Th. IV. Sect. II. Num. XXXII. David Joris Anklagen.
[Spaltenumbruch]
"Wiedertäuffer. Dieses hab ich theils selbst "von ihm gehört/ wiewol der schelm hernach "seine worte verändert hat/ theils von andern. "Er hat dich (Zwinglium) sehr geschmähet/ "und der tyranney beschuldiget/ die du wider "ihn verübet hättest. Jch habe aber deine ehre "gerettet/ und ihn wacker ausgescholten und "gehen lassen. Unterdessen hat er gleichwol die "meisten allhier überredet/ daß sie ihm glau- "ben.
Es sol auch ein Wiedertäuffer im 16den Se- culo, namens Stanislaus Pannonius ein gantzes buch de Divina Philanthropia, oder von der Liebe Gottes zu den Menschenpublicirt haben/ welches Petrus Daniel Huetius Lib. II. Origenianorum p. 159. anziehet/ und geden- cket/ daß er vor seine meinung von Erlösung der Teuffel auch Hieronymum angezogen ha- be/ und deßwegen von Sixto Senensi unrecht getadelt worden sey. Von welchem Buch/ weil ich es niemals gesehen/ ich hier nichts wei- ter melden kan: ob wol indessen so viel abzu- mercken/ wie alle solche Schrifften so gar bald unterdruckt und vergessen worden/ daß man von ihnen fast nichts mehr siehet noch hö- ret.
Num. XXXII. David Joris Anklagen.
Nachdem man erfahren/ daß vielen warheit- liebenden personen/ die im II. Theil gesetzten Anmerckungen an David Joris nicht unange- nehm gefallen seyn: so hat man mit derglei- chen allhier continuiren wollen.
Und zwar soll erstlich eine Schrifft einiger Hollsteinischen Prediger folgen/ welche die- sen Mann aus seinen eigenen Schrifften gräu- licher lästerungen bezüchtiget haben: wor- auff ein ungenannter aus eben diesen Schriff- ten/ und deren auffrichtig-angezogenen und verteutschten worten das gegentheil erwiesen/ wie mir beydes in manuscripto communiciret worden. Welches denn ein mercklich specimen von solchen Schrifften der Clerisey gegen die- sen Mann/ und sonderlich von Jessenii Buch wider ihn seyn mag. Eben wie die zuletzt an- gehenckte Historie von Verfolgung derer Da- vid-Joristen in Hollstein/ unter den Luthera- nern/ einen auch der Spanischen Inquisitions- Processe erinnern kan; die Schrifft lautet von wort zu wort folgender massen:
Kurtzer und Summarischer Jnhalt der Lehre und Glaubens des ertz-ketzers und verführers David Joris/ wie selbige aus seinen eigenen Schrifften und Büchern/ welche auff Jhr. Fürstl. Gnaden von Holstein Be- fehl die Davidianer zu Tönningen müssen heraus geben/ zusammen gezogen durchM. Joh. Moldenit,Ey- derstädtischenPraepositum & Pasto- rem Tönningensem,undM. Fridericum Jessen, Diaconumdaselbst.Anno 1642.
Artic. 1. Daß die Heilige Dreyfaltigkeit [Spaltenumbruch]
in dem einigen wahren GOTT nichts an- ders sey/ als drey abgesonderte Hocherkohrne Menschliche Personen/ die als Mittler zu unterschiedenen zeiten von GOTT dem Menschlichen Geschlechte gesandt seynd/ und in der person/ und an GOttes statt gedienet haben. Und diese Personen/ wiewol sie an etlichen orten von David Joris unterschied- lich genennet werden/ seynd eigentlich Moy- ses, Christus Jesus, Christus David, oder wel- ches gleich viel/ Moyses, Jesus von Nazareth/ und David Joris.
Part. 2. Mirab. Cap. 2. Lit. L. Cap. 10. lit. D. Cap. 13. lit. C.
