Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. [Spaltenumbruch]
del/ hat er sich/ bevorab in seinem währendendienst und pfarr-amt dergestalt im leben bezeu- get/ daß man mit ihm wolzufrieden seyn kön- nen/ indem er sich/ so viel möglich/ unärgerlich erwiesen/ treu und fleißig in seiner beruffs-arbeit gewesen/ die seinige in guter zucht gehalten/ sich auch sonst still/ bescheiden und freundlich gegen seinen nächsten verhalten. Nachdem er aber leider! vor etwa 3. jahren ausser zweiffel durch verleitung anderer in eine irrige meinung gera- then/ welche schnur stracks wieder den 17. arti- fol. 401.cul unserer Lutherischen Augspurgischen Con- fession lauffet/ und darinnen verworffen wird/ darüber auch solche irrige meinung starck ver- fochten: Als hat E. F. hochlöblich Consisto- rium zu Gotha ihn deßwegen zu 2. malen vor sich erfordert/ und ihme so gründlich als beweg- lich remonstrirt, wie diese seine meinung so gar keinen richtigen grund in GOttes wort habe/ sondern vielmehr viel ungereimtes dinges dar- aus erfolge. Es hat aber solches bey ihme nichts verfangen mögen/ sondern ehe darüber seines dienstes verlustiget seyn wollen/ massen er dann auch anno 1661. den 3. Sonntag des Advents auf verordnung unsers gnädigsten Fürsten und Herrn seines Pfarr-amts entsetzet worden/ ob wol sonst Jhro Fürstl Durchl. gantz ungern daran kommen/ und ihme gern ausser diesem so starck verfochtenen irrthum sein ehren-amt ge- gönnet hätte. Diese zeithero nun hat er sich dieses orths mit den seinen bey seiner frau schwieger auffgehalten/ und ein still eingezogen leben geführet. Und obwol währender zeit von dessen nächsten anverwandte und andern ihme gantz hertzbeweglich zugeredet worden/ diesen irrthum fahren zulassen/ hat er doch keines we- ges können darzu bewogen werden. Seine kranckheit belangend/ hat die noch immer hitzige böse seuche ihn auch ergriffen/ indem er verschie- nenen donnerstag 8. tage zu erst mit einem frost befallen worden/ welchen er aber nicht sonderlich geachtet/ sondern sich noch 2. tage aufgehalte und umher gegangen/ biß er Sonnabends darauf sich gar geben und zu bette legen müssen/ da denn an- fangs die hitze starck angesetzet/ worauff mat- tigkeit/ gluchzen und auffstossen des magens erfolget. Ob man nun wol hierunter des Me- dici rath und cur gebrauchet/ so haben doch die medicamenta nicht anschlagen wollen/ sondern die kranckheit von tag zutag zugenommen/ in welcher er sich dann gar gedultig erwiesen/ seine zuflucht zu CHristo genommen und fleißig ge- betet. Wir im Ministerio allhier haben auch unsers orts/ und zwar auff verordnung des F. Consistorii an uns mit hertzbeweglichem zurede und ermahnen/ von der so starck gefasten irri- gen meinung noch vor seinem ende abzustehen/ nichts erwinden lassen. Weil wir aber gese- hen/ daß nichts zu erhalten/ ihm auch das gehör vergangen/ also/ daß wir mit unserm zureden fol. 402.ihm nicht wol beykommen mögen/ haben wir ihn der gnade und barmhertzigkeit GOttes befoh- len/ darneben mit starckem zuruffen ermahnet/ an unsern allgemeinen Heiland CHristum JEsum