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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] schen wesen in seinen lüsten und begierden. Jst
das fundament/ darauff der teuffel seine kirche
bauet. Betrieget alle Unwiedergeborne see-
len/ daß sie sie für ihren GOtt halten. Die
Göttliche seelen fürchten die vernunfft/ als den
teuffel selbst: Weil sie wider GOttes heiliges
wesen wircket und der Gottheit in ihrem wesen
hinderlich ist. Göttliche seelen trauen keiner
vernunfft/ ob sie sich noch so heilig stellet. Ju-
das bedeutet die eigenschafft des fleisches. Jm
wesen der Göttlichen natur mag keine eigen-
schafft stehen bleiben. CHristus JEsus die
wesentliche Göttliche natur. Daß die seligkeit
aus gnaden/ nicht aus recht sey.

Cap. 14.

Daß GOTT ein wesentlich vollkommen
Gut/ eine wesentliche Substantz in sich habe.
Darum die seele die Göttliche gaben auch we-
sentlich in sich empfangen müsse. Und so viel
die seele GOTT im wesen der Göttlichen
natur empfähet/ so viel krafft und Substantz
hat sie die sünde zu überwinden/ und auszutrei-
ben/ auch im wesen GOTTes ewig zu le-
ben. Alles in der vernunfft von GOTT er-
lernte erstirbt mit der creatur/ weil es kein
substantialisch wesen hat/ und gereichet noch
zur verschwerung der verdammnis. Darum wer-
den die irrdischen seelen von der vernunfft/ wie
der schaum auf dem wasser/ |herum getrieben.
Die irrdische seele hat keine andere gerechtig-
keit/ dann die sie mit der vernunfft wehlete.

Cap. 15.

Wie schwer es sey/ den irrdischen seelen die-
ses verderben einzubilden; weil der mit der
vernunfft verblendete mensch allen seinen trost
auf die irrdische vernunfft setzt; welches der
ewigen seele eine grosse verblendung. Daß
man in anfechtung der lüste des fleisches auf
ihr ende dencken solte. So bald die Göttli-
che seele ihre lust und umkehr zur wesentlichen
Gottheit nimmt/ bekommt sie krafft/ den lüsten
und anfechtungen im fleische zu widerstehen/
und sie aufzutreiben. Ohne hülffe GOttes
aber ists ihr unmöglich/ ob sie schon alle na-
türliche dinge zu hülffe nähme. Göttliche seele
muß vom Gottlosen wesen erlöst zu werden/
alle elementische dinge vorbey setzen/ und zur er-
lösung aus dem bösen weder trost noch hülffe
darvon erwarten/ weil alles solches im tode
der creatur sie verlassen muß/ und ihr nichts
beybleibet/ als was sie von Gottes natur und
wesen angenommen hat/ darinne sie vorm to-
de/ teuffel und hölle bewahret wird.

Cap. 16.

Daß die seele mercken solle/ wie weit ihr
ausgang von den creaturen sich erstrecken müs-
se/ ehe sie die wesentliche krafft des wahren
trosts Gottes wesentlich empfangen kan. Gott
nimmt keine getheilte dinge an: noch die ge-
theilte dinge das wesen oder natur Gottes.
Was aus der wesentlichen Gottheit in ge-
theiltheit ausgeflossen ist/ das wird/ nach dem
es seinen dienst gethan/ wieder im selbigen
wesen empfangen. Niemand wird mit dem
wesen GOTTes vereiniget/ dann der daraus
geflossen ist. Die menschliche seele/ daraus ver-
fallen/ muß wieder dar einkehren/ und alle durch
die vernunfft angenommene getheilte eigen-
schafften verlassen/ wo sie selig werden will/
welches der rechte eingang zum leben ist. Daß
[Spaltenumbruch] das reich Gottes im hertzen der menschheit ver-
borgen/ biß sie ihr reich übergiebt/ und im sel-
bigen arm wird/ alsdann sucht und findet sie
Gottes reich. Wie schwer es hergehe/ ehe die
menschheit ihre eigenschafft verlassen will. Was
die bewegung himmels und erden/ die noch
geschehen solle/ Hebr. 12. v. 26. Nach empfa-
hung des unbeweglichen reichs haben wir erst
gnade GOTT wohlgefällige dienste zu thun.
Gott ist allen/ die ihn lieben/ eine freude der lie-
be; allen übelthätern aber ein verzehrend feuer.
So das feuer die erde verzehret/ ist die seele in
und mit dem heiligen wesen des himmels ver-
einiget zu einem wesen/ daß der himmel von
oben und unten seine klarheit in die seele ge-
ben kan. Da nichts dann freude/ dancken und
loben der himmlischen heerscharen ist.

