Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Th. IV. Sect. I. Num. IV. Verhalten der Theologen im krieg.
[Spaltenumbruch]
19. Ob ein Official oder Sendpfaff zu ih-
nen käme/ daß sie ihn wollen mit hunden aushe-
tzen/ und die kinder lassen mit koth bewerffen.
20. Daß sie allen Pedellen die citation oder
bann-briefe zu ihnen bringen/ zum ersten die oh-
ren abschneiden/ darnach ob sie wieder kämen/
die augen ausstechen wollen.
21. Daß sie keinen Pfarrer bey ihnen leiden
wollen/ er sey denn gnugsam das Evangelium
und Christlich gesetz zu predigen/ und darneben
eines ehrbaren frommen lebens.
22. Hinfort nicht mehr zu gestatten/ daß ei-
ner eine Pfarr habe/ und die nicht selbst versorge.
23. Kein bildnis fortan mehr/ sie seyn von
stein/ holtz/ gold/ silber oder wie sie gemacht/
sondern allein GOtt im geist anzubeten und ihm
zu dienen.
24. Keinen tag mehr/ denn den einigen
sonntag zu feyren/ und sich in dem nichts an der
Pfaffen gebot zu kehren.
25. Kein brod/ wein/ saltz/ wasser/ kraut/
wachs oder anders hinfort zu weihen lassen/ son-
dern alles/ das sie mit dancksagung geniessen/
für geweihet/ und gesegnet zu halten.
26. Daß sie den Stationirern/ wo sie auff
der strassen ankommen/ ihre pferde nehmen/ die
säckel räumen/ sie mit truckenen schlägen/ wie
viel sie pfund haben/ wolüberschlagen/ darnach
mit dem heiligthum fahren lassen wollen.
27. Ob ihrer einer einem geitzigen ungeistli-
chen Pfaffen etwas nehmen/ oder entfremden
möchte/ das wollen sie so sünde achten/ als hät-
ten sie auff einen würffel getreten.
28. Schweren sie eine feindschafft allen D.
Luthers feinden und abgönnern.
29. Der heimlichen beichte halber/ Doctor
Luthern und andere der sach verständige und
unpartheyische anzusuchen/ und ihres Raths
darinnen zu pflegen/ unangesehen/ wie es die
geitzigen Pfaffen bißher gehalten.
30. Daß sie in allen obgeschriebenen artickeln
ihr leib und gut zusammen setzen wollen. Und
ruffen GOtt zum zeugen/ daß sie nicht ihre eige-
ne sache hierinne/ sondern die Göttliche wahr-
heit/ Christen-glauben/ und des gemeinen va-
terlandes wolfahrt bewegt. Und was sie thun/
geschicht in einer Christlichen/ ehrbaren/ guten
meinung.
NUM. IV.
Verhalten der Theologen im krieg.

Was von dem verhalten derer Theologen
bey denen kriegen im 16. und 17. seculo gedacht
worden/ wird so wol durch mehrere zeugnisse
und klagen/ als durch offenbare exempel hin und
wieder bestätiget. Unter andern finde ich noch
in Mathiae Flacii antwort auff etliche be-
schuldigungen D. Majors und D. Pom-
mers p. C. 3. Diese folgende klage/ wie sich D.
Bugenhagen der Wittenbergische Superinten-
dens bey dem krieg Churfürst Moritzens wider
Magdeburg auffgeführet habe/ welches die in
der historie angeführte nachricht von der Tor-
gauischen predigt confirmiren kan.

"Pommer hat vor etlichen monden in einer
"predigt gesagt/ die schantz-gräber/ die vor
"Magdeburg beschädiget worden/ sterben wie
"Christen/ denn sie seynd ihrer Oberkeit gehor-
"sam gewesen. Jst das wahr? warum rieth
"er denn vor fünff jahren den Böhmen und
"Schlesiern in einer öffentlichen schrifft/ daß
[Spaltenumbruch] sie ihrem König/ da er sie wider den Churfür-"
sten auffforderte/ nicht gehorchen solten?"
Denn eins muß wahr seyn/ er muß bekennen"
daß er entweder zur selben zeit ein auffrührer"
gewesen sey/ weil er Christlichen gehorsam ge-"
gen die Oberkeit wiederrathen hat/ oder daß"
er jetzt ein verfolger sey/ weil er den unchristli-"
chen gehorsam in verfolgung dieser kirche lobet."
Denn dieser krieg und jener sind ja ein ding/"
es sey denn/ daß gleich wie der beerwolff und"
seine wölffe in gute hirten/ also auch GOtt"
und die gantze natur zugleich mit den Adiapho-"
risten in so kurtzer zeit verwandelt seyn."

Jngleichen gehöret hieher/ so viel D. Bugen-
hagens conduite betrifft/ was Nicolaus von
Amsdorff von demselben schreibet in der ant-
wort auff D. Pommers scheltwort/ gleich
nach dem titel: D. Martinus Luther heiliger"
gedächtniß hat offt vor vielen andern glaub-"
würdigen und auch vor D. Augustin Schurff"
gesagt diese worte: Nach meinem tod wird"
keiner von diesen Theologen beständig blei-"
ben. Solches hat D. Augustinus Schurff D."
