Mit der einen Hand hab ich meinen Brief dem Both gereicht, mit der andern Deinen genommen, wir kamen eben von unserm Sonnenaufgang zurück, so sah ich den Both überm Thal am Berg hersteigen, ich wollt mit ihm zusammen ankommen, ich lief, die andern wußten nicht warum, sie riefen mir nach, ich galopirte als an der Bergwand hin und schlug mit dem Stecken an die Äst, das regnete im heißen Lauf kühlen Thau auf mich, dann schoß ich Berg ab ins Thal und konnt nicht einhalten, der gut Both stellte sich gegenüber und fing mich auf; oben stand die ganz Gesellschaft, ein Kopf über dem andern, der Mstr. Haise in der Mitt und guckt durchs Perspektiv, ich legt mich ins Gras und schnaufte aus. -- Potztausend wie viel Hämmerchen pochten in meinem Kopf, lauter Goldschmied, und der große Hammer in meiner Brust das war ein Grob¬ schmied; die andern kamen herbei, wie ich im hohen Gras verschwand glaubten sie, ich sei ohnmächtig oder sonst was, der Voigt schrie, Gott bewahr, solche Ein¬ bildungen hat sie nicht; ich guckte aus dem Gras her¬
An die Günderode.
Mit der einen Hand hab ich meinen Brief dem Both gereicht, mit der andern Deinen genommen, wir kamen eben von unſerm Sonnenaufgang zurück, ſo ſah ich den Both überm Thal am Berg herſteigen, ich wollt mit ihm zuſammen ankommen, ich lief, die andern wußten nicht warum, ſie riefen mir nach, ich galopirte als an der Bergwand hin und ſchlug mit dem Stecken an die Äſt, das regnete im heißen Lauf kühlen Thau auf mich, dann ſchoß ich Berg ab ins Thal und konnt nicht einhalten, der gut Both ſtellte ſich gegenüber und fing mich auf; oben ſtand die ganz Geſellſchaft, ein Kopf über dem andern, der Mſtr. Haiſe in der Mitt und guckt durchs Perſpektiv, ich legt mich ins Gras und ſchnaufte aus. — Potztauſend wie viel Hämmerchen pochten in meinem Kopf, lauter Goldſchmied, und der große Hammer in meiner Bruſt das war ein Grob¬ ſchmied; die andern kamen herbei, wie ich im hohen Gras verſchwand glaubten ſie, ich ſei ohnmächtig oder ſonſt was, der Voigt ſchrie, Gott bewahr, ſolche Ein¬ bildungen hat ſie nicht; ich guckte aus dem Gras her¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0130"n="114"/></div><divn="2"><head>An die Günderode.<lb/></head><p>Mit der einen Hand hab ich meinen Brief dem<lb/>
Both gereicht, mit der andern Deinen genommen, wir<lb/>
kamen eben von unſerm Sonnenaufgang zurück, ſo ſah<lb/>
ich den Both überm Thal am Berg herſteigen, ich wollt<lb/>
mit ihm zuſammen ankommen, ich lief, die andern<lb/>
wußten nicht warum, ſie riefen mir nach, ich galopirte<lb/>
als an der Bergwand hin und ſchlug mit dem Stecken<lb/>
an die Äſt, das regnete im heißen Lauf kühlen Thau<lb/>
auf mich, dann ſchoß ich Berg ab ins Thal und konnt<lb/>
nicht einhalten, der gut Both ſtellte ſich gegenüber und<lb/>
fing mich auf; oben ſtand die ganz Geſellſchaft, ein<lb/>
Kopf über dem andern, der Mſtr. Haiſe in der Mitt<lb/>
und guckt durchs Perſpektiv, ich legt mich ins Gras<lb/>
und ſchnaufte aus. — Potztauſend wie viel Hämmerchen<lb/>
pochten in meinem Kopf, lauter Goldſchmied, und der<lb/>
große Hammer in meiner Bruſt das war ein Grob¬<lb/>ſchmied; die andern kamen herbei, wie ich im hohen<lb/>
Gras verſchwand glaubten ſie, ich ſei ohnmächtig oder<lb/>ſonſt was, der Voigt ſchrie, Gott bewahr, ſolche Ein¬<lb/>
bildungen hat ſie nicht; ich guckte aus dem Gras her¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[114/0130]
An die Günderode.
Mit der einen Hand hab ich meinen Brief dem
Both gereicht, mit der andern Deinen genommen, wir
kamen eben von unſerm Sonnenaufgang zurück, ſo ſah
ich den Both überm Thal am Berg herſteigen, ich wollt
mit ihm zuſammen ankommen, ich lief, die andern
wußten nicht warum, ſie riefen mir nach, ich galopirte
als an der Bergwand hin und ſchlug mit dem Stecken
an die Äſt, das regnete im heißen Lauf kühlen Thau
auf mich, dann ſchoß ich Berg ab ins Thal und konnt
nicht einhalten, der gut Both ſtellte ſich gegenüber und
fing mich auf; oben ſtand die ganz Geſellſchaft, ein
Kopf über dem andern, der Mſtr. Haiſe in der Mitt
und guckt durchs Perſpektiv, ich legt mich ins Gras
und ſchnaufte aus. — Potztauſend wie viel Hämmerchen
pochten in meinem Kopf, lauter Goldſchmied, und der
große Hammer in meiner Bruſt das war ein Grob¬
ſchmied; die andern kamen herbei, wie ich im hohen
Gras verſchwand glaubten ſie, ich ſei ohnmächtig oder
ſonſt was, der Voigt ſchrie, Gott bewahr, ſolche Ein¬
bildungen hat ſie nicht; ich guckte aus dem Gras her¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/130>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.