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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft.
[Spaltenumbruch]
II. Aus eben demselben Büchlein
p. 25. u. f.
Das XI. Cap. vom Greuel und Abgöt-
tern der Kirchen Gepräng/ ohne
Gottes-Dienst im Geist und in der
Warheit.

Allhier sollen wir uns prüfen/ wenn wir
"das reich GOttes und seine gerechtigkeit in
"in der warheit suchen/ Matth. VI. feyren
"müssen wir in GOTT/ Jes. I. 66. und den
"HERRN in uns wircken und regieren las-
"sen/ der würde uns wunderbarlich seine wege
"lehren/ Psalm XXVI. Wir aber rühmen
"uns des Glaubens/ wissen nicht was Glau-
"be ist: also seynd auch die wercke und aller
"wandel/ nemlich nicht himmlisch nach dem
"Geist/ sondern irrdisch nach dem fleisch/
"Rom. IIX. Philipp. III. All unser dispu-
"ti
ren ist von Weib und Kind/ Kleider und
"Güter/ Essen und Trincken/ Holtz und
"Stein/ Wachs und Oel/ Wasser und
"Wein/ Brodt und Fleisch/ und dergleichen
"äusserlichen dingen. Wie geht das zu? da
"ist unser leben auch sonst nichts denn essen
"und trincken/ und alle wollust und muth-
"will/ und eine heydnische weise/ wenn wir am
"allerbesten seynd. Darum sagt der HErr
"euer GOtt: Jch wil euere Feyer und Opfer
"nicht haben/ nehmet euer fleisch und brod
"und alle kirchen-gepräng hinweg von mir/
"ich mag sie nicht mehr ansehen/ habe einen
"greuel darob/ Jes. I. Dan. IX. Marc. III. Ja
"ich habe mit euren vätern nichts davon ge-
"redt/ daß sie solches thun solten/ Jer. VII.
"Jch hab euch nicht befohlen kälber und
"schaafe mir zu opfern/ daß ihr darnach frey
"wäret/ den Göttern zu dienen mit aller un-
"gerechtigkeit und büberey/ 1. Reg. XV. Jhr
"selber seyd die kälber/ Malach. IV. und
"schaafe meiner weyde/ Psalm LXXIX.
"euch wolt ich zum opffer haben/ das wolt
"ihr nicht verstehen/ Psalm IV. 51. Eccl.
"XXXV. Rom. XII.
Jch habe euch nicht
"befohlen das brod mit einander zu brechen/
"wie zanckende hunde. Meinen geliebten
"Sohn stellte ich euch für zu einem rechten
"brodt/ Joh. VI. daß ihr in ihm auch ein solch
"brod werden soltet/ 1. Cor. X. und wie er für
"euch gebrochen/ und seine seele aus gantzer
"liebe für euch gesetzet war/ daß ihrs auch
"also thätet für einander/ Joh. XV. Deß-
"gleichen hab ich euch nicht heissen am leibe
"waschen/ daß die seel im koth bleibe/ oder
"wie eine geschwemmte sau sich wieder in der
"pfützen umbweltzen/ 2. Petr. II. Zur Hei-
"ligung hat uns der HERR beruffen/ brü-
"der/ nicht zur uneinigkeit/ und solchem
"affenspiel ohn alle furcht GOttes/ 1. Thes-
"sal. IV.
Wolt ihr müntze/ anis und küm-
"mel verzehenden/ so solt ihr jenes nicht ver-
"säumen/ das GOTT zuvor befohlen hat/
"Gericht/ Barmhertzigkeit und Glauben/
"Matth. XXIII. Prov. XI. Gericht/ daß
"ihr ohn alles ansehen der person den sünder
"straffet/ Ex. XXIII. Barmhertzigkeit/ daß
"ihr eure feinde liebet/ und ihnen verzeihet
"ihre fehle/ so viel an euch ist/ Matth. XIIX.