Pommern erinnert/ da Wittenberg auffgege-"
ben/ und ihn vermahnet/ daß er beständig blei-"
ben und gedencken wolt/ was D. Luther ge-"
sagt hätte. Aber D. Pommer ist in unwillen"
und zornig von ihm weggelauffen."

Jn welcher schriffter ferner über die blutdür-
stigkeit der Wittebergischen Theologen klaget/
die sie bey den Magdeburgischen händeln wider
ihre eigene glaubensgenossen erwiesen/ ob wol
Amsdorff nicht weniger seinen sinn dabey an
tag legt/ daß beyde theile nichts weniger als das
wahre friedfertige Evangelium gehabt. Die
worte sind folgende: Auch lästert ihr zu Wit-"
tenberg die von Magdeburg/ und sagt mit hö-"
nischem lächerlichem angesicht: (mich deucht/"
wie ichs sehe) Magdeburgenses praedando"
volunt defendere Evangelium; daran thut"
man ihnen gewalt und unrecht/ denn sie wissen"
wol/ und sind es durchs Evangelium gnug-"
sam bericht/ daß sie das Evangelium nicht ver-"
theidigen können noch sollen. Aber ich hoffe"
auch/ sie werdens um der Märcker und Meis-"
ner willen nicht verleugnen; darum rauben"
sie nicht ums Evangelii willen/ sondern sie zie-"
hen aus um ihrer güter willen/ die ihren witt-"
wen/ waisen und bürgern von Märckern ge-"
nommen und geraubet worden/ daran die"
Theologen zu Wittenberg freud und lust ha-"
ben. Und wiewol die zu Magdeburg um frie-"
de flehen und bitten/ so will man ihnen doch"
keinen frieden geben/ sie wolten denn das"
Evangelium verleugnen/ und leibeigen wer-"
den; wie das die unterhändler wol wissen/"
und die vorgeschlagene unchristliche unmög-"
liche artickel wol ausweisen/ davon sie freylich"
nichts wissen/ und doch gleichwol die unschul-"
digen lästern und schänden. Die Märcker rau-"
ben und nehmen auf sie/ würgen und morden sie/"
und wenn sie nach fehdes-recht ausziehen/"
und des ihren an den Wittenbergern sich"
wieder erholen wollen/ so sagen die zu Wit-"
tenberg hönisch und lächerlich: Magdebur-"
genses praedando volunt Evangelium defen-"
dere. O suavem vocem, sed haec sunt forsan"
opera charitatis & Spiritus S. Die Mär-"
cker haben einen Tuchscherer zu Magdeburg/"
einen frommen und unschuldigen mann/ der"

sein
Th. IV. Sect. I. Num. IV. Verhalten der Theologen im krieg.
[Spaltenumbruch]
19. Ob ein Official oder Sendpfaff zu ih-
nen kaͤme/ daß ſie ihn wollen mit hunden aushe-
tzen/ und die kinder laſſen mit koth bewerffen.
20. Daß ſie allen Pedellen die citation oder
bann-briefe zu ihnen bringen/ zum erſten die oh-
ren abſchneiden/ darnach ob ſie wieder kaͤmen/
die augen ausſtechen wollen.
21. Daß ſie keinen Pfarrer bey ihnen leiden
wollen/ er ſey denn gnugſam das Evangelium
und Chriſtlich geſetz zu predigen/ und darneben
eines ehrbaren frommen lebens.
22. Hinfort nicht mehr zu geſtatten/ daß ei-
ner eine Pfarr habe/ und die nicht ſelbſt verſorge.
23. Kein bildnis fortan mehr/ ſie ſeyn von
ſtein/ holtz/ gold/ ſilber oder wie ſie gemacht/
ſondern allein GOtt im geiſt anzubeten und ihm
zu dienen.
24. Keinen tag mehr/ denn den einigen
ſonntag zu feyren/ und ſich in dem nichts an der
Pfaffen gebot zu kehren.
25. Kein brod/ wein/ ſaltz/ waſſer/ kraut/
wachs oder anders hinfort zu weihen laſſen/ ſon-
dern alles/ das ſie mit danckſagung genieſſen/
fuͤr geweihet/ und geſegnet zu halten.
26. Daß ſie den Stationirern/ wo ſie auff
der ſtraſſen ankommen/ ihre pferde nehmen/ die
ſaͤckel raͤumen/ ſie mit truckenen ſchlaͤgen/ wie
viel ſie pfund haben/ woluͤberſchlagen/ darnach
mit dem heiligthum fahren laſſen wollen.
27. Ob ihrer einer einem geitzigen ungeiſtli-
chen Pfaffen etwas nehmen/ oder entfremden
moͤchte/ das wollen ſie ſo ſuͤnde achten/ als haͤt-
ten ſie auff einen wuͤrffel getreten.
28. Schweren ſie eine feindſchafft allen D.
Luthers feinden und abgoͤnnern.
