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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen
[Spaltenumbruch] Diese und dergleichen art Vermahnungen
mehr gebrechen in diesem Hauptstück/ welche/
so sie dazu kommen wären/ solten sie dasselbe
so vollkommen/ als es lauter wahrheit ist/ ge,
macht und desto mehr fruchtbarkeit in sich ge-
habt haben.

Des 12. hauptstücks.

Daß auch die Heidnische Käyser die
Secten zuliessen damit die Christliche Re-
ligion desto eher solte zerstreuet wer
a
den?

Antwort:

Eure erzehlung aus der zweiffelhafften Hi-
storie/ durchspickt mit Griechischen eitelkeiten/
braucht keine widerlegung/ wäre auch gleich
die erzehlung wahrhafftig/ denn es ist wider
euch selbst. Was gilt Cypriam rede hier/ wel-
ches wol wahrheit/ aber eure unwahre meinung
stösset sie warlich gantz um. Da beweist ihr
eure eigene unweisheit auch mit eures vor-
nehmens unwahrheit. Denn daß nun seit
dem Jahre 1522. biß zu dieser zeit die Schwei-
tzer und Genffer eure verfolgungen mit feuer
und schwerd angefangen nachzufolgen/ ist je-
dermann kund/ und daß die Römisch-Catholi-
sche Kirche allein die Leute wären/ die alle an-
dere Religionen oder Secten also verfolgten/
und doch von keinem andern durch einigen
Fürsten verfolget werden. Was folget nun ei-
gentlich aus der wahrheit des Cypriani wor-
ten vor euch/ wie ihr meinet/ aber in der warheit
wider euch hier von euch selbst angeführet? Diß
wird man desto besser sehen/ so man seine rechte
meinung einsiehet. Diese ist nun: Daß der
teuffel alle diejenigen verfolge/ so ihm und den
seinigen mit wahrheit wiederstehen und feinde
der lügen sind; Aber nicht seine freunde/ die
mit ihm der wahrheit wiederstehen und unter
seinem gebiete sind. Seine freunde und un-
tersassen verfolgt er nicht/ sondern mit und
durch sie verfolgt er seine feinde/ nemlich die
freunde der wahrheit. Diese/ wie hieraus fol
get/ waren alle die/ so in voriger zeit lange ver-
folgt sind von den Romanisten/ sie aber von kei-
ner andern kirche oder gemeine. Mag man
nicht hieraus urtheilen/ welche von allen des
teuffels untersassen und freunde und der wahr-
heit feinde/ auch welche dagegen des teuffels
feinde und der wahrheit freunde wären. Ja
fürwahr/ man kans wol/ indem ihr leute euer
thun gar recht vergleichet mit den Heidnischen
Käysern. Denn diese meineten aus unerkänt-
niß der wahrheit CHristi unüberwindliche
macht/ nemlich seine kirche/ die doch auff den
felß gegründet/ mit ihrer närrischen vernunfft
umzustossen/ welches doch unmüglich ist. Und
ihr/ die ihr CHristum und seine wahre kirche
nicht besser/ denn die Heiden kennet/ seyd sorg-
fältig/ daß ihr euch mit tödten der ketzervermeh-
ren/ die Christen vermindern und die kirche
CHristi umstossen möchtet. O wancklende
grund-säulen der kirche CHristi! O Egypti-
sches rohr/ das zerbricht unter der hand des/
der sich darauff lehnet und ihn durchsticht!

Des 13. hauptstücks.

Daß um derselben ursache willen/ die
die Heiden antrieb/ auch die ketzerische
und abtrünnige Käyser die
secten zulies-
sen/ nemlich damit die Catholische solte
zu nichte werden.

[Spaltenumbruch]
Antwort.