Artic. 2. Daß alle Lehre/ so bißhero von GOTT durch Moysen, durch die Prophe- ten/ ja durch CHRISTUM JE- SUM/ seine Heilige Apostel und Jünger selbst gegeben/ sey mangelbar und unvoll- kommen/ und allein darumb gegeben/ daß die Menschen gleich als Kinder und Jüng- linge in der zucht beschlossen/ biß auff diese zeit. Aber seine/ David Joris/ Lehre sey vollkommen und kräfftig alle Menschen/ die sie annehmen/ selig zu machen.
Parte 3. Mirab. fol. 16. lit. a. LibroWas vorgehen und nachfolgen soll.
Artic. 3. Daß CHRISTI und der Apostel Lehre und Bau durch den Anti- Christ von grund aus außgereutet sey; dar- aus gnugsam zu schliessen/ daß ihre Lehre und Bau vergebens und unvollkommen ge- wesen. Alldieweil wider die wahre kirche/ die pforten der höllen nichts vermögen. Matth. 16. Seine aber/ David Joris/ Lehre und Bau/ sey vollkommen und beständig.
Lib. 1. Epist. part. 4. fol. 92.
Artic. 4. Daß sein Wunder-Buch über alle bücher groß/ herrlich/ würdig zu hal- ten und höchlich zu preisen/ und man das- selbige empfangen sol/ nicht als von men- schen-händen/ sondern aus der Hohen-Schul des Heil. Geistes/ von einem Jünger und gebohrnen GOttes von dem Himmel/ der das ewige Leben gefunden/ das Morgen- Licht des ewigen Tages gesehen.
Praefat. Lib. 1. Mirab.
Artic. 5. Daß ihm am allerletzten GOtt der HERR so viel klarheit und wahrheit zu sehen gegeben/ daß sie alle/ groß und klein/ gelehrt und ungelehrt/ von allen zeiten her in GOTTES ewig verborgenen sachen oder fürnehmen haben müssen irren und feh- len/ dieweil sie noch selber unvollkommen/ nicht zurechte gebracht/ oder von GOTT durch seinen Heiligen Geist nicht getrieben noch gesandt gewesen.
Praefat. Lib. 2. Mirab.
Artic. 6. Daß viele schwere reden durch den Geist zu sprechen ihm von
GOt-
Th. IV. Sect. II. Num. XXXII. David Joris Anklagen.
[Spaltenumbruch]
„Wiedertaͤuffer. Dieſes hab ich theils ſelbſt „von ihm gehoͤrt/ wiewol der ſchelm hernach „ſeine worte veraͤndert hat/ theils von andern. „Er hat dich (Zwinglium) ſehr geſchmaͤhet/ „und der tyranney beſchuldiget/ die du wider „ihn veruͤbet haͤtteſt. Jch habe aber deine ehre „gerettet/ und ihn wacker ausgeſcholten und „gehen laſſen. Unterdeſſen hat er gleichwol die „meiſten allhier uͤberredet/ daß ſie ihm glau- „ben.
Es ſol auch ein Wiedertaͤuffer im 16den Se- culo, namens Stanislaus Pannonius ein gantzes buch de Divina Philanthropia, oder von der Liebe Gottes zu den Menſchenpublicirt haben/ welches Petrus Daniel Huetius Lib. II. Origenianorum p. 159. anziehet/ und geden- cket/ daß er vor ſeine meinung von Erloͤſung der Teuffel auch Hieronymum angezogen ha- be/ und deßwegen von Sixto Senenſi unrecht getadelt worden ſey. Von welchem Buch/ weil ich es niemals geſehen/ ich hier nichts wei- ter melden kan: ob wol indeſſen ſo viel abzu- mercken/ wie alle ſolche Schrifften ſo gar bald unterdruckt und vergeſſen worden/ daß man von ihnen faſt nichts mehr ſiehet noch hoͤ- ret.
Num. XXXII. David Joris Anklagen.