29. Der heimlichen beichte halber/ Doctor
Luthern und andere der ſach verſtaͤndige und
unpartheyiſche anzuſuchen/ und ihres Raths
darinnen zu pflegen/ unangeſehen/ wie es die
geitzigen Pfaffen bißher gehalten.
30. Daß ſie in allen obgeſchriebenen artickeln
ihr leib und gut zuſammen ſetzen wollen. Und
ruffen GOtt zum zeugen/ daß ſie nicht ihre eige-
ne ſache hierinne/ ſondern die Goͤttliche wahr-
heit/ Chriſten-glauben/ und des gemeinen va-
terlandes wolfahrt bewegt. Und was ſie thun/
geſchicht in einer Chriſtlichen/ ehrbaren/ guten
meinung.
NUM. IV.
Verhalten der Theologen im krieg.

Was von dem verhalten derer Theologen
bey denen kriegen im 16. und 17. ſeculo gedacht
worden/ wird ſo wol durch mehrere zeugniſſe
und klagen/ als durch offenbare exempel hin und
wieder beſtaͤtiget. Unter andern finde ich noch
in Mathiæ Flacii antwort auff etliche be-
ſchuldigungen D. Majors und D. Pom-
mers p. C. 3. Dieſe folgende klage/ wie ſich D.
Bugenhagen der Wittenbergiſche Superinten-
dens bey dem krieg Churfuͤrſt Moritzens wider
Magdeburg auffgefuͤhret habe/ welches die in
der hiſtorie angefuͤhrte nachricht von der Tor-
gauiſchen predigt confirmiren kan.

„Pommer hat vor etlichen monden in einer
„predigt geſagt/ die ſchantz-graͤber/ die vor
„Magdeburg beſchaͤdiget worden/ ſterben wie
„Chriſten/ denn ſie ſeynd ihrer Oberkeit gehor-
„ſam geweſen. Jſt das wahr? warum rieth
„er denn vor fuͤnff jahren den Boͤhmen und
„Schleſiern in einer oͤffentlichen ſchrifft/ daß
[Spaltenumbruch] ſie ihrem Koͤnig/ da er ſie wider den Churfuͤr-“
ſten auffforderte/ nicht gehorchen ſolten?“
Denn eins muß wahr ſeyn/ er muß bekennen“
daß er entweder zur ſelben zeit ein auffruͤhrer“
geweſen ſey/ weil er Chriſtlichen gehorſam ge-“
gen die Oberkeit wiederrathen hat/ oder daß“
er jetzt ein verfolger ſey/ weil er den unchriſtli-“
chen gehorſam in veꝛfolgung dieſer kirche lobet.“
Denn dieſer krieg und jener ſind ja ein ding/“
es ſey denn/ daß gleich wie der beerwolff und“
ſeine woͤlffe in gute hirten/ alſo auch GOtt“
und die gantze natur zugleich mit den Adiapho-“
riſten in ſo kurtzer zeit verwandelt ſeyn.„

Jngleichen gehoͤret hieher/ ſo viel D. Bugen-
hagens conduite betrifft/ was Nicolaus von
Amsdorff von demſelben ſchreibet in der ant-
wort auff D. Pommers ſcheltwort/ gleich
nach dem titel: D. Martinus Luther heiliger“
gedaͤchtniß hat offt vor vielen andern glaub-“
wuͤrdigen und auch vor D. Auguſtin Schurff“
geſagt dieſe worte: Nach meinem tod wird“
keiner von dieſen Theologen beſtaͤndig blei-“
ben. Solches hat D. Auguſtinus Schurff D.“
Pommern erinnert/ da Wittenberg auffgege-“
ben/ und ihn vermahnet/ daß er beſtaͤndig blei-“
ben und gedencken wolt/ was D. Luther ge-“
ſagt haͤtte. Aber D. Pommer iſt in unwillen“
und zornig von ihm weggelauffen.„

Jn welcher ſchriffter ferner uͤber die blutduͤr-
ſtigkeit der Wittebergiſchen Theologen klaget/
die ſie bey den Magdeburgiſchen haͤndeln wider
ihre eigene glaubensgenoſſen erwieſen/ ob wol
Amsdorff nicht weniger ſeinen ſinn dabey an
tag legt/ daß beyde theile nichts weniger als das
wahre friedfertige Evangelium gehabt. Die
worte ſind folgende: Auch laͤſtert ihr zu Wit-“
tenberg die von Magdeburg/ und ſagt mit hoͤ-“
niſchem laͤcherlichem angeſicht: (mich deucht/“
wie ichs ſehe) Magdeburgenſes prædando“
volunt defendere Evangelium; daran thut“
man ihnen gewalt und unrecht/ denn ſie wiſſen“
wol/ und ſind es durchs Evangelium gnug-“
ſam bericht/ daß ſie das Evangelium nicht ver-“
theidigen koͤnnen noch ſollen. Aber ich hoffe“
auch/ ſie werdens um der Maͤrcker und Meiſ-“
ner willen nicht verleugnen; darum rauben“
ſie nicht ums Evangelii willen/ ſondern ſie zie-“
hen aus um ihrer guͤter willen/ die ihren witt-“
