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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch]
Cap. 12.

Vernünftliche ceremonialische dienste/ die de-
nen die grobe thiermenschen im zaum zu halten.
Gottes-dienste der seele/ in ein Gottselig leben
einzugehen/ müssen durch den Geist GOttes
inwendig in der seelen bedeutet werden/ entwe-
der gesetzlich unter Mosen und die Prophe-
ten/ oder aus gnaden zu einem neuen leben un-
ter der geburt Christi. Jrrdischer vernunfft
frucht: Die Babylonische verwirrung/ auch
aller streit und uneinigkeit unter den Men-
schen.

Cap. 13.

Unwiedergebohrner menschen hertzen bewand-
nis/ &c. Erklärung Jerem. 23. v. 23. Bin ich
denn nur ein GOTT in der nähe/ &c. Ein
mensch soll alle sinne/ lüste/ willen und gedan-
cken zu GOTTes heiligem wesen und natur
kehren/ unter seinem wesentlichen gehorsam/ so
wird er selig Das ende der welt ist das gantze
verfallene menschliche wesen Esa. 45. v. 22. Al-
les muß sich vor Gott beugen zur seligkeit o-
der zur verdammnis.

Cap. 14.

Daß die krafft des gerechten Gottes dem
menschen gar nahe. Wie die barmhertzigkeit
Gottes sich die boßheit zu überwinden erst ei-
ne zeitlang suchen lasse. Ein Göttlich leiden
viel seliger/ dann ein ungöttlich streiten für
die eigenschafft des fleisches; in jenem siegt
man allezeit/ in diesem stirbt man mit Saul
durch sein eigen schwerdt. Ein sanfftmüthiger
verträglicher Geist/ der nicht für die eigenschafft
des fleisches streitet/ ist der köstliche schatz/ und
ein tempel Gottes/ darinnen die verborgene
heilige schätze des himmlischen wesens ver-
wahret werden. Daß weder tod noch teuffel
durch seine gähe boßheit macht drüber haben.

Cap. 15.

Wer der gaben GOttes aus seinem ver-
borgenem himmel will theilhafftig seyn/ muß
der lehre des sanfftmüthigen Geistes Christi
wahrnehmen und ihr gehorsam seyn. Diese
lehre wird in der schule Christi/ der verläug-
nung sein selbst/ gelernet. Wer sich nicht ver-
läugnen will/ muß in der schule des teuffels
in lauter unruhe bleiben. Kennzeichen/ ob die
seele in des teuffels oder des Heiligen Geistes
schule gehe. Seele wird genaturt nach art der
lehre/ die sie mit einem lust vom lehr-meister
empfähet. Daß GOTT und teuffel/ him-
mel und höll/ tod und leben wieder einander
im menschlichen wesen begrieffen seyn. Erklä-
rung Matth. 13. v. 17. Viel Propheten und Kö-
nige haben begehret zu sehen/ das ihr sehet/ und
habens nicht gesehen.

Cap. 16.

Gröste danckbarkeit gegen GOTT für sei-
ne uns verliehene gaben. Daß man seinen
gantzen lust des lebens stets im heiligen we-
sen Gottes habe/ um darmit gantz und gar
zu einem wesen und geiste vereiniget zu wer-
den Erklärung Joh. 14. v. 9. Wer mich sie-
het/ der siehet den Vater/ &c. Wann die see-
le vom teuffel erlöst werde/ und mit Christo
verborgen in Gott lebe. Coloss. 3. v. 3. Grund
oder fundament/ darauf die Göttlichen seelen
ihre Kirche bauen/ &c. Wann der tod in
der seele verschlungen/ und sie die crone des
[Spaltenumbruch] lebens empfahe/ Jacob. 1. v. 12. Erklärung
Esa. 30. v. 1. Wehe den abfälligen kindern/
die ohne meinen Geist zu rathe gehen/ und
hinab in Egypten ziehen. Eigenschafft im flei-
sche hindert Gottes lehre in der seele. Gottes
lehre löscht den gehorsam Christi/ die eigen-
schafft im fleische aus/ alles nach des menschen
lust. Seligkeit und verdammnis stehen allein im
zufall oder luste des gehorsams der mensch-
heit. Alles fleisch wircket seine eigene verdamm-
nis selbst aus seiner eigenen boßheit wieder
die Göttliche natur. Gerechtigkeit im Men-
schen. Wächter auf der mauer der stadt. Esa.
62. v. 6.
Hütter Jsrael/ Psal. 121. v. 4. Erklä-
rung Esa. 30. v. 20. Deine Lehrer werden nicht
mehr wegfliehen/ &c. Rechte wege: allein
nach der Göttlichen natur im heiligen wesen
GOTTes lebend/ ohne eigenschafft im flei-
sche/ &c.