Cap. 17.

Wie die Heiligen alle GOTT dancken
und loben/ nach dem sie überwunden haben,
Warum von den| zehen Aussätzigen einer für
die andern dancke? Zehen Gebote werden rein
aus der wesentlichen gerechten Gottheit den
sündigen menschen zu reinigen ausgesandt/
weil er aber noch lust hat in seiner unreinigkeit
zu leben/ achtet er ihr/ sie zu thun/ nicht/ und wil
sie zum leben nicht annehmen/ darum muß er sie
zum tode annehmen/ dardurch sie unrein wer-
den; und solches innen-werdende zu Christo
ruffen um ihre reinigung; der sie rein macht
und zum Priester/ dem himmlischen wesen Got-
tes/ weiset. Jm hingehen kehret einer/ in wel-
chem die andere zehen begrieffen/ wieder/ und
dancket GOTT; welcher einer das gebot/
so das Gesetz und Propheten erfüllet/ nemlich
die liebe zu GOTT aus gantzem hertzen/ und
zum Nächsten als sich selbst/ ist. Daß die seele
GOTT nicht könne dienen/ biß sie diesem
gebot ein genügen thut/ das ist/ in der wesent-
lichen liebe zu seiner Gerechtigkeit brennet.
Dann GOtt selbsten die liebe/ der allzeit we-
sentlich in der liebe wircket/ es sey nun im Ge-
setz/ oder in der Prophezeyung/ oder in was
Dienstbarkeit es sey.

Cap. 18.

Daß ein irrdischer mensch der eigenschafft
des teuffels unterworffen. Woher die falsche
liebe? Mensch muß einen unterscheid durchs
wesen GOttes in sich lernen kennen/ ob seine
gerechtigkeit auff fleisch und blut/ oder auff
geist und leben befestiget. Von der himmli-
schen und irrdischen speise.

Cap. 19.

Daß die inwendige seele/ einen unterscheid
zwischen dem creatürlichen dienste und zwischen
dem dienste GOttes kennen zu lernen/ ihre lust
und leben von allen elementischen dingen ab-
wenden/ und keine irrdische lüste in ihr raum
haben lassen müsse. Dann wo die irrdische lü-
ste regieren/ da mag GOttes geist zur seelen se-
ligkeit nicht würcken noch regieren. Verheis-
sungen CHristi/ denen geschehen/ so alles ver-
lassen/ wie zu verstehen/ und was sie für beloh-
nung zu gewarten.

Cap. 20.

Danck-gebet für die Göttliche belohnüng/
nachdeme sie in der seelen offenbar worden.

Cap. 21.

Wann die seele die vollkommene krafft
GOttes/ dem ungöttlichen irrdischen wesen da-

mit

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] ſchen weſen in ſeinen luͤſten und begierden. Jſt
das fundament/ darauff der teuffel ſeine kirche
bauet. Betrieget alle Unwiedergeborne ſee-
len/ daß ſie ſie fuͤr ihren GOtt halten. Die
Goͤttliche ſeelen fuͤrchten die vernunfft/ als den
teuffel ſelbſt: Weil ſie wider GOttes heiliges
weſen wircket und der Gottheit in ihrem weſen
hinderlich iſt. Goͤttliche ſeelen trauen keiner
vernunfft/ ob ſie ſich noch ſo heilig ſtellet. Ju-
das bedeutet die eigenſchafft des fleiſches. Jm
weſen der Goͤttlichen natur mag keine eigen-
ſchafft ſtehen bleiben. CHriſtus JEſus die
weſentliche Goͤttliche natur. Daß die ſeligkeit
aus gnaden/ nicht aus recht ſey.