wen/ waiſen und buͤrgern von Maͤrckern ge-“
nommen und geraubet worden/ daran die“
Theologen zu Wittenberg freud und luſt ha-“
ben. Und wiewol die zu Magdeburg um frie-“
de flehen und bitten/ ſo will man ihnen doch“
keinen frieden geben/ ſie wolten denn das“
Evangelium verleugnen/ und leibeigen wer-“
den; wie das die unterhaͤndler wol wiſſen/“
und die vorgeſchlagene unchriſtliche unmoͤg-“
liche artickel wol ausweiſen/ davon ſie freylich“
nichts wiſſen/ und doch gleichwol die unſchul-“
digen laͤſtern und ſchaͤnden. Die Maͤrcker rau-“
ben und nehmen auf ſie/ wuͤrgen uñ morden ſie/“
und wenn ſie nach fehdes-recht ausziehen/“
und des ihren an den Wittenbergern ſich“
wieder erholen wollen/ ſo ſagen die zu Wit-“
tenberg hoͤniſch und laͤcherlich: Magdebur-“
genſes prædando volunt Evangelium defen-“
dere. O ſuavem vocem, ſed hæc ſunt forſan“
opera charitatis & Spiritus S. Die Maͤr-“
cker haben einen Tuchſcherer zu Magdeburg/“
einen frommen und unſchuldigen mann/ der“

ſein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0394" n="98"/>
            <fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. I. Num. IV.</hi> Verhalten der <hi rendition="#aq">Theolog</hi>en im krieg.</fw><lb/>
            <cb/>
            <list>
              <item>19. Ob ein <hi rendition="#aq">Official</hi> oder Sendpfaff zu ih-<lb/>
nen ka&#x0364;me/ daß &#x017F;ie ihn wollen mit hunden aushe-<lb/>
tzen/ und die kinder la&#x017F;&#x017F;en mit koth bewerffen.</item><lb/>
              <item>20. Daß &#x017F;ie allen Pedellen die <hi rendition="#aq">citation</hi> oder<lb/>
bann-briefe zu ihnen bringen/ zum er&#x017F;ten die oh-<lb/>
ren ab&#x017F;chneiden/ darnach ob &#x017F;ie wieder ka&#x0364;men/<lb/>
die augen aus&#x017F;techen wollen.</item><lb/>
              <item>21. Daß &#x017F;ie keinen Pfarrer bey ihnen leiden<lb/>
wollen/ er &#x017F;ey denn gnug&#x017F;am das Evangelium<lb/>
und Chri&#x017F;tlich ge&#x017F;etz zu predigen/ und darneben<lb/>
eines ehrbaren frommen lebens.</item><lb/>
              <item>22. Hinfort nicht mehr zu ge&#x017F;tatten/ daß ei-<lb/>
ner eine Pfarr habe/ und die nicht &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;orge.</item><lb/>
              <item>23. Kein bildnis fortan mehr/ &#x017F;ie &#x017F;eyn von<lb/>
&#x017F;tein/ holtz/ gold/ &#x017F;ilber oder wie &#x017F;ie gemacht/<lb/>
&#x017F;ondern allein GOtt im gei&#x017F;t anzubeten und ihm<lb/>
zu dienen.</item><lb/>
              <item>24. Keinen tag mehr/ denn den einigen<lb/>
&#x017F;onntag zu feyren/ und &#x017F;ich in dem nichts an der<lb/>
Pfaffen gebot zu kehren.</item><lb/>
              <item>25. Kein brod/ wein/ &#x017F;altz/ wa&#x017F;&#x017F;er/ kraut/<lb/>
wachs oder anders hinfort zu weihen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;on-<lb/>
dern alles/ das &#x017F;ie mit danck&#x017F;agung genie&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
fu&#x0364;r geweihet/ und ge&#x017F;egnet zu halten.</item><lb/>
              <item>26. Daß &#x017F;ie den <hi rendition="#aq">Stationire</hi>rn/ wo &#x017F;ie auff<lb/>
der &#x017F;tra&#x017F;&#x017F;en ankommen/ ihre pferde nehmen/ die<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ckel ra&#x0364;umen/ &#x017F;ie mit truckenen &#x017F;chla&#x0364;gen/ wie<lb/>
viel &#x017F;ie pfund haben/ wolu&#x0364;ber&#x017F;chlagen/ darnach<lb/>
mit dem heiligthum fahren la&#x017F;&#x017F;en wollen.</item><lb/>
              <item>27. Ob ihrer einer einem geitzigen ungei&#x017F;tli-<lb/>
chen Pfaffen etwas nehmen/ oder entfremden<lb/>
mo&#x0364;chte/ das wollen &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;u&#x0364;nde achten/ als ha&#x0364;t-<lb/>
