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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre.
[Spaltenumbruch] IV. 20. u. f. Ebr. IV. 12. mit vielen andern Pa-
tribus,
als da er schreibet: Wenn gesagt
wird: Das fleisch gelüstet wider den
Geist/ und den Geist wider das fleisch/ so
wird zweiffels ohne die Seele in die mit-
te gesetzt/ welche entweder dem verlan-
gen des Geistes folge/ oder sich zu den
lüsten des fleisches neige.
Welches er denn
aus vielen schrifftorten beweiset/ daß der Geist
in die Engel/ ja Christus selber in eine Seele
führe und warne/ und endlich schleusst: Die-
ses gehet nicht gewaltsamlich zu/ daß
die Seele aus noth sich zu einem theil
unter beyden neigete/ sonst könte man
ihr weder lob noch schuld beymessen/ und
verdiente die erwehlung des guten kei-
nen lohn/ noch die neigung zum bösen
einige straffe; sondern sie behält in al-
lem ihren freyen willen/ daß sie sich
neige/ wohin sie will; wie geschrieben
steht: Siehe/ ich habe dir vor dein ange-
sicht geleget leben und tod/ feuer und
wasser.

5. Von den wercken derer Jüden und
Heiden
setzet er dieses Lib. II. in Rom.

Es kan seyn/ daß einige von denen/ die un-
ter dem Gesetz sind/ ob sie gleich nicht
das ewige leben haben/ weil sie glauben/
und doch nicht dem wahren einigen Gott
und seinem Sohn JESU Christo glau-
ben/ doch der ruhm ihrer wercke/ der
friede und die ehre nicht vergehen/ weil
sie aus einbildung Christo nicht glau-
ben/ doch aber gutes wircken/ gerechtig-
keit bewahren/ barmhertzigkeit lieben/
keuschheit und enthaltung/ wie auch
bescheidenheit und sanfftmuth in acht
nehmen und alle gute wercke vollbrin-
gen. Ja auch ein Grieche oder Heide/
der das Gesetz nicht hat/ sondern ihm
selbst ein Gesetz ist/ indem er das werck
des Gesetzes in seinem hertzen zeigt/ und
auf natürliche weise unbewegt ist/ wie
wir etliche unter den Heiden sehen/ wenn
er gerechtigkeit/ keuschheit/ klugheit/ mäs-
sigkeit und bescheidenheit bewahret; der-
selbe/ ob er gleich fremde von dem ewi-
gen leben zu seyn scheinet/ weil er Chri-
sto nicht glaubet/ und nicht ins Himmel-
reich eingehen könne/ weil er nicht wie-
dergebohren ist aus Wasser und Geist;
so scheinets doch aus den worten des A-
postels
(Rom. II. 7.) daß er den ruhm und
die ehre und den frieden seiner guten
wercke nicht verlieren könne.
Dieses ver-
theidiget Huetius etlicher massen aus andern
Patribus, als Augustino de Lit. & Spir. c. 27.
Fulgentio de Incarn. & Grat. Christi cap. 26.
Hieronymo Comm. in Jesai. 24, 5. & Ezech.
29. 17. & Gal. III.
2. Jndessen bekennet er ger-
ne/ daß Origenes wider die krafft der Göttli-
chen gnade zum guten allzuhart geredet ha-
be.

