Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.und händel in Holland. [Spaltenumbruch]
umb sein gulden kalb dantzet/ und sichselbst zum eigenen Gott und Pabst ma- chen/ oder unter anderer abgötter schutz mit derer anbetung sich verbergen und stärcken will. Darvon auch diese dritte parthey mit ihren dreyen noch lebenden Predigern nicht frey ist/ noch völlig von aller abgötterey mit sich selbst und den Teutschen Academien gereiniget: da die Adversarii Pietismi & Patroni Antichiliasmi, und unter denen D. Rango ihr bester bey- stand ist. Und die andern auff einseiti- gen bericht responsa geben/ ehe sie die an- dere gegen parthey mit ihrem bericht ge- höret/ da es doch in dem weltlichen ge- richt heisset: Audi & alteram partem. Die dolirende malcontenten zu Amsterdam/ als die auffrichtigsten/ sind darinn am meisten zu beklagen/ daß sie von allen als zerstreuete schaafe zertrennet/ ge- fressen und herumgeführet werden von Hannas zu Caiphas/ biß zu Pilatus und Herodes/ und nichts als groß creutz/ elend/ armut/ verlassenheit und außstossung ohne jenige hülffe für au- gen sehen/ nachdem sie alles/ was ih- nen müglich/ zu ihrer errettung und freyheit/ einen auffrichtigen Prediger für sich und ihre kinder zu suchen/ con- tribuiret haben. Die dolirende zu Lei- den/ die hier im Haag zum Abend- mahl gehen/ haben es gewaget/ und zu Falckenburg/ eine stunde von Leiden/ ein eigen hauß und Studenten ange- nommen/ der alldar für ihnen predi- get/ ob sie nun darinn mit neuer ab- götterey beruhen/ oder aus diesem So- dom und Egypten mit Christo durch dieser welt wüsten biß zu seiner ruhe und hochzeit eingehen werden/ wird die zeit lehren. Die vierte parthey bleibet neutral und ein jeder Prediger vor sich als ein hahn auff seinem mist- hauffen/ und ein Pabst in seinem Rom/ der grössester/ bester und einigster mei- ster/ und heist hier/ quot capita tot sensus, & sic libertate propria libertatem Christi perdidimus. Das fünffte Ele- ment/ den Spiritum non mundi, sed Chri- sti kennen und suchen die wenigsten/ umb dadurch mit Christo zu aller ge- meinschafft in der einigen Catholi- schen und Apostolischen kirchen wie- der verbunden und erhalten zu wer- den/ als im schifflein CHristi zum ewi- gen leben. Ein jeder recht geistlicher urtheile/ was hiervon zu hoffen/ und wie das hie außlauffen wird/ wie die Medici ex signis prognosticis de statu fu- turo corporis. Und wann diese vier par- theyen ein jeder eine eigene Kirchen-Hi- storie schreiben/ ob sie nicht alleparthey- isch schreiben würden. NUM. LVII. Castellionis lob. Sonsten/ damit die beschuldigungen Cal- Das Carmen selbst aber/ welches Paulus Iste locus niveo substratus marmore terrae, Viscera defuncti Castalionis habet. Pars animae melior patrio successit Olympo, Cumque Deo coeli regna beata colit. Non fuit excelsa prognatus stirpeparentum: Non longum a celebri sanguine stemma tulit. Nec vel divitias magnas, lectumque super- bum, Nec potuit fundos commemorare suos. Ingenio valuit tantum, pietate, fideque: Et mera paupertas, quod fuit, omne fuit. Hac potuit sese celebrem jactare per orbem: Nam patrimonii res fuit ista loco. Pauper erat natus, primis adolevit ab annis Pauper, & extremum pauper ad usque diem. Sed tamen in Domini Verbo Christique fa- vore, Quas coluit, magnas dives habebat opes, Quas non aerugo radit, nec tinea rodit Dentibus, atque nihil fur ubi juris habet. Ingenuas artes tenero studiosus ab aevo Imbibit, & clariis orarigavit aquis. Atque ipsum juvenem, quamvis Academia nulla Viderit, optato condideritque sinu: Sic tamen Aonias alte caput ipse per artes Extulit, ut toto clarus in orbe foret. Lugduni docuit primum, linguamque Pelas- gam Jsta nobilibus legit in urbetribus. Postea concessit florentem laude Genevam, Musarum