ten &#x017F;ie auff einen wu&#x0364;rffel getreten.</item><lb/>
              <item>28. Schweren &#x017F;ie eine feind&#x017F;chafft allen <hi rendition="#aq">D.</hi><lb/>
Luthers feinden und abgo&#x0364;nnern.</item><lb/>
              <item>29. Der heimlichen beichte halber/ <hi rendition="#aq">Doctor</hi><lb/>
Luthern und andere der &#x017F;ach ver&#x017F;ta&#x0364;ndige und<lb/>
unpartheyi&#x017F;che anzu&#x017F;uchen/ und ihres Raths<lb/>
darinnen zu pflegen/ unange&#x017F;ehen/ wie es die<lb/>
geitzigen Pfaffen bißher gehalten.</item><lb/>
              <item>30. Daß &#x017F;ie in allen obge&#x017F;chriebenen artickeln<lb/>
ihr leib und gut zu&#x017F;ammen &#x017F;etzen wollen. Und<lb/>
ruffen GOtt zum zeugen/ daß &#x017F;ie nicht ihre eige-<lb/>
ne &#x017F;ache hierinne/ &#x017F;ondern die Go&#x0364;ttliche wahr-<lb/>
heit/ Chri&#x017F;ten-glauben/ und des gemeinen va-<lb/>
terlandes wolfahrt bewegt. Und was &#x017F;ie thun/<lb/>
ge&#x017F;chicht in einer Chri&#x017F;tlichen/ ehrbaren/ guten<lb/>
meinung.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">NUM. IV</hi>.</hi><lb/>
Verhalten der <hi rendition="#aq">Theolog</hi>en im krieg.</head><lb/>
            <p>Was von dem verhalten derer <hi rendition="#aq">Theolog</hi>en<lb/>
bey denen kriegen im 16. und 17. <hi rendition="#aq">&#x017F;eculo</hi> gedacht<lb/>
worden/ wird &#x017F;o wol durch mehrere zeugni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
und klagen/ als durch offenbare exempel hin und<lb/>
wieder be&#x017F;ta&#x0364;tiget. Unter andern finde ich noch<lb/>
in <hi rendition="#aq">Mathiæ Flacii</hi> <hi rendition="#fr">antwort auff etliche be-<lb/>
&#x017F;chuldigungen</hi> <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#fr">Majors und</hi> <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#fr">Pom-<lb/>
mers</hi> <hi rendition="#aq">p.</hi> C. 3. Die&#x017F;e folgende klage/ wie &#x017F;ich <hi rendition="#aq">D.</hi><lb/>
Bugenhagen der Wittenbergi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Superinten-<lb/>
dens</hi> bey dem krieg Churfu&#x0364;r&#x017F;t Moritzens wider<lb/>
Magdeburg auffgefu&#x0364;hret habe/ welches die in<lb/>
der hi&#x017F;torie angefu&#x0364;hrte nachricht von der Tor-<lb/>
gaui&#x017F;chen predigt <hi rendition="#aq">confirmiren</hi> kan.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Pommer hat vor etlichen monden in einer<lb/>
&#x201E;predigt ge&#x017F;agt/ die &#x017F;chantz-gra&#x0364;ber/ die vor<lb/>
&#x201E;Magdeburg be&#x017F;cha&#x0364;diget worden/ &#x017F;terben wie<lb/>
&#x201E;Chri&#x017F;ten/ denn &#x017F;ie &#x017F;eynd ihrer Oberkeit gehor-<lb/>
&#x201E;&#x017F;am gewe&#x017F;en. J&#x017F;t das wahr? warum rieth<lb/>
&#x201E;er denn vor fu&#x0364;nff jahren den Bo&#x0364;hmen und<lb/>
&#x201E;Schle&#x017F;iern in einer o&#x0364;ffentlichen &#x017F;chrifft/ daß<lb/><cb/>
&#x017F;ie ihrem Ko&#x0364;nig/ da er &#x017F;ie wider den Churfu&#x0364;r-&#x201C;<lb/>
&#x017F;ten auffforderte/ nicht gehorchen &#x017F;olten?&#x201C;<lb/>
Denn eins muß wahr &#x017F;eyn/ er muß bekennen&#x201C;<lb/>
daß er entweder zur &#x017F;elben zeit ein auffru&#x0364;hrer&#x201C;<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;ey/ weil er Chri&#x017F;tlichen gehor&#x017F;am ge-&#x201C;<lb/>
gen die Oberkeit wiederrathen hat/ oder daß&#x201C;<lb/>
er jetzt ein verfolger &#x017F;ey/ weil er den unchri&#x017F;tli-&#x201C;<lb/>
chen gehor&#x017F;am in ve&#xA75B;folgung die&#x017F;er kirche lobet.&#x201C;<lb/>
Denn die&#x017F;er krieg und jener &#x017F;ind ja ein ding/&#x201C;<lb/>
es &#x017F;ey denn/ daß gleich wie der beerwolff und&#x201C;<lb/>
&#x017F;eine wo&#x0364;lffe in gute hirten/ al&#x017F;o auch GOtt&#x201C;<lb/>