mit wahren ungefärbten glauben sich beständig zuhalten/ ihn um verzeihung seiner wissent-und unwissentlichen sünden anzuflehen/ und ihm seine seele zu treuen händen zu befehlen. Und weil er sich sonst Christlich und bußfertig [Spaltenumbruch] erwiesen/ seinen HErrn JEsum zum öfftern mit auffgehabenen händen inniglich angeruf- fen/ so wollen wir Christlich hoffen/ wie denn die liebe alles hoffet/ GOtt werde ihm auff sei- ne wahre buß und glauben diesen irrthum nicht zurechnen/ sondern vergeben haben aus gna- den/ um seines liebe Sohnes willen/ und solchen als stoppeln und heu in dem feuer der trübsal und anfechtung auff dem grund CHristo JEsu/ darauff allein das klare gold des wahren glau- bens zu bauen gehöret/ verbrennen lassen. Jn- deme nun keine artzney mehr würcken wol- len/ haben sich vorgestrigen Sonntags die vorboten des todes allgemach angegeben/ da ihme die sprache entfallen/ worauff nachmitta- ge gerade 3. uhr ihn der liebe GOtt aus dieser elenden angst-welt ausgespannet/ und als wir Christlich hoffen/ seine seele zu treuen vaters- händen auffgenommen/ seines alters 40. jahr/ 6. monat/ 8. tage. Nun GOttverleyhe dem cörper in der erde etc. Des Herrn Superintendens zu Eißfeldfol. 394. schreiben an Herrn Hoff-prediger Brunchorst. JESUS! Wohl-Ehrwürdiger/ großachtbar/ hoch- und wolgelahrter/ insonders großgün- stiger hochgechrter Herr Hoff-prediger/ lieber vater etc. Herr Georg Laur. Seidenbecher war eisern der
Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. [Spaltenumbruch]
del/ hat er ſich/ bevorab in ſeinem waͤhrendendienſt und pfarr-amt dergeſtalt im leben bezeu- get/ daß man mit ihm wolzufrieden ſeyn koͤn- nen/ indem er ſich/ ſo viel moͤglich/ unaͤrgerlich erwieſen/ treu und fleißig in ſeiner beruffs-arbeit geweſen/ die ſeinige in guter zucht gehalten/ ſich auch ſonſt ſtill/ beſcheiden und freundlich gegen ſeinen naͤchſten verhalten. Nachdem er aber leider! vor etwa 3. jahren auſſer zweiffel durch verleitung anderer in eine irrige meinung gera- then/ welche ſchnur ſtracks wieder den 17. arti- fol. 401.cul unſerer Lutheriſchen Augſpurgiſchen Con- feſſion lauffet/ und darinnen verworffen wird/ daruͤber auch ſolche irrige meinung ſtarck ver- fochten: Als hat E. F. hochloͤblich Conſiſto- rium zu Gotha ihn deßwegen zu 2. malen vor ſich erfordert/ und ihme ſo gruͤndlich als beweg- lich remonſtrirt, wie dieſe ſeine meinung ſo gar keinen richtigen grund in GOttes wort habe/ ſondern vielmehr viel ungereimtes dinges dar- aus erfolge. Es hat aber ſolches bey ihme nichts verfangen moͤgen/ ſondern ehe daruͤber ſeines dienſtes verluſtiget ſeyn wollen/ maſſen er dann auch anno 1661. den 3. Sonntag des Advents auf verordnung unſers gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herꝛn ſeines Pfarꝛ-amts entſetzet worden/ ob wol ſonſt Jhro Fuͤrſtl Durchl. gantz ungern daran kommen/ und ihme gern auſſer dieſem ſo ſtarck verfochtenen irꝛthum ſein ehren-amt ge- goͤnnet haͤtte. Dieſe zeithero nun hat er ſich dieſes orths mit den ſeinen bey ſeiner frau ſchwieger auffgehalten/ und ein ſtill eingezogen