Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch]Jahr MDC. biß MDCC.gefüllet sind. Die vornehmsten auctores aber wider ihn sind folgende:
Eusebius Romanus, in Animadversionibus. Paris. 1656. 12.
Antonius Hulsius, in Non-Ente Praead, Leidae. eod. 8.
Maresius, in Refutatione fabulae. Gröning. 1657. 4.
Johannes Pithaeus, in Animadversionibus. Leidae. 56. 12.
Dannhauerus, in Praeadamita Uth. fabu- la. Argent. 56. 8.
Micraelius, in Praeadamita. Stetin. 56. 4.
Joh. Henr. Ursinus, in Novo Prometheo. Francof. 56. 12.
Schel wigius, und andere.
6. Zu diesen streitigkeiten/ deren auctor aus der Römischen Kirche hergekommen/ mag ich wol noch mit wenigen einer andern art leute aus dem Pabstthum mit gedencken/ welche um das jahr 1623. oder/ wie andere wollen/ schon Illumina- ti in Spa- nien.Anno 1575. oder auch 1579. in Spanien/ son- derlich in Andalusia und bey Sevilien bekannt worden und zwar unter dem namen der Illu- minatorum, oder auf Spanisch Alombrates. Da man denn gleich aus dem namen der Er- leuchteten (welcher zwar auch schon denen alten Qvietisten im vorigen seculo gegeben worden/ wie beym Joh. Cyparissiota Tomo XXI. Biblioth. PP. Lugd. pag. 479. zu sehen). schliessen mag/ warum diese leute bey der Rö- mischen Clerisey verhast gewesen/ weil sie nem- lich durch die stäte gemeinschafft und in- nerliches stilles Gebet zu GOTT da- hin zu kommen getrachtet/ daß sie we- der Sacramente noch sonst äusserliche [Spaltenumbruch]
dinge mehr nöthig hätten; sondern inJahr MDC. biß MDCC. allem gnugsame Erleuchtung von Gott selbst erwarteten und genössen bey sol- cher Göttlichen vereinigung/ wie sie von den Autoribus beschrieben werden. (Vid. Louys Moretus Grand. Diction. Historique h. 1.) Es soll aber die menge solcher leute nach und nach so groß seyn worden/ und zwar auch von vornehmen/ daß bisweilen ihrer zehentausend gezehlet worden. Man hat zwar durch die Spanische Inquisition aufs grausamste wider sie verfahren/ so daß auch (wie man vorgibt/ ob wol ohne reflexion auf die zeit-rechnun- gen) Ignatius Lojola, als dieser Ketzerey ver- dächtig/ aus Spanien weichen müssen: Es sind aber ihrer immer mehr und mehr wor- den/ und hat man sie zuletzt mit güte und an- dern leidlichen mitteln zu stillen gesuchet. Weil nun viele sich wieder zum Pabstthum bekant/ andere aber aus dem Lande gezogen/ so ist es endlich mit diesen leuten stille worden. Wie- wol mich ein aus Spanien geflüchteter Mönch versichern wollen/ daß sie heimlich durch gantz Spanien noch zerstreuet/ und seithero durch des D. Molinos lehre mercklich bestärcket wor- den wären. vid. Heideggerus Hist. Papal. Period. VII. p. 352. Elend ist es aber hiebey/ daß die Pro- testantischen/ sonderlich die Lutherischen Histo- rici, denen Papisten die greulichen calumnien wider solche arme bedrängte leute nachgeschrie- ben/ und sich eben solcher sünden theilhafftig gemacht/ ungeacht sie wol gewust/ wie es ehe- mals ihren vorfahren unter dem Pabstthum eben also ergangen. vid. Micraelius Hist. Eccl. L III. pag. 507. Rango neue Qvackereyen in der Qvietisterey pag. 119. &c.
Das IIX. Capitel. Von Helmontio, Brovvne und Campanella, wie auch einigen andern Medicis, die von den Theologen verworffen worden.
[Spaltenumbruch]
§. 1.