und die gantze natur zugleich mit den <hi rendition="#aq">Adiapho-&#x201C;<lb/>
ri&#x017F;t</hi>en in &#x017F;o kurtzer zeit verwandelt &#x017F;eyn.&#x201E;</p><lb/>
            <p>Jngleichen geho&#x0364;ret hieher/ &#x017F;o viel <hi rendition="#aq">D.</hi> Bugen-<lb/>
hagens <hi rendition="#aq">conduite</hi> betrifft/ was <hi rendition="#aq">Nicolaus</hi> von<lb/>
Amsdorff von dem&#x017F;elben &#x017F;chreibet in der <hi rendition="#fr">ant-<lb/>
wort auff</hi> <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#fr">Pommers &#x017F;cheltwort/</hi> gleich<lb/>
nach dem titel: <hi rendition="#aq">D. Martinus</hi> Luther heiliger&#x201C;<lb/>
geda&#x0364;chtniß hat offt vor vielen andern glaub-&#x201C;<lb/>
wu&#x0364;rdigen und auch vor <hi rendition="#aq">D. Augu&#x017F;tin</hi> Schurff&#x201C;<lb/>
ge&#x017F;agt die&#x017F;e worte: Nach meinem tod wird&#x201C;<lb/>
keiner von die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Theolog</hi>en be&#x017F;ta&#x0364;ndig blei-&#x201C;<lb/>
ben. Solches hat <hi rendition="#aq">D. Augu&#x017F;tinus</hi> Schurff <hi rendition="#aq">D.</hi>&#x201C;<lb/>
Pommern erinnert/ da Wittenberg auffgege-&#x201C;<lb/>
ben/ und ihn vermahnet/ daß er be&#x017F;ta&#x0364;ndig blei-&#x201C;<lb/>
ben und gedencken wolt/ was <hi rendition="#aq">D.</hi> Luther ge-&#x201C;<lb/>
&#x017F;agt ha&#x0364;tte. Aber <hi rendition="#aq">D.</hi> Pommer i&#x017F;t in unwillen&#x201C;<lb/>
und zornig von ihm weggelauffen.&#x201E;</p><lb/>
            <p>Jn welcher &#x017F;chriffter ferner u&#x0364;ber die blutdu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tigkeit der Wittebergi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Theolog</hi>en klaget/<lb/>
die &#x017F;ie bey den Magdeburgi&#x017F;chen ha&#x0364;ndeln wider<lb/>
ihre eigene glaubensgeno&#x017F;&#x017F;en erwie&#x017F;en/ ob wol<lb/>
Amsdorff nicht weniger &#x017F;einen &#x017F;inn dabey an<lb/>
tag legt/ daß beyde theile nichts weniger als das<lb/>
wahre friedfertige Evangelium gehabt. Die<lb/>
worte &#x017F;ind folgende: Auch la&#x0364;&#x017F;tert ihr zu Wit-&#x201C;<lb/>
tenberg die von Magdeburg/ und &#x017F;agt mit ho&#x0364;-&#x201C;<lb/>
ni&#x017F;chem la&#x0364;cherlichem ange&#x017F;icht: (mich deucht/&#x201C;<lb/>
wie ichs &#x017F;ehe) <hi rendition="#aq">Magdeburgen&#x017F;es prædando&#x201C;<lb/>
volunt defendere Evangelium;</hi> daran thut&#x201C;<lb/>
man ihnen gewalt und unrecht/ denn &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en&#x201C;<lb/>
wol/ und &#x017F;ind es durchs Evangelium gnug-&#x201C;<lb/>
&#x017F;am bericht/ daß &#x017F;ie das Evangelium nicht ver-&#x201C;<lb/>
theidigen ko&#x0364;nnen noch &#x017F;ollen. Aber ich hoffe&#x201C;<lb/>
auch/ &#x017F;ie werdens um der Ma&#x0364;rcker und Mei&#x017F;-&#x201C;<lb/>
ner willen nicht verleugnen; darum rauben&#x201C;<lb/>
&#x017F;ie nicht ums Evangelii willen/ &#x017F;ondern &#x017F;ie zie-&#x201C;<lb/>
hen aus um ihrer gu&#x0364;ter willen/ die ihren witt-&#x201C;<lb/>
wen/ wai&#x017F;en und bu&#x0364;rgern von Ma&#x0364;rckern ge-&#x201C;<lb/>
nommen und geraubet worden/ daran die&#x201C;<lb/><hi rendition="#aq">Theolog</hi>en zu Wittenberg freud und lu&#x017F;t ha-&#x201C;<lb/>
ben. Und wiewol die zu Magdeburg um frie-&#x201C;<lb/>
de flehen und bitten/ &#x017F;o will man ihnen doch&#x201C;<lb/>
keinen frieden geben/ &#x017F;ie wolten denn das&#x201C;<lb/>
Evangelium verleugnen/ und leibeigen wer-&#x201C;<lb/>
den; wie das die unterha&#x0364;ndler wol wi&#x017F;&#x017F;en/&#x201C;<lb/>
und die vorge&#x017F;chlagene unchri&#x017F;tliche unmo&#x0364;g-&#x201C;<lb/>
liche artickel wol auswei&#x017F;en/ davon &#x017F;ie freylich&#x201C;<lb/>