Cap. 14.

Daß GOTT ein weſentlich vollkommen
Gut/ eine weſentliche Subſtantz in ſich habe.
Darum die ſeele die Goͤttliche gaben auch we-
ſentlich in ſich empfangen muͤſſe. Und ſo viel
die ſeele GOTT im weſen der Goͤttlichen
natur empfaͤhet/ ſo viel krafft und Subſtantz
hat ſie die ſuͤnde zu uͤberwinden/ und auszutrei-
ben/ auch im weſen GOTTes ewig zu le-
ben. Alles in der vernunfft von GOTT er-
lernte erſtirbt mit der creatur/ weil es kein
ſubſtantialiſch weſen hat/ und gereichet noch
zur verſchwerung der verdam̃nis. Darum wer-
den die irrdiſchen ſeelen von der vernunfft/ wie
der ſchaum auf dem waſſer/ |herum getrieben.
Die irrdiſche ſeele hat keine andere gerechtig-
keit/ dann die ſie mit der vernunfft wehlete.

Cap. 15.

Wie ſchwer es ſey/ den irrdiſchen ſeelen die-
ſes verderben einzubilden; weil der mit der
vernunfft verblendete menſch allen ſeinen troſt
auf die irrdiſche vernunfft ſetzt; welches der
ewigen ſeele eine groſſe verblendung. Daß
man in anfechtung der luͤſte des fleiſches auf
ihr ende dencken ſolte. So bald die Goͤttli-
che ſeele ihre luſt und umkehr zur weſentlichen
Gottheit nimmt/ bekommt ſie krafft/ den luͤſten
und anfechtungen im fleiſche zu widerſtehen/
und ſie aufzutreiben. Ohne huͤlffe GOttes
aber iſts ihr unmoͤglich/ ob ſie ſchon alle na-
tuͤrliche dinge zu huͤlffe naͤhme. Goͤttliche ſeele
muß vom Gottloſen weſen erloͤſt zu werden/
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loͤſung aus dem boͤſen weder troſt noch huͤlffe
darvon erwarten/ weil alles ſolches im tode
der creatur ſie verlaſſen muß/ und ihr nichts
beybleibet/ als was ſie von Gottes natur und
weſen angenommen hat/ darinne ſie vorm to-
de/ teuffel und hoͤlle bewahret wird.

Cap. 16.

Daß die ſeele mercken ſolle/ wie weit ihr
ausgang von den creaturen ſich erſtrecken muͤſ-
ſe/ ehe ſie die weſentliche krafft des wahren
troſts Gottes weſentlich empfangen kan. Gott
nimmt keine getheilte dinge an: noch die ge-
theilte dinge das weſen oder natur Gottes.
Was aus der weſentlichen Gottheit in ge-
theiltheit ausgefloſſen iſt/ das wird/ nach dem
es ſeinen dienſt gethan/ wieder im ſelbigen
weſen empfangen. Niemand wird mit dem
weſen GOTTes vereiniget/ dann der daraus
gefloſſen iſt. Die menſchliche ſeele/ daraus ver-
fallen/ muß wieder dar einkehren/ und alle durch
die vernunfft angenommene getheilte eigen-
ſchafften verlaſſen/ wo ſie ſelig werden will/
welches der rechte eingang zum leben iſt. Daß
[Spaltenumbruch] das reich Gottes im hertzen der menſchheit ver-
borgen/ biß ſie ihr reich uͤbergiebt/ und im ſel-
bigen arm wird/ alsdann ſucht und findet ſie
Gottes reich. Wie ſchwer es hergehe/ ehe die
menſchheit ihre eigenſchafft verlaſſen will. Was
die bewegung himmels und erden/ die noch
geſchehen ſolle/ Hebr. 12. v. 26. Nach empfa-
hung des unbeweglichen reichs haben wir erſt
gnade GOTT wohlgefaͤllige dienſte zu thun.
Gott iſt allen/ die ihn lieben/ eine freude der lie-
be; allen uͤbelthaͤtern aber ein verzehrend feuer.
So das feuer die erde verzehret/ iſt die ſeele in
und mit dem heiligen weſen des himmels ver-
einiget zu einem weſen/ daß der himmel von
oben und unten ſeine klarheit in die ſeele ge-
ben kan. Da nichts dann freude/ dancken und
loben der himmliſchen heerſcharen iſt.