Nachdem man erfahren/ daß vielen warheit- liebenden perſonen/ die im II. Theil geſetzten Anmerckungen an David Joris nicht unange- nehm gefallen ſeyn: ſo hat man mit derglei- chen allhier continuiren wollen.
Und zwar ſoll erſtlich eine Schrifft einiger Hollſteiniſchen Prediger folgen/ welche die- ſen Mann aus ſeinen eigenen Schrifften graͤu- licher laͤſterungen bezuͤchtiget haben: wor- auff ein ungenannter aus eben dieſen Schriff- ten/ und deren auffrichtig-angezogenen und verteutſchten worten das gegentheil erwieſen/ wie mir beydes in manuſcripto communiciret worden. Welches denn ein mercklich ſpecimen von ſolchen Schrifften der Cleriſey gegen die- ſen Mann/ und ſonderlich von Jeſſenii Buch wider ihn ſeyn mag. Eben wie die zuletzt an- gehenckte Hiſtorie von Verfolgung derer Da- vid-Joriſten in Hollſtein/ unter den Luthera- nern/ einen auch der Spaniſchen Inquiſitions- Proceſſe erinnern kan; die Schrifft lautet von wort zu wort folgender maſſen:
Kurtzer und Summariſcher Jnhalt der Lehre und Glaubens des ertz-ketzers und verfuͤhrers David Joris/ wie ſelbige aus ſeinen eigenen Schrifften und Buͤchern/ welche auff Jhr. Fuͤrſtl. Gnaden von Holſtein Be- fehl die Davidianer zu Toͤnningen muͤſſen heraus geben/ zuſammen gezogen durchM. Joh. Moldenit,Ey- derſtaͤdtiſchenPræpoſitum & Paſto- rem Tönningenſem,undM. Fridericum Jeſſen, Diaconumdaſelbſt.Anno 1642.
Artic. 1. Daß die Heilige Dreyfaltigkeit [Spaltenumbruch]
in dem einigen wahren GOTT nichts an- ders ſey/ als drey abgeſonderte Hocherkohrne Menſchliche Perſonen/ die als Mittler zu unterſchiedenen zeiten von GOTT dem Menſchlichen Geſchlechte geſandt ſeynd/ und in der perſon/ und an GOttes ſtatt gedienet haben. Und dieſe Perſonen/ wiewol ſie an etlichen orten von David Joris unterſchied- lich genennet werden/ ſeynd eigentlich Moy- ſes, Chriſtus Jeſus, Chriſtus David, oder wel- ches gleich viel/ Moyſes, Jeſus von Nazareth/ und David Joris.
Part. 2. Mirab. Cap. 2. Lit. L. Cap. 10. lit. D. Cap. 13. lit. C.
Artic. 2. Daß alle Lehre/ ſo bißhero von GOTT durch Moyſen, durch die Prophe- ten/ ja durch CHRISTUM JE- SUM/ ſeine Heilige Apoſtel und Juͤnger ſelbſt gegeben/ ſey mangelbar und unvoll- kommen/ und allein darumb gegeben/ daß die Menſchen gleich als Kinder und Juͤng- linge in der zucht beſchloſſen/ biß auff dieſe zeit. Aber ſeine/ David Joris/ Lehre ſey vollkommen und kraͤfftig alle Menſchen/ die ſie annehmen/ ſelig zu machen.
Parte 3. Mirab. fol. 16. lit. a. LibroWas vorgehen und nachfolgen ſoll.
Artic. 3. Daß CHRISTI und der Apoſtel Lehre und Bau durch den Anti- Chriſt von grund aus außgereutet ſey; dar- aus gnugſam zu ſchlieſſen/ daß ihre Lehre und Bau vergebens und unvollkommen ge- weſen. Alldieweil wider die wahre kirche/ die pforten der hoͤllen nichts vermoͤgen. Matth. 16. Seine aber/ David Joris/ Lehre und Bau/ ſey vollkommen und beſtaͤndig.
Lib. 1. Epiſt. part. 4. fol. 92.