"Glauben/ daß ihr euch solches gerichts für
"GOtt nicht wiedert/ sondern solcher barm-
[Spaltenumbruch] hertzigkeit euch gewiß bey ihm verstehet/"
Prov. III. 13. 23. Wisset ihr nicht/ daß es"
sonst alles ein joch der weltlichen knecht-"
schafft ist? Gal. V. Daher komt auch das/"
wenn ihr lang von den Elementen der welt/"
das ist äusserlichen ordnungen redet/ könt"
ihr dennoch nichts endliches beschliessen;"
und was ihr schon beschliesset/ ist unbestän-"
dig/ wie ein rohr am winde/ 3. Reg. XIV."
Matth. XI. Luc. VII.
Der grund des Glau-"
bens solt zuvor recht geleget seyn/ so möch-"
ten alle gebäu bestehen vor wind und was-"
ser/ Matth. VII. Er ist zwar vor GOtt schon"
gelegt/ sehet ihr nur/ daß ihr ihn mit den"
verkehrten Bau-Leuten nicht verwerffet/"
Psalm CXIIX. und mit dem grausamen"
drachen nicht verfolget/ Apoc. XI. sondern"
allwo er zu suchen ist/ nemlich im Tempel"
und Stuhl der Göttlichen Herrligkeit/"
welches ist euer hertz und seele/ 1. Cor. III. 6.
2. Cor.
6.

III. Aus dem Büchlein von der
Liebe. p. 31. seqq.
Was die Liebe und deren Eigenschaff-
ten seyn?

Liebe ist eine geistliche krafft/ dadurch"
man vereiniget wird/ oder begehret verei-"
niget zu werden/ mit einem andern. Wo"
die Liebe vollkommen ist/ so stehet der Lieb-"
haber nicht ab von dem Geliebten/ sondern"
vergisset sein selbst/ als ob er nicht mehr wä-"
re/ und gilt ihm aller schaden nichts/ den er"
um des Geliebten willen leiden sol. Ja/"
der Liebhaber ist nicht zu frieden/ was er"
anfähet/ biß er die Liebe auffs allerhöchste"
beweise in allen gefährligkeiten/ und wo es"
müglich wäre (als es möglich ist) daß es"
dem Geliebten zu gut geschehen möchte/ so"
gebe sich der Liebhaber für das Geliebte/"
willig und frölich in den tod. Ja so fre-"
ventlich ist der Liebhaber/ (also zu reden) daß"
er dem Geliebten zu gefallen sterben wolte/"
wo er schon wüste/ daß ihm sonst kein gu-"
tes daraus entstehen solte. Und je minder"
das Geliebte des Liebhabers Liebe erkennet/"
so viel weher geschicht dem Liebhaber/ und"
er mag doch die Liebe nicht lassen/ sondern"
muß sie auff das höchste beweisen/ ob es"
schon niemand nimmermehr erkennete. J-"
tem/ wo die Liebe lauter ist/ und keine person"
ansiehet/ strecket sie sich aus/ und begehret"
sich (so fern es ohne spaltung beschehen mag)"
mit jedermann zu vereinigen/ dann sie mag"
von allen Geliebten nimmer gnug gesättiget"
werden: Doch wo ihr schon alle Geliebte"
gantz und gar entgingen/ daß sie sich nicht"
möchte mit ihnen ergötzen/ so ist sie doch an"
ihr selbst so grundloß von reichthum/ daran sie"
ewiglich gnug gehabt hat/ und noch gnug"
hat/ und biß in ewigkeit gnug haben wird;"
darum sie sich aller dinge gern verzeihet/ wie"
lieb sie ihr seyn mögen/ allein der Liebe nicht;"
Ja/ wo es müglich wäre/ verziehe sie sich auch"
der Liebe um der Liebe willen/ und wolte selbst"
gern zu nichte werden/ und nichts seyn/ daß"
ihre Geliebten das würden/ das sie ist. Also"
fern hasset sich die Liebe selbst; dann sie begeh-"
ret bloß andern nutz und gut zu seyn/ nicht"

ihr
Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft.
[Spaltenumbruch]
II. Aus eben demſelben Buͤchlein
p. 25. u. f.
Das XI. Cap. vom Greuel und Abgoͤt-
tern der Kirchen Gepraͤng/ ohne
Gottes-Dienſt im Geiſt und in der
Warheit.

