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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annä Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
die stunden auff seinem schloß thurm auszu-
schreyen/ und der Printz war einig mit seinem
Vater dem alten Fürsten/ und ich sahe (im
gesicht) daß sich mein mann hatte vollge-
soffen und getaumelt hin und her; da spricht
der junge Printz zu dem alten Fürsten/ wir
wollen sie abschaffen/ sie bleiben nicht bey uns;
und ich sprach zu ihnen/ ich wolle bey ihnen
verbleiben; da sprachen die 2. Fürsten/ sie ha-
ben mich nicht gedinget; da muste ich um
des vollen mannes willen aus dem himmel ge-
schafft seyn/ und zwar unschuldig/ die-
weil er mein mann war; ich wolte den mann
bey dem arm führen/ daß er stet und ver-
nünfftig aus dem schloß gehe solt/ aber er wol-
te sich nicht führen lassen/ und musten alle bey-
de aus dem schloß geschafft seyn; da gedach-
te ich/ ich weiß wol was ich thun will/ ich
will ein schreiben machen/ eine supplication,
und wills dem Fürsten geben/ daß er wieder
angenommen wird/ und er an seinen dienst
kommt; da machet mir der mann grosse sorg
und jammer/ biß ich ihn wieder zu gnaden
brachte um seiner trunckenheit willen. Jch
will die deutung ein wenig berühren/ denn
meine hände zittern sehr; der alte Fürst bedeu-
tet GOtt den Vater/ der junge Fürst bedeu-
tet des Vaters Sohn/ JEsus CHristus/
und der mann ist bey dem Evangelium bey
dem Vater und Sohn in gnaden gewest/ das
Evangelische volck und die Lehrer sind wäch-
ter mit ihm gewest/ haben gewacht bey der
lehre/ biß daß das gantze volck in sünden
truncken worden/ biß alle laster sind gemein
worden/ und die Lehrer auch blind worden/
und hat sich die lehre veraltet/ wie ein mann
sich veraltet; darum hat der Sohn GOttes
zu seinem Vatter gesagt/ wir wollen sie ab-
schaffen/ sie bleiben nicht bey uns; also bald
wurden sie/ als der mann/ von GOtt dem
Vater und dem Sohn ausgestossen aus
dem himmelreich/ und musten verlohren
seyn/ und lagen dem teufel der grossen sau ge-
fangen/ und ist die erlösung wieder zur ge-
fängniß gerathen/ das leben zum tod/ die
gnade wieder zur ungnade/ das licht zur fin-
sterniß/ der segen zumfluch/ und scheiden un-
sere sünden GOtt und menschen von einan-
der/ und hangt der menschen hertz nicht an
GOtt/ sondern an aller fleisches lust/ das of-
fenbar ist der mensch der sünden und das
kind des verderbens. Mein letztes kind ist ge-
taufft worden/ aber es war des mannes sa-
men im grund verderbet; gleich wie der mann
in den sünden ist toll und vollgesoffen/ also ist
auch seyn same nicht selig gewest/ GOtt der
Vater und der Sohn hat das gericht jetzt/ und
speyen die CHristen aus/ darum daß sie sich
haben in der welt vollgesoffen/ und alles zum
guten ist erstorben/ und zum bösen wieder
aufferstanden.

III.

(a) Von diesen gefangenen schreibt sie also:
Den 6. Octob. sahe ich des nachts in meinem
bette/ und fragte JEsus CHristus/ warum
daß er uns die Fürsten so tödte und sterbe lasse/
daß das land gleich einer wittfrau seyn müs-
se/ die keinen mann hat/ daß es jedermanns
raub seyn müsse und fußlumpen/ dessen wehe-
[Spaltenumbruch] geschrey niemand hören will? Er soll mirsJahr
MDC.
biß
MDCC.