JNdem wir bey Untersuchung der je- nigen personen/ wider welche die Cle- risey unter denen grossen partheyen als irrige verfahren hat/ finden wir noch eini- ge in denen Niederlanden und andern provin- tzen/ die um den anfang dieses seculi so wol unter denen Theologis als denen Gelehrten insgemein viel aufsehens gemachet. Darun- ter ist nun mehr als zu bekannt Johannes Bapti- Helmontii leben.sta von Helmont, ein mann von edlem und viel vermögendem geschlechte/ und so wol in der Theologie, als sonderlich in der Philosophie und Medicin durch dieses gantze seculum be- rühmt. Er ist schon im vorigen jahrhundert anno 1577. zu Brüssel auff die welt kommen/ und in seiner jugend zum studieren gehalten worden/ wiewol ihm sein vater sehr frühzeitig/ nemlich anno 1580. verstorben. Sein unge- Studia.mein-fähiges ingenium hat sich bey zeiten her- vor gethan/ daß er schon im 17. jahr seines al- ters den Cursum Philosophicum nach der ge- meinen academischen art absolvirt gehabt/ wie er selbst von sich berichtet in der einleitung deß Ortus Medicinae §. 1. u. f. Er hat aber meist zu Loeven studiert gehabt/ und das gemeine [Spaltenumbruch]
elend so wol der schulen als kirchen bey zeiten er- kennen lernen/ welches hier aus seiner eigenen erzehlung wiederholet werden mag/ weil man die andern umstände seines lebens-lauffs sowol in andern schrifften/ als sonsten bey dem be- kannten Henningo Witte in memoriis medico- rum p. 125. findet.
2. Es lautet aber seine eigene relation hie- von also/ am gedachten ort: Jch verwun-Eigene bekäntniß derte mich über eine art der thorheit bey denenProfessoribusauff derUniversitaet,von dem Academi- schen we- sen/ wie auch in der gantzen welt/ und über die einfalt und leichtgläubigkeit junger leute. Dabey fing ich an bey mir selbst zu überlegen/ damit ich zum wenigsten nach meinem urtheil erkennen möchte/ wie fern ich doch wol einPhilosophuswä- re/ ob ich die wahrheit und weißheit er- langet hätte/ oder nicht. Da erfuhr ich/ daß ich nur durch den buchstaben auff- geblehet war/ und gleichsam vom ver- bottenen baum gegessen hatte/ da ich mich nackend und bloß befand/ und nichts gelernet hatte als zancken undVon der falschen weißheit. disputiren. Da wurde ich mir erst selber bekannt/ daß ich gar nichts wuste/ son-
dern
Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
[Spaltenumbruch]Jahr MDC. biß MDCC.gefuͤllet ſind. Die vornehmſten auctores aber wider ihn ſind folgende:
Euſebius Romanus, in Animadverſionibus. Pariſ. 1656. 12.
Antonius Hulſius, in Non-Ente Præad, Leidæ. eod. 8.
Mareſius, in Refutatione fabulæ. Gröning. 1657. 4.
Johannes Pithæus, in Animadverſionibus. Leidæ. 56. 12.
Dannhauerus, in Præadamita Uth. fabu- la. Argent. 56. 8.
Micrælius, in Præadamita. Stetin. 56. 4.
Joh. Henr. Urſinus, in Novo Prometheo. Francof. 56. 12.
Schel wigius, und andere.