Es unterscheidet aber Origenes offte den na-
türlichen glauben und die tugenden von den
Göttlichen/ und erkläret jene ohne diese vor un-
tüchtig: als Tract. XXXIII. in Matth. Dem/
der da glauben hat aus sich selbst/ wird
auch die gnade des glaubeus gegeben/
welche kommt durch den geist des glau-
[Spaltenumbruch] bens/ daß er überflüßig habe: und was
einer haben wird aus der natürlichen
schöpffung/ das empfängt er auch aus
gnaden GOttes/ wenn ers übet/ daß er
überfluß habe/ und fester sey in dem/ was
er hat. -- Darum wenn wir verlangen/
daß uns eine vollkommenere krafft gege-
ben werde/ und in uns überflüßig sey/ was
unter menschen vollkommen ist/ so müs-
sen wirs durch fleiß auff alle weise erlan-
gen/ und wenn wirs erlanget ha-
ben/ müssen wir erkennen/ daß es vor
nichts gerechnet werde ohne die gnade
GOTTes und uns dahero demüthigen
unter die gewaltige hand GOttes/ und
ohne zorn und zweiffel beten/ auffheben-
de reine hände/ damit uns die vollkom-
menheitalles guten/ das in uns ist/ von
GOtt gegeben werde/ und er uns voll-
kommen und angenehm vor Gott mache/
als kinder GOttes.

Jn diesen und anderen ausdrücken entschul-
diget ihn Huetius p. 116. vornemlich damit/ weil
Rufinus seine schrifften meist verfälscht und auff
die Semipelagianische meinung gezogen habe.
führet auch darbey p. 117. etliche schöne loca
aus Origenis Griechischen Büchern an/ darin-
ne er von der gnade sehr herrlich redet. Als lib.
I. [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] c.
8. Die natur des H. Geistes/
die da heilig ist/ fasset keine befleckung/
denn sie ist wesentlich und natürlich hei-
lig. Wenn aber eine andere natur hei-
lig ist/ so hat sie es aus dieser annehmung
oder eingebung des H. Geistes/ daß sie hei-
lig werde; nicht hat sie es aus der natur/
sondern es kommt zu ihr/ deßwegen auch
dieses beygelegte wiederum wegfallen
kan.
Dergleichen auch lib. III. c. 2. it. To.
IV. in Psalm. To. XI. in Matth. p. 210.
Tract. 35. in Matth.
zu finden ist.

6. Von der vollkommenheit

Lieset man dieses lib. V. ad Rom. Wenn
die seele zu solcher vollkommenheit ge-
langet ist/ daß sie aus gantzem hertzen/
von gantzer seelen und aus gantzen kräff-
ten GOtt liebet/ und ihren nächsten als
sich selbst: Wo wird da die sünde noch
statt haben?
Und ferner schleuster aus Rom.
IIX.
Wer will uns scheiden: Hier aus ist klär-
lich zu sehen/ daß/ wenn dieses alles/ was
der Apostel erzehlet/ uns nicht scheiden
mag von der liebe GOttes/ und wenn ei-
ner zu diesem gipffel der liebe gelanget ist/
daß viel weniger der freye wille uns von
seiner liebe nicht scheiden kan.

Item. Tom. XII. in Matth. XVI. p. 286.
Man muß sagen: daß nicht allein der
Heiland kein ärgerniß nehmen kan/ son-
dern auch derjenige/ so in der liebe voll-
kommen ist. Aber so viel an dem ist/
der solche (ärgerniß) redet oder thut/
der ist auch dem ärgerlich/ der sonst nicht
würde geärgert werden.
Und p. 373. sa-
get er von den kindlein/ die JEsus gesegnet hat
Marc. XVI. 13. Es gehe eine krafft JEsu
in sie/ nach dem er ihnen die hände auff-
gelegt/ und kan kein böses mehr zu ihnen
nahen.
([fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt])