anzeige/ da hörte ich in die kirchen läuten/ und
gedachte/ ich will nicht in die kirche gehen/
sind sie mir doch alle feind darinnen. Jch
gieng unter das schlosthor hinaus/ da war
ein grosses wasser/ und lagen 3. fremde män-
ner in dem wasser/ und hatten eisserne ketten
an dem leib liegen/ und konten nicht auffste-
hen noch sich regen; und ich sagte zu ihnen/
warum man sie nicht loß lasse/ daß sie in die
kirche gehen könten? da sprachen die männer zu
mir/ nein/ man lasse sie nicht loß; sie huben
zwar ihre häupter auf/ als wann sie läuten hör-
ten/ aber kunten nicht auffstehen. Da spricht
mein Herr zu den 3. männern: O der tyran-
nen! O der tyrannen! O der unbarmher-
tzigkeit! da hebe ich den männern an zu ver-
kündigen das reich GOttes und den jüng-
sten tag; da hastu deine schuld vom himmel
herab offenbar was du thust/ und arbeitest/
daß du die gefangenen nicht wilt loß lassen
und zu dir in deine kirche führen/ und an al-
len völckern barmhertzigkeit erzeigen/ wie
dir befohlen ist. So spricht der HErr HErr
zu mir: Moses/ Moses/ schreib in die gemei-
ne/ was du gesehen hast und geschehen soll: du
boßhafftige Zion/ du erbitterte und geringe
ottergifft/ erbarmest dich über niemand/
die gefangene machstu nicht loß/ die gebun-
denen machstu nicht ledig/ die verstossene läs-
sestu nicht zu gnaden kommen/ die weinenden
tröstest du nicht/ und die betrübten lässestu
ohne trost von dir gehen/ die zum himmel wol-
len/ lässestu in eisernen ketten geschlossen/ daß
sie nicht kommen können/ JEsum CHristum
zu hören/ was er jetzt vom himmel läst offen-
baren denen menschen/ da doch aller welt sol-
ten zugeschrieben werden solche hohe sachen
und geheimniß des Allerhöchsten; der Köni-
ge und Fürsten rath und hertzen solte man
verborgen halten/ aber GOttes wort und
befehl solte man verkündigen.

(b) Sie sagte/ Gott habe zu Anspach einen Kö-
nig erwecken wollen/ dem er seine rechte und
zeugniß habe wollen offenbaren; es kam auch
im gesicht ein mann zu ihr mit einer meßruthe/
und maß von Anspach biß Weissenburg und
Wedelsheim/ einem Dorff/ welches sie ihre
wüste nannte; darnach sahe sie ein neu schönes
herrlich erbautes hauß/ anzuzeigen/ daß Gott
seines namens gedächtniß daselbst stifften
wolle.

(c) Das ist der jetzt regierende Herr Georg
Friederich Marggraff
zu Branden-
burg.

(d) Es starb ein Ober-einnehmer zu Anspach/
und brannte sein haus ab/ da wurde sie im ge-
sicht in seine amtstube geführet/ und sahe da-
selbst viel häufflein hobelspän/ welches sie al-
so auslegte; es wurden diesem Ober-einneh-
mer die summen aus den ämtern des gantzen
Fürstenthums geliefert/ da nahm er ungetreu-
er weiß von jeglicher summa etwas/ welches
man der summa nicht viel anmerckte; gleich
wie man ein bret hobelt/ da die dürre späne da-
von fallen/ daß man es dem bret nicht sonder-
lich ansicht; es machten aber diese häuflein zu-
sammen einen grossen hauffen. Auch da man
sagte/ man habe ihn nach dem tode sehen um-