Allhier ſollen wir uns pruͤfen/ wenn wir
„das reich GOttes und ſeine gerechtigkeit in
„in der warheit ſuchen/ Matth. VI. feyren
„muͤſſen wir in GOTT/ Jeſ. I. 66. und den
„HERRN in uns wircken und regieren laſ-
„ſen/ der wuͤrde uns wunderbarlich ſeine wege
„lehren/ Pſalm XXVI. Wir aber ruͤhmen
„uns des Glaubens/ wiſſen nicht was Glau-
„be iſt: alſo ſeynd auch die wercke und aller
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„Geiſt/ ſondern irrdiſch nach dem fleiſch/
Rom. IIX. Philipp. III. All unſer dispu-
„ti
ren iſt von Weib und Kind/ Kleider und
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„aͤuſſerlichen dingen. Wie geht das zu? da
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„und trincken/ und alle wolluſt und muth-
„will/ und eine heydniſche weiſe/ wenn wir am
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„nicht haben/ nehmet euer fleiſch und brod
„und alle kirchen-gepraͤng hinweg von mir/
„ich mag ſie nicht mehr anſehen/ habe einen
„greuel darob/ Jeſ. I. Dan. IX. Marc. III. Ja
„ich habe mit euren vaͤtern nichts davon ge-
„redt/ daß ſie ſolches thun ſolten/ Jer. VII.
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„gerechtigkeit und buͤberey/ 1. Reg. XV. Jhr
„ſelber ſeyd die kaͤlber/ Malach. IV. und
„ſchaafe meiner weyde/ Pſalm LXXIX.
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„ihr nicht verſtehen/ Pſalm IV. 51. Eccl.
„XXXV. Rom. XII.
Jch habe euch nicht
„befohlen das brod mit einander zu brechen/
„wie zanckende hunde. Meinen geliebten
„Sohn ſtellte ich euch fuͤr zu einem rechten
„brodt/ Joh. VI. daß ihr in ihm auch ein ſolch
„brod werden ſoltet/ 1. Cor. X. und wie er fuͤr
„euch gebrochen/ und ſeine ſeele aus gantzer
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„gleichen hab ich euch nicht heiſſen am leibe
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„der/ nicht zur uneinigkeit/ und ſolchem
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„ſal. IV.
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Matth. XXIII. Prov. XI. Gericht/ daß
„ihr ohn alles anſehen der perſon den ſuͤnder
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„ihr eure feinde liebet/ und ihnen verzeihet
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„GOtt nicht wiedert/ ſondern ſolcher barm-
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Prov. III. 13. 23. Wiſſet ihr nicht/ daß es“
ſonſt alles ein joch der weltlichen knecht-“
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wenn ihr lang von den Elementen der welt/“
das iſt aͤuſſerlichen ordnungen redet/ koͤnt“
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Matth. XI. Luc. VII.
Der grund des Glau-“
bens ſolt zuvor recht geleget ſeyn/ ſo moͤch-“
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ſer/ Matth. VII. Er iſt zwar vor GOtt ſchon“
gelegt/ ſehet ihr nur/ daß ihr ihn mit den“
verkehrten Bau-Leuten nicht verwerffet/“
Pſalm CXIIX. und mit dem grauſamen“
drachen nicht verfolget/ Apoc. XI. ſondern“
allwo er zu ſuchen iſt/ nemlich im Tempel“
und Stuhl der Goͤttlichen Herrligkeit/“
welches iſt euer hertz und ſeele/ 1. Cor. III. 6.
2. Cor.
6.

III. Aus dem Buͤchlein von der
Liebe. p. 31. ſeqq.
Was die Liebe und deren Eigenſchaff-
ten ſeyn?