studiis tempus ut omne daret. Sed quia paupertas, multis inimica, preme- bat, Pauper ibi ludi munera Rector obit. Et per tres adeo fidus, non amplius, annos Imberbes juvenes, agmina parva, docet. Tandem cujusdam (Calvini) quoniam mala structa timebat, Cum quo relligio non erat una sibi: Suspectoslinquit sines, & limen avarum, Teutonicaeque venit pauper in arva plagae. Quem demum recipis, Musarum candida Ma- ter, Inclyta non tepido tu, Basilea, sinu, Hic qui nudus, inops, simul & pauperrimus hospes Venerat, obsc uro sedit in urbe loco. Pauperis & tugureicongesta e cespite, parva Praebuit hospitii frigida regna, domus. Et
und haͤndel in Holland. [Spaltenumbruch]
umb ſein gulden kalb dantzet/ und ſichſelbſt zum eigenen Gott und Pabſt ma- chen/ oder unter anderer abgoͤtter ſchutz mit derer anbetung ſich verbergen und ſtaͤrcken will. Darvon auch dieſe dritte parthey mit ihren dreyen noch lebenden Predigern nicht frey iſt/ noch voͤllig von aller abgoͤtterey mit ſich ſelbſt und den Teutſchen Academien gereiniget: da die Adverſarii Pietiſmi & Patroni Antichiliaſmi, und unter denen D. Rango ihr beſter bey- ſtand iſt. Und die andern auff einſeiti- gen bericht reſponſa geben/ ehe ſie die an- dere gegen parthey mit ihrem bericht ge- hoͤret/ da es doch in dem weltlichen ge- richt heiſſet: Audi & alteram partem. Die dolirende malcontenten zu Amſterdam/ als die auffrichtigſten/ ſind darinn am meiſten zu beklagen/ daß ſie von allen als zerſtreuete ſchaafe zertrennet/ ge- freſſen und herumgefuͤhret werden von Hannas zu Caiphas/ biß zu Pilatus und Herodes/ und nichts als groß creutz/ elend/ armut/ verlaſſenheit und außſtoſſung ohne jenige huͤlffe fuͤr au- gen ſehen/ nachdem ſie alles/ was ih- nen muͤglich/ zu ihrer errettung und freyheit/ einen auffrichtigen Prediger fuͤr ſich und ihre kinder zu ſuchen/ con- tribuiret haben. Die dolirende zu Lei- den/ die hier im Haag zum Abend- mahl gehen/ haben es gewaget/ und zu Falckenburg/ eine ſtunde von Leiden/ ein eigen hauß und Studenten ange- nommen/ der alldar fuͤr ihnen predi- get/ ob ſie nun darinn mit neuer ab- goͤtterey beruhen/ oder aus dieſem So- dom und Egypten mit Chriſto durch dieſer welt wuͤſten biß zu ſeiner ruhe und hochzeit eingehen werden/ wird die zeit lehren. Die vierte parthey bleibet neutral und ein jeder Prediger vor ſich als ein hahn auff ſeinem miſt- hauffen/ und ein Pabſt in ſeinem Rom/ der groͤſſeſter/ beſter und einigſter mei- ſter/ und heiſt hier/ quot capita tot ſenſus, & ſic libertate propria libertatem Chriſti perdidimus. Das fuͤnffte Ele- ment/ den Spiritum non mundi, ſed Chri- ſti kennen und ſuchen die wenigſten/ umb dadurch mit Chriſto zu aller ge- meinſchafft in der einigen Catholi- ſchen und Apoſtoliſchen kirchen wie- der verbunden und erhalten zu wer- den/ als im ſchifflein CHriſti zum ewi- gen leben. Ein jeder recht geiſtlicher urtheile/ was hiervon zu hoffen/ und wie das hie außlauffen wird/ wie die Medici ex ſignis prognoſticis de ſtatu fu- turo corporis. Und wann dieſe vier par- theyen ein jeder eine eigene Kirchen-Hi- ſtorie ſchreiben/ ob ſie nicht alleparthey- iſch ſchreiben wuͤrden. NUM. LVII. Caſtellionis lob. Sonſten/ damit die beſchuldigungen Cal- Das Carmen ſelbſt aber/ welches Paulus Iſte locus niveo ſubſtratus marmore terræ, Viſcera defuncti Caſtalionis habet. Pars animæ melior patrio ſucceſſit Olympo, Cumque Deo cœli regna beata colit. Non fuit excelſa prognatus ſtirpeparentum: Non longum à celebri ſanguine ſtemma tulit. Nec vel divitias magnas, lectumque ſuper- bum, Nec potuit fundos commemorare ſuos. Ingenio valuit tantùm, pietate, fideque: Et mera paupertas, quod fuit, omne fuit. Hac potuit ſeſe celebrem jactare per orbem: Nam patrimonii res fuit iſta loco. Pauper erat natus, primis