gehen/

Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
die ſtunden auff ſeinem ſchloß thurm auszu-
ſchreyen/ und der Printz war einig mit ſeinem
Vater dem alten Fuͤrſten/ und ich ſahe (im
geſicht) daß ſich mein mann hatte vollge-
ſoffen und getaumelt hin und her; da ſpricht
der junge Printz zu dem alten Fuͤrſten/ wir
wollen ſie abſchaffen/ ſie bleiben nicht bey uns;
und ich ſprach zu ihnen/ ich wolle bey ihnen
verbleiben; da ſprachen die 2. Fuͤrſten/ ſie ha-
ben mich nicht gedinget; da muſte ich um
des vollen mannes willen aus dem himmel ge-
ſchafft ſeyn/ und zwar unſchuldig/ die-
weil er mein mann war; ich wolte den mann
bey dem arm fuͤhren/ daß er ſtet und ver-
nuͤnfftig aus dem ſchloß gehē ſolt/ aber er wol-
te ſich nicht fuͤhren laſſen/ und muſten alle bey-
de aus dem ſchloß geſchafft ſeyn; da gedach-
te ich/ ich weiß wol was ich thun will/ ich
will ein ſchreiben machen/ eine ſupplication,
und wills dem Fuͤrſten geben/ daß er wieder
angenommen wird/ und er an ſeinen dienſt
kommt; da machet mir der mann groſſe ſorg
und jammer/ biß ich ihn wieder zu gnaden
brachte um ſeiner trunckenheit willen. Jch
will die deutung ein wenig beruͤhren/ denn
meine haͤnde zittern ſehr; der alte Fuͤrſt bedeu-
tet GOtt den Vater/ der junge Fuͤrſt bedeu-
tet des Vaters Sohn/ JEſus CHriſtus/
und der mann iſt bey dem Evangelium bey
dem Vater und Sohn in gnaden geweſt/ das
Evangeliſche volck und die Lehrer ſind waͤch-
ter mit ihm geweſt/ haben gewacht bey der
lehre/ biß daß das gantze volck in ſuͤnden
truncken worden/ biß alle laſter ſind gemein
worden/ und die Lehrer auch blind worden/
und hat ſich die lehre veraltet/ wie ein mann
ſich veraltet; darum hat der Sohn GOttes
zu ſeinem Vatter geſagt/ wir wollen ſie ab-
ſchaffen/ ſie bleiben nicht bey uns; alſo bald
wurden ſie/ als der mann/ von GOtt dem
Vater und dem Sohn ausgeſtoſſen aus
dem himmelreich/ und muſten verlohren
ſeyn/ und lagen dem teufel der groſſen ſau ge-
fangen/ und iſt die erloͤſung wieder zur ge-
faͤngniß gerathen/ das leben zum tod/ die
gnade wieder zur ungnade/ das licht zur fin-
ſterniß/ der ſegen zumfluch/ und ſcheiden un-
ſere ſuͤnden GOtt und menſchen von einan-
der/ und hangt der menſchen hertz nicht an
GOtt/ ſondern an aller fleiſches luſt/ das of-
fenbar iſt der menſch der ſuͤnden und das
kind des verderbens. Mein letztes kind iſt ge-
taufft worden/ aber es war des mannes ſa-
men im grund verderbet; gleich wie der mann
in den ſuͤnden iſt toll und vollgeſoffen/ alſo iſt
auch ſeyn ſame nicht ſelig geweſt/ GOtt der
Vateꝛ und deꝛ Sohn hat das geꝛicht jetzt/ und
ſpeyen die CHriſten aus/ darum daß ſie ſich
haben in der welt vollgeſoffen/ und alles zum
guten iſt erſtorben/ und zum boͤſen wieder
aufferſtanden.

III.

(a) Von dieſen gefangenen ſchreibt ſie alſo:
Den 6. Octob. ſahe ich des nachts in meinem
bette/ und fragte JEſus CHriſtus/ warum
daß er uns die Fuͤrſten ſo toͤdte und ſterbë laſſe/
daß das land gleich einer wittfrau ſeyn muͤſ-
ſe/ die keinen mann hat/ daß es jedermanns
raub ſeyn muͤſſe und fußlumpen/ deſſen wehe-
[Spaltenumbruch] geſchrey niemand hoͤren will? Er ſoll mirsJahr
MDC.
biß
MDCC.