Diß ist ein gleicher beweiß mit der vorherge-
henden stelle/ daraus mit- und um derselben ur-
sache willen unläugbar erscheinet/ daß die Rö-
mische kirche/ als welche über alle andere die
diener CHristi und die wahrheit in denenselben
verfolgt/ des Antichrists diener und der wahr-
heit feinde sind/ und weder CHristum/ noch
seine wahrheitnoch seine kirche in der wahrheit
erkennen und vorhero schon mit unzweiffelhaff-
tem beweiß gesagt ist.

Des 14. hauptstücks.

Daß dargegen die Christlichen Käy-
ser die abgötterey haben ausgeschaffet.

Antwort.

Ob sie macht gehabt die abgötterey aus der
unterthanen hertzen zu schaffen/ ist nicht glaub-
lich/ aber wol aus den tempeln; Diß vermag
wol der Obrigkeit ihr schwerd/ aber jenes nicht/
als welches allein in krafft und macht der wahr-
heit stehet. Daß ihr aber diß lobet an den al-
ten Käysern und lästert an den Evangelischen
Fürsten/ ist an euch nicht zu loben/ vielweniger/
daß ihr durch bilder-auffrichten und mit der
lehre/ daß die bilder zu ehren seyn/ die abgöt-
terey selbst verursachet. Das ist kalt und warm
aus einem munde geblasen/ und eben dasselbe
werck bald loben/ bald wieder schelten.

Des 15. hauptstücks.

Daß Constantinus und sein sohn/ auch
Valentinianus, und vor ihm Aurelianus, wie
wol damals noch als ein Heide/ den
se-
ct
en ihre freyheit benommen.

Antwort.

Das sey so. Andere Käyser liessen noch ei-
nem jeden zu nach seinem glauben in freyheit zu
leben. Die nun wider eure meinung hierinn
handeln/ lästert ihr/ die andere lobet ihr. Aber
wer ist der richter/ der das urtheil hierinn hat
gegeben? Die Römische kirche/ so damals sehr
heilig gewesen/ die war auch ankläger/ da sie
doch beydes nicht seyn kan. Man muß dieser
Käyser actionen auch nicht urtheilen nach der
Römischen kirchen/ sondern nach der wage
der H. Schrifft. Thut man das/ so wird gewiß-
lich ein ander urtheil heraus kommen. Biß
diese stunde ist diß noch immer unläugbar/ daß
meistens die Kayser allesamt mit solchem ihrem
zwang zu ihrem glauben (dazu solche mittel
reichten) nicht nach CHristi JEsu gesetzen/
sondern platt darwieder thaten. Hatte die
Römische kirche macht dem Käyser solches recht-
mäßig zu rathen und einzugeben? Sind denn
alle exempel/ die nicht schrifftmäßig/ ja vielmehr
wieder die H. Schrifft sind/ eben gesetze densel-
ben nachzufolgen? Sehet doch eure schöne be-
weißthümer!

Des 16. hauptstücks.

Daß Gratianus, auch Valentinianus II.
und Theodosius der grosse als Käyser die
ketzer mit
placaten gezwungen.

Antwort.

Das ist/ alle gesetze/ die einige Käyser/ die ke-
tzer betreffend/ gemacht haben/ sind Christlich
und müssen alle Fürsten denselben nachfolgen.
Die vornehmste 3. Käyser haben gesetze ge-
macht/ damit sie die ketzer gezwungen/ darum
ist man schuldig alle ihre gesetze zu thun und zu
halten und die kätzer damit zu bezwingen. Vor-

her wer-

Th. IV. Fortgeſetzte allgemeine anmerckungen
[Spaltenumbruch] Dieſe und dergleichen art Vermahnungen
mehr gebrechen in dieſem Hauptſtuͤck/ welche/
ſo ſie dazu kommen waͤren/ ſolten ſie daſſelbe
ſo vollkommen/ als es lauter wahrheit iſt/ ge,
macht und deſto mehr fruchtbarkeit in ſich ge-
habt haben.

Des 12. hauptſtuͤcks.

Daß auch die Heidniſche Kaͤyſer die
Secten zulieſſen damit die Chriſtliche Re-
ligion deſto eher ſolte zerſtreuet wer
a
den?