6. Zu dieſen ſtreitigkeiten/ deren auctor aus der Roͤmiſchen Kirche hergekommen/ mag ich wol noch mit wenigen einer andern art leute aus dem Pabſtthum mit gedencken/ welche um das jahr 1623. oder/ wie andere wollen/ ſchon Illumina- ti in Spa- nien.Anno 1575. oder auch 1579. in Spanien/ ſon- derlich in Andaluſia und bey Sevilien bekannt worden und zwar unter dem namen der Illu- minatorum, oder auf Spaniſch Alombrates. Da man denn gleich aus dem namen der Er- leuchteten (welcher zwar auch ſchon denen alten Qvietiſten im vorigen ſeculo gegeben worden/ wie beym Joh. Cyparisſiota Tomo XXI. Biblioth. PP. Lugd. pag. 479. zu ſehen). ſchlieſſen mag/ warum dieſe leute bey der Roͤ- miſchen Cleriſey verhaſt geweſen/ weil ſie nem- lich durch die ſtaͤte gemeinſchafft und in- nerliches ſtilles Gebet zu GOTT da- hin zu kommen getrachtet/ daß ſie we- der Sacramente noch ſonſt aͤuſſerliche [Spaltenumbruch]
dinge mehr noͤthig haͤtten; ſondern inJahr MDC. biß MDCC. allem gnugſame Erleuchtung von Gott ſelbſt erwarteten und genoͤſſen bey ſol- cher Goͤttlichen vereinigung/ wie ſie von den Autoribus beſchrieben werden. (Vid. Louys Moretus Grand. Diction. Hiſtorique h. 1.) Es ſoll aber die menge ſolcher leute nach und nach ſo groß ſeyn worden/ und zwar auch von vornehmen/ daß bisweilen ihrer zehentauſend gezehlet worden. Man hat zwar durch die Spaniſche Inquiſition aufs grauſamſte wider ſie verfahren/ ſo daß auch (wie man vorgibt/ ob wol ohne reflexion auf die zeit-rechnun- gen) Ignatius Lojola, als dieſer Ketzerey ver- daͤchtig/ aus Spanien weichen muͤſſen: Es ſind aber ihrer immer mehr und mehr wor- den/ und hat man ſie zuletzt mit guͤte und an- dern leidlichen mitteln zu ſtillen geſuchet. Weil nun viele ſich wieder zum Pabſtthum bekant/ andere aber aus dem Lande gezogen/ ſo iſt es endlich mit dieſen leuten ſtille worden. Wie- wol mich ein aus Spanien gefluͤchteter Moͤnch verſichern wollen/ daß ſie heimlich durch gantz Spanien noch zerſtreuet/ und ſeithero durch des D. Molinos lehre mercklich beſtaͤrcket wor- den waͤren. vid. Heideggerus Hiſt. Papal. Period. VII. p. 352. Elend iſt es aber hiebey/ daß die Pro- teſtantiſchen/ ſonderlich die Lutheriſchen Hiſto- rici, denen Papiſten die greulichen calumnien wider ſolche arme bedraͤngte leute nachgeſchrie- ben/ und ſich eben ſolcher ſuͤnden theilhafftig gemacht/ ungeacht ſie wol gewuſt/ wie es ehe- mals ihren vorfahren unter dem Pabſtthum eben alſo ergangen. vid. Micrælius Hiſt. Eccl. L III. pag. 507. Rango neue Qvackereyen in der Qvietiſterey pag. 119. &c.
Das IIX. Capitel. Von Helmontio, Brovvne und Campanella, wie auch einigen andern Medicis, die von den Theologen verworffen worden.
[Spaltenumbruch]
§. 1.
JNdem wir bey Unterſuchung der je- nigen perſonen/ wider welche die Cle- riſey unter denen groſſen partheyen als irrige verfahren hat/ finden wir noch eini- ge in denen Niederlanden und andern provin- tzen/ die um den anfang dieſes ſeculi ſo wol unter denen Theologis als denen Gelehrten insgemein viel aufſehens gemachet. Darun- ter iſt nun mehr als zu bekannt Johannes Bapti- Helmontii leben.ſta von Helmont, ein mann von edlem und viel vermoͤgendem geſchlechte/ und ſo wol in der Theologie, als ſonderlich in der Philoſophie und Medicin durch dieſes gantze ſeculum be- ruͤhmt. Er iſt ſchon im vorigen jahrhundert anno 1577. zu Bruͤſſel auff die welt kommen/ und in ſeiner jugend zum ſtudieren gehalten worden/ wiewol ihm ſein vater ſehr fruͤhzeitig/ nemlich anno 1580. verſtorben. Sein unge- Studia.mein-faͤhiges ingenium hat ſich bey zeiten her- vor gethan/ daß er ſchon im 17. jahr ſeines al- ters den Curſum Philoſophicum nach der ge- meinen academiſchen art abſolvirt gehabt/ wie er ſelbſt von ſich berichtet in der einleitung deß Ortus Medicinæ §. 1. u. f. Er hat aber meiſt zu Lœven ſtudiert gehabt/ und das gemeine [Spaltenumbruch]
elend ſo wol der ſchulen als kirchen bey zeiten er- kennen lernen/ welches hier aus ſeiner eigenen erzehlung wiederholet werden mag/ weil man die andern umſtaͤnde ſeines lebens-lauffs ſowol in andern ſchrifften/ als ſonſten bey dem be- kannten Henningo Witte in memoriis medico- rum p. 125. findet.