anzeigē/ da hoͤrte ich in die kiꝛchen laͤuten/ und
gedachte/ ich will nicht in die kirche gehen/
ſind ſie mir doch alle feind darinnen. Jch
gieng unter das ſchlosthor hinaus/ da war
ein groſſes waſſer/ und lagen 3. fremde maͤn-
ner in dem waſſer/ und hatten eiſſerne ketten
an dem leib liegen/ und konten nicht auffſte-
hen noch ſich regen; und ich ſagte zu ihnen/
warum man ſie nicht loß laſſe/ daß ſie in die
kirche gehen koͤnten? da ſprachen die maͤñer zu
mir/ nein/ man laſſe ſie nicht loß; ſie huben
zwaꝛ ihre haͤupteꝛ auf/ als wañ ſie laͤuten hoͤꝛ-
ten/ aber kunten nicht auffſtehen. Da ſpricht
mein Herꝛ zu den 3. maͤnnern: O der tyran-
nen! O der tyrannen! O der unbarmher-
tzigkeit! da hebe ich den maͤnnern an zu ver-
kuͤndigen das reich GOttes und den juͤng-
ſten tag; da haſtu deine ſchuld vom himmel
herab offenbar was du thuſt/ und arbeiteſt/
daß du die gefangenen nicht wilt loß laſſen
und zu dir in deine kirche fuͤhren/ und an al-
len voͤlckern barmhertzigkeit erzeigen/ wie
dir befohlen iſt. So ſpricht der HErꝛ HErꝛ
zu mir: Moſes/ Moſes/ ſchreib in die gemei-
ne/ was du geſehen haſt und geſchehen ſoll: du
boßhafftige Zion/ du erbitterte und geringe
ottergifft/ erbarmeſt dich uͤber niemand/
die gefangene machſtu nicht loß/ die gebun-
denen machſtu nicht ledig/ die verſtoſſene laͤſ-
ſeſtu nicht zu gnaden kommen/ die weinenden
troͤſteſt du nicht/ und die betruͤbten laͤſſeſtu
ohne troſt von dir gehen/ die zum him̃el wol-
len/ laͤſſeſtu in eiſernen ketten geſchloſſen/ daß
ſie nicht kommen koͤnnen/ JEſum CHriſtum
zu hoͤren/ was er jetzt vom himmel laͤſt offen-
baren denen menſchen/ da doch aller welt ſol-
ten zugeſchrieben werden ſolche hohe ſachen
und geheimniß des Allerhoͤchſten; der Koͤni-
ge und Fuͤrſten rath und hertzen ſolte man
verborgen halten/ aber GOttes wort und
befehl ſolte man verkuͤndigen.

(b) Sie ſagte/ Gott habe zu Anſpach einen Koͤ-
nig erwecken wollen/ dem er ſeine rechte und
zeugniß habe wollen offenbaren; es kam auch
im geſicht ein mañ zu ihr mit einer meßruthe/
und maß von Anſpach biß Weiſſenburg und
Wedelsheim/ einem Dorff/ welches ſie ihre
wuͤſte nannte; darnach ſahe ſie ein neu ſchoͤnes
herꝛlich erbautes hauß/ anzuzeigen/ daß Gott
ſeines namens gedaͤchtniß daſelbſt ſtifften
wolle.

(c) Das iſt der jetzt regierende Herꝛ Georg
Friederich Marggraff
zu Branden-
burg.

(d) Es ſtarb ein Ober-einnehmer zu Anſpach/
und brannte ſein haus ab/ da wurde ſie im ge-
ſicht in ſeine amtſtube gefuͤhret/ und ſahe da-
ſelbſt viel haͤufflein hobelſpaͤn/ welches ſie al-
ſo auslegte; es wurden dieſem Ober-einneh-
mer die ſummen aus den aͤmtern des gantzen
Fuͤꝛſtenthums geliefeꝛt/ da nahm er ungetꝛeu-
er weiß von jeglicher ſumma etwas/ welches
man der ſumma nicht viel anmerckte; gleich
wie man ein bꝛet hobelt/ da die duͤꝛrē ſpaͤne da-
von fallen/ daß man es dem bret nicht ſonder-
lich anſicht; es machten aber dieſe haͤuflein zu-
ſammen einen groſſen hauffen. Auch da man
ſagte/ man habe ihn nach dem tode ſehen um-