Antwort:

Eure erzehlung aus der zweiffelhafften Hi-
ſtorie/ durchſpickt mit Griechiſchen eitelkeiten/
braucht keine widerlegung/ waͤre auch gleich
die erzehlung wahrhafftig/ denn es iſt wider
euch ſelbſt. Was gilt Cypriam rede hier/ wel-
ches wol wahrheit/ aber eure unwahre meinung
ſtoͤſſet ſie warlich gantz um. Da beweiſt ihr
eure eigene unweisheit auch mit eures vor-
nehmens unwahrheit. Denn daß nun ſeit
dem Jahre 1522. biß zu dieſer zeit die Schwei-
tzer und Genffer eure verfolgungen mit feuer
und ſchwerd angefangen nachzufolgen/ iſt je-
dermann kund/ und daß die Roͤmiſch-Catholi-
ſche Kirche allein die Leute waͤren/ die alle an-
dere Religionen oder Secten alſo verfolgten/
und doch von keinem andern durch einigen
Fuͤrſten verfolget werden. Was folget nun ei-
gentlich aus der wahrheit des Cypriani wor-
ten vor euch/ wie ihr meinet/ aber in der warheit
wider euch hier von euch ſelbſt angefuͤhret? Diß
wird man deſto beſſer ſehen/ ſo man ſeine rechte
meinung einſiehet. Dieſe iſt nun: Daß der
teuffel alle diejenigen verfolge/ ſo ihm und den
ſeinigen mit wahrheit wiederſtehen und feinde
der luͤgen ſind; Aber nicht ſeine freunde/ die
mit ihm der wahrheit wiederſtehen und unter
ſeinem gebiete ſind. Seine freunde und un-
terſaſſen verfolgt er nicht/ ſondern mit und
durch ſie verfolgt er ſeine feinde/ nemlich die
freunde der wahrheit. Dieſe/ wie hieraus fol
get/ waren alle die/ ſo in voriger zeit lange ver-
folgt ſind von den Romaniſten/ ſie aber von kei-
ner andern kirche oder gemeine. Mag man
nicht hieraus urtheilen/ welche von allen des
teuffels unterſaſſen und freunde und der wahr-
heit feinde/ auch welche dagegen des teuffels
feinde und der wahrheit freunde waͤren. Ja
fuͤrwahr/ man kans wol/ indem ihr leute euer
thun gar recht vergleichet mit den Heidniſchen
Kaͤyſern. Denn dieſe meineten aus unerkaͤnt-
niß der wahrheit CHriſti unuͤberwindliche
macht/ nemlich ſeine kirche/ die doch auff den
felß gegruͤndet/ mit ihrer naͤrriſchen vernunfft
umzuſtoſſen/ welches doch unmuͤglich iſt. Und
ihr/ die ihr CHriſtum und ſeine wahre kirche
nicht beſſer/ denn die Heiden kennet/ ſeyd ſorg-
faͤltig/ daß ihr euch mit toͤdten der ketzervermeh-
ren/ die Chriſten vermindern und die kirche
CHriſti umſtoſſen moͤchtet. O wancklende
grund-ſaͤulen der kirche CHriſti! O Egypti-
ſches rohr/ das zerbricht unter der hand des/
der ſich darauff lehnet und ihn durchſticht!

Des 13. hauptſtuͤcks.

Daß um derſelben urſache willen/ die
die Heiden antrieb/ auch die ketzeriſche
und abtruͤnnige Kaͤyſer die
ſecten zulieſ-
ſen/ nemlich damit die Catholiſche ſolte
zu nichte werden.

[Spaltenumbruch]
Antwort.

Diß iſt ein gleicher beweiß mit der vorherge-
henden ſtelle/ daraus mit- und um derſelben ur-
ſache willen unlaͤugbar erſcheinet/ daß die Roͤ-
miſche kirche/ als welche uͤber alle andere die
diener CHriſti und die wahrheit in denenſelben
verfolgt/ des Antichriſts diener und der wahr-
heit feinde ſind/ und weder CHriſtum/ noch
ſeine wahrheitnoch ſeine kirche in der wahrheit
erkennen und vorhero ſchon mit unzweiffelhaff-
tem beweiß geſagt iſt.