Cap. 17.

Daß die liebhaber der wahrheit des Auto-
ris
zeugnis in ihrem hertzen wahrnehmen und
dardutch zur wesentlichen lehre im geiste kom-
men sollen. Dann hat das figürliche zeugnis
ausgedient. Beste gaben/ wornach jeder stre-
ben solle. 1. Cor. 12. v. 31. GOTT in seinem
heiligen wesen. GOTTes heiligkeit und gü-
te kan uns nicht helffen/ wo wir seines heili-
gen wesens in seiner Göttlichen krafft/ durch
den gehorsam Christi nicht theilhafftig wer-
den in der erneuerung des Gottseligen lebens.
Darum man sich nach nichts mehr soll um-
schen/ dann nach der erneuerung des Gottseli-
gen lebens. Wordurch die vernunfft mit aller
gleißnerey zu schanden wird. Wie grossen lust
und eyfer GOttes diener zu ihrem GOTT
allwege gehabt. Vernunfft hat die liebe Got-
tes/ vermittelst der eigenliebe/ aus dem hertzen
der menschen ausgetrieben in die wüsten zu
den wilden thieren; da sie GOtt ihre noth
klagt/ nach Psal. 102. v. 5. &c.

Cap. 18.

Wie die liebe Gottes im hertzen getödtet
werde? Jhr seufftzen um rettung zu GOttes
gerechtigkeit. Wie die menschheit aus ihrer bö-
sen arth/ da sie mit dem Teuffel einerley ge-
sinnet ist/ sich mit dem luste ihres hertzens schei-
den solle/ wo sie nicht ins verdammnis gehen
solle. Wo Gott nicht ist/ da regiert der teuf-
fel/ &c. Auctoris begegnung/ wie geschwind
er einst von Gott mit seiner lust verfallen/ und
wie sauer ihm der rückgang ankommen. Feind-
schafft des Teuffels viel besser denn seine
freundschafft. Mit Gottes freundschafft kan
man die feindschafft des Teuffels überwin-
den. Nach dem der Teuffel überwunden/ hat
die seele ruhe. Daß man das einsprechen Got-
tes in der seelen wahrnehmen/ und mit der
lust des lebens nirgends hinaus kehren solle/
bevor man den einsprecher und mund Gottes
um rath gefraget./ Esa. 30. v. 1. Erklärung
Sprüchw. 7. Vorm Hurenweibe der irrdischen
vernunfft sich zu hüten. Daß die sinne und ge-
dancken nicht ausgehen sollen ihre eigenschafft
zu suchen/ sondern innerhalb ihrer thür/ im
Gottseligen eiffer bleiben. Das einsprechen
Gottes wahrzunehmen/ muß man die irrdische
sinne mit ihren lüsten und begierden mit zwan-
ge unter das Gesetz Gottes gefangen nehmen/

damit
Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch]
Cap. 12.

Vernuͤnftliche ceremonialiſche dienſte/ die de-
nen die grobe thiermenſchen im zaum zu halten.
Gottes-dienſte der ſeele/ in ein Gottſelig leben
einzugehen/ muͤſſen durch den Geiſt GOttes
inwendig in der ſeelen bedeutet werden/ entwe-
der geſetzlich unter Moſen und die Prophe-
ten/ oder aus gnaden zu einem neuen leben un-
ter der geburt Chriſti. Jrrdiſcher vernunfft
frucht: Die Babyloniſche verwirrung/ auch
aller ſtreit und uneinigkeit unter den Men-
ſchen.