gehen/
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[270/0282] Th. III. C. XXVII. Von denen geſichten Annaͤ Vetterin. die ſtunden auff ſeinem ſchloß thurm auszu- ſchreyen/ und der Printz war einig mit ſeinem Vater dem alten Fuͤrſten/ und ich ſahe (im geſicht) daß ſich mein mann hatte vollge- ſoffen und getaumelt hin und her; da ſpricht der junge Printz zu dem alten Fuͤrſten/ wir wollen ſie abſchaffen/ ſie bleiben nicht bey uns; und ich ſprach zu ihnen/ ich wolle bey ihnen verbleiben; da ſprachen die 2. Fuͤrſten/ ſie ha- ben mich nicht gedinget; da muſte ich um des vollen mannes willen aus dem himmel ge- ſchafft ſeyn/ und zwar unſchuldig/ die- weil er mein mann war; ich wolte den mann bey dem arm fuͤhren/ daß er ſtet und ver- nuͤnfftig aus dem ſchloß gehē ſolt/ aber er wol- te ſich nicht fuͤhren laſſen/ und muſten alle bey- de aus dem ſchloß geſchafft ſeyn; da gedach- te ich/ ich weiß wol was ich thun will/ ich will ein ſchreiben machen/ eine ſupplication, und wills dem Fuͤrſten geben/ daß er wieder angenommen wird/ und er an ſeinen dienſt kommt; da machet mir der mann groſſe ſorg und jammer/ biß ich ihn wieder zu gnaden brachte um ſeiner trunckenheit willen. Jch will die deutung ein wenig beruͤhren/ denn meine haͤnde zittern ſehr; der alte Fuͤrſt bedeu- tet GOtt den Vater/ der junge Fuͤrſt bedeu- tet des Vaters Sohn/ JEſus CHriſtus/ und der mann iſt bey dem Evangelium bey dem Vater und Sohn in gnaden geweſt/ das Evangeliſche volck und die Lehrer ſind waͤch- ter mit ihm geweſt/ haben gewacht bey der lehre/ biß daß das gantze volck in ſuͤnden truncken worden/ biß alle laſter ſind gemein worden/ und die Lehrer auch blind worden/ und hat ſich die lehre veraltet/ wie ein mann ſich veraltet; darum hat der Sohn GOttes zu ſeinem Vatter geſagt/ wir wollen ſie ab- ſchaffen/ ſie bleiben nicht bey uns; alſo bald wurden ſie/ als der mann/ von GOtt dem Vater und dem Sohn ausgeſtoſſen aus dem himmelreich/ und muſten verlohren ſeyn/ und lagen dem teufel der groſſen ſau ge- fangen/ und iſt die erloͤſung wieder zur ge- faͤngniß gerathen/ das leben zum tod/ die gnade wieder zur ungnade/ das licht zur fin- ſterniß/ der ſegen zumfluch/ und ſcheiden un- ſere ſuͤnden GOtt und menſchen von einan- der/ und hangt der menſchen hertz nicht an GOtt/ ſondern an aller fleiſches luſt/ das of- fenbar iſt der menſch der ſuͤnden und das kind des verderbens. Mein letztes kind iſt ge- taufft worden/ aber es war des mannes ſa- men im grund verderbet; gleich wie der mann in den ſuͤnden iſt toll und vollgeſoffen/ alſo iſt auch ſeyn ſame nicht ſelig geweſt/ GOtt der Vateꝛ und deꝛ Sohn hat das geꝛicht jetzt/ und ſpeyen die CHriſten aus/ darum daß ſie ſich haben in der welt vollgeſoffen/ und alles zum guten iſt erſtorben/ und zum boͤſen wieder aufferſtanden. Jahr MDC. biß MDCC. III. (a) Von dieſen gefangenen ſchreibt ſie alſo: Den 6. Octob. ſahe ich des nachts in meinem bette/ und fragte JEſus CHriſtus/ warum daß er uns die Fuͤrſten ſo toͤdte und ſterbë laſſe/ daß das land gleich einer wittfrau ſeyn muͤſ- ſe/ die keinen mann hat/ daß es jedermanns raub ſeyn muͤſſe und fußlumpen/ deſſen wehe- geſchrey