Cap. 17.

Wie die Heiligen alle GOTT dancken
und loben/ nach dem ſie uͤberwunden haben,
Warum von den| zehen Auſſaͤtzigen einer fuͤr
die andern dancke? Zehen Gebote werden rein
aus der weſentlichen gerechten Gottheit den
ſuͤndigen menſchen zu reinigen ausgeſandt/
weil er aber noch luſt hat in ſeiner unreinigkeit
zu leben/ achtet er ihr/ ſie zu thun/ nicht/ und wil
ſie zum leben nicht annehmen/ darum muß er ſie
zum tode annehmen/ dardurch ſie unrein wer-
den; und ſolches innen-werdende zu Chriſto
ruffen um ihre reinigung; der ſie rein macht
und zum Prieſter/ dem him̃liſchen weſen Got-
tes/ weiſet. Jm hingehen kehret einer/ in wel-
chem die andere zehen begrieffen/ wieder/ und
dancket GOTT; welcher einer das gebot/
ſo das Geſetz und Propheten erfuͤllet/ nemlich
die liebe zu GOTT aus gantzem hertzen/ und
zum Naͤchſten als ſich ſelbſt/ iſt. Daß die ſeele
GOTT nicht koͤnne dienen/ biß ſie dieſem
gebot ein genuͤgen thut/ das iſt/ in der weſent-
lichen liebe zu ſeiner Gerechtigkeit brennet.
Dann GOtt ſelbſten die liebe/ der allzeit we-
ſentlich in der liebe wircket/ es ſey nun im Ge-
ſetz/ oder in der Prophezeyung/ oder in was
Dienſtbarkeit es ſey.

Cap. 18.

Daß ein irꝛdiſcher menſch der eigenſchafft
des teuffels unterworffen. Woher die falſche
liebe? Menſch muß einen unterſcheid durchs
weſen GOttes in ſich lernen kennen/ ob ſeine
gerechtigkeit auff fleiſch und blut/ oder auff
geiſt und leben befeſtiget. Von der himmli-
ſchen und irꝛdiſchen ſpeiſe.

Cap. 19.

Daß die inwendige ſeele/ einen unterſcheid
zwiſchen dem creatuͤrlichen dienſte und zwiſchen
dem dienſte GOttes kennen zu lernen/ ihre luſt
und leben von allen elementiſchen dingen ab-
wenden/ und keine irꝛdiſche luͤſte in ihr raum
haben laſſen muͤſſe. Dann wo die irꝛdiſche luͤ-
ſte regieren/ da mag GOttes geiſt zur ſeelen ſe-
ligkeit nicht wuͤrcken noch regieren. Verheiſ-
ſungen CHriſti/ denen geſchehen/ ſo alles ver-
laſſen/ wie zu verſtehen/ und was ſie fuͤr beloh-
nung zu gewarten.

Cap. 20.

Danck-gebet fuͤr die Goͤttliche belohnuͤng/
nachdeme ſie in der ſeelen offenbar worden.

Cap. 21.