Cap. 13.

Unwiedergebohrner menſchen hertzen bewand-
nis/ &c. Erklaͤrung Jerem. 23. v. 23. Bin ich
denn nur ein GOTT in der naͤhe/ &c. Ein
menſch ſoll alle ſinne/ luͤſte/ willen und gedan-
cken zu GOTTes heiligem weſen und natur
kehren/ unter ſeinem weſentlichen gehorſam/ ſo
wird er ſelig Das ende der welt iſt das gantze
verfallene menſchliche weſen Eſa. 45. v. 22. Al-
les muß ſich vor Gott beugen zur ſeligkeit o-
der zur verdammnis.

Cap. 14.

Daß die krafft des gerechten Gottes dem
menſchen gar nahe. Wie die barmhertzigkeit
Gottes ſich die boßheit zu uͤberwinden erſt ei-
ne zeitlang ſuchen laſſe. Ein Goͤttlich leiden
viel ſeliger/ dann ein ungoͤttlich ſtreiten fuͤr
die eigenſchafft des fleiſches; in jenem ſiegt
man allezeit/ in dieſem ſtirbt man mit Saul
durch ſein eigen ſchwerdt. Ein ſanfftmuͤthiger
vertraͤglicher Geiſt/ der nicht fuͤr die eigenſchafft
des fleiſches ſtreitet/ iſt der koͤſtliche ſchatz/ und
ein tempel Gottes/ darinnen die verborgene
heilige ſchaͤtze des himmliſchen weſens ver-
wahret werden. Daß weder tod noch teuffel
durch ſeine gaͤhe boßheit macht druͤber haben.

Cap. 15.

Wer der gaben GOttes aus ſeinem ver-
borgenem himmel will theilhafftig ſeyn/ muß
der lehre des ſanfftmuͤthigen Geiſtes Chriſti
wahrnehmen und ihr gehorſam ſeyn. Dieſe
lehre wird in der ſchule Chriſti/ der verlaͤug-
nung ſein ſelbſt/ gelernet. Wer ſich nicht ver-
laͤugnen will/ muß in der ſchule des teuffels
in lauter unruhe bleiben. Kennzeichen/ ob die
ſeele in des teuffels oder des Heiligen Geiſtes
ſchule gehe. Seele wird genaturt nach art der
lehre/ die ſie mit einem luſt vom lehr-meiſter
empfaͤhet. Daß GOTT und teuffel/ him-
mel und hoͤll/ tod und leben wieder einander
im menſchlichen weſen begrieffen ſeyn. Erklaͤ-
rung Matth. 13. v. 17. Viel Propheten und Koͤ-
nige haben begehret zu ſehen/ das ihr ſehet/ und
habens nicht geſehen.

Cap. 16.

Groͤſte danckbarkeit gegen GOTT fuͤr ſei-
ne uns verliehene gaben. Daß man ſeinen
gantzen luſt des lebens ſtets im heiligen we-
ſen Gottes habe/ um darmit gantz und gar
zu einem weſen und geiſte vereiniget zu wer-
den Erklaͤrung Joh. 14. v. 9. Wer mich ſie-
het/ der ſiehet den Vater/ &c. Wann die ſee-
le vom teuffel erloͤſt werde/ und mit Chriſto
verborgen in Gott lebe. Coloſſ. 3. v. 3. Grund
oder fundament/ darauf die Goͤttlichen ſeelen
ihre Kirche bauen/ &c. Wann der tod in
der ſeele verſchlungen/ und ſie die crone des
[Spaltenumbruch] lebens empfahe/ Jacob. 1. v. 12. Erklaͤrung
Eſa. 30. v. 1. Wehe den abfaͤlligen kindern/
die ohne meinen Geiſt zu rathe gehen/ und
hinab in Egypten ziehen. Eigenſchafft im flei-
ſche hindert Gottes lehre in der ſeele. Gottes
lehre loͤſcht den gehorſam Chriſti/ die eigen-
ſchafft im fleiſche aus/ alles nach des menſchen
luſt. Seligkeit und verdam̃nis ſtehen allein im
zufall oder luſte des gehorſams der menſch-
heit. Alles fleiſch wircket ſeine eigene verdam̃-
nis ſelbſt aus ſeiner eigenen boßheit wieder
die Goͤttliche natur. Gerechtigkeit im Men-
ſchen. Waͤchter auf der mauer der ſtadt. Eſa.
62. v. 6.
Huͤtter Jſrael/ Pſal. 121. v. 4. Erklaͤ-
rung Eſa. 30. v. 20. Deine Lehrer werden nicht
mehr wegfliehen/ &c. Rechte wege: allein
nach der Goͤttlichen natur im heiligen weſen
GOTTes lebend/ ohne eigenſchafft im flei-
ſche/ &c.

