in dem Geist Christi eingewandte dem
ruhm-geiste nicht mehr glauben/ daß die ver-
derbliche auffruhr die verfolgung Christi sey.
7. Denen aus dem fleisch in den Geist umge-
[Spaltenumbruch] wandten wird das creutz Christi anders ge-
lehrt/ daß sie leydender weiß wider die feinde
des lebens streiten und verfolgung leiden [m]üs-
sen biß sie überwunden sind. 8. Zu diesem ley-
den werden sie aus gnaden gewürdigt. 9.
Durch das creutz Christi wird ihnen das un-
selige aufrührische creutz der menschen abge-
nommen.

Cap. 7.

Daß man den neidischen/ unter einem schein
der heiligkeit im hertzen sich verbergenden/ rach-
gierigen geist verlassen müsse/ der wider andere
eyfert/ und erkennen/ daß alles böse so man in
andern meynt zu seyn/ in uns selbsten ist. 2.
Dieser eyfer muß in liebe zu GOtt und dem
nächsten verändert werden. 3. Alle lust die man
im verderben anderer gehabt/ muß uns zur pein
des tods in der seelen und zur unlust werden.
4. Allen eignen begierden muß man absterben/
und seine lust zu Gott und dem nächsten setzen.
5. Die stertreuete sinnen in Gott sammlen nach
allem vermögen. 7. Alsdann wird man durch
Christum innerlich geändert und vom allem
anhange frey. 8. Dann bittet man zu Gott auch
für andre. 9. Hierdurch beweist man von sich
loß zu seyn/ und lebt dann Gott und dem näch-
sten/ und gibt zeugnuß von GOtt. 10. Und
diß zeugnuß ist die Gottheit selbst im menschen.
11. Welche biß dahin verborgen im himmel ge-
west/ und den frieden in denen ihnen suchenden
bewahrt hat/ welchen er nun nach allen proben
und versuchungen offenbahret. 12. Hier wird
der auffrührische geist gestillet. Aber die gött-
liche natur ist darum noch nicht vom bösen gar
erlöst/ weil der teuffel sich so leicht nicht aus
dem hertzen treiben läst.

Cap. 8.

Daß so der wahn-geist mit gewalt die Herr-
schafft nicht bekommt/ er sie mit der weißheit
des fleisches suche. 2. Und setzt sich im hertzen
siebenmal fester weder er zuvor saß. 3. Dann
wil er über GOtt und menschen richter seyn.
4. Diese vernunffts-weißheit muß zur unter-
drückung und leyden der Gottheit seine zeit im
menschen haben/ die göttliche natur aber wird
endlich durch ihre leydsamkeit darvon erlöst.
5. Weil dien eigne weißheit wider die göttliche
natur nicht bestehen kan. 6. Die eigne weißheit
wird von der göttlichen natur erkannt/ daß sie/
wo sie keinen gewinn und ruhmerlangt/ sichs
gleich empfindlich mercken läst. 7. Und diese
empfindlichkeit in ihrer widerwärtigkeit ur-
theilt sie/ daß sie nicht aus GOtt/ sondern aus
der bösen art des teuffels sey. 8. Dann wird
die einfalt Christi für der subtilen weißheit des
fleisches selig gepriesen in der seelen. 9. Nach-
dem alle verdorbene geister des fleisches ihre
boßheit wider den einfältigen und gedultigen
Geist Christi ausgeübt/ müssen sie ihre urtheil
wieder empfangen. 10. Welches allen einfäl-
tigen seelen zur erlösung geschicht.

Cap. 9.

Daß die hohen erniedrigt/ die erniedrigten
erhöht werden/ und mit Christo die gottlose welt
richten sollen. 2. Niemand aber mag sich das
bildliche anmassen in seiner unerneuten
menschheit. 3. Daß das gerichte/ so wir mit
Christo halten sollen/ eine mitwürckung mit
Christo über die gottlose welt in uns. 4.
Das aus der vernunfft urtheilen ausser der