2. Es lautet aber ſeine eigene relation hie- von alſo/ am gedachten ort: Jch verwun-Eigene bekaͤntniß derte mich uͤber eine art der thorheit bey denenProfeſſoribusauff derUniverſitæt,von dem Academi- ſchen we- ſen/ wie auch in der gantzen welt/ und uͤber die einfalt und leichtglaͤubigkeit junger leute. Dabey fing ich an bey mir ſelbſt zu uͤberlegen/ damit ich zum wenigſten nach meinem urtheil erkennen moͤchte/ wie fern ich doch wol einPhiloſophuswaͤ- re/ ob ich die wahrheit und weißheit er- langet haͤtte/ oder nicht. Da erfuhr ich/ daß ich nur durch den buchſtaben auff- geblehet war/ und gleichſam vom ver- bottenen baum gegeſſen hatte/ da ich mich nackend und bloß befand/ und nichts gelernet hatte als zancken undVon der falſchen weißheit. diſputiren. Da wurde ich mir erſt ſelber bekannt/ daß ich gar nichts wuſte/ ſon-
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[72/0084]
Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella,
gefuͤllet ſind. Die vornehmſten auctores aber
wider ihn ſind folgende:
Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Euſebius Romanus, in Animadverſionibus.
Pariſ. 1656. 12.
Antonius Hulſius, in Non-Ente Præad,
Leidæ. eod. 8.
Mareſius, in Refutatione fabulæ. Gröning.
1657. 4.
Johannes Pithæus, in Animadverſionibus.
Leidæ. 56. 12.
Dannhauerus, in Præadamita Uth. fabu-
la. Argent. 56. 8.
Micrælius, in Præadamita. Stetin. 56. 4.
Joh. Henr. Urſinus, in Novo Prometheo.
Francof. 56. 12.
Schel wigius, und andere.
6. Zu dieſen ſtreitigkeiten/ deren auctor aus der
Roͤmiſchen Kirche hergekommen/ mag ich wol
noch mit wenigen einer andern art leute aus
dem Pabſtthum mit gedencken/ welche um
das jahr 1623. oder/ wie andere wollen/ ſchon
Anno 1575. oder auch 1579. in Spanien/ ſon-
derlich in Andaluſia und bey Sevilien bekannt
worden und zwar unter dem namen der Illu-
minatorum, oder auf Spaniſch Alombrates.
Da man denn gleich aus dem namen der Er-
leuchteten (welcher zwar auch ſchon denen
alten Qvietiſten im vorigen ſeculo gegeben
worden/ wie beym Joh. Cyparisſiota Tomo
XXI. Biblioth. PP. Lugd. pag. 479. zu ſehen).
ſchlieſſen mag/ warum dieſe leute bey der Roͤ-
miſchen Cleriſey verhaſt geweſen/ weil ſie nem-
lich durch die ſtaͤte gemeinſchafft und in-
nerliches ſtilles Gebet zu GOTT da-
hin zu kommen getrachtet/ daß ſie we-
der Sacramente noch ſonſt aͤuſſerliche
dinge mehr noͤthig haͤtten; ſondern in
allem gnugſame Erleuchtung von Gott
ſelbſt erwarteten und genoͤſſen bey ſol-
cher Goͤttlichen vereinigung/ wie ſie von
den Autoribus beſchrieben werden. (Vid. Louys
Moretus Grand. Diction. Hiſtorique h. 1.) Es
ſoll aber die menge ſolcher leute nach und
nach ſo groß ſeyn worden/ und zwar auch von
vornehmen/ daß bisweilen ihrer zehentauſend
gezehlet worden. Man hat zwar durch die
Spaniſche Inquiſition aufs grauſamſte wider
ſie verfahren/ ſo daß auch (wie man vorgibt/
ob wol ohne reflexion auf die zeit-rechnun-
gen) Ignatius Lojola, als dieſer Ketzerey ver-
daͤchtig/ aus Spanien weichen muͤſſen: Es
ſind aber ihrer immer mehr und mehr wor-
den/ und hat man ſie zuletzt mit guͤte und an-
dern leidlichen mitteln zu ſtillen geſuchet. Weil
nun viele ſich wieder zum Pabſtthum bekant/
andere aber aus dem Lande gezogen/ ſo iſt es
endlich mit dieſen leuten ſtille worden. Wie-
wol mich ein aus Spanien gefluͤchteter Moͤnch
verſichern wollen/ daß ſie heimlich durch gantz
Spanien noch zerſtreuet/ und ſeithero durch
des D. Molinos lehre mercklich beſtaͤrcket wor-
den waͤren. vid. Heideggerus Hiſt. Papal. Period.