Wann die ſeele die vollkommene krafft
GOttes/ dem ungoͤttlichen irꝛdiſchen weſen da-

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&#x017F;etz/ oder in der Prophezeyung/ oder in was<lb/>
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[495/0803] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. ſchen weſen in ſeinen luͤſten und begierden. Jſt das fundament/ darauff der teuffel ſeine kirche bauet. Betrieget alle Unwiedergeborne ſee- len/ daß ſie ſie fuͤr ihren GOtt halten. Die Goͤttliche ſeelen fuͤrchten die vernunfft/ als den teuffel ſelbſt: Weil ſie wider GOttes heiliges weſen wircket und der Gottheit in ihrem weſen hinderlich iſt. Goͤttliche ſeelen trauen keiner vernunfft/ ob ſie ſich noch ſo heilig ſtellet. Ju- das bedeutet die eigenſchafft des fleiſches. Jm weſen der Goͤttlichen natur mag keine eigen- ſchafft ſtehen bleiben. CHriſtus JEſus die weſentliche Goͤttliche natur. Daß die ſeligkeit aus gnaden/ nicht aus recht ſey. Cap. 14. Daß GOTT ein weſentlich vollkommen Gut/ eine weſentliche Subſtantz in ſich habe. Darum die ſeele die Goͤttliche gaben auch we- ſentlich in ſich empfangen muͤſſe. Und ſo viel die ſeele GOTT im weſen der Goͤttlichen natur empfaͤhet/ ſo viel krafft und Subſtantz hat ſie die ſuͤnde zu uͤberwinden/ und auszutrei- ben/ auch im weſen GOTTes ewig zu le- ben. Alles in der vernunfft von GOTT er- lernte erſtirbt mit der creatur/ weil es kein ſubſtantialiſch weſen hat/ und gereichet noch zur verſchwerung der verdam̃nis. Darum wer- den die irrdiſchen ſeelen von der vernunfft/ wie der ſchaum auf dem waſſer/ |herum getrieben. Die irrdiſche ſeele hat keine andere gerechtig- keit/ dann die ſie mit der vernunfft wehlete. Cap. 15. Wie ſchwer es ſey/ den irrdiſchen ſeelen die- ſes verderben einzubilden; weil der mit der vernunfft verblendete menſch allen ſeinen troſt auf die irrdiſche vernunfft ſetzt; welches der ewigen ſeele eine groſſe verblendung. Daß man in anfechtung der luͤſte des fleiſches auf ihr ende dencken ſolte. So bald die Goͤttli- che ſeele ihre luſt und umkehr zur weſentlichen Gottheit nimmt/ bekommt ſie krafft/ den luͤſten und anfechtungen im fleiſche zu widerſtehen/ und ſie aufzutreiben. Ohne huͤlffe GOttes aber iſts ihr unmoͤglich/ ob ſie ſchon alle na- tuͤrliche dinge zu huͤlffe naͤhme. Goͤttliche ſeele muß vom Gottloſen weſen erloͤſt zu werden/ alle elementiſche dinge vorbey ſetzen/ und zur er- loͤſung aus dem boͤſen weder troſt noch huͤlffe darvon erwarten/ weil alles ſolches im tode der creatur ſie verlaſſen muß/ und ihr nichts beybleibet/ als was ſie von Gottes natur und weſen angenommen hat/ darinne ſie vorm to- de/ teuffel und hoͤlle bewahret wird. Cap. 16. Daß die ſeele mercken ſolle/ wie weit ihr ausgang von den creaturen ſich erſtrecken muͤſ- ſe/ ehe ſie die weſentliche krafft des wahren troſts Gottes weſentlich empfangen kan. Gott nimmt keine getheilte dinge an: noch die ge- theilte dinge das weſen oder natur Gottes. Was aus der weſentlichen Gottheit in ge- theiltheit ausgefloſſen iſt/ das wird/ nach dem es ſeinen dienſt gethan/ wieder im ſelbigen weſen empfangen. Niemand wird mit dem weſen GOTTes vereiniget/ dann der daraus gefloſſen iſt. Die menſchliche ſeele/ daraus ver- fallen/ muß