leben gefuͤhret. Und obwol waͤhrender zeit von deſſen naͤchſten anverwandtē und andern ihme gantz hertzbeweglich zugeredet worden/ dieſen irꝛthum fahren zulaſſen/ hat er doch keines we- ges koͤnnen darzu bewogen werden. Seine kranckheit belangend/ hat die noch immer hitzige boͤſe ſeuche ihn auch ergriffen/ indem er veꝛſchie- nenen donnerſtag 8. tage zu erſt mit einem froſt befallen woꝛden/ welchen er aber nicht ſonderlich geachtet/ ſondern ſich noch 2. tage aufgehaltē uñ umher gegangen/ biß er Soñabends darauf ſich gaꝛ geben und zu bette legen muͤſſen/ da denn an- fangs die hitze ſtarck angeſetzet/ worauff mat- tigkeit/ gluchzen und auffſtoſſen des magens erfolget. Ob man nun wol hierunter des Me- dici rath und cur gebrauchet/ ſo haben doch die medicamenta nicht anſchlagen wollen/ ſondern die kranckheit von tag zutag zugenommen/ in welcher er ſich dann gar gedultig erwieſen/ ſeine zuflucht zu CHriſto genommen und fleißig ge- betet. Wir im Miniſterio allhier haben auch unſers orts/ und zwar auff verordnung des F. Conſiſtorii an uns mit heꝛtzbeweglichem zuredē und ermahnen/ von der ſo ſtarck gefaſten irri- gen meinung noch vor ſeinem ende abzuſtehen/ nichts erwinden laſſen. Weil wir aber geſe- hen/ daß nichts zu erhalten/ ihm auch das gehoͤr vergangen/ alſo/ daß wir mit unſerm zureden fol. 402.ihm nicht wol beykom̃en moͤgen/ haben wir ihn der gnade und barmhertzigkeit GOttes befoh- len/ darneben mit ſtarckem zuruffen ermahnet/ an unſern allgemeinen Heiland CHriſtum JEſum mit wahren ungefaͤrbten glauben ſich beſtaͤndig zuhalten/ ihn um verzeihung ſeiner wiſſent-und unwiſſentlichen ſuͤnden anzuflehen/ und ihm ſeine ſeele zu treuen haͤnden zu befehlen. Und weil er ſich ſonſt Chriſtlich und bußfertig [Spaltenumbruch] erwieſen/ ſeinen HErrn JEſum zum oͤfftern mit auffgehabenen haͤnden inniglich angeruf- fen/ ſo wollen wir Chriſtlich hoffen/ wie denn die liebe alles hoffet/ GOtt werde ihm auff ſei- ne wahre buß und glauben dieſen irꝛthum nicht zurechnen/ ſondern vergeben haben aus gna- den/ um ſeines liebē Sohnes willen/ und ſolchen als ſtoppeln und heu in dem feuer der truͤbſal und anfechtung auff dem grund CHriſto JEſu/ darauff allein das klare gold des wahren glau- bens zu bauen gehoͤret/ verbrennen laſſen. Jn- deme nun keine artzney mehr wuͤrcken wol- len/ haben ſich vorgeſtrigen Sonntags die vorboten des todes allgemach angegeben/ da ihme die ſprache entfallen/ worauff nachmitta- ge gerade 3. uhr ihn der liebe GOtt aus dieſer elenden angſt-welt ausgeſpannet/ und als wir Chriſtlich hoffen/ ſeine ſeele zu treuen vaters- haͤnden auffgenommen/ ſeines alters 40. jahr/ 6. monat/ 8. tage. Nun GOttverleyhe dem coͤrper in der erde ꝛc. Des Herꝛn Superintendens zu Eißfeldfol. 394. ſchreiben an Herꝛn Hoff-prediger Brunchorſt. JESUS! Wohl-Ehrwuͤrdiger/ großachtbar/ hoch- und wolgelahrter/ inſonders großguͤn- ſtiger hochgechrter Herꝛ Hoff-prediger/ lieber vater ꝛc. Herꝛ Georg Laur. Seidenbecher war eiſern der
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Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers.