Des 14. hauptſtuͤcks.

Daß dargegen die Chriſtlichen Kaͤy-
ſer die abgoͤtterey haben ausgeſchaffet.

Antwort.

Ob ſie macht gehabt die abgoͤtterey aus der
unterthanen hertzen zu ſchaffen/ iſt nicht glaub-
lich/ aber wol aus den tempeln; Diß vermag
wol der Obrigkeit ihr ſchwerd/ aber jenes nicht/
als welches allein in krafft und macht der wahr-
heit ſtehet. Daß ihr aber diß lobet an den al-
ten Kaͤyſern und laͤſtert an den Evangeliſchen
Fuͤrſten/ iſt an euch nicht zu loben/ vielweniger/
daß ihr durch bilder-auffrichten und mit der
lehre/ daß die bilder zu ehren ſeyn/ die abgoͤt-
terey ſelbſt verurſachet. Das iſt kalt und warm
aus einem munde geblaſen/ und eben daſſelbe
werck bald loben/ bald wieder ſchelten.

Des 15. hauptſtuͤcks.

Daß Conſtantinus und ſein ſohn/ auch
Valentinianus, und vor ihm Aurelianus, wie
wol damals noch als ein Heide/ den
ſe-
ct
en ihre freyheit benommen.

Antwort.

Das ſey ſo. Andere Kaͤyſer lieſſen noch ei-
nem jeden zu nach ſeinem glauben in freyheit zu
leben. Die nun wider eure meinung hierinn
handeln/ laͤſtert ihr/ die andere lobet ihr. Aber
wer iſt der richter/ der das urtheil hierinn hat
gegeben? Die Roͤmiſche kirche/ ſo damals ſehr
heilig geweſen/ die war auch anklaͤger/ da ſie
doch beydes nicht ſeyn kan. Man muß dieſer
Kaͤyſer actionen auch nicht urtheilen nach der
Roͤmiſchen kirchen/ ſondern nach der wage
der H. Schrifft. Thut man das/ ſo wird gewiß-
lich ein ander urtheil heraus kommen. Biß
dieſe ſtunde iſt diß noch immer unlaͤugbar/ daß
meiſtens die Kayſer alleſamt mit ſolchem ihrem
zwang zu ihrem glauben (dazu ſolche mittel
reichten) nicht nach CHriſti JEſu geſetzen/
ſondern platt darwieder thaten. Hatte die
Roͤmiſche kiꝛche macht dem Kaͤyſeꝛ ſolches ꝛecht-
maͤßig zu rathen und einzugeben? Sind denn
alle exempel/ die nicht ſchrifftmaͤßig/ ja vielmehr
wieder die H. Schrifft ſind/ eben geſetze denſel-
ben nachzufolgen? Sehet doch eure ſchoͤne be-
weißthuͤmer!

Des 16. hauptſtuͤcks.

Daß Gratianus, auch Valentinianus II.
und Theodoſius der groſſe als Kaͤyſer die
ketzer mit
placaten gezwungen.

Antwort.

Das iſt/ alle geſetze/ die einige Kaͤyſer/ die ke-
tzer betreffend/ gemacht haben/ ſind Chriſtlich
und muͤſſen alle Fuͤrſten denſelben nachfolgen.
Die vornehmſte 3. Kaͤyſer haben geſetze ge-
macht/ damit ſie die ketzer gezwungen/ darum
iſt man ſchuldig alle ihre geſetze zu thun und zu
halten und die kaͤtzer damit zu bezwingen. Vor-