adolevit ab annis Pauper, & extremum pauper ad uſque diem. Sed tamen in Domini Verbo Chriſtique fa- vore, Quas coluit, magnas dives habebat opes, Quas non ærugo radit, nec tinea rodit Dentibus, atque nihil fur ubi juris habet. Ingenuas artes tenero ſtudioſus ab ævo Imbibit, & clariis orarigavit aquis. Atque ipſum juvenem, quamvis Academia nulla Viderit, optato condideritque ſinu: Sic tamen Aonias altè caput ipſe per artes Extulit, ut toto clarus in orbe foret. Lugduni docuit primùm, linguamque Pelaſ- gam Jſtâ nobilibus legit in urbetribus. Poſtea conceſſit florentem laude Genevam, Muſarum ſtudiis tempus ut omne daret. Sed quia paupertas, multis inimica, preme- bat, Pauper ibi ludi munera Rector obit. Et per tres adeò fidus, non ampliùs, annos Imberbes juvenes, agmina parva, docet. Tandem cujuſdam (Calvini) quoniam mala ſtructa timebat, Cum quo relligio non erat una ſibi: Suſpectoslinquit ſines, & limen avarum, Teutonicæque venit pauper in arva plagæ. Quem demum recipis, Muſarum candida Ma- ter, Inclyta non tepido tu, Baſilea, ſinu, Hic qui nudus, inops, ſimul & pauperrimus hoſpes Venerat, obſc uro ſedit in urbe loco. Pauperis & tugurîcongeſta è ceſpite, parva Præbuit hoſpitii frigida regna, domus. Et
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und haͤndel in Holland.
umb ſein gulden kalb dantzet/ und ſich
ſelbſt zum eigenen Gott und Pabſt ma-
chen/ oder unter anderer abgoͤtter ſchutz
mit derer anbetung ſich verbergen und
ſtaͤrcken will. Darvon auch dieſe dritte
parthey mit ihren dreyen noch lebenden
Predigern nicht frey iſt/ noch voͤllig von
aller abgoͤtterey mit ſich ſelbſt und den
Teutſchen Academien gereiniget: da die
Adverſarii Pietiſmi & Patroni Antichiliaſmi,
und unter denen D. Rango ihr beſter bey-
ſtand iſt. Und die andern auff einſeiti-
gen bericht reſponſa geben/ ehe ſie die an-
dere gegen parthey mit ihrem bericht ge-
hoͤret/ da es doch in dem weltlichen ge-
richt heiſſet: Audi & alteram partem. Die
dolirende malcontenten zu Amſterdam/
als die auffrichtigſten/ ſind darinn am
meiſten zu beklagen/ daß ſie von allen
als zerſtreuete ſchaafe zertrennet/ ge-
freſſen und herumgefuͤhret werden von
Hannas zu Caiphas/ biß zu Pilatus
und Herodes/ und nichts als groß
creutz/ elend/ armut/ verlaſſenheit und
außſtoſſung ohne jenige huͤlffe fuͤr au-
gen ſehen/ nachdem ſie alles/ was ih-
nen muͤglich/ zu ihrer errettung und
freyheit/ einen auffrichtigen Prediger
fuͤr ſich und ihre kinder zu ſuchen/ con-
tribuiret haben. Die dolirende zu Lei-
den/ die hier im Haag zum Abend-
mahl gehen/ haben es gewaget/ und zu
Falckenburg/ eine ſtunde von Leiden/
ein eigen hauß und Studenten ange-
nommen/ der alldar fuͤr ihnen predi-
get/ ob ſie nun darinn mit neuer ab-
goͤtterey beruhen/ oder aus dieſem So-
dom und Egypten mit Chriſto durch
dieſer welt wuͤſten biß zu ſeiner ruhe
und hochzeit eingehen werden/ wird
die zeit lehren. Die vierte parthey
bleibet neutral und ein jeder Prediger
vor ſich als ein hahn auff ſeinem miſt-
hauffen/ und ein Pabſt in ſeinem Rom/
der groͤſſeſter/ beſter und einigſter mei-
ſter/ und heiſt hier/ quot capita tot
ſenſus, & ſic libertate propria libertatem
Chriſti perdidimus. Das fuͤnffte Ele-
ment/ den Spiritum non mundi, ſed Chri-
ſti kennen und ſuchen die wenigſten/
umb dadurch mit Chriſto zu aller ge-
meinſchafft in der einigen Catholi-
ſchen und Apoſtoliſchen kirchen wie-
der verbunden und erhalten zu wer-
den/ als im ſchifflein CHriſti zum ewi-
gen leben. Ein jeder recht geiſtlicher
urtheile/ was hiervon zu hoffen/ und
wie das hie außlauffen wird/ wie die
Medici ex ſignis prognoſticis de ſtatu fu-
turo corporis. Und wann dieſe vier par-
theyen ein jeder eine eigene Kirchen-Hi-
ſtorie ſchreiben/ ob ſie nicht alleparthey-
iſch ſchreiben wuͤrden.