nichts wi&#x017F;&#x017F;en/ und doch gleichwol die un&#x017F;chul-&#x201C;<lb/>
digen la&#x0364;&#x017F;tern und &#x017F;cha&#x0364;nden. Die Ma&#x0364;rcker rau-&#x201C;<lb/>
ben und nehmen auf &#x017F;ie/ wu&#x0364;rgen un&#x0303; morden &#x017F;ie/&#x201C;<lb/>
und wenn &#x017F;ie nach fehdes-recht ausziehen/&#x201C;<lb/>
und des ihren an den Wittenbergern &#x017F;ich&#x201C;<lb/>
wieder erholen wollen/ &#x017F;o &#x017F;agen die zu Wit-&#x201C;<lb/>
tenberg ho&#x0364;ni&#x017F;ch und la&#x0364;cherlich: <hi rendition="#aq">Magdebur-&#x201C;<lb/>
gen&#x017F;es prædando volunt Evangelium defen-&#x201C;<lb/>
dere. O &#x017F;uavem vocem, &#x017F;ed hæc &#x017F;unt for&#x017F;an&#x201C;<lb/>
opera charitatis &amp; Spiritus S.</hi> Die Ma&#x0364;r-&#x201C;<lb/>
cker haben einen Tuch&#x017F;cherer zu Magdeburg/&#x201C;<lb/>
einen frommen und un&#x017F;chuldigen mann/ der&#x201C;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ein</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0394] Th. IV. Sect. I. Num. IV. Verhalten der Theologen im krieg. 19. Ob ein Official oder Sendpfaff zu ih- nen kaͤme/ daß ſie ihn wollen mit hunden aushe- tzen/ und die kinder laſſen mit koth bewerffen. 20. Daß ſie allen Pedellen die citation oder bann-briefe zu ihnen bringen/ zum erſten die oh- ren abſchneiden/ darnach ob ſie wieder kaͤmen/ die augen ausſtechen wollen. 21. Daß ſie keinen Pfarrer bey ihnen leiden wollen/ er ſey denn gnugſam das Evangelium und Chriſtlich geſetz zu predigen/ und darneben eines ehrbaren frommen lebens. 22. Hinfort nicht mehr zu geſtatten/ daß ei- ner eine Pfarr habe/ und die nicht ſelbſt verſorge. 23. Kein bildnis fortan mehr/ ſie ſeyn von ſtein/ holtz/ gold/ ſilber oder wie ſie gemacht/ ſondern allein GOtt im geiſt anzubeten und ihm zu dienen. 24. Keinen tag mehr/ denn den einigen ſonntag zu feyren/ und ſich in dem nichts an der Pfaffen gebot zu kehren. 25. Kein brod/ wein/ ſaltz/ waſſer/ kraut/ wachs oder anders hinfort zu weihen laſſen/ ſon- dern alles/ das ſie mit danckſagung genieſſen/ fuͤr geweihet/ und geſegnet zu halten. 26. Daß ſie den Stationirern/ wo ſie auff der ſtraſſen ankommen/ ihre pferde nehmen/ die ſaͤckel raͤumen/ ſie mit truckenen ſchlaͤgen/ wie viel ſie pfund haben/ woluͤberſchlagen/ darnach mit dem heiligthum fahren laſſen wollen. 27. Ob ihrer einer einem geitzigen ungeiſtli- chen Pfaffen etwas nehmen/ oder entfremden moͤchte/ das wollen ſie ſo ſuͤnde achten/ als haͤt- ten ſie auff einen wuͤrffel getreten. 28. Schweren ſie eine feindſchafft allen D. Luthers feinden und abgoͤnnern. 29. Der heimlichen beichte halber/ Doctor Luthern und andere der ſach verſtaͤndige und unpartheyiſche anzuſuchen/ und ihres Raths darinnen zu pflegen/ unangeſehen/ wie es die geitzigen Pfaffen bißher gehalten. 30. Daß ſie in allen obgeſchriebenen artickeln ihr leib und gut zuſammen ſetzen wollen. Und ruffen GOtt zum zeugen/ daß ſie nicht ihre eige- ne ſache hierinne/ ſondern die Goͤttliche wahr- heit/ Chriſten-glauben/ und des gemeinen va- terlandes wolfahrt bewegt. Und was ſie thun/ geſchicht in einer Chriſtlichen/ ehrbaren/ guten meinung. NUM. IV. Verhalten der Theologen im krieg. Was von dem verhalten derer Theologen bey denen kriegen im 16. und 17. ſeculo gedacht worden/ wird ſo wol durch mehrere zeugniſſe und klagen/ als durch offenbare exempel hin und wieder beſtaͤtiget. Unter andern finde ich noch in Mathiæ Flacii antwort auff etliche be- ſchuldigungen D. Majors und D. Pom- mers p. C. 3. Dieſe folgende klage/ wie ſich D. Bugenhagen der Wittenbergiſche Superinten- dens bey dem krieg Churfuͤrſt Moritzens wider Magdeburg auffgefuͤhret habe/ welches die in der hiſtorie angefuͤhrte nachricht von der Tor- gauiſchen predigt confirmiren kan. „Pommer hat vor etlichen monden in einer „predigt geſagt/ die ſchantz-graͤber/ die vor „Magdeburg beſchaͤdiget worden/ ſterben wie „Chriſten/ denn ſie ſeynd ihrer Oberkeit gehor- „ſam geweſen. Jſt das wahr? warum rieth „er denn vor fuͤnff jahren den Boͤhmen und „Schleſiern in einer oͤffentlichen ſchrifft/ daß ſie ihrem Koͤnig/ da er ſie wider den Churfuͤr-“ ſten auffforderte/ nicht gehorchen ſolten?