wür-

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] weckt er ſich einen eyfer/ den er Gottes eyfer zu
ſeyn acht. 15. Ein ruhm wird von andern be-
neid. 16. Alſo wird die ſeligkeit auf einẽ bildli-
chẽ ruhm im fleiſche gegruͤndet. 17. Weil aber
dieſer ruhm Gott contrar/ iſt er ihm ein greuel
18. Fleiſchlicher ruhm kan Gott nicht nahen/
ſucht ſich nur auszubreiten/ und einen anhang
vom fleiſch und blut zu machen. 19. Viel ein-
faͤltige ſinne meynen im anfange nichts dann
ihre ſeligkeit/ im ende aber lehrt ſie die erfah-
rung anders. 20. Worauf einer ſaͤet/ auf Geiſt
oder fleiſch/ das wird er erndten. 21. Die ſelig-
keit iſt allein aus gnaden. 22. Darum iſt unter
den gottſeligen kein ruhm/ ſondern nur lob
und danck in der demuth Chriſti.

Cap. 4.

Daß alle im wahn verſtrickte ſinne arbeiten
einen anhang vom fleiſch und blute zu machen
und das zu ihrem eignen ruhm alles zur treñ-
und verwirrung der menſchlichen Gemuͤther.
2. Jhr anhang ſoll die gemeinde Gottes ſeyn/
worinn doch der einfaͤltige mehr als zuvoꝛ vom
geiſte Gottes entfremd wird. 3. Die in ſolchem
anhange verblendte achten ſich in der gemeinde
Gottes/ die nicht mit ihnen dariñen begriffne/
verdam̃t zu ſeyn. 4. Diß thun alle anhaͤnge wi-
der andere. 5. Darum kan das leben zur verei-
nigung mit der goͤttlichen natur nicht erkannt
werden. 6. Und iſt nichts dann jammer und
elend uͤber leib und ſeele daraus zu erwarten.

Cap. 5.

Der menſch in ſolche verwirrung verfallen/
ſieht aͤus blindheit alles aͤuſſerliche fuͤrs inner-
liche/ den buchſtaben fuͤr den Geiſt an. 2. Eigneꝛ
ruhm verblendt den menſchen gaͤntzlich. 3. Daß
er auch meynt wunder zu thun. 4. Daß hier-
durch in den irrdiſchen menſchen ein bildlicher
fliegender eyfer im gebluͤte gegen einander er-
weckt werde/ der aber nicht mit GOtt vereini-
ge/ ſondern vielmehr die goͤttliche weſentliche
wuͤrckungen im geiſte/ und alle menſchliche
ordnungen/ zerſtoͤre. 5. Dieſer bildliche eyfer
erregt wider andere einen ſchweren neid. 6.
Welcher neid/ nach dem er ſein alter erreicht/
zerſtoͤrung urſacht/ auch leib und ſeele in tod
bringt. 7. Was das fuͤr ein greulicher fluch/
daß ein menſch dem andern unterm ſchein der
heiligkeit den tod anthut. 8. Verglichen mit
einem unſinnigen menſchen der ſich ſelbſten die
glieder abhiebe. 9. 10. Das bejammern uͤber
ſolchen neid. 11. Autoris ſeufftzen/ daß doch
Gott in uns den wahren eyfer erwecken wolle.

Cap. 6.

Daß Gott dem Autor das mittel zu frieden
zu gelangen auf ſein flehen ſehen laſſen. 2. Daß
GOtt nun unſere ſeligkeit im Geiſte zum frie-
den und einigkeit weſentlich verklaͤren wil/ ſo
wir ihn weſentlich im hertzen ſuchen: den ei-
genſinnigen aber zum gerichte. 3. Da dann an
ſtatt des neids die liebe herrſchen wird in denen
ſo es begehren. 4. Der ruhm-geiſt aber muß
zuvor krafftloß werden im menſchen. 5. Daß
die einfaͤltig und mit ernſte ſuchende nun in al-
len ſecten Gott finden und von allen meynun-
gen befreyt werden moͤgen. 6. Dann werden
die in dem Geiſt Chriſti eingewandte dem
ruhm-geiſte nicht mehr glauben/ daß die ver-
derbliche auffruhr die verfolgung Chriſti ſey.
7. Denen aus dem fleiſch in den Geiſt umge-
[Spaltenumbruch] wandten wird das creutz Chriſti anders ge-
lehrt/ daß ſie leydender weiß wider die feinde
des lebens ſtreiten und verfolgung leiden [m]uͤſ-
ſen biß ſie uͤberwunden ſind. 8. Zu dieſem ley-
den werden ſie aus gnaden gewuͤrdigt. 9.
Durch das creutz Chriſti wird ihnen das un-
ſelige aufruͤhriſche creutz der menſchen abge-
nommen.