Und p. 385. Wer nun durch die reden
CHristi bewogen ist/ daß er vollkommen

werde

Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre.
[Spaltenumbruch] IV. 20. u. f. Ebr. IV. 12. mit vielen andern Pa-
tribus,
als da er ſchreibet: Wenn geſagt
wird: Das fleiſch geluͤſtet wider den
Geiſt/ und den Geiſt wider das fleiſch/ ſo
wird zweiffels ohne die Seele in die mit-
te geſetzt/ welche entweder dem verlan-
gen des Geiſtes folge/ oder ſich zu den
luͤſten des fleiſches neige.
Welches er denn
aus vielen ſchrifftorten beweiſet/ daß der Geiſt
in die Engel/ ja Chriſtus ſelber in eine Seele
fuͤhre und warne/ und endlich ſchleuſſt: Die-
ſes gehet nicht gewaltſamlich zu/ daß
die Seele aus noth ſich zu einem theil
unter beyden neigete/ ſonſt koͤnte man
ihr weder lob noch ſchuld beymeſſen/ und
verdiente die erwehlung des guten kei-
nen lohn/ noch die neigung zum boͤſen
einige ſtraffe; ſondern ſie behaͤlt in al-
lem ihren freyen willen/ daß ſie ſich
neige/ wohin ſie will; wie geſchrieben
ſteht: Siehe/ ich habe dir vor dein ange-
ſicht geleget leben und tod/ feuer und
waſſer.

5. Von den wercken derer Juͤden und
Heiden
ſetzet er dieſes Lib. II. in Rom.

Es kan ſeyn/ daß einige von denen/ die un-
ter dem Geſetz ſind/ ob ſie gleich nicht
das ewige leben haben/ weil ſie glauben/
und doch nicht dem wahren einigen Gott
und ſeinem Sohn JESU Chriſto glau-
ben/ doch der ruhm ihrer wercke/ der
friede und die ehre nicht vergehen/ weil
ſie aus einbildung Chriſto nicht glau-
ben/ doch aber gutes wircken/ gerechtig-
keit bewahren/ barmhertzigkeit lieben/
keuſchheit und enthaltung/ wie auch
beſcheidenheit und ſanfftmuth in acht
nehmen und alle gute wercke vollbrin-
gen. Ja auch ein Grieche oder Heide/
der das Geſetz nicht hat/ ſondern ihm
ſelbſt ein Geſetz iſt/ indem er das werck
des Geſetzes in ſeinem hertzen zeigt/ und
auf natuͤrliche weiſe unbewegt iſt/ wie
wir etliche unter den Heiden ſehen/ wenn
er gerechtigkeit/ keuſchheit/ klugheit/ maͤſ-
ſigkeit und beſcheidenheit bewahret; der-
ſelbe/ ob er gleich fremde von dem ewi-
gen leben zu ſeyn ſcheinet/ weil er Chri-
ſto nicht glaubet/ und nicht ins Himmel-
reich eingehen koͤnne/ weil er nicht wie-
dergebohren iſt aus Waſſer und Geiſt;
ſo ſcheinets doch aus den worten des A-
poſtels
(Rom. II. 7.) daß er den ruhm und
die ehre und den frieden ſeiner guten
wercke nicht verlieren koͤnne.
Dieſes ver-
theidiget Huetius etlicher maſſen aus andern
Patribus, als Auguſtino de Lit. & Spir. c. 27.
Fulgentio de Incarn. & Grat. Chriſti cap. 26.
Hieronymo Comm. in Jeſai. 24, 5. & Ezech.
29. 17. & Gal. III.
2. Jndeſſen bekennet er ger-
ne/ daß Origenes wider die krafft der Goͤttli-
chen gnade zum guten allzuhart geredet ha-
be.