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[26/0322] Th. IV. Fortgeſetzte allgemeine anmerckungen Dieſe und dergleichen art Vermahnungen mehr gebrechen in dieſem Hauptſtuͤck/ welche/ ſo ſie dazu kommen waͤren/ ſolten ſie daſſelbe ſo vollkommen/ als es lauter wahrheit iſt/ ge, macht und deſto mehr fruchtbarkeit in ſich ge- habt haben. Des 12. hauptſtuͤcks. Daß auch die Heidniſche Kaͤyſer die Secten zulieſſen damit die Chriſtliche Re- ligion deſto eher ſolte zerſtreuet wera den? Antwort: Eure erzehlung aus der zweiffelhafften Hi- ſtorie/ durchſpickt mit Griechiſchen eitelkeiten/ braucht keine widerlegung/ waͤre auch gleich die erzehlung wahrhafftig/ denn es iſt wider euch ſelbſt. Was gilt Cypriam rede hier/ wel- ches wol wahrheit/ aber eure unwahre meinung ſtoͤſſet ſie warlich gantz um. Da beweiſt ihr eure eigene unweisheit auch mit eures vor- nehmens unwahrheit. Denn daß nun ſeit dem Jahre 1522. biß zu dieſer zeit die Schwei- tzer und Genffer eure verfolgungen mit feuer und ſchwerd angefangen nachzufolgen/ iſt je- dermann kund/ und daß die Roͤmiſch-Catholi- ſche Kirche allein die Leute waͤren/ die alle an- dere Religionen oder Secten alſo verfolgten/ und doch von keinem andern durch einigen Fuͤrſten verfolget werden. Was folget nun ei- gentlich aus der wahrheit des Cypriani wor- ten vor euch/ wie ihr meinet/ aber in der warheit wider euch hier von euch ſelbſt angefuͤhret? Diß wird man deſto beſſer ſehen/ ſo man ſeine rechte meinung einſiehet. Dieſe iſt nun: Daß der teuffel alle diejenigen verfolge/ ſo ihm und den ſeinigen mit wahrheit wiederſtehen und feinde der luͤgen ſind; Aber nicht ſeine freunde/ die mit ihm der wahrheit wiederſtehen und unter ſeinem gebiete ſind. Seine freunde und un- terſaſſen verfolgt er nicht/ ſondern mit und durch ſie verfolgt er ſeine feinde/ nemlich die freunde der wahrheit. Dieſe/ wie hieraus fol get/ waren alle die/ ſo in voriger zeit lange ver- folgt ſind von den Romaniſten/ ſie aber von kei- ner andern kirche oder gemeine. Mag man nicht hieraus urtheilen/ welche von allen des teuffels unterſaſſen und freunde und der wahr- heit feinde/ auch welche dagegen des teuffels feinde und der wahrheit freunde waͤren. Ja fuͤrwahr/ man kans wol/ indem ihr leute euer thun gar recht vergleichet mit den Heidniſchen Kaͤyſern. Denn dieſe meineten aus unerkaͤnt- niß der wahrheit CHriſti unuͤberwindliche macht/ nemlich ſeine kirche/ die doch auff den felß gegruͤndet/ mit ihrer naͤrriſchen vernunfft umzuſtoſſen/ welches doch unmuͤglich iſt. Und ihr/ die ihr CHriſtum und ſeine wahre kirche nicht beſſer/ denn die Heiden kennet/ ſeyd ſorg- faͤltig/ daß ihr euch mit toͤdten der ketzervermeh- ren/ die Chriſten vermindern und die kirche CHriſti umſtoſſen moͤchtet. O wancklende grund-ſaͤulen der kirche CHriſti! O Egypti- ſches rohr/ das zerbricht unter der hand des/ der ſich darauff lehnet und ihn durchſticht! Des 13. hauptſtuͤcks. Daß um derſelben urſache willen/ die die Heiden antrieb/ auch die ketzeriſche und abtruͤnnige Kaͤyſer die ſecten