del/ hat er ſich/ bevorab in ſeinem waͤhrenden
dienſt und pfarr-amt dergeſtalt im leben bezeu-
get/ daß man mit ihm wolzufrieden ſeyn koͤn-
nen/ indem er ſich/ ſo viel moͤglich/ unaͤrgerlich
erwieſen/ treu und fleißig in ſeiner beruffs-arbeit
geweſen/ die ſeinige in guter zucht gehalten/ ſich
auch ſonſt ſtill/ beſcheiden und freundlich gegen
ſeinen naͤchſten verhalten. Nachdem er aber
leider! vor etwa 3. jahren auſſer zweiffel durch
verleitung anderer in eine irrige meinung gera-
then/ welche ſchnur ſtracks wieder den 17. arti-
cul unſerer Lutheriſchen Augſpurgiſchen Con-
feſſion lauffet/ und darinnen verworffen wird/
daruͤber auch ſolche irrige meinung ſtarck ver-
fochten: Als hat E. F. hochloͤblich Conſiſto-
rium zu Gotha ihn deßwegen zu 2. malen vor
ſich erfordert/ und ihme ſo gruͤndlich als beweg-
lich remonſtrirt, wie dieſe ſeine meinung ſo gar
keinen richtigen grund in GOttes wort habe/
ſondern vielmehr viel ungereimtes dinges dar-
aus erfolge. Es hat aber ſolches bey ihme nichts
verfangen moͤgen/ ſondern ehe daruͤber ſeines
dienſtes verluſtiget ſeyn wollen/ maſſen er dann
auch anno 1661. den 3. Sonntag des Advents
auf verordnung unſers gnaͤdigſten Fuͤrſten und
Herꝛn ſeines Pfarꝛ-amts entſetzet worden/
ob wol ſonſt Jhro Fuͤrſtl Durchl. gantz ungern
daran kommen/ und ihme gern auſſer dieſem ſo
ſtarck verfochtenen irꝛthum ſein ehren-amt ge-
goͤnnet haͤtte. Dieſe zeithero nun hat er ſich
dieſes orths mit den ſeinen bey ſeiner frau
ſchwieger auffgehalten/ und ein ſtill eingezogen
leben gefuͤhret. Und obwol waͤhrender zeit von
deſſen naͤchſten anverwandtē und andern ihme
gantz hertzbeweglich zugeredet worden/ dieſen
irꝛthum fahren zulaſſen/ hat er doch keines we-
ges koͤnnen darzu bewogen werden. Seine
kranckheit belangend/ hat die noch immer hitzige
boͤſe ſeuche ihn auch ergriffen/ indem er veꝛſchie-
nenen donnerſtag 8. tage zu erſt mit einem froſt
befallen woꝛden/ welchen er aber nicht ſonderlich
geachtet/ ſondern ſich noch 2. tage aufgehaltē uñ
umher gegangen/ biß er Soñabends darauf ſich
gaꝛ geben und zu bette legen muͤſſen/ da denn an-
fangs die hitze ſtarck angeſetzet/ worauff mat-
tigkeit/ gluchzen und auffſtoſſen des magens
erfolget. Ob man nun wol hierunter des Me-
dici rath und cur gebrauchet/ ſo haben doch die
medicamenta nicht anſchlagen wollen/ ſondern
die kranckheit von tag zutag zugenommen/ in
welcher er ſich dann gar gedultig erwieſen/ ſeine
zuflucht zu CHriſto genommen und fleißig ge-
betet. Wir im Miniſterio allhier haben auch
unſers orts/ und zwar auff verordnung des F.
Conſiſtorii an uns mit heꝛtzbeweglichem zuredē
und ermahnen/ von der ſo ſtarck gefaſten irri-
gen meinung noch vor ſeinem ende abzuſtehen/
nichts erwinden laſſen. Weil wir aber geſe-
hen/ daß nichts zu erhalten/ ihm auch das gehoͤr
vergangen/ alſo/ daß wir mit unſerm zureden
ihm nicht wol beykom̃en moͤgen/ haben wir ihn
der gnade und barmhertzigkeit GOttes befoh-
len/ darneben mit ſtarckem zuruffen ermahnet/
an unſern allgemeinen Heiland CHriſtum
JEſum mit wahren ungefaͤrbten glauben ſich
beſtaͤndig zuhalten/ ihn um verzeihung ſeiner
wiſſent-und unwiſſentlichen ſuͤnden anzuflehen/
und ihm ſeine ſeele zu treuen haͤnden zu befehlen.