Cap. 7.

Daß man den neidiſchen/ unter einem ſchein
der heiligkeit im hertzen ſich verbergenden/ rach-
gierigen geiſt verlaſſen muͤſſe/ der wider andere
eyfert/ und erkennen/ daß alles boͤſe ſo man in
andern meynt zu ſeyn/ in uns ſelbſten iſt. 2.
Dieſer eyfer muß in liebe zu GOtt und dem
naͤchſten veraͤndert werdẽ. 3. Alle luſt die man
im verderbẽ anderer gehabt/ muß uns zur pein
des tods in der ſeelen und zur unluſt werden.
4. Allen eignen begierden muß man abſterben/
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5. Die ſtertreuete ſinnen in Gott ſam̃len nach
allem vermoͤgen. 7. Alsdann wird man durch
Chriſtum innerlich geaͤndert und vom allem
anhange frey. 8. Dañ bittet man zu Gott auch
fuͤr andre. 9. Hierdurch beweiſt man von ſich
loß zu ſeyn/ und lebt dann Gott und dem naͤch-
ſten/ und gibt zeugnuß von GOtt. 10. Und
diß zeugnuß iſt die Gottheit ſelbſt im menſchẽ.
11. Welche biß dahin verborgen im him̃el ge-
weſt/ und den frieden in denen ihnen ſuchenden
bewahrt hat/ welchen er nun nach allen proben
und verſuchungen offenbahret. 12. Hier wird
der auffruͤhriſche geiſt geſtillet. Aber die goͤtt-
liche natur iſt darum noch nicht vom boͤſen gar
erloͤſt/ weil der teuffel ſich ſo leicht nicht aus
dem hertzen treiben laͤſt.

Cap. 8.

Daß ſo der wahn-geiſt mit gewalt die Herꝛ-
ſchafft nicht bekommt/ er ſie mit der weißheit
des fleiſches ſuche. 2. Und ſetzt ſich im hertzen
ſiebenmal feſter weder er zuvor ſaß. 3. Dann
wil er uͤber GOtt und menſchen richter ſeyn.
4. Dieſe vernunffts-weißheit muß zur unter-
druͤckung und leyden der Gottheit ſeine zeit im
menſchen haben/ die goͤttliche natur aber wird
endlich durch ihre leydſamkeit darvon erloͤſt.
5. Weil diẽ eigne weißheit wider die goͤttliche
natur nicht beſtehen kan. 6. Die eigne weißheit
wird von der goͤttlichen natur erkannt/ daß ſie/
wo ſie keinen gewinn und ruhmerlangt/ ſichs
gleich empfindlich mercken laͤſt. 7. Und dieſe
empfindlichkeit in ihrer widerwaͤrtigkeit ur-
theilt ſie/ daß ſie nicht aus GOtt/ ſondern aus
der boͤſen art des teuffels ſey. 8. Dann wird
die einfalt Chriſti fuͤr der ſubtilen weißheit des
fleiſches ſelig geprieſen in der ſeelen. 9. Nach-
dem alle verdorbene geiſter des fleiſches ihre
boßheit wider den einfaͤltigen und gedultigen
Geiſt Chriſti ausgeuͤbt/ muͤſſen ſie ihre urtheil
wieder empfangen. 10. Welches allen einfaͤl-
tigen ſeelen zur erloͤſung geſchicht.

Cap. 9.