NUM. LVII.
Caſtellionis lob.
Sonſten/ damit die beſchuldigungen Cal-
vini wider vorhin gedachten Caſtellionem
deſto klaͤrer ſeyn moͤgen/ ſollen hier die je-
nigen verſe noch eingeruͤcket werden/ wor-
aus die abſurditaͤt der anklaͤger wegen holtz-
diebſtahls und dergleichen lappalien erhellen
kan. Selbige ſind auch in der neueren e-
dition ſeiner dialogorum mit vorgedꝛucket/
anno 1690. in 8vo. Worinn D. Val. Al-
berti in der præfation außdruͤcklich bezeu-
get/ er habe darinn keine heterodoxie
weder riechen noch ſchmecken koͤnnen/
welches er auff guten glauben bezeuge/ oh-
ne daß er einmal eine ſpur vom abſoluto de-
creto gefunden/ welches er alsbald ausge-
ſtrichen habe: (ſo wie die Inquiſitores in Spa-
nien pflegen.)
Das Carmen ſelbſt aber/ welches Paulus
Cherlerus gemachet/ lautet alſo/ aus welchem
man noch viele gute zeugniſſe von des manns
unſchuld und redlichkeit erſehen kan:
Iſte locus niveo ſubſtratus marmore terræ,
Viſcera defuncti Caſtalionis habet.
Pars animæ melior patrio ſucceſſit Olympo,
Cumque Deo cœli regna beata colit.
Non fuit excelſa prognatus ſtirpeparentum:
Non longum à celebri ſanguine ſtemma
tulit.
Nec vel divitias magnas, lectumque ſuper-
bum,
Nec potuit fundos commemorare ſuos.
Ingenio valuit tantùm, pietate, fideque:
Et mera paupertas, quod fuit, omne fuit.
Hac potuit ſeſe celebrem jactare per orbem:
Nam patrimonii res fuit iſta loco.
Pauper erat natus, primis adolevit ab annis
Pauper, & extremum pauper ad uſque
diem.
Sed tamen in Domini Verbo Chriſtique fa-
vore,
Quas coluit, magnas dives habebat opes,
Quas non ærugo radit, nec tinea rodit
Dentibus, atque nihil fur ubi juris habet.
Ingenuas artes tenero ſtudioſus ab ævo
Imbibit, & clariis orarigavit aquis.
Atque ipſum juvenem, quamvis Academia nulla
Viderit, optato condideritque ſinu:
Sic tamen Aonias altè caput ipſe per artes
Extulit, ut toto clarus in orbe foret.
Lugduni docuit primùm, linguamque Pelaſ-
gam
Jſtâ nobilibus legit in urbetribus.
Poſtea conceſſit florentem laude Genevam,
Muſarum ſtudiis tempus ut omne daret.
Sed quia paupertas, multis inimica, preme-
bat,
Pauper ibi ludi munera Rector obit.
Et per tres adeò fidus, non ampliùs, annos
Imberbes juvenes, agmina parva, docet.
Tandem cujuſdam (Calvini) quoniam mala
ſtructa timebat,
Cum quo relligio non erat una ſibi:
Suſpectoslinquit ſines, & limen avarum,
Teutonicæque venit pauper in arva plagæ.
Quem demum recipis, Muſarum candida Ma-
ter,
Inclyta non tepido tu, Baſilea, ſinu,
Hic qui nudus, inops, ſimul & pauperrimus
hoſpes
Venerat, obſc uro ſedit in urbe loco.
Pauperis & tugurîcongeſta è ceſpite, parva
Præbuit hoſpitii frigida regna, domus.
Et
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