Es unterſcheidet aber Origenes offte den na-
tuͤrlichen glauben und die tugenden von den
Goͤttlichen/ und erklaͤret jene ohne dieſe vor un-
tuͤchtig: als Tract. XXXIII. in Matth. Dem/
der da glauben hat aus ſich ſelbſt/ wird
auch die gnade des glaubeus gegeben/
welche kommt durch den geiſt des glau-
[Spaltenumbruch] bens/ daß er uͤberfluͤßig habe: und was
einer haben wird aus der natuͤrlichen
ſchoͤpffung/ das empfaͤngt er auch aus
gnaden GOttes/ wenn ers uͤbet/ daß er
uͤberfluß habe/ und feſter ſey in dem/ was
er hat. — Darum wenn wir verlangen/
daß uns eine vollkommenere krafft gege-
ben werde/ uñ in uns uͤberfluͤßig ſey/ was
unter menſchen vollkommen iſt/ ſo muͤſ-
ſen wirs durch fleiß auff alle weiſe erlan-
gen/ und wenn wirs erlanget ha-
ben/ muͤſſen wir erkennen/ daß es vor
nichts gerechnet werde ohne die gnade
GOTTes und uns dahero demuͤthigen
unter die gewaltige hand GOttes/ und
ohne zorn und zweiffel beten/ auffheben-
de reine haͤnde/ damit uns die vollkom-
menheitalles guten/ das in uns iſt/ von
GOtt gegeben werde/ und er uns voll-
kommen und angenehm vor Gott mache/
als kinder GOttes.

Jn dieſen und anderen ausdruͤcken entſchul-
diget ihn Huetius p. 116. vornemlich damit/ weil
Rufinus ſeine ſchrifften meiſt verfaͤlſcht und auff
die Semipelagianiſche meinung gezogen habe.
fuͤhret auch darbey p. 117. etliche ſchoͤne loca
aus Origenis Griechiſchen Buͤchern an/ darin-
ne er von der gnade ſehr herꝛlich redet. Als lib.
I. [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] c.
8. Die natur des H. Geiſtes/
die da heilig iſt/ faſſet keine befleckung/
denn ſie iſt weſentlich und natuͤrlich hei-
lig. Wenn aber eine andere natur hei-
lig iſt/ ſo hat ſie es aus dieſer annehmung
odeꝛ eingebung des H. Geiſtes/ daß ſie hei-
lig werde; nicht hat ſie es aus der natur/
ſondern es kommt zu ihr/ deßwegen auch
dieſes beygelegte wiederum wegfallen
kan.
Dergleichen auch lib. III. c. 2. it. To.
IV. in Pſalm. To. XI. in Matth. p. 210.
Tract. 35. in Matth.
zu finden iſt.

6. Von der vollkommenheit

Lieſet man dieſes lib. V. ad Rom. Wenn
die ſeele zu ſolcher vollkommenheit ge-
langet iſt/ daß ſie aus gantzem hertzen/
von gantzer ſeelen und aus gantzen kraͤff-
ten GOtt liebet/ und ihren naͤchſten als
ſich ſelbſt: Wo wird da die ſuͤnde noch
ſtatt haben?
Und ferner ſchleuſter aus Rom.
IIX.
Wer will uns ſcheiden: Hier aus iſt klaͤr-
lich zu ſehen/ daß/ wenn dieſes alles/ was
der Apoſtel erzehlet/ uns nicht ſcheiden
mag von der liebe GOttes/ und wenn ei-
ner zu dieſem gipffel der liebe gelanget iſt/
daß viel weniger der freye wille uns von
ſeiner liebe nicht ſcheiden kan.

Item. Tom. XII. in Matth. XVI. p. 286.
Man muß ſagen: daß nicht allein der
Heiland kein aͤrgerniß nehmen kan/ ſon-
dern auch derjenige/ ſo in der liebe voll-
kommen iſt. Aber ſo viel an dem iſt/
der ſolche (aͤrgerniß) redet oder thut/
der iſt auch dem aͤrgerlich/ der ſonſt nicht
wuͤrde geaͤrgert werden.
Und p. 373. ſa-
get er von den kindlein/ die JEſus geſegnet hat
Marc. XVI. 13. Es gehe eine krafft JEſu
in ſie/ nach dem er ihnen die haͤnde auff-
gelegt/ und kan kein boͤſes mehr zu ihnen
nahen.
([fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt])