Liebe iſt eine geiſtliche krafft/ dadurch“
man vereiniget wird/ oder begehret verei-“
niget zu werden/ mit einem andern. Wo“
die Liebe vollkommen iſt/ ſo ſtehet der Lieb-“
haber nicht ab von dem Geliebten/ ſondern“
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er mag doch die Liebe nicht laſſen/ ſondern“
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[228/0524] Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft. II. Aus eben demſelben Buͤchlein p. 25. u. f. Das XI. Cap. vom Greuel und Abgoͤt- tern der Kirchen Gepraͤng/ ohne Gottes-Dienſt im Geiſt und in der Warheit. Allhier ſollen wir uns pruͤfen/ wenn wir „das reich GOttes und ſeine gerechtigkeit in „in der warheit ſuchen/ Matth. VI. feyren „muͤſſen wir in GOTT/ Jeſ. I. 66. und den „HERRN in uns wircken und regieren laſ- „ſen/ der wuͤrde uns wunderbarlich ſeine wege „lehren/ Pſalm XXVI. Wir aber ruͤhmen „uns des Glaubens/ wiſſen nicht was Glau- „be iſt: alſo ſeynd auch die wercke und aller „wandel/ nemlich nicht himmliſch nach dem „Geiſt/ ſondern irrdiſch nach dem fleiſch/ „Rom. IIX. Philipp. III. All unſer dispu- „tiren iſt von Weib und Kind/ Kleider und „Guͤter/ Eſſen und Trincken/ Holtz und „Stein/ Wachs und Oel/ Waſſer und „Wein/ Brodt und Fleiſch/ und dergleichen „aͤuſſerlichen dingen. Wie geht das zu? da „iſt unſer leben auch ſonſt nichts denn eſſen „und trincken/ und alle wolluſt und muth- „will/ und eine heydniſche weiſe/ wenn wir am „allerbeſten ſeynd. Darum ſagt der HErr „euer GOtt: Jch wil euere Feyer und Opfer „nicht haben/ nehmet euer fleiſch und brod „und alle kirchen-gepraͤng hinweg von mir/ „ich mag ſie nicht mehr anſehen/ habe einen „greuel darob/ Jeſ. I. Dan. IX. Marc. III. Ja „ich habe mit euren vaͤtern nichts davon ge- „redt/ daß ſie ſolches thun ſolten/ Jer. VII. „Jch hab euch nicht befohlen kaͤlber und „ſchaafe mir zu opfern/ daß ihr darnach frey „waͤret/ den Goͤttern zu dienen mit aller un- „gerechtigkeit und buͤberey/ 1. Reg. XV. Jhr „ſelber ſeyd die kaͤlber/ Malach. IV. und „ſchaafe meiner weyde/ Pſalm LXXIX. „euch wolt ich zum opffer haben/ das wolt „ihr nicht verſtehen/ Pſalm IV. 51. Eccl. „XXXV. Rom. XII. Jch habe euch nicht „befohlen das brod mit einander zu brechen/ „wie zanckende hunde. Meinen geliebten „Sohn ſtellte ich euch fuͤr zu einem rechten „brodt/ Joh. VI. daß ihr in ihm auch ein ſolch „brod werden ſoltet/ 1. Cor. X. und wie er fuͤr „euch gebrochen/ und ſeine ſeele aus gantzer „liebe fuͤr euch geſetzet war/ daß ihrs auch „alſo thaͤtet fuͤr einander/ Joh. XV. Deß- „gleichen hab ich euch nicht heiſſen am leibe „waſchen/ daß die ſeel im koth bleibe/ oder „wie eine geſchwem̃te ſau ſich wieder in der „pfuͤtzen umbweltzen/ 2. Petr. II. Zur Hei- „ligung hat uns der HERR beruffen/ bruͤ- „der/ nicht zur uneinigkeit/ und ſolchem „affenſpiel ohn alle furcht GOttes/ 1. Theſ- „ſal. IV. Wolt ihr muͤntze/ anis und kuͤm- „mel verzehenden/ ſo ſolt ihr jenes nicht ver- „ſaͤumen/ das GOTT zuvor befohlen hat/ „Gericht/ Barmhertzigkeit und Glauben/ „Matth. XXIII. Prov. XI. Gericht/ daß „ihr ohn alles anſehen der perſon den ſuͤnder „ſtraffet/ Ex. XXIII. Barmhertzigkeit/ daß „ihr eure feinde liebet/ und ihnen verzeihet „ihre fehle/ ſo viel an euch iſt/ Matth. XIIX. „Glauben/ daß ihr euch ſolches gerichts fuͤr „GOtt nicht wiedert/ ſondern ſolcher barm- hertzigkeit euch gewiß bey ihm verſtehet/“ Prov. III. 13. 