Cap. 17.

Daß die liebhaber der wahrheit des Auto-
ris
zeugnis in ihrem hertzen wahrnehmen und
dardutch zur weſentlichen lehre im geiſte kom-
men ſollen. Dann hat das figuͤrliche zeugnis
ausgedient. Beſte gaben/ wornach jeder ſtre-
ben ſolle. 1. Cor. 12. v. 31. GOTT in ſeinem
heiligen weſen. GOTTes heiligkeit und guͤ-
te kan uns nicht helffen/ wo wir ſeines heili-
gen weſens in ſeiner Goͤttlichen krafft/ durch
den gehorſam Chriſti nicht theilhafftig wer-
den in der erneuerung des Gottſeligen lebens.
Darum man ſich nach nichts mehr ſoll um-
ſchen/ dann nach der erneuerung des Gottſeli-
gen lebens. Wordurch die vernunfft mit aller
gleißnerey zu ſchanden wird. Wie groſſen luſt
und eyfer GOttes diener zu ihrem GOTT
allwege gehabt. Vernunfft hat die liebe Got-
tes/ vermittelſt der eigenliebe/ aus dem hertzen
der menſchen ausgetrieben in die wuͤſten zu
den wilden thieren; da ſie GOtt ihre noth
klagt/ nach Pſal. 102. v. 5. &c.

Cap. 18.

Wie die liebe Gottes im hertzen getoͤdtet
werde? Jhr ſeufftzen um rettung zu GOttes
gerechtigkeit. Wie die menſchheit aus ihrer boͤ-
ſen arth/ da ſie mit dem Teuffel einerley ge-
ſinnet iſt/ ſich mit dem luſte ihres hertzens ſchei-
den ſolle/ wo ſie nicht ins verdammnis gehen
ſolle. Wo Gott nicht iſt/ da regiert der teuf-
fel/ &c. Auctoris begegnung/ wie geſchwind
er einſt von Gott mit ſeiner luſt verfallen/ und
wie ſauer ihm der ruͤckgang ankommen. Feind-
ſchafft des Teuffels viel beſſer denn ſeine
freundſchafft. Mit Gottes freundſchafft kan
man die feindſchafft des Teuffels uͤberwin-
den. Nach dem der Teuffel uͤberwunden/ hat
die ſeele ruhe. Daß man das einſprechen Got-
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luſt des lebens nirgends hinaus kehren ſolle/
bevor man den einſprecher und mund Gottes
um rath gefraget./ Eſa. 30. v. 1. Erklaͤrung
Spruͤchw. 7. Vorm Hurenweibe der irrdiſchen
vernunfft ſich zu huͤten. Daß die ſinne und ge-
dancken nicht ausgehen ſollen ihre eigenſchafft
zu ſuchen/ ſondern innerhalb ihrer thuͤr/ im
Gottſeligen eiffer bleiben. Das einſprechen
Gottes wahrzunehmen/ muß man die irrdiſche
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ge unter das Geſetz Gottes gefangen nehmen/