Und p. 385. Wer nun durch die reden
CHriſti bewogen iſt/ daß er vollkommen

werde
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[63/0359] Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. IV. 20. u. f. Ebr. IV. 12. mit vielen andern Pa- tribus, als da er ſchreibet: Wenn geſagt wird: Das fleiſch geluͤſtet wider den Geiſt/ und den Geiſt wider das fleiſch/ ſo wird zweiffels ohne die Seele in die mit- te geſetzt/ welche entweder dem verlan- gen des Geiſtes folge/ oder ſich zu den luͤſten des fleiſches neige. Welches er denn aus vielen ſchrifftorten beweiſet/ daß der Geiſt in die Engel/ ja Chriſtus ſelber in eine Seele fuͤhre und warne/ und endlich ſchleuſſt: Die- ſes gehet nicht gewaltſamlich zu/ daß die Seele aus noth ſich zu einem theil unter beyden neigete/ ſonſt koͤnte man ihr weder lob noch ſchuld beymeſſen/ und verdiente die erwehlung des guten kei- nen lohn/ noch die neigung zum boͤſen einige ſtraffe; ſondern ſie behaͤlt in al- lem ihren freyen willen/ daß ſie ſich neige/ wohin ſie will; wie geſchrieben ſteht: Siehe/ ich habe dir vor dein ange- ſicht geleget leben und tod/ feuer und waſſer. 5. Von den wercken derer Juͤden und Heiden ſetzet er dieſes Lib. II. in Rom. Es kan ſeyn/ daß einige von denen/ die un- ter dem Geſetz ſind/ ob ſie gleich nicht das ewige leben haben/ weil ſie glauben/ und doch nicht dem wahren einigen Gott und ſeinem Sohn JESU Chriſto glau- ben/ doch der ruhm ihrer wercke/ der friede und die ehre nicht vergehen/ weil ſie aus einbildung Chriſto nicht glau- ben/ doch aber gutes wircken/ gerechtig- keit bewahren/ barmhertzigkeit lieben/ keuſchheit und enthaltung/ wie auch beſcheidenheit und ſanfftmuth in acht nehmen und alle gute wercke vollbrin- gen. Ja auch ein Grieche oder Heide/ der das Geſetz nicht hat/ ſondern ihm ſelbſt ein Geſetz iſt/ indem er das werck des Geſetzes in ſeinem hertzen zeigt/ und auf natuͤrliche weiſe unbewegt iſt/ wie wir etliche unter den Heiden ſehen/ wenn er gerechtigkeit/ keuſchheit/ klugheit/ maͤſ- ſigkeit und beſcheidenheit bewahret; der- ſelbe/ ob er gleich fremde von dem ewi- gen leben zu ſeyn ſcheinet/ weil er Chri- ſto nicht glaubet/ und nicht ins Himmel- reich eingehen koͤnne/ weil er nicht wie- dergebohren iſt aus Waſſer und Geiſt; ſo ſcheinets doch aus den worten des A- poſtels (Rom. II. 7.) daß er den ruhm und die ehre und den frieden ſeiner guten wercke nicht verlieren koͤnne. Dieſes ver- theidiget Huetius etlicher maſſen aus andern Patribus, als Auguſtino de Lit. & Spir. c. 27. Fulgentio de Incarn. & Grat. Chriſti cap. 26. Hieronymo Comm. in Jeſai. 24, 5. & Ezech. 29. 