23. Wiſſet ihr nicht/ daß es“ ſonſt alles ein joch der weltlichen knecht-“ ſchafft iſt? Gal. V. Daher komt auch das/“ wenn ihr lang von den Elementen der welt/“ das iſt aͤuſſerlichen ordnungen redet/ koͤnt“ ihr dennoch nichts endliches beſchlieſſen;“ und was ihr ſchon beſchlieſſet/ iſt unbeſtaͤn-“ dig/ wie ein rohr am winde/ 3. Reg. XIV.“ Matth. XI. Luc. VII. Der grund des Glau-“ bens ſolt zuvor recht geleget ſeyn/ ſo moͤch-“ ten alle gebaͤu beſtehen vor wind und waſ-“ ſer/ Matth. VII. Er iſt zwar vor GOtt ſchon“ gelegt/ ſehet ihr nur/ daß ihr ihn mit den“ verkehrten Bau-Leuten nicht verwerffet/“ Pſalm CXIIX. und mit dem grauſamen“ drachen nicht verfolget/ Apoc. XI. ſondern“ allwo er zu ſuchen iſt/ nemlich im Tempel“ und Stuhl der Goͤttlichen Herrligkeit/“ welches iſt euer hertz und ſeele/ 1. Cor. III. 6. 2. Cor. 6. III. Aus dem Buͤchlein von der Liebe. p. 31. ſeqq. Was die Liebe und deren Eigenſchaff- ten ſeyn? Liebe iſt eine geiſtliche krafft/ dadurch“ man vereiniget wird/ oder begehret verei-“ niget zu werden/ mit einem andern. Wo“ die Liebe vollkommen iſt/ ſo ſtehet der Lieb-“ haber nicht ab von dem Geliebten/ ſondern“ vergiſſet ſein ſelbſt/ als ob er nicht mehr waͤ-“ re/ und gilt ihm aller ſchaden nichts/ den er“ um des Geliebten willen leiden ſol. Ja/“ der Liebhaber iſt nicht zu frieden/ was er“ anfaͤhet/ biß er die Liebe auffs allerhoͤchſte“ beweiſe in allen gefaͤhrligkeiten/ und wo es“ muͤglich waͤre (als es moͤglich iſt) daß es“ dem Geliebten zu gut geſchehen moͤchte/ ſo“ gebe ſich der Liebhaber fuͤr das Geliebte/“ willig und froͤlich in den tod. Ja ſo fre-“ ventlich iſt der Liebhaber/ (alſo zu reden) daß“ er dem Geliebten zu gefallen ſterben wolte/“ wo er ſchon wuͤſte/ daß ihm ſonſt kein gu-“ tes daraus entſtehen ſolte. Und je minder“ das Geliebte des Liebhabers Liebe erkennet/“ ſo viel weher geſchicht dem Liebhaber/ und“ er mag doch die Liebe nicht laſſen/ ſondern“ muß ſie auff das hoͤchſte beweiſen/ ob es“ ſchon niemand nimmermehr erkennete. J-“ tem/ wo die Liebe lauter iſt/ und keine perſon“ anſiehet/ ſtrecket ſie ſich aus/ und begehret“ ſich (ſo fern es ohne ſpaltung beſchehen mag)“ mit jedermann zu vereinigen/ dann ſie mag“ von allen Geliebten nimmer gnug geſaͤttiget“ werden: Doch wo ihr ſchon alle Geliebte“ gantz und gar entgingen/ daß ſie ſich nicht“ moͤchte mit ihnen ergoͤtzen/ ſo iſt ſie doch an“ ihr ſelbſt ſo grundloß von reichthum/ daran ſie“ ewiglich gnug gehabt hat/ und noch gnug“ hat/ und biß in ewigkeit gnug haben wird;“ darum ſie ſich aller dinge gern verzeihet/ wie“ lieb ſie ihr ſeyn moͤgen/ allein der Liebe nicht;“ Ja/ wo es muͤglich waͤre/ verziehe ſie ſich auch“ der Liebe um der Liebe willen/ und wolte ſelbſt“ gern zu nichte werden/ und nichts ſeyn/ daß“ ihre Geliebten das wuͤrden/ das ſie iſt. Alſo“ fern haſſet ſich die Liebe ſelbſt; dann ſie begeh-“ ret bloß andern nutz und gut zu ſeyn/ nicht“ ihr

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/524>, abgerufen am 20.11.2024.