VII. p. 352. Elend iſt es aber hiebey/ daß die Pro-
teſtantiſchen/ ſonderlich die Lutheriſchen Hiſto-
rici, denen Papiſten die greulichen calumnien
wider ſolche arme bedraͤngte leute nachgeſchrie-
ben/ und ſich eben ſolcher ſuͤnden theilhafftig
gemacht/ ungeacht ſie wol gewuſt/ wie es ehe-
mals ihren vorfahren unter dem Pabſtthum
eben alſo ergangen. vid. Micrælius Hiſt. Eccl.
L III. pag. 507. Rango neue Qvackereyen in
der Qvietiſterey pag. 119. &c.
Illumina-
ti in Spa-
nien.
Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Das IIX. Capitel.
Von Helmontio, Brovvne und Campanella, wie auch einigen andern
Medicis, die von den Theologen verworffen worden.
§. 1.
JNdem wir bey Unterſuchung der je-
nigen perſonen/ wider welche die Cle-
riſey unter denen groſſen partheyen
als irrige verfahren hat/ finden wir noch eini-
ge in denen Niederlanden und andern provin-
tzen/ die um den anfang dieſes ſeculi ſo wol
unter denen Theologis als denen Gelehrten
insgemein viel aufſehens gemachet. Darun-
ter iſt nun mehr als zu bekannt Johannes Bapti-
ſta von Helmont, ein mann von edlem und viel
vermoͤgendem geſchlechte/ und ſo wol in der
Theologie, als ſonderlich in der Philoſophie
und Medicin durch dieſes gantze ſeculum be-
ruͤhmt. Er iſt ſchon im vorigen jahrhundert
anno 1577. zu Bruͤſſel auff die welt kommen/
und in ſeiner jugend zum ſtudieren gehalten
worden/ wiewol ihm ſein vater ſehr fruͤhzeitig/
nemlich anno 1580. verſtorben. Sein unge-
mein-faͤhiges ingenium hat ſich bey zeiten her-
vor gethan/ daß er ſchon im 17. jahr ſeines al-
ters den Curſum Philoſophicum nach der ge-
meinen academiſchen art abſolvirt gehabt/ wie
er ſelbſt von ſich berichtet in der einleitung deß
Ortus Medicinæ §. 1. u. f. Er hat aber meiſt
zu Lœven ſtudiert gehabt/ und das gemeine
elend ſo wol der ſchulen als kirchen bey zeiten er-
kennen lernen/ welches hier aus ſeiner eigenen
erzehlung wiederholet werden mag/ weil man
die andern umſtaͤnde ſeines lebens-lauffs ſowol
in andern ſchrifften/ als ſonſten bey dem be-
kannten Henningo Witte in memoriis medico-
rum p. 125. findet.
Helmontii
leben.
Studia.
2. Es lautet aber ſeine eigene relation hie-
von alſo/ am gedachten ort: Jch verwun-
derte mich uͤber eine art der thorheit bey
denen Profeſſoribus auff der Univerſitæt,
wie auch in der gantzen welt/ und uͤber
die einfalt und leichtglaͤubigkeit junger
leute. Dabey fing ich an bey mir ſelbſt zu
uͤberlegen/ damit ich zum wenigſten
nach meinem urtheil erkennen moͤchte/
wie fern ich doch wol ein Philoſophus waͤ-
re/ ob ich die wahrheit und weißheit er-
langet haͤtte/ oder nicht. Da erfuhr ich/
daß ich nur durch den buchſtaben auff-
geblehet war/ und gleichſam vom ver-
bottenen baum gegeſſen hatte/ da ich
mich nackend und bloß befand/ und
nichts gelernet hatte als zancken und
diſputiren. Da wurde ich mir erſt ſelber
bekannt/ daß ich gar nichts wuſte/ ſon-
dern
Eigene
bekaͤntniß
von dem
Academi-
ſchen we-
ſen/
Von der
falſchen
weißheit.
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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/84>, abgerufen am 20.11.2024.
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