Artic. 4. Daß ſein Wunder-Buch uͤber alle buͤcher groß/ herrlich/ wuͤrdig zu hal- ten und hoͤchlich zu preiſen/ und man daſ- ſelbige empfangen ſol/ nicht als von men- ſchen-haͤnden/ ſondern aus der Hohen-Schul des Heil. Geiſtes/ von einem Juͤnger und gebohrnen GOttes von dem Himmel/ der das ewige Leben gefunden/ das Morgen- Licht des ewigen Tages geſehen.
Præfat. Lib. 1. Mirab.
Artic. 5. Daß ihm am allerletzten GOtt der HERR ſo viel klarheit und wahrheit zu ſehen gegeben/ daß ſie alle/ groß und klein/ gelehrt und ungelehrt/ von allen zeiten her in GOTTES ewig verborgenen ſachen oder fuͤrnehmen haben muͤſſen irren und feh- len/ dieweil ſie noch ſelber unvollkommen/ nicht zurechte gebracht/ oder von GOTT durch ſeinen Heiligen Geiſt nicht getrieben noch geſandt geweſen.
Præfat. Lib. 2. Mirab.
Artic. 6. Daß viele ſchwere reden durch den Geiſt zu ſprechen ihm von
GOt-
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[232/0528]
Th. IV. Sect. II. Num. XXXII. David Joris Anklagen.
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„von ihm gehoͤrt/ wiewol der ſchelm hernach
„ſeine worte veraͤndert hat/ theils von andern.
„Er hat dich (Zwinglium) ſehr geſchmaͤhet/
„und der tyranney beſchuldiget/ die du wider
„ihn veruͤbet haͤtteſt. Jch habe aber deine ehre
„gerettet/ und ihn wacker ausgeſcholten und
„gehen laſſen. Unterdeſſen hat er gleichwol die
„meiſten allhier uͤberredet/ daß ſie ihm glau-
„ben.
Es ſol auch ein Wiedertaͤuffer im 16den Se-
culo, namens Stanislaus Pannonius ein gantzes
buch de Divina Philanthropia, oder von der
Liebe Gottes zu den Menſchen publicirt
haben/ welches Petrus Daniel Huetius Lib. II.
Origenianorum p. 159. anziehet/ und geden-
cket/ daß er vor ſeine meinung von Erloͤſung
der Teuffel auch Hieronymum angezogen ha-
be/ und deßwegen von Sixto Senenſi unrecht
getadelt worden ſey. Von welchem Buch/
weil ich es niemals geſehen/ ich hier nichts wei-
ter melden kan: ob wol indeſſen ſo viel abzu-
mercken/ wie alle ſolche Schrifften ſo gar bald
unterdruckt und vergeſſen worden/ daß man
von ihnen faſt nichts mehr ſiehet noch hoͤ-
ret.
Num. XXXII.
David Joris Anklagen.
Nachdem man erfahren/ daß vielen warheit-
liebenden perſonen/ die im II. Theil geſetzten
Anmerckungen an David Joris nicht unange-
nehm gefallen ſeyn: ſo hat man mit derglei-
chen allhier continuiren wollen.
Und zwar ſoll erſtlich eine Schrifft einiger
Hollſteiniſchen Prediger folgen/ welche die-
ſen Mann aus ſeinen eigenen Schrifften graͤu-
licher laͤſterungen bezuͤchtiget haben: wor-
auff ein ungenannter aus eben dieſen Schriff-
ten/ und deren auffrichtig-angezogenen und
verteutſchten worten das gegentheil erwieſen/
wie mir beydes in manuſcripto communiciret
worden. Welches denn ein mercklich ſpecimen
von ſolchen Schrifften der Cleriſey gegen die-
ſen Mann/ und ſonderlich von Jeſſenii Buch
wider ihn ſeyn mag. Eben wie die zuletzt an-
gehenckte Hiſtorie von Verfolgung derer Da-
vid-Joriſten in Hollſtein/ unter den Luthera-
nern/ einen auch der Spaniſchen Inquiſitions-
Proceſſe erinnern kan; die Schrifft lautet von
wort zu wort folgender maſſen:
Kurtzer und Summariſcher Jnhalt der
Lehre und Glaubens des ertz-ketzers
und verfuͤhrers David Joris/ wie
ſelbige aus ſeinen eigenen Schrifften
und Buͤchern/ welche auff Jhr.