wieder dar einkehren/ und alle durch die vernunfft angenommene getheilte eigen- ſchafften verlaſſen/ wo ſie ſelig werden will/ welches der rechte eingang zum leben iſt. Daß das reich Gottes im hertzen der menſchheit ver- borgen/ biß ſie ihr reich uͤbergiebt/ und im ſel- bigen arm wird/ alsdann ſucht und findet ſie Gottes reich. Wie ſchwer es hergehe/ ehe die menſchheit ihre eigenſchafft verlaſſen will. Was die bewegung himmels und erden/ die noch geſchehen ſolle/ Hebr. 12. v. 26. Nach empfa- hung des unbeweglichen reichs haben wir erſt gnade GOTT wohlgefaͤllige dienſte zu thun. Gott iſt allen/ die ihn lieben/ eine freude der lie- be; allen uͤbelthaͤtern aber ein verzehrend feuer. So das feuer die erde verzehret/ iſt die ſeele in und mit dem heiligen weſen des himmels ver- einiget zu einem weſen/ daß der himmel von oben und unten ſeine klarheit in die ſeele ge- ben kan. Da nichts dann freude/ dancken und loben der himmliſchen heerſcharen iſt. Cap. 17. Wie die Heiligen alle GOTT dancken und loben/ nach dem ſie uͤberwunden haben, Warum von den| zehen Auſſaͤtzigen einer fuͤr die andern dancke? Zehen Gebote werden rein aus der weſentlichen gerechten Gottheit den ſuͤndigen menſchen zu reinigen ausgeſandt/ weil er aber noch luſt hat in ſeiner unreinigkeit zu leben/ achtet er ihr/ ſie zu thun/ nicht/ und wil ſie zum leben nicht annehmen/ darum muß er ſie zum tode annehmen/ dardurch ſie unrein wer- den; und ſolches innen-werdende zu Chriſto ruffen um ihre reinigung; der ſie rein macht und zum Prieſter/ dem him̃liſchen weſen Got- tes/ weiſet. Jm hingehen kehret einer/ in wel- chem die andere zehen begrieffen/ wieder/ und dancket GOTT; welcher einer das gebot/ ſo das Geſetz und Propheten erfuͤllet/ nemlich die liebe zu GOTT aus gantzem hertzen/ und zum Naͤchſten als ſich ſelbſt/ iſt. Daß die ſeele GOTT nicht koͤnne dienen/ biß ſie dieſem gebot ein genuͤgen thut/ das iſt/ in der weſent- lichen liebe zu ſeiner Gerechtigkeit brennet. Dann GOtt ſelbſten die liebe/ der allzeit we- ſentlich in der liebe wircket/ es ſey nun im Ge- ſetz/ oder in der Prophezeyung/ oder in was Dienſtbarkeit es ſey. Cap. 18. Daß ein irꝛdiſcher menſch der eigenſchafft des teuffels unterworffen. Woher die falſche liebe? Menſch muß einen unterſcheid durchs weſen GOttes in ſich lernen kennen/ ob ſeine gerechtigkeit auff fleiſch und blut/ oder auff geiſt und leben befeſtiget. Von der himmli- ſchen und irꝛdiſchen ſpeiſe. Cap. 19. Daß die inwendige ſeele/ einen unterſcheid zwiſchen dem creatuͤrlichen dienſte und zwiſchen dem dienſte GOttes kennen zu lernen/ ihre luſt und leben von allen elementiſchen dingen ab- wenden/ und keine irꝛdiſche luͤſte in ihr raum haben laſſen muͤſſe. Dann wo die irꝛdiſche luͤ- ſte regieren/ da mag GOttes geiſt zur ſeelen ſe- ligkeit nicht wuͤrcken noch regieren. Verheiſ- ſungen CHriſti/ denen geſchehen/ ſo alles ver- laſſen/ wie zu verſtehen/ und was ſie fuͤr beloh- nung zu gewarten. Cap. 20. Danck-gebet fuͤr die Goͤttliche belohnuͤng/ nachdeme ſie in der ſeelen offenbar worden. Cap. 21. Wann die ſeele die vollkommene krafft GOttes/ dem ungoͤttlichen irꝛdiſchen weſen da- mit

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/803>, abgerufen am 20.11.2024.