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[503/0811] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. Cap. 12. Vernuͤnftliche ceremonialiſche dienſte/ die de- nen die grobe thiermenſchen im zaum zu halten. Gottes-dienſte der ſeele/ in ein Gottſelig leben einzugehen/ muͤſſen durch den Geiſt GOttes inwendig in der ſeelen bedeutet werden/ entwe- der geſetzlich unter Moſen und die Prophe- ten/ oder aus gnaden zu einem neuen leben un- ter der geburt Chriſti. Jrrdiſcher vernunfft frucht: Die Babyloniſche verwirrung/ auch aller ſtreit und uneinigkeit unter den Men- ſchen. Cap. 13. Unwiedergebohrner menſchen hertzen bewand- nis/ &c. Erklaͤrung Jerem. 23. v. 23. Bin ich denn nur ein GOTT in der naͤhe/ &c. Ein menſch ſoll alle ſinne/ luͤſte/ willen und gedan- cken zu GOTTes heiligem weſen und natur kehren/ unter ſeinem weſentlichen gehorſam/ ſo wird er ſelig Das ende der welt iſt das gantze verfallene menſchliche weſen Eſa. 45. v. 22. Al- les muß ſich vor Gott beugen zur ſeligkeit o- der zur verdammnis. Cap. 14. Daß die krafft des gerechten Gottes dem menſchen gar nahe. Wie die barmhertzigkeit Gottes ſich die boßheit zu uͤberwinden erſt ei- ne zeitlang ſuchen laſſe. Ein Goͤttlich leiden viel ſeliger/ dann ein ungoͤttlich ſtreiten fuͤr die eigenſchafft des fleiſches; in jenem ſiegt man allezeit/ in dieſem ſtirbt man mit Saul durch ſein eigen ſchwerdt. Ein ſanfftmuͤthiger vertraͤglicher Geiſt/ der nicht fuͤr die eigenſchafft des fleiſches ſtreitet/ iſt der koͤſtliche ſchatz/ und ein tempel Gottes/ darinnen die verborgene heilige ſchaͤtze des himmliſchen weſens ver- wahret werden. Daß weder tod noch teuffel durch ſeine gaͤhe boßheit macht druͤber haben. Cap. 15. Wer der gaben GOttes aus ſeinem ver- borgenem himmel will theilhafftig ſeyn/ muß der lehre des ſanfftmuͤthigen Geiſtes Chriſti wahrnehmen und ihr gehorſam ſeyn. Dieſe lehre wird in der ſchule Chriſti/ der verlaͤug- nung ſein ſelbſt/ gelernet. Wer ſich nicht ver- laͤugnen will/ muß in der ſchule des teuffels in lauter unruhe bleiben. Kennzeichen/ ob die ſeele in des teuffels oder des Heiligen Geiſtes ſchule gehe. Seele wird genaturt nach art der lehre/ die ſie mit einem luſt vom lehr-meiſter empfaͤhet. Daß GOTT und teuffel/ him- mel und hoͤll/ tod und leben wieder einander im menſchlichen weſen begrieffen ſeyn. Erklaͤ- rung Matth. 13. v. 17. Viel Propheten und Koͤ- nige haben begehret zu ſehen/ das ihr ſehet/ und habens nicht geſehen. Cap. 16. Groͤſte danckbarkeit gegen GOTT fuͤr ſei- ne uns verliehene gaben. Daß man ſeinen gantzen luſt des lebens ſtets im heiligen we- ſen Gottes habe/ um darmit gantz und gar zu einem weſen und geiſte vereiniget zu wer- den Erklaͤrung Joh. 14. v. 9. Wer mich ſie- het/ der ſiehet den Vater/ &c. Wann die ſee- le vom teuffel erloͤſt werde/ und mit Chriſto verborgen in Gott lebe. Coloſſ. 3. v. 3. Grund oder fundament/ darauf die Goͤttlichen ſeelen ihre Kirche bauen/ &c. Wann der tod in der ſeele verſchlungen/ und ſie die crone des lebens empfahe/ Jacob. 