Fuͤrſtl. Gnaden von Holſtein Be-
fehl die Davidianer zu Toͤnningen
muͤſſen heraus geben/ zuſammen
gezogen durch M. Joh. Moldenit, Ey-
derſtaͤdtiſchen Præpoſitum & Paſto-
rem Tönningenſem, und M. Fridericum
Jeſſen, Diaconum daſelbſt. Anno
1642.
Artic. 1. Daß die Heilige Dreyfaltigkeit
in dem einigen wahren GOTT nichts an-
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Menſchliche Perſonen/ die als Mittler zu
unterſchiedenen zeiten von GOTT dem
Menſchlichen Geſchlechte geſandt ſeynd/ und
in der perſon/ und an GOttes ſtatt gedienet
haben. Und dieſe Perſonen/ wiewol ſie an
etlichen orten von David Joris unterſchied-
lich genennet werden/ ſeynd eigentlich Moy-
ſes, Chriſtus Jeſus, Chriſtus David, oder wel-
ches gleich viel/ Moyſes, Jeſus von Nazareth/
und David Joris.
Part. 2. Mirab. Cap. 2. Lit. L. Cap. 10. lit. D.
Cap. 13. lit. C.
Artic. 2. Daß alle Lehre/ ſo bißhero von
GOTT durch Moyſen, durch die Prophe-
ten/ ja durch CHRISTUM JE-
SUM/ ſeine Heilige Apoſtel und Juͤnger
ſelbſt gegeben/ ſey mangelbar und unvoll-
kommen/ und allein darumb gegeben/ daß
die Menſchen gleich als Kinder und Juͤng-
linge in der zucht beſchloſſen/ biß auff dieſe
zeit. Aber ſeine/ David Joris/ Lehre ſey
vollkommen und kraͤfftig alle Menſchen/ die
ſie annehmen/ ſelig zu machen.
Parte 3. Mirab. fol. 16. lit. a. Libro Was
vorgehen und nachfolgen ſoll.
Artic. 3. Daß CHRISTI und der
Apoſtel Lehre und Bau durch den Anti-
Chriſt von grund aus außgereutet ſey; dar-
aus gnugſam zu ſchlieſſen/ daß ihre Lehre
und Bau vergebens und unvollkommen ge-
weſen. Alldieweil wider die wahre kirche/
die pforten der hoͤllen nichts vermoͤgen.
Matth. 16. Seine aber/ David Joris/ Lehre
und Bau/ ſey vollkommen und beſtaͤndig.
Lib. 1. Epiſt. part. 4. fol. 92.
Artic. 4. Daß ſein Wunder-Buch uͤber
alle buͤcher groß/ herrlich/ wuͤrdig zu hal-
ten und hoͤchlich zu preiſen/ und man daſ-
ſelbige empfangen ſol/ nicht als von men-
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des Heil. Geiſtes/ von einem Juͤnger und
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Præfat. Lib. 1. Mirab.
Artic. 5. Daß ihm am allerletzten GOtt
der HERR ſo viel klarheit und wahrheit
zu ſehen gegeben/ daß ſie alle/ groß und klein/
gelehrt und ungelehrt/ von allen zeiten her
in GOTTES ewig verborgenen ſachen
oder fuͤrnehmen haben muͤſſen irren und feh-
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nicht zurechte gebracht/ oder von GOTT
durch ſeinen Heiligen Geiſt nicht getrieben
noch geſandt geweſen.
Præfat. Lib. 2. Mirab.
Artic. 6. Daß viele ſchwere reden
durch den Geiſt zu ſprechen ihm von
GOt-
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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/528>, abgerufen am 20.11.2024.
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