niemand hoͤren will? Er ſoll mirs anzeigē/ da hoͤrte ich in die kiꝛchen laͤuten/ und gedachte/ ich will nicht in die kirche gehen/ ſind ſie mir doch alle feind darinnen. Jch gieng unter das ſchlosthor hinaus/ da war ein groſſes waſſer/ und lagen 3. fremde maͤn- ner in dem waſſer/ und hatten eiſſerne ketten an dem leib liegen/ und konten nicht auffſte- hen noch ſich regen; und ich ſagte zu ihnen/ warum man ſie nicht loß laſſe/ daß ſie in die kirche gehen koͤnten? da ſprachen die maͤñer zu mir/ nein/ man laſſe ſie nicht loß; ſie huben zwaꝛ ihre haͤupteꝛ auf/ als wañ ſie laͤuten hoͤꝛ- ten/ aber kunten nicht auffſtehen. Da ſpricht mein Herꝛ zu den 3. maͤnnern: O der tyran- nen! O der tyrannen! O der unbarmher- tzigkeit! da hebe ich den maͤnnern an zu ver- kuͤndigen das reich GOttes und den juͤng- ſten tag; da haſtu deine ſchuld vom himmel herab offenbar was du thuſt/ und arbeiteſt/ daß du die gefangenen nicht wilt loß laſſen und zu dir in deine kirche fuͤhren/ und an al- len voͤlckern barmhertzigkeit erzeigen/ wie dir befohlen iſt. So ſpricht der HErꝛ HErꝛ zu mir: Moſes/ Moſes/ ſchreib in die gemei- ne/ was du geſehen haſt und geſchehen ſoll: du boßhafftige Zion/ du erbitterte und geringe ottergifft/ erbarmeſt dich uͤber niemand/ die gefangene machſtu nicht loß/ die gebun- denen machſtu nicht ledig/ die verſtoſſene laͤſ- ſeſtu nicht zu gnaden kommen/ die weinenden troͤſteſt du nicht/ und die betruͤbten laͤſſeſtu ohne troſt von dir gehen/ die zum him̃el wol- len/ laͤſſeſtu in eiſernen ketten geſchloſſen/ daß ſie nicht kommen koͤnnen/ JEſum CHriſtum zu hoͤren/ was er jetzt vom himmel laͤſt offen- baren denen menſchen/ da doch aller welt ſol- ten zugeſchrieben werden ſolche hohe ſachen und geheimniß des Allerhoͤchſten; der Koͤni- ge und Fuͤrſten rath und hertzen ſolte man verborgen halten/ aber GOttes wort und befehl ſolte man verkuͤndigen. Jahr MDC. biß MDCC. (b) Sie ſagte/ Gott habe zu Anſpach einen Koͤ- nig erwecken wollen/ dem er ſeine rechte und zeugniß habe wollen offenbaren; es kam auch im geſicht ein mañ zu ihr mit einer meßruthe/ und maß von Anſpach biß Weiſſenburg und Wedelsheim/ einem Dorff/ welches ſie ihre wuͤſte nannte; darnach ſahe ſie ein neu ſchoͤnes herꝛlich erbautes hauß/ anzuzeigen/ daß Gott ſeines namens gedaͤchtniß daſelbſt ſtifften wolle. (c) Das iſt der jetzt regierende Herꝛ Georg Friederich Marggraff zu Branden- burg. (d) Es ſtarb ein Ober-einnehmer zu Anſpach/ und brannte ſein haus ab/ da wurde ſie im ge- ſicht in ſeine amtſtube gefuͤhret/ und ſahe da- ſelbſt viel haͤufflein hobelſpaͤn/ welches ſie al- ſo auslegte; es wurden dieſem Ober-einneh- mer die ſummen aus den aͤmtern des gantzen Fuͤꝛſtenthums geliefeꝛt/ da nahm er ungetꝛeu- er weiß von jeglicher ſumma etwas/ welches man der ſumma nicht viel anmerckte; gleich wie man ein bꝛet hobelt/ da die duͤꝛrē ſpaͤne da- von fallen/ daß man es dem bret nicht ſonder- lich anſicht; es machten aber dieſe haͤuflein zu- ſammen einen groſſen hauffen. Auch da man ſagte/ man habe ihn nach dem tode ſehen um- gehen/

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/282>, abgerufen am 20.11.2024.