darauf, Dir alles zu sagen; hier aus der Ferne rede ich mit Dir, und mein ganzes sinnliches Leben ist mir nichts gegen diese Geistersprache. Du bist in mitten meines Innern, es ist nicht mehr eins, es ist zu zweien in mir geworden.
Am Abend nach dem Gewitter, das vielleicht zu Dir gezogen ist.
Leg' dich, brausendes Herz, wie der Wind sich legt, der die Wolken zerreißt; die Donner sind verrollt, die Wolken haben ausgeregnet, ein Stern nach dem an- dern geht auf.
Die Nacht ist ganz stille, ich bin ganz allein, die Ferne ist so weit, sie ist ohne Ende; nur da wo ein Lie- bender wohnt, da ist eine Heimath und keine Ferne; wenn Du nun liebtest, so wüßt' ich, wo die Ferne aufhört.
Ja, leg' dich Herz! Tobe nicht, halt ruhig aus. Schmiege Dich, wie die Natur sich schmiegt unter der Decke der Nacht.
Was hast Du Herz? fühlst Du nicht? ahndest Du nicht? -- wie sich's auch füge und wende; die Nacht deckt Dich und die Liebe.
darauf, Dir alles zu ſagen; hier aus der Ferne rede ich mit Dir, und mein ganzes ſinnliches Leben iſt mir nichts gegen dieſe Geiſterſprache. Du biſt in mitten meines Innern, es iſt nicht mehr eins, es iſt zu zweien in mir geworden.
Am Abend nach dem Gewitter, das vielleicht zu Dir gezogen iſt.
Leg' dich, brauſendes Herz, wie der Wind ſich legt, der die Wolken zerreißt; die Donner ſind verrollt, die Wolken haben ausgeregnet, ein Stern nach dem an- dern geht auf.
Die Nacht iſt ganz ſtille, ich bin ganz allein, die Ferne iſt ſo weit, ſie iſt ohne Ende; nur da wo ein Lie- bender wohnt, da iſt eine Heimath und keine Ferne; wenn Du nun liebteſt, ſo wüßt' ich, wo die Ferne aufhört.
Ja, leg' dich Herz! Tobe nicht, halt ruhig aus. Schmiege Dich, wie die Natur ſich ſchmiegt unter der Decke der Nacht.
Was haſt Du Herz? fühlſt Du nicht? ahndeſt Du nicht? — wie ſich's auch füge und wende; die Nacht deckt Dich und die Liebe.
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darauf, Dir alles zu ſagen; hier aus der Ferne rede ich
mit Dir, und mein ganzes ſinnliches Leben iſt mir nichts
gegen dieſe Geiſterſprache. Du biſt in mitten meines
Innern, es iſt nicht mehr eins, es iſt zu zweien in mir
geworden.
Am Abend nach dem Gewitter, das vielleicht zu
Dir gezogen iſt.
Leg' dich, brauſendes Herz, wie der Wind ſich legt,
der die Wolken zerreißt; die Donner ſind verrollt, die
Wolken haben ausgeregnet, ein Stern nach dem an-
dern geht auf.
Die Nacht iſt ganz ſtille, ich bin ganz allein, die
Ferne iſt ſo weit, ſie iſt ohne Ende; nur da wo ein Lie-
bender wohnt, da iſt eine Heimath und keine Ferne; wenn
Du nun liebteſt, ſo wüßt' ich, wo die Ferne aufhört.
Ja, leg' dich Herz! Tobe nicht, halt ruhig aus.
Schmiege Dich, wie die Natur ſich ſchmiegt unter der
Decke der Nacht.
Was haſt Du Herz? fühlſt Du nicht? ahndeſt Du
nicht? — wie ſich's auch füge und wende; die Nacht
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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/25>, abgerufen am 22.02.2025.
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