Daß die hohen erniedrigt/ die erniedrigten
erhoͤht werden/ uñ mit Chriſto die gottloſe welt
richten ſollen. 2. Niemand aber mag ſich das
bildliche anmaſſen in ſeiner unerneuten
menſchheit. 3. Daß das gerichte/ ſo wir mit
Chriſto halten ſollen/ eine mitwuͤrckung mit
Chriſto uͤber die gottloſe welt in uns. 4.
Das aus der vernunfft urtheilen auſſer der

wuͤr-
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[575/0883] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. weckt er ſich einen eyfer/ den er Gottes eyfer zu ſeyn acht. 15. Ein ruhm wird von andern be- neid. 16. Alſo wird die ſeligkeit auf einẽ bildli- chẽ ruhm im fleiſche gegruͤndet. 17. Weil aber dieſer ruhm Gott contrar/ iſt er ihm ein greuel 18. Fleiſchlicher ruhm kan Gott nicht nahen/ ſucht ſich nur auszubreiten/ und einen anhang vom fleiſch und blut zu machen. 19. Viel ein- faͤltige ſinne meynen im anfange nichts dann ihre ſeligkeit/ im ende aber lehrt ſie die erfah- rung anders. 20. Worauf einer ſaͤet/ auf Geiſt oder fleiſch/ das wird er erndten. 21. Die ſelig- keit iſt allein aus gnaden. 22. Darum iſt unter den gottſeligen kein ruhm/ ſondern nur lob und danck in der demuth Chriſti. Cap. 4. Daß alle im wahn verſtrickte ſinne arbeiten einen anhang vom fleiſch und blute zu machen und das zu ihrem eignen ruhm alles zur treñ- und verwirrung der menſchlichen Gemuͤther. 2. Jhr anhang ſoll die gemeinde Gottes ſeyn/ worinn doch der einfaͤltige mehr als zuvoꝛ vom geiſte Gottes entfremd wird. 3. Die in ſolchem anhange verblendte achten ſich in der gemeinde Gottes/ die nicht mit ihnen dariñen begriffne/ verdam̃t zu ſeyn. 4. Diß thun alle anhaͤnge wi- der andere. 5. Darum kan das leben zur verei- nigung mit der goͤttlichen natur nicht erkannt werden. 6. Und iſt nichts dann jammer und elend uͤber leib und ſeele daraus zu erwarten. Cap. 5. Der menſch in ſolche verwirrung verfallen/ ſieht aͤus blindheit alles aͤuſſerliche fuͤrs inner- liche/ den buchſtaben fuͤr den Geiſt an. 2. Eigneꝛ ruhm verblendt den menſchen gaͤntzlich. 3. Daß er auch meynt wunder zu thun. 4. Daß hier- durch in den irrdiſchen menſchen ein bildlicher fliegender eyfer im gebluͤte gegen einander er- weckt werde/ der aber nicht mit GOtt vereini- ge/ ſondern vielmehr die goͤttliche weſentliche wuͤrckungen im geiſte/ und alle menſchliche ordnungen/ zerſtoͤre. 5. Dieſer bildliche eyfer erregt wider andere einen ſchweren neid. 6. Welcher neid/ nach dem er ſein alter erreicht/ zerſtoͤrung urſacht/ auch leib und ſeele in tod bringt. 7. Was das fuͤr ein greulicher fluch/ daß ein menſch dem andern unterm ſchein der heiligkeit den tod anthut. 8. Verglichen mit einem unſinnigen menſchen der ſich ſelbſten die glieder abhiebe. 9. 10. Das bejammern uͤber ſolchen neid. 11. Autoris ſeufftzen/ daß doch Gott in uns den wahren eyfer erwecken wolle. Cap. 6. Daß Gott dem Autor das mittel zu frieden zu gelangen auf ſein flehen ſehen laſſen. 2. Daß GOtt nun unſere ſeligkeit im Geiſte zum frie- den und einigkeit weſentlich verklaͤren wil/ ſo wir ihn weſentlich im hertzen ſuchen: den ei- genſinnigen aber zum gerichte. 3. Da dann an ſtatt des neids die liebe herrſchen wird in denen ſo es begehren. 4. Der ruhm-geiſt aber muß zuvor krafftloß werden im menſchen. 