“ Denn eins muß wahr ſeyn/ er muß bekennen“ daß er entweder zur ſelben zeit ein auffruͤhrer“ geweſen ſey/ weil er Chriſtlichen gehorſam ge-“ gen die Oberkeit wiederrathen hat/ oder daß“ er jetzt ein verfolger ſey/ weil er den unchriſtli-“ chen gehorſam in veꝛfolgung dieſer kirche lobet.“ Denn dieſer krieg und jener ſind ja ein ding/“ es ſey denn/ daß gleich wie der beerwolff und“ ſeine woͤlffe in gute hirten/ alſo auch GOtt“ und die gantze natur zugleich mit den Adiapho-“ riſten in ſo kurtzer zeit verwandelt ſeyn.„ Jngleichen gehoͤret hieher/ ſo viel D. Bugen- hagens conduite betrifft/ was Nicolaus von Amsdorff von demſelben ſchreibet in der ant- wort auff D. Pommers ſcheltwort/ gleich nach dem titel: D. Martinus Luther heiliger“ gedaͤchtniß hat offt vor vielen andern glaub-“ wuͤrdigen und auch vor D. Auguſtin Schurff“ geſagt dieſe worte: Nach meinem tod wird“ keiner von dieſen Theologen beſtaͤndig blei-“ ben. Solches hat D. Auguſtinus Schurff D.“ Pommern erinnert/ da Wittenberg auffgege-“ ben/ und ihn vermahnet/ daß er beſtaͤndig blei-“ ben und gedencken wolt/ was D. Luther ge-“ ſagt haͤtte. Aber D. Pommer iſt in unwillen“ und zornig von ihm weggelauffen.„ Jn welcher ſchriffter ferner uͤber die blutduͤr- ſtigkeit der Wittebergiſchen Theologen klaget/ die ſie bey den Magdeburgiſchen haͤndeln wider ihre eigene glaubensgenoſſen erwieſen/ ob wol Amsdorff nicht weniger ſeinen ſinn dabey an tag legt/ daß beyde theile nichts weniger als das wahre friedfertige Evangelium gehabt. Die worte ſind folgende: Auch laͤſtert ihr zu Wit-“ tenberg die von Magdeburg/ und ſagt mit hoͤ-“ niſchem laͤcherlichem angeſicht: (mich deucht/“ wie ichs ſehe) Magdeburgenſes prædando“ volunt defendere Evangelium; daran thut“ man ihnen gewalt und unrecht/ denn ſie wiſſen“ wol/ und ſind es durchs Evangelium gnug-“ ſam bericht/ daß ſie das Evangelium nicht ver-“ theidigen koͤnnen noch ſollen. Aber ich hoffe“ auch/ ſie werdens um der Maͤrcker und Meiſ-“ ner willen nicht verleugnen; darum rauben“ ſie nicht ums Evangelii willen/ ſondern ſie zie-“ hen aus um ihrer guͤter willen/ die ihren witt-“ wen/ waiſen und buͤrgern von Maͤrckern ge-“ nommen und geraubet worden/ daran die“ Theologen zu Wittenberg freud und luſt ha-“ ben. Und wiewol die zu Magdeburg um frie-“ de flehen und bitten/ ſo will man ihnen doch“ keinen frieden geben/ ſie wolten denn das“ Evangelium verleugnen/ und leibeigen wer-“ den; wie das die unterhaͤndler wol wiſſen/“ und die vorgeſchlagene unchriſtliche unmoͤg-“ liche artickel wol ausweiſen/ davon ſie freylich“ nichts wiſſen/ und doch gleichwol die unſchul-“ digen laͤſtern und ſchaͤnden. Die Maͤrcker rau-“ ben und nehmen auf ſie/ wuͤrgen uñ morden ſie/“ und wenn ſie nach fehdes-recht ausziehen/“ und des ihren an den Wittenbergern ſich“ wieder erholen wollen/ ſo ſagen die zu Wit-“ tenberg hoͤniſch und laͤcherlich: Magdebur-“ genſes prædando volunt Evangelium defen-“ dere. O ſuavem vocem, ſed hæc ſunt forſan“ opera charitatis & Spiritus S. Die Maͤr-“ cker haben einen Tuchſcherer zu Magdeburg/“ einen frommen und unſchuldigen mann/ der“ ſein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/394
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/394>, abgerufen am 20.11.2024.