Und weil er ſich ſonſt Chriſtlich und bußfertig
erwieſen/ ſeinen HErrn JEſum zum oͤfftern
mit auffgehabenen haͤnden inniglich angeruf-
fen/ ſo wollen wir Chriſtlich hoffen/ wie denn
die liebe alles hoffet/ GOtt werde ihm auff ſei-
ne wahre buß und glauben dieſen irꝛthum nicht
zurechnen/ ſondern vergeben haben aus gna-
den/ um ſeines liebē Sohnes willen/ und ſolchen
als ſtoppeln und heu in dem feuer der truͤbſal
und anfechtung auff dem grund CHriſto JEſu/
darauff allein das klare gold des wahren glau-
bens zu bauen gehoͤret/ verbrennen laſſen. Jn-
deme nun keine artzney mehr wuͤrcken wol-
len/ haben ſich vorgeſtrigen Sonntags die
vorboten des todes allgemach angegeben/ da
ihme die ſprache entfallen/ worauff nachmitta-
ge gerade 3. uhr ihn der liebe GOtt aus dieſer
elenden angſt-welt ausgeſpannet/ und als wir
Chriſtlich hoffen/ ſeine ſeele zu treuen vaters-
haͤnden auffgenommen/ ſeines alters 40. jahr/
6. monat/ 8. tage. Nun GOttverleyhe dem
coͤrper in der erde ꝛc.
fol. 401.
fol. 402.
Des Herꝛn Superintendens zu Eißfeld
ſchreiben an Herꝛn Hoff-prediger
Brunchorſt.
JESUS!
Wohl-Ehrwuͤrdiger/ großachtbar/ hoch-
und wolgelahrter/ inſonders großguͤn-
ſtiger hochgechrter Herꝛ Hoff-prediger/
lieber vater ꝛc.
Herꝛ Georg Laur. Seidenbecher war eiſern
und ſtaͤlern/ und demnach von ſeiner irrigen
meinung nicht zubringen/ ſo viel ihme von uns
zugeredet/ und nach dem wenigen von GOtt
verlichenen vermoͤgen quoad præſens demon-
ſtrirt und remonſtrirt wurde. Am vergangnen
Sonnabend um 10. uhr ſchickte er zum Herꝛn
Vicario, und da er kam/ begehrte er das H.
Abendmahl/ mit dieſen worden: gebe man doch
einem hunde die broſamen/ warum wir ihm deñ
das H. Abendmal nicht reichen wolten? es waͤ-
re ja ſo gar keine liebe in unſern kirchen/ wir ſol-
ten ihm doch nur ein broſamlein von der gna-
de GOttes mittheilen. Worauff ich auch
noch kam/ und dem guten Seidenbecher aber-
mal wieſe/ wie ſeinem petito, wie hertzlich und
beweglich es ſey/ nicht ehe ſtatt gegeben werden
koͤnte/ biß er ſeinen irrthum fahren lieſſe/ wol-
ten wir anders unſerer gewiſſen warneh-
men/ und nicht aͤꝛgeꝛniß in der kiꝛchen anrichten;
Er ſolle doch bedencken/ wie das H. Abend-
mahl an der einmuͤthigen bekaͤntniß derer glau-
bens- articul hange: wann er nun mit uns
nicht einig ſey in der lehre/ daß er fuͤr eine gewiſ-
ſe wahrheit und hochnoͤthigen articul
des glaubens halte/ was die kirche im 17.
articul Augſpurgiſcher Confeſſion ver-
worffen ꝛc. mit was fuͤr gewiſſen er bey uns das
H. Abendmal begehren koͤnne? Wenn er ſich
nun fein erklaͤren wuͤrde/ alsdenn ihm nicht
nur ein broſamlein der gnade GOttes/ ſondern
eine gantze taffel voll him̃liſcher tractamenten
vorgeſetzet und gereichet werden ſolte: daß er
uns beſchuldige/ als waͤre keine liebe bey uns/
da thue er uns allhier zu viel/ denn eben dieſes
die rechte liebe mit ſich bringe/ wenn wir uͤber
der
fol. 395.
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Zitationshilfe: | Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1146>, abgerufen am 22.02.2025. |