zulieſ- ſen/ nemlich damit die Catholiſche ſolte zu nichte werden. Antwort. Diß iſt ein gleicher beweiß mit der vorherge- henden ſtelle/ daraus mit- und um derſelben ur- ſache willen unlaͤugbar erſcheinet/ daß die Roͤ- miſche kirche/ als welche uͤber alle andere die diener CHriſti und die wahrheit in denenſelben verfolgt/ des Antichriſts diener und der wahr- heit feinde ſind/ und weder CHriſtum/ noch ſeine wahrheitnoch ſeine kirche in der wahrheit erkennen und vorhero ſchon mit unzweiffelhaff- tem beweiß geſagt iſt. Des 14. hauptſtuͤcks. Daß dargegen die Chriſtlichen Kaͤy- ſer die abgoͤtterey haben ausgeſchaffet. Antwort. Ob ſie macht gehabt die abgoͤtterey aus der unterthanen hertzen zu ſchaffen/ iſt nicht glaub- lich/ aber wol aus den tempeln; Diß vermag wol der Obrigkeit ihr ſchwerd/ aber jenes nicht/ als welches allein in krafft und macht der wahr- heit ſtehet. Daß ihr aber diß lobet an den al- ten Kaͤyſern und laͤſtert an den Evangeliſchen Fuͤrſten/ iſt an euch nicht zu loben/ vielweniger/ daß ihr durch bilder-auffrichten und mit der lehre/ daß die bilder zu ehren ſeyn/ die abgoͤt- terey ſelbſt verurſachet. Das iſt kalt und warm aus einem munde geblaſen/ und eben daſſelbe werck bald loben/ bald wieder ſchelten. Des 15. hauptſtuͤcks. Daß Conſtantinus und ſein ſohn/ auch Valentinianus, und vor ihm Aurelianus, wie wol damals noch als ein Heide/ den ſe- cten ihre freyheit benommen. Antwort. Das ſey ſo. Andere Kaͤyſer lieſſen noch ei- nem jeden zu nach ſeinem glauben in freyheit zu leben. Die nun wider eure meinung hierinn handeln/ laͤſtert ihr/ die andere lobet ihr. Aber wer iſt der richter/ der das urtheil hierinn hat gegeben? Die Roͤmiſche kirche/ ſo damals ſehr heilig geweſen/ die war auch anklaͤger/ da ſie doch beydes nicht ſeyn kan. Man muß dieſer Kaͤyſer actionen auch nicht urtheilen nach der Roͤmiſchen kirchen/ ſondern nach der wage der H. Schrifft. Thut man das/ ſo wird gewiß- lich ein ander urtheil heraus kommen. Biß dieſe ſtunde iſt diß noch immer unlaͤugbar/ daß meiſtens die Kayſer alleſamt mit ſolchem ihrem zwang zu ihrem glauben (dazu ſolche mittel reichten) nicht nach CHriſti JEſu geſetzen/ ſondern platt darwieder thaten. Hatte die Roͤmiſche kiꝛche macht dem Kaͤyſeꝛ ſolches ꝛecht- maͤßig zu rathen und einzugeben? Sind denn alle exempel/ die nicht ſchrifftmaͤßig/ ja vielmehr wieder die H. Schrifft ſind/ eben geſetze denſel- ben nachzufolgen? Sehet doch eure ſchoͤne be- weißthuͤmer! Des 16. hauptſtuͤcks. Daß Gratianus, auch Valentinianus II. und Theodoſius der groſſe als Kaͤyſer die ketzer mit placaten gezwungen. Antwort. Das iſt/ alle geſetze/ die einige Kaͤyſer/ die ke- tzer betreffend/ gemacht haben/ ſind Chriſtlich und muͤſſen alle Fuͤrſten denſelben nachfolgen. Die vornehmſte 3. Kaͤyſer haben geſetze ge- macht/ damit ſie die ketzer gezwungen/ darum iſt man ſchuldig alle ihre geſetze zu thun und zu halten und die kaͤtzer damit zu bezwingen. Vor- her wer-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/322>, abgerufen am 20.11.2024.