17. & Gal. III. 2. Jndeſſen bekennet er ger- ne/ daß Origenes wider die krafft der Goͤttli- chen gnade zum guten allzuhart geredet ha- be. Es unterſcheidet aber Origenes offte den na- tuͤrlichen glauben und die tugenden von den Goͤttlichen/ und erklaͤret jene ohne dieſe vor un- tuͤchtig: als Tract. XXXIII. in Matth. Dem/ der da glauben hat aus ſich ſelbſt/ wird auch die gnade des glaubeus gegeben/ welche kommt durch den geiſt des glau- bens/ daß er uͤberfluͤßig habe: und was einer haben wird aus der natuͤrlichen ſchoͤpffung/ das empfaͤngt er auch aus gnaden GOttes/ wenn ers uͤbet/ daß er uͤberfluß habe/ und feſter ſey in dem/ was er hat. — Darum wenn wir verlangen/ daß uns eine vollkommenere krafft gege- ben werde/ uñ in uns uͤberfluͤßig ſey/ was unter menſchen vollkommen iſt/ ſo muͤſ- ſen wirs durch fleiß auff alle weiſe erlan- gen/ und wenn wirs erlanget ha- ben/ muͤſſen wir erkennen/ daß es vor nichts gerechnet werde ohne die gnade GOTTes und uns dahero demuͤthigen unter die gewaltige hand GOttes/ und ohne zorn und zweiffel beten/ auffheben- de reine haͤnde/ damit uns die vollkom- menheitalles guten/ das in uns iſt/ von GOtt gegeben werde/ und er uns voll- kommen und angenehm vor Gott mache/ als kinder GOttes. Jn dieſen und anderen ausdruͤcken entſchul- diget ihn Huetius p. 116. vornemlich damit/ weil Rufinus ſeine ſchrifften meiſt verfaͤlſcht und auff die Semipelagianiſche meinung gezogen habe. fuͤhret auch darbey p. 117. etliche ſchoͤne loca aus Origenis Griechiſchen Buͤchern an/ darin- ne er von der gnade ſehr herꝛlich redet. Als lib. I. _ c. 8. Die natur des H. Geiſtes/ die da heilig iſt/ faſſet keine befleckung/ denn ſie iſt weſentlich und natuͤrlich hei- lig. Wenn aber eine andere natur hei- lig iſt/ ſo hat ſie es aus dieſer annehmung odeꝛ eingebung des H. Geiſtes/ daß ſie hei- lig werde; nicht hat ſie es aus der natur/ ſondern es kommt zu ihr/ deßwegen auch dieſes beygelegte wiederum wegfallen kan. Dergleichen auch lib. III. c. 2. it. To. IV. in Pſalm. To. XI. in Matth. p. 210. Tract. 35. in Matth. zu finden iſt. 6. Von der vollkommenheit Lieſet man dieſes lib. V. ad Rom. Wenn die ſeele zu ſolcher vollkommenheit ge- langet iſt/ daß ſie aus gantzem hertzen/ von gantzer ſeelen und aus gantzen kraͤff- ten GOtt liebet/ und ihren naͤchſten als ſich ſelbſt: Wo wird da die ſuͤnde noch ſtatt haben? Und ferner ſchleuſter aus Rom. IIX. Wer will uns ſcheiden: Hier aus iſt klaͤr- lich zu ſehen/ daß/ wenn dieſes alles/ was der Apoſtel erzehlet/ uns nicht ſcheiden mag von der liebe GOttes/ und wenn ei- ner zu dieſem gipffel der liebe gelanget iſt/ daß viel weniger der freye wille uns von ſeiner liebe nicht ſcheiden kan. Item. Tom. XII. in Matth. XVI. p. 286. Man muß ſagen: daß nicht allein der Heiland kein aͤrgerniß nehmen kan/ ſon- dern auch derjenige/ ſo in der liebe voll- kommen iſt. Aber ſo viel an dem iſt/ der ſolche (aͤrgerniß) redet oder thut/ der iſt auch dem aͤrgerlich/ der ſonſt nicht wuͤrde geaͤrgert werden. Und p. 373. ſa- get er von den kindlein/ die JEſus geſegnet hat Marc. XVI. 13. Es gehe eine krafft JEſu in ſie/ nach dem er ihnen die haͤnde auff- gelegt/ und kan kein boͤſes mehr zu ihnen nahen. (_ ) Und p. 385. Wer nun durch die reden CHriſti bewogen iſt/ daß er vollkommen werde

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/359>, abgerufen am 20.11.2024.