5. Daß die einfaͤltig und mit ernſte ſuchende nun in al- len ſecten Gott finden und von allen meynun- gen befreyt werden moͤgen. 6. Dann werden die in dem Geiſt Chriſti eingewandte dem ruhm-geiſte nicht mehr glauben/ daß die ver- derbliche auffruhr die verfolgung Chriſti ſey. 7. Denen aus dem fleiſch in den Geiſt umge- wandten wird das creutz Chriſti anders ge- lehrt/ daß ſie leydender weiß wider die feinde des lebens ſtreiten und verfolgung leiden muͤſ- ſen biß ſie uͤberwunden ſind. 8. Zu dieſem ley- den werden ſie aus gnaden gewuͤrdigt. 9. Durch das creutz Chriſti wird ihnen das un- ſelige aufruͤhriſche creutz der menſchen abge- nommen. Cap. 7. Daß man den neidiſchen/ unter einem ſchein der heiligkeit im hertzen ſich verbergenden/ rach- gierigen geiſt verlaſſen muͤſſe/ der wider andere eyfert/ und erkennen/ daß alles boͤſe ſo man in andern meynt zu ſeyn/ in uns ſelbſten iſt. 2. Dieſer eyfer muß in liebe zu GOtt und dem naͤchſten veraͤndert werdẽ. 3. Alle luſt die man im verderbẽ anderer gehabt/ muß uns zur pein des tods in der ſeelen und zur unluſt werden. 4. Allen eignen begierden muß man abſterben/ und ſeine luſt zu Gott und dem naͤchſten ſetzen. 5. Die ſtertreuete ſinnen in Gott ſam̃len nach allem vermoͤgen. 7. Alsdann wird man durch Chriſtum innerlich geaͤndert und vom allem anhange frey. 8. Dañ bittet man zu Gott auch fuͤr andre. 9. Hierdurch beweiſt man von ſich loß zu ſeyn/ und lebt dann Gott und dem naͤch- ſten/ und gibt zeugnuß von GOtt. 10. Und diß zeugnuß iſt die Gottheit ſelbſt im menſchẽ. 11. Welche biß dahin verborgen im him̃el ge- weſt/ und den frieden in denen ihnen ſuchenden bewahrt hat/ welchen er nun nach allen proben und verſuchungen offenbahret. 12. Hier wird der auffruͤhriſche geiſt geſtillet. Aber die goͤtt- liche natur iſt darum noch nicht vom boͤſen gar erloͤſt/ weil der teuffel ſich ſo leicht nicht aus dem hertzen treiben laͤſt. Cap. 8. Daß ſo der wahn-geiſt mit gewalt die Herꝛ- ſchafft nicht bekommt/ er ſie mit der weißheit des fleiſches ſuche. 2. Und ſetzt ſich im hertzen ſiebenmal feſter weder er zuvor ſaß. 3. Dann wil er uͤber GOtt und menſchen richter ſeyn. 4. Dieſe vernunffts-weißheit muß zur unter- druͤckung und leyden der Gottheit ſeine zeit im menſchen haben/ die goͤttliche natur aber wird endlich durch ihre leydſamkeit darvon erloͤſt. 5. Weil diẽ eigne weißheit wider die goͤttliche natur nicht beſtehen kan. 6. Die eigne weißheit wird von der goͤttlichen natur erkannt/ daß ſie/ wo ſie keinen gewinn und ruhmerlangt/ ſichs gleich empfindlich mercken laͤſt. 7. Und dieſe empfindlichkeit in ihrer widerwaͤrtigkeit ur- theilt ſie/ daß ſie nicht aus GOtt/ ſondern aus der boͤſen art des teuffels ſey. 8. Dann wird die einfalt Chriſti fuͤr der ſubtilen weißheit des fleiſches ſelig geprieſen in der ſeelen. 9. Nach- dem alle verdorbene geiſter des fleiſches ihre boßheit wider den einfaͤltigen und gedultigen Geiſt Chriſti ausgeuͤbt/ muͤſſen ſie ihre urtheil wieder empfangen. 10. Welches allen einfaͤl- tigen ſeelen zur erloͤſung geſchicht. Cap. 9. Daß die hohen erniedrigt/ die erniedrigten erhoͤht werden/ uñ mit Chriſto die gottloſe welt richten ſollen. 2. Niemand aber mag ſich das bildliche anmaſſen in ſeiner unerneuten menſchheit. 3. Daß das gerichte/ ſo wir mit Chriſto halten ſollen/ eine mitwuͤrckung mit Chriſto uͤber die gottloſe welt in uns. 4. Das aus der vernunfft urtheilen auſſer der wuͤr-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/883>, abgerufen am 21.12.2024.