1. v. 12. Erklaͤrung Eſa. 30. v. 1. Wehe den abfaͤlligen kindern/ die ohne meinen Geiſt zu rathe gehen/ und hinab in Egypten ziehen. Eigenſchafft im flei- ſche hindert Gottes lehre in der ſeele. Gottes lehre loͤſcht den gehorſam Chriſti/ die eigen- ſchafft im fleiſche aus/ alles nach des menſchen luſt. Seligkeit und verdam̃nis ſtehen allein im zufall oder luſte des gehorſams der menſch- heit. Alles fleiſch wircket ſeine eigene verdam̃- nis ſelbſt aus ſeiner eigenen boßheit wieder die Goͤttliche natur. Gerechtigkeit im Men- ſchen. Waͤchter auf der mauer der ſtadt. Eſa. 62. v. 6. Huͤtter Jſrael/ Pſal. 121. v. 4. Erklaͤ- rung Eſa. 30. v. 20. Deine Lehrer werden nicht mehr wegfliehen/ &c. Rechte wege: allein nach der Goͤttlichen natur im heiligen weſen GOTTes lebend/ ohne eigenſchafft im flei- ſche/ &c. Cap. 17. Daß die liebhaber der wahrheit des Auto- ris zeugnis in ihrem hertzen wahrnehmen und dardutch zur weſentlichen lehre im geiſte kom- men ſollen. Dann hat das figuͤrliche zeugnis ausgedient. Beſte gaben/ wornach jeder ſtre- ben ſolle. 1. Cor. 12. v. 31. GOTT in ſeinem heiligen weſen. GOTTes heiligkeit und guͤ- te kan uns nicht helffen/ wo wir ſeines heili- gen weſens in ſeiner Goͤttlichen krafft/ durch den gehorſam Chriſti nicht theilhafftig wer- den in der erneuerung des Gottſeligen lebens. Darum man ſich nach nichts mehr ſoll um- ſchen/ dann nach der erneuerung des Gottſeli- gen lebens. Wordurch die vernunfft mit aller gleißnerey zu ſchanden wird. Wie groſſen luſt und eyfer GOttes diener zu ihrem GOTT allwege gehabt. Vernunfft hat die liebe Got- tes/ vermittelſt der eigenliebe/ aus dem hertzen der menſchen ausgetrieben in die wuͤſten zu den wilden thieren; da ſie GOtt ihre noth klagt/ nach Pſal. 102. v. 5. &c. Cap. 18. Wie die liebe Gottes im hertzen getoͤdtet werde? Jhr ſeufftzen um rettung zu GOttes gerechtigkeit. Wie die menſchheit aus ihrer boͤ- ſen arth/ da ſie mit dem Teuffel einerley ge- ſinnet iſt/ ſich mit dem luſte ihres hertzens ſchei- den ſolle/ wo ſie nicht ins verdammnis gehen ſolle. Wo Gott nicht iſt/ da regiert der teuf- fel/ &c. Auctoris begegnung/ wie geſchwind er einſt von Gott mit ſeiner luſt verfallen/ und wie ſauer ihm der ruͤckgang ankommen. Feind- ſchafft des Teuffels viel beſſer denn ſeine freundſchafft. Mit Gottes freundſchafft kan man die feindſchafft des Teuffels uͤberwin- den. Nach dem der Teuffel uͤberwunden/ hat die ſeele ruhe. Daß man das einſprechen Got- tes in der ſeelen wahrnehmen/ und mit der luſt des lebens nirgends hinaus kehren ſolle/ bevor man den einſprecher und mund Gottes um rath gefraget./ Eſa. 30. v. 1. Erklaͤrung Spruͤchw. 7. Vorm Hurenweibe der irrdiſchen vernunfft ſich zu huͤten. Daß die ſinne und ge- dancken nicht ausgehen ſollen ihre eigenſchafft zu ſuchen/ ſondern innerhalb ihrer thuͤr/ im Gottſeligen eiffer bleiben. Das einſprechen Gottes wahrzunehmen/ muß man die irrdiſche ſinne mit ihren luͤſten und begierden mit zwan- ge unter das Geſetz Gottes gefangen nehmen/ damit

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/811>, abgerufen am 20.11.2024.